Barfußwanderung in Karlsruhe (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd A, Sunday, 28.10.2001, 21:24 (vor 8367 Tagen)

Hallo,
gerade nach Hause gekommen, möchte ich kurz von unserer Wandertour in Karlsruhe berichten. Die anderen, das heißt Peter_w_g, Markus U und Roland, sind wohl noch auf dem Nachhauseweg, wobei es ersterer inzwischen wohl auch schon fast geschafft hat, nach Stuttgart. Markus (Düsseldorf) und Roland (Nürnberg) haben noch ein Stück vor sich.
Nun aber zur Wanderung: Treffpunkt war ja um 11:30 Uhr bei der Europahalle. Eigentlich dachte ich, meine Wegbeschreibung sei klar, doch Markus hatte sich gleich mal verfahren und die Autobahn eine Abfahrt zu früh verlassen. Aber wer Markus kennt, der weiß, dass er nicht auf den Mund gefallen ist, also fragte er sich durch und fand so noch rechtzeitig zum Ziel. Als ich mit der Straßenbahn ankam war auch Peter schon da, nur Roland, der gestern sein Kommen ankündigte, fehlte noch. 15 Minuten nach der vereinbarten Zeit entschlossen wir uns, los zu gehen, da kam er hupend angesaust - buchstäblich in letzter Sekunde.
Dann setzten wir uns erst mal in die Straßenbahn und ließen uns durch Europa - äh Karlsruhe schaukeln. Von der Europahalle über den Europaplatz zur Europaschule in der Europasiedlung. In der Straßenbahn wurden wir auch gleich schräg angequatscht, von einem Typen der so schräg war, wie er aussieht! Ob man uns denn unsere Schuhe geklaut hätte... Zum Abschied warnte er uns vor den Feuerameisen! Ich dachte immer, die gäbe es am Amazonas, aber wer weiß - vielleicht gehört der Pfinz-Entlastungskanal ja zum amazonischen Wassersystem?! Bei so viel Europa also auch noch etwas Südamerika, das gibt unserer barfüßigen Wanderung ja fast schon Weltklasseformat!
An besagtem Kanal entlang wanderten wir auf herrlichen Graswegen, ohne Ameisen, aber einige Käfer ließen es sich ob dem herrlichen Herbstwetter nicht nehmen, auch noch einen krabbelnden Spaziergang zu machen - natürlich barfuß, was sonst!
Wir orientierten uns Richtung Rhein, was eine 10km-Wanderung bedeudete. Bald gab uns Roland zu verstehen, dass seine Wanderkondition unserem Tempo nicht gewachsen ist, also drosselten wir unser Tempo etwas. Wir waren so ziemlich alleine unterwegs, so gab es auch keine Kommentare. Später fand sich dann doch ein kurzes (etwa 500 Meter langes) geschottertes Stückchen Weg, doch wir brauchten nur die Flussseite zu wechseln, um wieder auf einem weichem Gras-Herbstlaub-Teppich zu wandeln.
Nach dem wir den Wald verlassen hatten und nun dem Fluss über offene Felder folgten, weiterhin über herrlich feucht-mildes Gras, legten wir eine kurze Pause ein. Zeitweise hatte man fast den Eindruck, wir seien ganz alleine unterwegs, nur vereinzelte Spaziergänger und Radfahrer kreuzten den Weg.
Noch ein Stück dem Damm entlang, dann erreichten wir den Rhein und damit unserer erstes Etappenziel, wo wir in einem kleinen Gartenrestaurant mit Selbstbedienung einkehrten. Und hier wimmelte es nur so von Menschen, Massen von Menschen, wie auf dem Jahrmarkt. Aber es gab hier keinen Jahrmarkt, kein Fußballspiel und auch kein Pferderennen. Man kann hier nur den Rhein angucken! Und das taten sie- alle! Tausende von Menschen guckten ins Wasser - gibt es hier vielleicht ein Ungeheuer zu sehen, ala Loch Ness. Man kommt auf so einer Barfußwanderung doch weit herum, in der Welt... Wie dem auch sei, ich konnte nur einige Schwäne und Wildgänse entdecken, und die waren nicht so ungeheuerlich groß!
