Pressespiehel September (1) (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo zusammen,
besten Dank für Eure Geduld mit dem September - Pressespiegel. Hier kommt endlich sein erster Teil :
Die Rapmusik hat die Offenbarung gebracht
Die Künstlerin Gabriele Kleefeld "ertanzt'' sich ihre Bilder: Die Ballettbegeisterte benutzt ihre Füße als Pinsel
Weder surft sie 24 Stunden im internationalen Netz, noch schmökert sie sich durch die Weltpresse, noch zappt sie pausenlos durch die verfügbaren Nachrichtenkanäle der schönen neuen Medienlandschaft. Dennoch, Gabriele Kleefeld gehört zu den Menschen, die stetig im Bilde sind. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Werke der Stuttgarter Malerin entstehen nicht mit dem Pinsel in der Hand, sondern mit den Füßen auf dem Boden. Will heißen, Gabriele Kleefeld ertanzt sich ihre Bilder.
Das ist eine Arbeitsweise, die die 41-Jährige schon Mitte der 80er Jahre entwickelte. Damals war sie noch Studentin der Klasse K.R. H. Sonderborg an der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste. "Eigentlich wollte ich von klein auf Tänzerin werden'', sagt sie. "Ein Wunsch, der sich in der Pubertät verlor und in Richtung Kunst änderte.''
Dennoch, der Tanz ließ sie nicht los. So machte sie neben ihrem Kunststudium eine Ausbildung in Steptanz, trainierte zudem andere Richtungen wie Modern oder Jazz Dance und stand in diversen Compagnien auf der Bühne. Aktionen, die an der Akademie nicht zwangsläufig Begeisterung auslösten. "Du musst dich entscheiden, tanzen oder malen, sagte man mir'', so Kleefeld. "Aber ich wollte beides verbinden, also diese innere Geste des Tanzes im Bild umsetzen.''
Ein Wunsch, zu dem natürlich eine adäquate Lösung her musste. Und die war gar nicht so einfach zu finden. "Ich wollte die bestmögliche, direkteste Ausdrucksform von Bewegung auf der Leinwand'', erzählt sie. "Dafür habe ich vieles probiert.'' [...] Bis sie schließlich auf Rapmusik stieß. "Da wusste ich, das ist es: eine Offenbarung'' [...] Mit dem Effekt, dass Kleefeld zu den rappenden Rhythmen von Run DMC oder Public Enemy fortan auf dem Boden liegende Hartfaserplatten mit Farbe beschüttete, um mit nackten Füßen darüberzutanzen.
Am Anfang zumindest, denn mittlerweile bearbeitet Kleefeld Offsetplatten und experimentiert mit Kunststofffolien, genauso wie sie nur noch die erste der wenigen Schichten "der Spuren wegen'' barfuß tanzt. Für die weiteren schlüpft sie in Latexfüßlinge, die genau nach ihrem Fußmodell gefertigt werden. "Der Acrylbinder dringt in die Haut, ich hatte dadurch bereits Vergiftungserscheinungen'', erzählt sie.
Auch die Sache mit der Musik hat sich geändert. Nicht nur, dass Gabriele Kleefeld den Gegenwartsrap für kommerziell hält, mehr noch, mittlerweile tanzt sie ihre Bilder in konzentrierter Stille. "Ich liebe Musik, aber ich brauche sie heute nicht mehr.'' [...]
[Stuttgarter Zeitung, 03. 09. 2001]
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Nicht amüsant
Zum Stuttgarter Weindorf: Sicherlich kann kein Mensch etwas gegen das Weindorf haben. Nach dem offiziellen Programm über die Anzahl der Weine, über die Wirte und kulinarischen Spezialitäten wird unter anderem auch auf die vorgesehene Belustigung des Traubentretens, barfuß von Bürgermeistern und Stadträten vor dem Rathaus, besonders hingewiesen.
Ich halte dies für eine Granatensauerei. Täglich werden die Bürger vor Mikroorganismen und anderen schlimmen Hauterkrankungen gewarnt. Auch vor hartnäckigem Fußpilz. Hier helfen auch keine gut gemeinten Waschungen der städtischen Hacken mit Kernseife.
Zumal wenn das durch Strampeln im Zuber erzeugte Traubengesöff danach begeisterten Zuschauern zur Verköstigung dargereicht wird. Die Gewählten sollten zu reinlicheren Demonstrationen ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit fähig sein.
