Die Schweiz - ein Barfussland (Hobby? Barfuß! 2)
Die Schweiz - ein Barfussland
Salü zusammen,
ich möchte an dieser Stelle eine kurze Zusammenfassung meiner Barfusserlebnisse diesen Jahres geben.
Ich lebe seit etwas mehr als zwei Jahren in der Schweiz. Dieser Sommer war der erste, in dem ich mich barfüssig "ausgelebt" habe.
Meine Erfahrungen sind bis auf eine kleine Ausnahme durchweg positiv.
Ein paar allgemeine Dinge vorweg:
Der schweizer Boden ist ein Traumland für Barfüsser:
Das werfen von Abfall auf die Strasse ist hier ziemlich verpönt. Die meisten Kommunen stellen Doggy-Bags bereit, so dass auch Hundekot selten auf den Wegen zu finden ist. Des weiteren macht es sich positiv bemerkbar, dass Soft-Drinks fast ausschliesslich in PET und nicht in Glasflaschen verkauft werden. Scherben sind daher ebenfalls selten.
Der Boden ist daher fürs Barfusslaufen ideal, wie sieht es aber nun mit den Reaktionen der Menschen aus. Hier meine Erfahrungen:
Barfuss im Zug:
Absolut problemlos. Keinerlei Reaktionen, weder von anderen Passagieren, noch von den Conducteuren. Natürlich versteht es sich von selbst, dass man nach einem langen Barfusstag die dreckigen Füsse nicht auf den Sitz gegenüber legt .
Jazz-Festival in Montreux:
Super-Wetter, viele Leute, tolle Stimmung. Auch hier kaum Reaktionen auf meine Barfüssigkeit, wobei auch für so einen Anlass wenige andere Menschen ohne Schuhe unterwegs waren. Die einzigen, die öfter und intensiver schauten, war eine, meiner Ansicht nach amerikanische Mutter, mit ihren beiden Teenager-Töchtern. Eine der Töchter war ebenfalls barfuss und machte ein bisschen auf Hippy. Wahrscheinlich hat sie mehr auf meinen Zehenring geschaut. Sie trug auch einen.
Stadt-Bummel in Lausanne:
Auch hier wieder keine Probleme als Barfüsser: diverse Museen (Schöne Künste, Naturgeschichte, Design) waren genauso problemlos barfuss zu begehen, wie auch der Dom und McDonalds. Insbesondere das Museum der schönen Künste ist absolut zu empfehlen, sowohl vom Fussboden als auch sonst.
City-Trip Bern:
Ebenfalls absolut problemlos als Barfuss-Stadt zu empfehlen. Erstaunlicherweise richteten sich mehr Blicke auf meine Füsse als in Lausanne, meistens offensichtliche Touristen ("Look, the Swiss, they are crazy!).
Auch im Kunstmusem (wunderschöne Picasso-Ausstellung) war es absolut kein Problem. Die Sensation war dann die Black Box: Ein Darkroom, in dem Kunst im Dunkeln präsentiert wird. Barfuss wirklich ein tolles Erlebnis, seine Weg dadurch mit den Füssen zu ertasten. Wenn sich die Museumsmacher noch etwas mehr Mühe gegeben hätten und verschiedene Böden installiert hätten, wäre es das Barfusserlebnis schlechthin.
Martinach:
Martinach ist als Stadt eigentlich keine Reise wert. Allerdings ist Stiftung Gianada sehenswert. Erstaunlicherweise ist die Haltung zum barfuss laufen in diesem Haus durchaus widersprüchlich: Während im Hauptausstellungsraum und im Park barfuss laufen toleriert wird (der Boden ist auch sehr angenehm: Muschelkalk und Kokosteppich), wurde ich in einem Nebenraum dann doch zu meinem Erstaunen aufgefordert Schuhe anzuziehen. Leider reichte mein Französisch nicht aus, um der Aufsicht zu erklären, dass die ausgestellten Künstler (insbesondere Picasso) wohl die meisten der Bilder barfuss gemalt haben, so dass ich dann aus Freundlichkeit wieder Schuhe angelegt habe.
Moosalp:
Die Moosalp war das absolute barfuss Highlight dieses Spätsommers / Frühherbstes: Zuerst hatte ich etwas Bedenken, wegen der Höhe, Temperatur, Vegetation und Felsen. Aber es war wunderbar: die Gräser um Mose am Boden sind wunderbar weich, warm genug war es auch und richtig steile oder felsige Stücke gab es eigentlich nicht. Hingegen viele fast moorige Abschnitte, die wirklich ein tolles Erlebnis an den Füssen waren. Eine Sache, die man sich als Barfüsser wirklich nicht entgehen lassen sollte, aber zur Sicherheit sollte man schon Schuhe im Rucksack mitnehmen. Bei den Wanderer, die mir in ihren schweren Bergstiefeln begegnet sind, war ich mir aber nicht sicher, ob ihre Blicke nun neidisch, einfach nur irritiert oder mitleidig auf meine Füsse schauten.
So, jetzt warte ich auf den ersten Schnee, was für mich ein neues Barfuss-Erlebnis wird.
Aber zum Skifahren werde ich auch diesen Winter wieder die schweren Stiefel anziehen, auch wenn ich mir das im Moment noch nicht richtig vorstellen kann.
Grüsse
Kantaloop