Septemberpresse 2.2 (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Sunday, 30.09.2001, 21:38 (vor 8460 Tagen) @ Georg

Hier eine weitere - ich finde recht kreative - Variation der Fühlpfadidee :
Ländliche Erwachsenenbildung
Bauernhof als grünes Klassenzimmer [...]
Kindern und Jugendlichen soll durch ausgebildete Hofführerinnen die Erfahrungs- und Lebenswelt im Umfeld der Landwirtschaft veranschaulicht werden. Viele kennen die Bauern nur noch aus Bilder- und Schulbüchern oft in Form idyllisch-romantischer Schilderungen ohne Realitätsbezug zur Landwirtschaft, wie sie wirklich ist und funktioniert.
Um das Image der Landwirtschaft wieder aufzubessern, Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen, wurde das Projekt "Grünes Erleben - Bauernhof als Klassenzimmer" mit insgesamt 24 Frauen initiiert. [...] Es hat zum Ziel, Frauen im ländlichen Raum zu befähigen, Schülern den Zugang zu den natürlichen Lebensvorgängen zu veranschaulichen.
Auf halber Wegstrecke des Ausbildungsganges stellten gestern die Organisatoren das Projekt der Öffentlichkeit auf dem Landwirtschaftlichen Gut der Familie Taentzler in Cochstedt vor. Schüler aus Derenburg (Landkreis Wernigerode) lösten vor den Augen zahlreicher Gäste - unter ihnen auch Landrat Thomas Leimbach - spielerisch die ihnen gestellten Aufgaben. So mussten sie unter anderem mit verbundenen Augen barfuß die verschiedensten Futtersorten der Rinder ertasten, was für viel Spaß bei den Gästen und auch den Jungen und Mädchen sorgte.
[Mitteldeutsche Zeitung, 26. 09. 2001]

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«STADTALK» MIT LUISA FRANCIA
Magie ist eine Kommunikationsstruktur
Die Journalistin, Filmemacherin und Hexe hat am Dienstagabend viele Interessierte ins Albani gelockt.
Luisa Francia hat auf ihrem Weg nichts ausgelassen. Zuerst kamen die linksrevolutionären 70er Jahre. Dann hat sie, wie viele ihrer Mitstreiterinnen, keine Lust mehr gehabt, den Genossen Kaffee zu kochen. So hat sie zum politischen Feminismus gefunden.
Durch das Leben auf einem alternativen Selbstversorgerbauernhof kam die Natur in ihr verstädtertes Leben zurück. Kräutersammeln anstatt demonstrieren, hiess es jetzt.
Wie sie besannen sich immer mehr Frauen auf ihren Körper und auf die Kräfte und Fähigkeiten, die tief in ihnen ruhten. Im Mittelalter wurden Frauen deswegen als Hexen verbrannt. 1980 drehte Luisa Francia einen Film über die historischen Hexenverfolgungen. Anschliessend reiste sie nach Afrika, traf dort auf Frauen, die die althergebrachten Hexenkünste beherrschten, entdeckte die Magie für sich und lernte zaubern.
Inzwischen hat Luisa Francia unzählige Bücher verfasst, in denen sie Frauen auffordert, die eigenen magischen Kräfte zu wecken, und sie ist zu einer Art Vorzeigehexe geworden. In dieser Funktion sollte sie «StadTalk»-Moderatorin Marion Eberhard Fragen zum Thema Magie und Hexen beantworten.
Es war ein erfrischender Abend. Luisa Francia ist eine kluge und witzige Frau, die sich nicht in ein Schema pressen lässt. Sie distanziert sich von der Esoterik und macht aus ihrer sehr persönlichen Sichtweise des Lebens keine Religion. Religion ist in ihren Augen eine «administrative Einordnung von Spiritualität», die sie viel lieber lustvoll und ungeregelt leben möchte. So läuft sie zum Beispiel seit Jahren barfuss, aber ist weit davon entfernt, andere davon überzeugen zu wollen. Jede soll so leben wie sie möchte. [...]