Karlheinz M [...]
[Stuttgarter Nachrichten, 03. 09. 2001]
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Die Kleinen feiern Kirchentag wie die Großen [...]
Wie die Großen wollten sie Kirchentag feiern: Fast 90 Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren hatten sich auf dem Gelände der Wehrheimer Limesschule und der angrenzenden Turnhalle eingefunden, um einen Tag lang Erfahrungen zu dem Thema des Kirchentags "Du stellst meine Füße auf weiten Raum" zu sammeln. [...]
Als Erkennungszeichen baumelte auf der Brust jedes Kindes ein kleines Programmheft, in dem auch alle Lieder des Tages abgedruckt waren. Schon zu Beginn beim gemeinsamen Gottesdienst wurde viel gesungen und gespielt. [...]
Zum Thema Füße hatten sich die Mitarbeiter Gedanken gemacht. Konnte im Parterre durch Gehen mit Krücken oder Rollstuhlfahren festgestellt werden, wie man mit Behinderungen umgehen kann, so wurden im ersten Stock die Füße so richtig verwöhnt: Hier wurden Fußkettchen aus Perlen gebastelt, Tattoos geklebt und gemalt sowie Fußnägel lackiert.
In einem anderem Raum gab es einen "Fußparcours". Hinter einem Vorhang waren Körbe aufgestellt, in die die Kinder barfuß und mit geschlossenen Augen steigen mussten. Da galt es festzustellen, was sich in den Körben befand: Getreidekörner, Fellstücke, Stroh, Sand oder auch Wasser. "Das ist gar nicht so einfach", stellte Betreuerin Elena Claudi fest. In anderen Räumen konnten [...] bei "Planet Terra" eine Olympiade nur mit den Füßen durchgeführt oder im Klangraum eine Reise mit Musik und Bewegungen gemacht werden. [...]
[Taunus Zeitung, 03. 09. 2001]
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So ebbes! [...] Zwei Sachsen auf dem Barfußpfad, ein Erlebnisbericht:
"Huch!" jammert meine Frau, als sie über kleine Kiesel läuft, Socken und Schuhe im Rucksack. Ja, vor über fünfzig Jahren, im heimatlichen Erzgebirge, da gingen wir vom Frühjahr bis in den Herbst hinein barfuß. Über Getreidestoppeln und die Dorfstraße hinauf, die aus gewalzten spitzen Steinen bestand.
Aber nun? Nun auf dem Barfußpfad von Bad Sobernheim, zusammen mit 50 Schülern aus einer Jugendherberge, die uns den Weg durch die Nahe am Seil versperren. Wenigstens werden hier die lehmverschmierten Füße gereinigt, die uns die Pfad-Erfinder vorher in einer Schlammsuhle verpasst haben.
Nein, in Sachsen gibt es so einen komischen Spazierweg mit wankenden Bohlen, glatten Balancierstämmen und für wohlgenährte Bäuche viel zu enger Hängebrücke nicht. Wir marschieren in Schweißsocken, die in hohen Schnürstiefeln stecken. Sollten die Sobernheimer auch mal probieren, bei uns zu Hause, auf hartem Freiberger Gneis. Dieses Urgestein der Erde lässt Menschen nur auf dicken Sohlen über sich hinweg.
Rindermulch? Dass ich nicht lache. Den nehmen wir zwischen die Sträucher, nicht als Fußmatte. "Huch!" jammert meine Frau schon wieder, als es über die nächsten Meter Kiesel geht. "Meine Fußsohlen brennen. Ist es noch weit?"
Weit? Dreieinhalb Kilometer die sächsischen Berge hinauf, das kann manchmal ganz schön weit sein. Aber ein Wiesenweg im Tal? Dass ich nicht lache! So tapsen wir Sachsen über den Barfußpfad. Ich frage mich, wozu das gut sein soll.
Am Kiosk angekommen, klagt meine Frau nicht mehr. Im Gegenteil, sie stöhnt wohlig. Das sei aber mal sehr angenehm für die Füße gewesen, meint sie. Im Gegensatz zum Bergwandern. Also, ich war da völlig von den Socken!
[Main Rheiner, 03. 09. 2001]
i>Wohliges Stöhnen, ohne vorangehende spitze Schreie, wünsche ich Euch noch häufig im Herbst 2001 !