Wir reihten uns in die lange Warteschlange am Verkaufsschalter der Wirtschaft ein und nun gings los! "Ja seit ihr blöd, wieso habt ihr den keine Socken an!" gröhlte einer, der heute wohl schon einige Male in der Schlange stand, um für Alkoholnachschub zu sorgen. Wir reagierten nicht. "Äääy!" --- "Äääääyyy!" ---- "Äääähhhäääyy, wieso habt den ihr keine Füße, äh, was, äh Socken an!" "Was sagt der?" fragte Markus verwundert. "Um das zu verstehen, braucht man ein Lexikon, er fargt dich, warum du keine Füße an hast!" antwortete ich wahrheitsgemäß. "?", mehr viel Markus dazu nicht ein. Der Gröhler hat's inzwischen auch aufgegeben.
Später fragte uns eine ältere Dame, ob das nicht zu kalt sei. "Wenn man es gewohnt ist, nicht!" antwortete Peter freundlich. Ich sagte: "Heute ist es doch wirklich nicht kalt!", worauf die Dame meinte "Nein kalt ist es heute wirklich nicht, aber - ja, halt zu kalt!" Nun wusste ich nicht mehr, als "?"
Ich begnügte mich mit einer Brezel für den kleinen Hunger zwischendurch, während sich die anderen einträchtig jeweils über ein Wiener Schnitzel mit Pommes und Salat hermachten.
So gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg und der erste Kommentar ließ nicht lange auf sich warten: "Barfüßler, Zzzz!" Dann tobte ein Eisverkäufer aus seiem Wagen heraus: "dass sowas nicht verboten ist kann ich auch nicht verstehen!" Ob er damit uns meinte?! Ich kann es kaum glauben, aber möglich ist alles...
Wir zogen jedenfalls unbeirrt unseres Weges, auf einsamen Wegen am Rheindamm und fortan unbehelligt von Kommentatoren. Nach wie vor wanderten wir fast ausschließlich auf Gras, was bei den milden Temperaturen eine echte Wohltat war.
Nach kurzer Wanderung erreichten wir den Baggersee von Linkenheim, eigentlich ganz idylisch gelegen. Aber wir waren schon etwas müde, außerdem stzte bereits die Dämmerung ein, so schauten wir dass wir weiterkamen, zur Straßenbahnhaltestelle von Leopoldshafen, ws nochmal eine halbe Stund zu laufen war. Der Weg war beim letzten Mal, als ich dort unterwegs war (ist wohl schon ein halbes Jahr her), noch herrlicher Wald-Naturboden, mit etwas Gras, Erde und Laub. Inzwischen ist er auch geschottert, leider. Doch hat uns die fortgeschrittene Jahreszeit zumindest einen dünnen Laubteppich über dem Schotter beschert, so war es doch relativ gut zu gehen. So erreichten wir gegen 17:45 (eine Stunde später als erwartet) die Straßenbahn und fuhren zurück in die Stadt. Hier trennten wir uns. Ich ging die paar hundert Meter zu Fuß nach Hause, während die anderen noch ca 5 Minuten mit der Straßenbahn zurück zur Europahalle fahren mussten.
So, nun bin ich mal gespannt, was die anderen so berichten. Ich habe die Wanderung ja selbst vorbereitet, klar hat sie mir gefallen. Aber ich hatte den Eindruck, dass es den anderen auch gefallen hat. Und geschafft waren sie, Roland und Markus zumindest. Letzterer ist an der Straßenbahnhaltestelle beim Warten auf den Anschluss (3 Minuten!) auf die nächte Sitzbank gesunken und hatte arg zu kämpfen, nicht einzuschlafen. Naja, ich hoffe, er schafft es doch noch gut nach Hause.
Resümierend denke ich (schnief, hier richt's so komisch nach Eigenlob...), dass es eine ganz tolle Wanderung war. Und ich möchte auch Petrus loben: Es war ein ganz toller, milder Herbsttag, etwas hochnebelartige Bewölkung, durch die immer wieder mal die Sonne drückte. Kurz: es war ein Naturgenuss mit allen Sinnen.
Und jetzt muss auch ich ins Bett, denn morgen früh um 3 ruft wieder die Arbeit!
Zum Schluss möchte ich mich bei Peter, Markus und Roland für das Kommen ganzherzlich bedanken.

barfüßige und tiefzufriedene Grüße an alle,
Bernd A


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