Magie ist in ihrer Vorstellung eine Kommunikationsstruktur, die es ermöglicht, mit allen Dingen und Wesen Kontakt aufzunehmen. Eine Vorstellung, die dem Animismus entstammt, der jedem Ding eine Seele zuspricht. Francia fühlt sich nicht berufen, zum gegenwärtigen Hexenboom Stellung zu nehmen. Es ist ihr «scheissegal, wer da wo vor sich hinzaubert», aber sie gibt zu bedenken, dass bei vielen der selbst ernannten Druiden oder Magier monetäre und Machtinteressen im Vordergrund stünden. [...]
[Der Landbote (Schweiz), 27. 09. 2001]
Luisa Francia ist auch im Best of vertreten !
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Erinnerung an vergangene Schulzeit
Ausstellung im Bürgerzentrum Gries: Schulfotos aus den Jahren 1896 bis 1950
Bozen - In der Ausstellung "Fotoalbum Schule" werden ab 1. Oktober im Bürgerzentrum Gries-Quirein aussagekräftige Bilder von Schülern, Lehrern, Schulen, von Lern- und Spielszenen aus der Zeit zwischen 1896 und 1950 aus dem Raum Bozen, Klausen, Innsbruck, Trient, Kärnten und Pustertal gezeigt. [...] Die Bilder stammen aus dem Fotoarchiv des Schulmuseums, wo [...] Lichtbilder und Fotoreproduktionen gesammelt wurden. Diese stammen aus privaten Beständen und von öffentlichen Ämtern und zeigen auch die schwere Zeit, die das Südtiroler Schulwesen während der beiden Weltkriege durchlebte.
Die Fotografien hielten dies alles fest: die sozialen Unterschiede zwischen der Stadt- und Landbevölkerung werden an der Kleidung der Schüler sichtbar, an den Schuhen, den genagelten Stiefeln oder den bloßen Füßen, an den Schürzen und Kopfbedeckungen, an den Schulgebäuden und an den Frisuren. [...]
[Dolomiten Lokales, 28. 09. 2001]
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[...] "Bewegung ist das Zentrum der Entwicklung. Also sorgen Sie dafür, dass sich ihre Kindern ständig bewegen."
Mit dieser fundamentalen wie einfachen Aussage fasste Peter Pastuch seinen fast zweistündigen Vortrag zusammen, den er auf Einladung des "Vereins zur Förderung der Kleinkindentwicklung" in der Gaststätte Apfelwein Müller gehalten hatte. So referierte der Diplomsportlehrer über das Thema "Lernen und Bewegung - Förderung der kindlichen Entwicklung" und hatte auch viele gute und praktikable Ratschläge parat, auf die eine interessierte Elternschaft der Krabbelstube Zwergenburg im praktischen Teil des offenen Elternabends wartete. [...]
"Doch unser Lebensraum ist eigentlich bewegungsfeindlich", sagte der Motopädagoge und belegte diese Feststellung durch eine all- tägliche Beobachtung. "Die Kinder gehen nicht mehr zur Schule, sie werden gefahren." Auch schon zum Kindergarten. Doch die Natur habe den Menschen zu Bewegern gemacht, nicht zu Nesthokern. Also müsste jeder die angeborene Grundfunktion "Bewegung" ausüben.
Jeder behaupte zwar, er sei mobil, im wahrsten Sinne des Wortes jedoch automobil, weil alle ständig mit dem Auto unterwegs seien. Um dieses Bewegungsdefizit der Kinder auszugleichen, sollte jede Gelegenheit zum Spielen und Austoben genutzt werden. Dafür müssten dann allerdings die Eltern sorgen. "Lieber barfuß durch einen Bach waten, als im Crashboot über des Ostsee jagen." Das verschaffe zwar einen Adrenalinausstoß, vermittele aber keinen eigenen Bewegungsanreiz.