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Ein singendes Huhn im weißen Gewand
"Renegades In Exile" gaben der Garage einen Abend lang jamaicanisches Flair [...]
Es brauchte wirklich nicht lang, und man war mit seinen Gedanken in der Südsee abgetaucht, nachdem das "King Fari Soundsystem" den jamaikanischen Abend eröffnet hatte. Soundsystem heißt: Ein DJ, der Dubplates auflegt, begleitet den Toaster, der darüber singt. Zur Erklärung: Der Toaster ist vergleichbar mit dem Rapper im HipHop; Dubplates sind Schallplatten mit eigens für den DJ produzierten instrumentalen Reggae-Versionen. Die Zuschauer ließ das zunächst kalt.
Erst als die Liveband "Renegades In Exile" zu spielen begann, tauten sie langsam auf. Zunächst war es eine Handvoll Zuschauer, die vor der Bühne zu den Reggae- und Ska-Rhythmen tanzte. Später war es ein Zehnfaches. [...]
Obwohl sie ihrer Heimat den Rücken gekehrt haben, sind sie über die Musik und ihr Denken weiterhin mit der Kultur Jamaikas eng verbunden. Das unterstrich insbesondere Fitzroy "Fireman" Maxwell, der eigentliche Star des Abends. Der Sohn von Haile Selassi 1. betrat in der Garage als letzter, in ein weißes Gewand gehüllt, die Bühne, bat erst einmal um Ruhe, um zu beten, und lief danach wie ein aufgescheuchtes Huhn barfuß durch die Halle. So irritierend und befremdend das gewirkt haben mag, Fireman sowie Gitarrist Len Brown setzten die entscheidenden musikalischen Akzente. Die Zuschauer, zu denen sich immer mehr Nachzügler gesellten, waren angetan. Sie wippten und tanzten fleißig mit. Also waren ihnen doch die Rhythmen ins Blut gegangen. [...]
[Saarbrücker Zeitung, 03. 09. 2001 ]
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Bergrosen, Fruchtzwerge, weißer Sand und blaues Wasser [...]
Am weißen Sandstrand treten die Bergrosen aus Rosenberg gegen die Fruchtzwerge Westhausen an; auf dem aufblasbaren Sofa am Spielfeldrand sitzen Fans, die ihre Mannschaft anfeuern: Die Stimmung war gut beim Inside-Beach-Cup und der anschließenden Party im Vida Loca in Neunheim.
Neben dem Spielfeld pritschen ein paar Jungs Bälle hin und her, um sich für das kommende Spiel warm zu machen, im mit azurblauem Wasser gefüllten Pool erfrischen sich diejenigen, die vielleicht schon ausgeschieden sind oder Pause haben; andere sitzen unter Palmen an der Bar und genießen einen Caipirinha. [...]
Karibik pur - fast. Denn ein paar Kleinigkeiten passen nicht so recht ins Bild: der weiße Sandstrand, aufgeschüttet von der Firma Hans Fuchs, befindet sich auf dem Gelände der Firma Schlagenhauf in Neunheim; die Fans frösteln in ihren Pullis; die Spieler ziehen den warmen Jogginganzug erst kurz vor Spielbeginn aus, um sich barfuß und in Shorts aufs Spielfeld zu begeben; der Pool ist beheizt, und die Palmen sind teilweise überdacht, da es immer wieder zu nieseln beginnt.
Mit dem Wetter haben die Volleyballer in diesem Jahr Pech gehabt. [...] Der Spaß an ihrer Sportart ist den überwiegend aus dem Ostalbkreis kommenden Volleyballern deutlich anzumerken. [...]
[Schwäbische Zeitung, 03. 09. 2001 ]
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Vom Keltengehöft zur Mundart [...]
Drei markante Programmpunkte hat sich der Heimatbund Garching für den Herbst dieses Jahres vorgenommen. [...] Hinter dem Motto "Boarisch barfuß geh" verbirgt sich am 16. November, ein Vortrag im Wirtsepperl-Gasthof über die altbayerische Mundart. Die Sprachwissenschaftlerin und Autorin Christine Walton, die selbst aus Niederbayern stammt, nimmt sich die altbayerische Mundart im Vergleich zu anderen Sprachen zum Thema. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht die bayerische Sprache zu bewahren und zu deren Erhalt zu ermutigen und findet sicher beim Garchinger Heimatbund ein aufgeschlossenes Publikum.
