Wanderung im Siebengebirge (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Saturday, 13.10.2001, 23:56 (vor 8382 Tagen)

Hi zusammen,

heute waren sieben Barfüßer im Siebengebirge unterwegs: Georg, Markus II, ich, Torsten aus Aachen, asc sowie Michael und Karlheinz, die nicht im Forum posten und via Kai aus Waiblingen von der heutigen Wanderung erfahren haben. Um 12.30 Uhr trafen wir uns an der Endhaltestelle der Stadtbahnlinie 66 in Bad Honnef. Sobald wir vollzählig waren, gingen wir los. Zuerst ging es ein kleines Stück am Rhein entlang, wobei wir der Versuchung erlagen, links vom Wege abzuweichen und uber den herrlichen taufrischen Rasen zu laufen. Dafür wurden wir von einer griesgrämigen alten Dame, die auf dem Balkon ihrer Villa saß, zurechtgewiesen: "Hier dürfen Sie ncht entlanggehen! Das sieht man doch, daß das hier kein Wanderweg ist!"
Danach gingen wir auf ein paar verschwiegenen Wegen und Straßen durch den Ort, wobei wir in einem kleinen Park an den letzten Überresten einer mittelalterlichen Burg, von der nur die Grundmauern übriggeblieben waren, die den Grundriß des früheren Gebäudes am Boden anzeigten. Dann ging es endlich in den Wald. Dort gingen wir zumeist auf verschwiegenen kleinen Pfaden, die barfuß auch für Anfänger sehr gut zu begehen sind. Zwar fehlten Abschnitte mit teilweise sehr grobem Schotter nicht völlig, doch waren diese stets recht kurz und erstrckten sich nicht auf mehr als höchstens 250 m am Stück. Zumeist sind wir über Waldboden mit frischem Laub gegangen, was ja gerade jetzt im Oktober der Genuß der Saison ist. Durch frisches Laub zu gehen ist für mich eines der schönsten Barfußgefühle. Als wir den Breiberg hochstiegen, begegnete uns ein Ehepaar. Die Frau sagte etwas über unsere nackten Füße, was ich aber nicht verstand. Da wir auf den meist sehr schmalen Wegen häufig einzeln hintereinander gingen, war es für die uns entgegenkommenden Personen ja nicht immer sofort zu erkennen, daß wir alle barfuß waren.
Als wir oben auf dem Breiberg angekommen waren, machten wir Rast, trugen uns dort in das Gipfelbuch ein und griffen schließlich unseren mitgebrachten Proviant an. Die Aussicht vom Breiberg ist herrlich: Der Blick geht nach Norden, wo man links in der Ferne Bonn und den Rhein sieht und rechts auf dem Petersberge das protzige ehemalige Gästehaus der Bundesregierung. Auch den Drachenfels mit der dortigen Burgruine kann man vom Breiberg aus sehen. Als wir oben auf dem Breiberg unser Picknick machten, kam ein älterer Herr vorbei. Als er uns erblickte, blieb er kurz stehen, musterte uns verwundert, aber nicht unfreundlich, und sagte: "Der Club der Barfüßigen". Dann ging er weiter. Auch wir brachen nach einiger Zeit auf, gingen ein kurzes Stück zurück und gingen dann ins Tretschbachtal. Dort war der Weg stellenweise noch sehr feucht und wir konnten genüßlich durch den Matsch gehen. Als wir an zwei schönen jungen Mädchen, die sich in häßlichen unförmigen Wanderstiefeln auf einer Bank ausruhten, vorüberkamen, riefen diese entsetzt: "Wie kann man hier nur barfuß laufen!" Das kann man, indem man dort ohne Schuhe entlanggeht. Und es macht großen Spaß, was diesen jungen Damen wohl noch nie in ihrem Leben in den Sinn gekommen sein dürfte. Etwas weiter unten im Tretschbachtal war es sogar möglich, ein Stückweit durch den Bach zu gehen. Am Ausgang des Tretschbachtales gelangten wir an einen kleinen Weiher, wo wir eine zweite Rast einlegten. Nachdem wir kurz die von hier aus möglichen Strekkenalternativen besprochen hatten, entschieden wir uns für eine der längeren Varianten, die uns viel Genuß bereitete. Als wir danach wieder am Ortsrande von Bad Honnef anlangten, sahen wir uns auf der Wandertafel noch einmal die Strekke an, die wir gegangen waren. Dann gingen wir durch den Ort zurück. Dabei kamen wir durch einen Park, wo unsere Füße die nicht besonders angenehme Bekanntschaft mit den stachligen Schalen der Eßkastanien machten. Als wir wieder auf dem Wege zur Endstelle der Stadtbahnlinie 66 waren, bemerkte ich, wie eine alte Frau, die uns entgegenkam, stehenblieb und sich ganz lange nach uns umdrehte, bevor sie weiter ihres Weges ging. An der Endstelle Linie 66 angekommen, entschlossen wir uns, noch etwas zu trinken, bevor wir auseinandergingen, und steuerten eines der Lokale dort an. Doch was war das? Der Wirt, der vor der Tür stand, schaute uns mit unverhohlenem Mißtrauen an. Als wir hineingehen wollten, sagte er zu uns: "Sie können nicht hineíngehen. Sie können höchstens draußen etwas trinken." "Wieso dürfen wir nicht hineingehen?" "Drinnen ist alles reserviert", log er zunächst, rückte aber dann mit der Wahrheit heraus: "Es ist nicht möglich, so mit Füßen in ein Lokal zu gehen. Wie kann man bloß so in ein Lokal gehen wollen?" "Wie kann man bloß Gäste mit Geld abweisen?", gab Georg zurück, und wir kehrten der ungastlichen Stätte entschlossen den Rükken. So etwas war mir zuvor noch nie passiert; vielmehr war ich bisher in allen Gaststätten, wie es sich gehört, ungeachtet meiner nackten Füße freudlich und zumeist auch gut bedient worden. Wir gingen dann in eine andere Gaststätte, wo der Kellner freundlich meinte: "Da kommt die barfüßige Fraktion!" Wir fragten, wo wir uns zu siebet hinsetzen könnten. Die Antwort lautete: "Wo Sie möchten!" Wir entschlossen uns schließlich (freiwillig!), draußen zu sitzen, genossen in aller Gemütlichkeit unser Getränk und dann hieß es Abschied nehmen. Insgesamt war es (bis auf den Mißton am Ende) eine sehr schöne Wanderung, und ich hoffe, daß unsere "rheinische Fraktion" weiterhin aktiv bleibt und nicht in den "Winterschlaf" verfällt!

Mit erfreuten Füßen
Markus U.


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