"Barfuss in ..." - bessere Erfahrungen (Hobby? Barfuß! 2)
Hi!
Deine Erfahrungen in Guatemala kann ich großteils bestätigen... aber auch relativieren. Ich habe selbst auch beruflich in Mittel- und Südamerika zu tun, und das schon recht lange. Du hast recht mit deiner Beobachtung. Es ist offensichtlich, daß die meisten Leute dort sich verständlicherweise noch in einer heftigen Assimilationsphase westlicher Güter befinden, ähnlich wie wir Deutschen nach dem Krieg. Verzicht auf Symbole des Wohlstands (und gerade Schuhe) würde wirklich und verständlicherweise als Verhöhnung begriffen werden.
Auch für mich ist es (mittlerweile) zumal im Zusammenhang mit meinem Job (Gastprofe an Unis) absolut undenkbar dort barfuß zu laufen. Unabhängig davon sind die Verhältnisse in den Großstädten alles andere als einladend.
Dennoch, ab und an geht's einfach nicht mit Schuhen: Und ein paar Mitstreiter gibt es auch. So sieht man zumindest ab und an Langstreckenläufer(innen), die wie ich, barfuß laufen. Allerdings werden sie dies wohl meist aus Mangel an (im Vh. teurer) Ausrüstung tun. Jedenfalls ist DIESES Barfußlaufen nichts Spektakuläres. Ganz im Gegenteil. Vor kurzem war ich noch in den Llanos (Ostkolumbien) und bin morgendlich meine 10 km gerannt. Zwar auf Teer aber - bekannt - Technik und Gewöhnung. Durch Ortschaften laufend hab ich praktisch KEINE Aufmerksamkeit auf mich gezogen. Aber... die tatsächlichen täglichen Probleme sind dort wohl zu präsent im Vergleich zum Auftauchen eines verückten Gringos.
Und dann mit einem treuen Mitstreiter, einem Fachkollegen: Wir fahren regelmäßig zu Klettern nach Suesca (60 km nördl. Bogotá). Fantastischer windverwitterter Quarzsandstein mit extremer Reibung. Kletterschuhe gehören schon seit geraumer Zeit nicht mehr ins Gepäck. Wir sind uns einig: Lieber 1-2 Schwierigkeitsdrade weniger, aber dafür volles Felsfeeling. Bei Kletterkollegen sind wir und unsere Gewohnheit bekannt und nur positiv kommentiert. Schöne Sache.
Seit über 10 Jahren bewege ich mich auch in den Tieflandwäldern, in Flußauen und im Páramo, den Gebirgssümpfen, barfuß umher, wie die Indios es seit Jahr1000en tun. Einige meiner Studenten machen das übrigens auch. Generell gilt, daß wo wenig Bevölkerung lebt, sind auch die immer erwähnten Parasiten viel seltener. Und wirklich giftige Tiere gibt es nicht in der Tat eher selten und nur in bestimmten Regionen, die man dann auch bekannt sein sollten.
Also, passende Gelegenheiten zum Barfußlaufen gibt es auch in den Ländern Süd- und Mittelamerikas viele, man muß eben hinaus ins Hinterland, weg von der Stadt sich frei bewegen wissen, und so läßt es sich meiner Erfahrung nach selbst gehobensten Ansprüche nachkommen.
Motivierend y descalzo,
Wolfgang