[Passauer Neue Presse, 04. 09. 2001]
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Angst vor Tatzen und keine Schultüte
So ging es vor einigen Jahrzehnten in der Schule zu - Viele hatten keine Schuhe [...]
In der nächsten Woche sind die langen Schulferien vorbei und es beginnt ein neues Schuljahr. Für die Schulanfänger steht ein neuer Lebensabschnitt bevor. Große Vorbereitungen werden gerade für den ersten Schultag getroffen. Hefte, Malkasten, Farbstifte usw sind bereits gekauft, neue Kleidung wurde angeschafft. [...]
Ganz anders ging es früher am ersten Schultag zu. Ein paar Tage vor Schulbeginn kam die Störnäherin ins Haus, um für die Liesl ein neues Kleid zu nähen, denn fertige Kleidung konnte man noch nicht kaufen. Für das Mädchen war das wichtigste Kleidungsstück eine Schürze. Ohne Schürze kam kein Mädchen in die Schule. [...] Für den Seppi fertigte die Näherin eine neue Hose, die gerade übers Knie reichte, oder es wurde die alte nochmals zusammengeflickt. Mode kannte man noch nicht. Die Hauptsache war, wenn der Bub die Hose möglichst lang tragen konnte. [...]
Das Kind von der Einöde, das den weiten Schulweg auch im Winter zu Fuß zurücklegen musste, brauchte zu Schulbeginn auch ein paar feste Schuhe. Manchmal passten auch die Schuhe der älteren Geschwister. Das Kind vom Dorf ging im Sommer meist barfuß zur Schule, im Winter benützte es Holzschuhe. Deshalb stand in jedem Schulhaus vor dem Klassenzimmer eine lange Stellage, in der die Holzschuhe vor dem Unterricht abgestellt wurden. Man fand auch nichts Außergewöhnliches, wenn ein Kind mit den Holzschuhen klappernd zur Schulmesse kam. [...]
Es waren zufriedene Kinder, die sich noch über viele kleine Dinge freuen konnten.
[Passauer Neue Presse, 05. 09. 2001 ]
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Barfuss und mit Handschellen auf der Flucht [...]
Seit gestern um 10.45 Uhr ist der 24-jährige Rumäne Jean Pancu auf der Flucht. Anlässlich einer Tatortbesichtigung in Rudolfstetten konnte Pancu trotz in Handschellen gelegten Händen den zwei Polizisten, die ihn begleiteten, entweichen. [...] Kaum aus dem Fahrzeug ausgestiegen, nutzte Pancu einen günstigen Moment, zog seine Schlarpen aus und floh barfuss wieselflink über eine unwegsame Böschung hinunter. Obwohl die beiden Polizisten sofort die Verfolgung aufnahmen und eine Grossfahndung auslösten, gelang es dem Häftling, zu entkommen. [...]
[Aargauer Zeitung, 06. 09. 2001 ]
Von dieser Art Meldungen lese ich fast täglich eine (gerne auch im Zusammenhang mit Feuer o. ä.). Aber nur selten ist der Vorteil des Barfußlaufens so anschaulich geschildert wie hier : "floh barfuss wieselflink über eine unwegsame Böschung hinunter. Obwohl die beiden Polizisten sofort die Verfolgung aufnahmen und eine Grossfahndung auslösten, gelang es dem Häftling, zu entkommen"
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Die Schüler stehen in Reih und Glied vor ihrem Meister, verneigen sich und knien sich nieder.
An welcher Stelle jemand in der Reihe steht ist nicht willkürlich, sondern genau festgelegt. Je höher der Rang, um so weiter rechts darf der Aikidoka stehen.
Der Meister, in seinem schwarzen, bodenlangen Hosenrock mit sieben Falten, klatscht in die Hände - erst einmal, dann zweimal. Die Schüler verstehen das Zeichen und beginnen mit der Meditation.
Was für einen Außenstehenden im ersten Moment etwas seltsam erscheint, hat seinen Ursprung in der japanischen Geschichte, die der Samurai. Zweimal in der Woche verwandelt sich der Übungsraum in der Kissinger Paartalhalle zu einem Dojo, die Matten, auf denen geübt wird, heißen plötzlich Tatamis, die Sportler tragen Gis (weiße Kampfanzüge) und Hakamas (Hosenröcke) und laufen barfuß herum.