Wie hängen nun Motorik und Lernen zusammen? Denn Bewegung fördere ja auch die geistige Entwicklung des jungen Menschen. [...] Stabile Denkspeicher entstehen in und nach der Entlastungsphase des Kopfes, und dies sei am besten durch viel Bewegung zu erreichen. Abschalten heißt das Rezept. "Dann können die Kinder auch wieder ein Gedicht lernen. Pokémons sind für die Entwicklung völlig sinnlos." [...]
[Höchster Kreisblatt, 28. 09. 2001]
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ZWEITER «RAQS SHARQI-WORKSHOP
Die Hüfte von den Rippen aus bewegen
18 Frauen haben am zweiten Workshop des traditionellen ägyptischen Tanzes «Raqs Sharqi» teilgenommen. [...]
Unter der fachkundigen Leitung von Erna Fröhlich, einer ausgebildeten Gymnastiklehrerin und Tanzpädagogin, konnten 18 Winterthurerinnen ihre Kenntnisse über den «Raqs Sharqi» während eines zweitägigen Workshops vertiefen. Im Zentrum stand der volkstümliche und ländliche Stil des ägyptischen Tanzes, der «Sha'abi», eine von drei Stilrichtungen des «Raqs Sharqi». In diesem finden Begeisterte eine lebendige Tanzform, eine organische Bewegung getragen von innerem Erleben.
In diesem Sinne standen während der zwei Tage «Bewegungsqualitäten» im Vordergrund. [...] Der «Tanz des Ostens», dessen Wurzeln weit zurück in vorislamische Zeiten reicht, wird über Generationen innerhalb der Familien tradiert. Noch heute ist der Tanz, der auch auf Bühnen vermehrt zur Aufführung gelangt, ein fester Bestandteil der ägyptischen Kultur. [...] Es sei kein Bauchtanz und vor allem kein, wie viele Männer fälschlicherweise glauben, aufreizender Tanz [...] Die Identifikation findet über den Bewegungsablauf statt. «Jede Frau entwickelt ihren eigenen Tanz» [...]
Entscheidend bei der Kleidung ist lediglich, dass ein Tuch um die Hüfte getragen wird. Musikalisch wird der «Raqs Sharqi» von der Oud (Holzlaute), der Rababa (Streichinstrument), vom Arghul (Flöte), dem Tablah (Bechertrommel) und vom Muzmar (Eine Art Klarinette) getragen. Getanzt wird barfuss und auf Parkett. Dadurch wurde der Erdbezug im Orient imitiert. [...]
Der «Raqs Sharqi» kann also durchaus als neue Fitnesswelle auf ästhetischer Basis gesehen werden. «Es ist viel anstrengender, als es aussieht» [...]
[Der Landbote (Schweiz), 29. 09. 2001]
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Aussagen werden in Bildern dargestellt [...]
Auf Initiative der saarländischen Landesvertretung in der Bundeshauptstadt macht derzeit eine Plakat-Ausstellung aus Berlin in St. Ingbert Station. Im ersten Stock des Rathauses ist sie zu sehen und gibt einen guten Überblick über die Gestaltungsmöglichkeiten von Plakaten in unserer Zeit. Dabei erweist sie sich als äußerst vielfältig und lässt jeden Betrachter sofort erkennen, dass hier Profis am Werk waren. [...]
Mit starken Kontrasten arbeitet hingegen Eva-Christina Meier in ihrem Plakat zum Unicef-Hilfsprogramm für Kambodscha: Hilfe für Landminenopfer ist das Thema. Zu sehen ist eine Wiese, über die eine junge Frau mit nackten Füßen läuft. Nur die Beine der Frau sind zu sehen. Auf den ersten Blick ein idyllisches Bild, wäre da nicht die Schrift, welche die nackte Gefahr ins Bewusstsein ruft: "Wenn der Krieg vorbei ist, bleiben Landminen." Und Unschuldige müssen dran glauben, fügt der Betrachter automatisch hinzu und ist schockiert. [...]
[Saarbrücker Zeitung, 28. 09. 2001]
Belesene Füße
Georg


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