Dann ist auch für jeden optisch sichtbar, dass die Aikido-Abteilung des KSC trainiert. [...] Die Techniken des Aikido, die von Elementen des Ju-Jitsu und insbesondere des Schwertkampfes geprägt sind, zeichnen sich durch eine besondere Dynamik und Effektivität aus. "Die Urformen dieser Technik sind durchaus tödlich, wurden aber vom Begründer dieses Sportes weiterentwickelt. Das Ziel im Aikido ist Harmonie und Bewahrung von Leben", erklärt Meister Michael Weigelt.
Kraft und Größe würden dabei kaum eine Rolle spielen, denn ein Aikidoka würde auf einen Angriff nie mit einem Gegenangriff antworten. "Er weicht aus, übernimmt die Energie des Angreifers und führt diesen, bis er ihn zu Fall bringt oder verhebelt." [...]
"Das richtige Rollen ist das A und O beim Aikido. Daher wird es auch immer wieder trainiert. Denn wer richtig abrollen kann, verletzt sich nicht", erklärt Weigelt. Der Meister sagt ein paar Worte auf japanisch, und schon ist die Gruppe mit einer anderen Übung beschäftigt. Die Begriffe, so meint er, würde man mit der Zeit lernen. Aber nicht nur die Begriffe kommen aus dem Land des Lächelns. Auch die Bewegungsabläufe und die geistige Haltung sind von der östlichen Tradition und Denkweise geprägt.
Aikido hat eine strenge Etikette. Vieles, was auf den ersten Anblick fremd oder unverständlich wirkt, hat seinen Sinn. Auf seinen Hosenrock angesprochen, der eher unpraktisch wirkt, meint Weigelt: "Der Hakama war eine traditionelle Bekleidung der Samurai - also ein normales Kleidungsstück. Der weiße Kampfanzug entspricht eher der Unterwäsche. Der Hosenrock hat den Vorteil, dass der Gegner die Fußstellung nicht sehen kann und somit keine Rückschlüsse auf die Verteidigungsstrategie ziehen kann."
Dass Anfänger und Meister miteinander trainieren, ist auch eine Besonderheit des Aikido. "Aikido macht man nicht gegeneinander, sondern miteinander", so Meister Ralph Romer. Dies mache sich auch in der Trainingsatmosphäre bemerkbar. Anders als bei den meisten Sportarten gibt es bei dieser friedvollen Kampfkunst kein Konkurrenzdenken. Daher gibt es auch keine Aikido-Wettkämpfe. [...]
[Augsburger Allgemeine, 05. 09. 2001]
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Der Tanz ins Nichts
Der Japaner Saburo Teshigawara gilt als ein Meister des Tanzes. Am 15. und 16. September gastiert er mit "Absolute Zero" im Schauspielhaus [...]
"Absolute Zero" - ein Tanz, der auf den Nullpunkt zustrebt. Saburo Teshigawara erforscht das Nichts, um schließlich beim absoluten Tanz anzugelangen. Das klingt paradox und erklärt doch genau jene Denkweise, die den japanischen Avantgardekünstler - Tänzer, Choreograf, Bildhauer und auch Videofilmer - in seiner kreativen Suche nach dem "scheinbar Unmöglichen" leitet. Denn genau da will er hin. [...]
1976 ließ sich der gelernte Bildhauer zum klassischen Tänzer ausbilden. Doch mochte er das Streben nach Überwindung der Schwerkraft im Ballett nie so recht und grub sich ein paar Jahre später in einer Performance acht Stunden lang in einen Erdhaufen ein. Der Tänzer als Skulptur. [...]
Kultur, davon ist er überzeugt, entstehe aus etwas, das den Menschen gemeinsam ist. Lernen beginnt da für ihn mit der Auflösung von Widerständen. [...] Genauso verhält es sich damit, wenn er wie in dem Solo "Blue Meteorite" von 1990 barfuß auf Glassplittern tanzt. Damit hatte sich Teshigawara erstmals in Deutschland vorgestellt. Glasscherben an nackter Haut - es gibt ein Foto, auf dem gläserne Dolche seinen Körper zu durchbohren scheinen - waren eine Zeitlang so etwas wie sein Markenzeichen. Doch geht es dem Choreografen nicht um das Risiko. Zersplitterndes Glas, das ist für ihn metaphorische Darstellung von Licht und Transformation von Zeit. Materie, die mit einer anderen Dimension verschmilzt. Auch in seinem Körper fühle er etwas schmelzen, sagt er, sobald er auf Glas tritt. [...]
[Die Welt, 09. 09. 2001 ]
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Grenzgänger mit leidenschaftlicher Lust am Laufen
Meisterschaft im Ultramarathon
Ultraläufer sind hart im Nehmen. Bei den deutschen Meisterschaften im 24-Stundenlauf in Schmiden trotzen die Individualisten widrigsten Bedingungen.
Am härtesten sind sie gegen sich selbst. Unter ihnen gibt es keine Verlierer, dafür umso mehr Typen. [...]
Die halb volle Flasche mit dem Malzbier steht auf der Brauereigarnitur. Daneben die weißen Trauben. [...] Daneben sieben Paar Turnschuhe aufgehäuft zu einem Hügel, unten die nassen Treter, oben die trockenen. In einem älteren Schuh, einem rechten, hängt noch eine Spinnwebe. Zeltatmosphäre.
Das geordnete Chaos hat seine ganz eigene Gemütlichkeit. Die registriert Gert Heinrich, der Mann für den sie all das hier liebevoll hergerichtet haben, nicht. [...] Gert Heinrich kam vor rund fünf Jahren zum Langstreckenlaufen. Sein altes Hobby, Bumerangwerfen, war ihm zu zeitaufwendig geworden. Seit Stunden aber hat der Diplom-Mathematiker nurmehr eines im Kopf. Seinen Titel bei den deutschen Meisterschaften im Ultramarathon zu verteidigen. Bei den 24-Stunden-Läufern [...]
Nach 200,8005 Kilometern und Rang acht in der Gesamtwertung, nachdem er sein Ziel - den Titel - erreicht hat. Nach einer kalten Nacht [...] Tiefe Falten, fast Furchen, und Augenringe, dazu die Erschöpfung, die ihn noch blasser und älter wirken lässt.
Das Härteste war der Regen. "Ständig hatte ich nasse Schuhe, dann habe ich eine Plastiktüte zwischen Schuhe und Strümpfe gestopft. Das war gar nicht schlecht, das hielt fast eine Dreiviertelstunde'', sagt Heinrich. [...]
"Es sind schon glatte Typen darunter'', sagt Susanne Heinrich und wirft einen Blick aus dem Zelt. Dort läuft Ingrid Kupke vorbei. Die hat keine Sorgen mit dem Schuhwerk, sie rennt barfuß. Die Dreckspritzer zwischen den Zehen stören die 62-Jährige nicht, einzig die rosa lackierten Nägel passen nicht zu dem geschwollenen Spann. Am Ende wird sie Achte bei den Frauen. "Aber nur, weil ich nach 15 Stunden Schuhe anziehen musste. Schuhe sind eine Qual für mich'', sagt sie.
[Stuttgarter Zeitung, 10. 09. 2001 ]
Das lesen wir gerne - oder ? "Schuhe sind eine Qual für mich"
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Ron Sommer stemmt sich gegen die rasende Talfahrt seiner T- Aktie: "Ich weiß schon, don’t tell me the story . . ." Der Geschichtenerzähler im Kreuzverhör [...]
Die Geschichte mit den beiden Schuhverkäufern, die in die Wüste geschickt werden, hat Ron Sommer schon oft erzählt. Der eine mailt nach Hause: "Null Chancen auf ein Geschäft. Die Wüstenbewohner sind seit Jahrhunderten gewohnt, barfuß zu laufen." Der andere ist vollkommen euphorisch: "Phantastischer Markt. Die brauchen hier alle noch Schuhe." [...]
[Süddeutsche Zeitung, 10. 09. 2001]
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Dritte Biathle-Weltmeisterschaft im Römerbad
SSF stellen zwei Weltmeisterinnen [...]
Bonn. Der Himmel ist wolkenverhangen und lässt die Sonne nur zeitweise durch, doch das Gelände im Römerbad ist gut gefüllt. Die Tribünen vor dem großen Becken sind besetzt, doch im Wasser hält sich niemand auf.
In einer Ecke des Bades drängen sich knapp 30 Damen im Badeanzug vor einer Markierung. Auf ein Zeichen laufen sie plötzlich barfuß über den abgesperrten Grasparcours neben dem Becken. Nach drei Runden über je 500 Meter biegen sie unvermittelt ab und springen sofort ins Wasser. Dort überwinden sie im Zickzackkurs 200 Meter und laufen anschließend erneut drei Runden, ehe sie sich mit letzter Kraft ins Ziel werfen. Das Ganze nennt sich Biathle - und Samstag war Weltmeisterschaft im Römerbad.
Diese noch sehr junge Disziplin, entstanden und beheimatet im Modernen Fünfkampf, dient eigentlich der Hinführung talentierter und interessierter Nachwuchsathleten zu den Fünfkämpfern. Die beiden einfachsten Teildisziplinen dieser anspruchsvollen Sportart sollen den Einstieg erleichtern. Eine Weltmeisterschaft wurde erst zum dritten Mal ausgetragen [...]
[Bonner Rundschau, 10. 09. 2001 ]
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Im Kreis um den Phallus aus Holz und Stein: Initiationsriten auf dem Hesselberg
Männer auf mystischen Pfaden
Zentrale Botschaft handelt von Tod und Auferstehung [...]
Das Phallus-Symbol in der Mitte des großen Saals besteht aus einem von Flusskieseln umkränzten Baumstamm mit "passendem" Gesteinsbrocken darauf. Ein farbiges Meditationsbild an der Wand zeigt Christus am Kreuz mit entblößtem Geschlecht. In den Fensternischen Trommeln aus Afrika und Lateinamerika. "Bitte mit bloßem Oberkörper - barfuß - schweigend - zur rechten Seite hin eintreten" steht auf der Tafel am Eingang.
Zu sehen ist kaum jemand an diesem wolkenverhangenen Nachmittag auf dem Gelände der Volkshochschule Hesselberg (Kreis Ansbach). Nur ab und zu tauchen verschwitzte Männer aus dem Nebel auf. Einer, den man sonst eher im Talar kennt, hat ein rotes Kreuz im Kreis auf das durchnässte Unterhemd gemalt. Er wird jenes "gewisse Maß" an körperlicher Robustheit gebrauchen können, das bei den ersten christlich orientierten "Initiationstagen für Männer" in Deutschland erwartet wird.
Mystische Naturerfahrungen sind Teil des viertägigen Rituals mit dem amerikanischen Franziskaner-Pater und Bestseller-Autor Richard Rohr (58) als Initiationsmeister und dessen Künstlerfreund Stephen Gambill (56) als Zeremoniar. Doch es geht um mehr bei diesem geheimnisumwitterten Treffen, es geht um so viel mehr, dass der Berichterstatter ob seiner grenzenlosen Unkenntnis göttlichen Handelns sich am liebsten zerknirscht auf einen Bußpfad um den Berg begeben würde. [...]
Nach den Worten Rohrs setzen sie sich hier einem "kosmologischen Prozess" aus. Ziel sei, sie "am rechten Ort im Universum mit Gott im Zentrum zu platzieren". Um diese "wesentliche Grunderfahrung jenseits der Lebenswirklichkeit" zu machen, müsse jeder Einzelne die persönliche Veränderung durch die Initiation erfahren. Die zentrale Botschaft auf dem Weg dorthin handle von Tod und Auferstehung. Da von den westlichen Kirchen kaum mehr Impulse zu dieser Art der Transformation ausgingen, so Rohr, Leiter des Zentrums für Aktion und Kontemplation in Albuquerque (US-Bundesstaat New Mexico), verwende er Elemente aus Initiationsfeiern afrikanischer, australischer und amerikanischer Naturvölker.
Dies gelte für die Rituale des Todes, der Trennung und der Trauer ebenso wie für die "Rückkehr über den Ort der Reinigung" und den großen Schlussritus.
Für die Initiation haben die Veranstalter - Evangelisches Männerwerk Bayern (Nürnberg) und ein Vorbereitungsteam um den Nürnberger Pfarrer Jörg Gunsenheimer (43) - fünf Tage lang die gesamte Volkshochschule gemietet. [...]
So bleibt auch die Bedeutung des Phallus aus Holz und Stein, um den die Männer im Sieben-Achtel-Kreis mit Rohr und Gambill am offenen Ende auf dem Parkettboden sitzen, im Nebel. "Es geht um das, was zentriert", versucht jemand zu erklären, "ich habe es losgelassen und dabei erfahren, dass es mich schon ganz umfasst". Gerhard Lenz
[Nürnberger Zeitung, 11. 09. 2001]
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"Regenbogen" schlägt Brücke
Integrative Kindertagesstätte in Petersdorf zum zehnten Geburtstag mit neuem Namen [...]
Den Tiefpunkt hat die integrative Kindertagesstätte überwunden. Zehn Jahre haben es Eltern, Kinder und Erzieher geschafft, den kleinen aber sehr feinen Kindergarten auf dem Markt zu etablieren. [...]
Kinder mit Entwicklungsproblemen werden durch entsprechende Therapien besonders gefördert. Ergotherapeuten und Sprachtherapeuten kommen regelmäßig. [...] Die Kinder sollen in den normalen Alltag integriert werden. Toleranz wird gleichzeitig bei den Regelkindern geübt. Keine Nullachtfünfzehn-Kita ist die Petersdorfer und damit ein bisschen anders als andere Einrichtungen. Tastsäckchen, Spiegel an der Wand, Matschen und Barfuß laufen sind nur einige Stichworte, die einen kleinen Einblick in die Art der Beschäftigung geben. [...]
[Nordkurier, 12. 09. 2001]
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Blind vertrauend durch den Wald
Meditativer Spaziergang im Soonwald / Stille Baumbotschaften empfangen: Ich gebe dir Halt [...]
Geführt von der Religionspädagogin Ursula Barthmann erlebten Besucher beim "Treffpunkt Wald" einen meditativen Waldspaziergang. Hier sollte man sich den Impressionen des Waldes öffnen, sich von ihm beeinflussen lassen. Solche inneren Bilder können die eigene Seelenlandschaft bereichern und als ganzheitliches Augenblickserlebnis auch weiter wirken.
Für Förster Hartmut Frohnweiler, den Organisator des außergewöhnlichen Spazierganges durch den Soonwald, war dieses neue Angebot ein voller Erfolg. Begeistert reagierten die Teilnehmer auf das stimmungsvolle Erleben. Frohnweiler: " Bäume lassen uns Eigenschaften erleben, die wir uns bei Menschen wünschen".
Die ausgewählte Strecke des Spaziergangs führte durch Waldbestände von ganz unterschiedlicher Erlebnisqualität [...]
Eingangs sprach Barthmann über den Sinn der Veranstaltung, bei der die Wegstrecke die Sinne schärfen soll: Sich als "Blinder" der Führung eines Partners anvertrauen, Waldimpressionen riechen, tasten und spüren oder barfuß diversen Waldboden wahrnehmen, das waren nur einige der vielen Aspekte dieser Wanderung. [...] Man solle sich auch ansprechen lassen von einem Baum und die stillen Baumbotschaften aufnehmen. "Ich schenke Dir Halt, Du kannst Dich anlehnen" waren Signale, die dabei aufgenommen werden sollten.
[Main Rheiner, 12. 09. 2001]
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Steine auf der Bühne
Die Compagnie de l'Oiseau-Mouche zu Gast im Mainzer KUZ [...]
Zu sechst platzen sie in eine Theaterprobe und bedrängen den Regisseur, das laufende Stück abzubrechen und stattdessen ihr Leben zu gestalten. [...] Die sechs Eindringlinge des integrativen Ensembles (zu Gast beim Mainzer Festival "Heimsuchungen") orientieren sich an der eigenen Lebenssituation; sie verkörpern, was bei einem Teil der Akteure aufgrund einer leichten Behinderung sichtbar ist: das Fremde und so oft ausgegrenzte Andere in der Gesellschaft.
Ihr Widerpart ist der Regisseur. Er ist der Inbegriff der Normalität [...]
Seine Besucher tanzen sich die Seele aus dem Leib und machen ihm auf die eindringlichste Weise deutlich, dass sie in ihren Körper Eingeschlossene sind, dass sie befreit werden möchten, aber er versteht nicht, er sieht nicht und er hört nicht. Aus dieser Grundkonstellation bauen sich immer wieder intensive sprechende Bilder auf, etwa wenn die Darsteller jäh zum Tableau erstarren und Steine auf die Bühne werfen, über die sie später barfuß tanzen. Jedem fährt dann der Schmerz, den sie dabei empfinden müssen, ins eigene Bein. Doch der Theatermann bleibt stur [...]
So fragt der Regisseur die Fremdlinge immer wieder nach dem Sinn ihres Auftritts, und sie antworten, ekstatisch die Augen aufreißend: "Leben, wir wollen leben, leben, leben!" [...]
[Frankfurter Rundschau, 11. 09. 2001 ]
Teil 2 demnächst
Belesene Füße
Georg