"Schwabenkinde" (Hobby? Barfuß! 2)

Ron, Thursday, 13.09.2001, 12:19 (vor 8412 Tagen)

Eine Frage:

Ich habe in einer Österr. Tageszeitung einen Leserbrief gelesen, in welchen beschrieben wird, dass die im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts im Schwabenland bei Bauern arbeitenden österreichischen Kinder gleich bei ihrer Ankunft am Bauernhof wo sie arbeiten mußten Schuhe und Socken ausziehen und abgeben mußten, sodass sie vom 19.3 (Josefitag) bis zum 11.11. (Martinitag) bei jeden Wetter (Regen, Reif, gefrorenen Boden, Schnee)barfuss arbeiten mußten.

Habt ihr diesbezüglich Informationen oder Berichte? Wisst ihr ob es im 19.Jhd tatsächlich üblich war,dass Kinder wegen der Armut auch im Schnee barfuss gehen mußten? In welchen Monaten mußten früher die Kinder - vorallem Bauernkinder barfuss gehen?

Bitte zahlreiche Antworten (Referatthema eines Bekannten)

lg

Ron

"Schwabenkinder"

Frankie v. Süden, Thursday, 13.09.2001, 12:46 (vor 8412 Tagen) @ Ron

Ich habe in einer Österr. Tageszeitung einen Leserbrief gelesen, in welchen beschrieben wird, dass die im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts im Schwabenland bei Bauern arbeitenden österreichischen Kinder gleich bei ihrer Ankunft am Bauernhof wo sie arbeiten mußten Schuhe und Socken ausziehen und abgeben mußten, sodass sie vom 19.3 (Josefitag) bis zum 11.11. (Martinitag) bei jeden Wetter (Regen, Reif, gefrorenen Boden, Schnee)barfuss arbeiten mußten.
Habt ihr diesbezüglich Informationen oder Berichte? Wisst ihr ob es im 19.Jhd tatsächlich üblich war,dass Kinder wegen der Armut auch im Schnee barfuss gehen mußten? In welchen Monaten mußten früher die Kinder - vorallem Bauernkinder barfuss gehen?
Bitte zahlreiche Antworten (Referatthema eines Bekannten)
lg
Ron

Hallo Ron,

Ganzjähriges Barfusslaufen war unter Landkindern ínsbes. in Österreich, der Ostschweiz und Südtirol früher eine Selbstverständlichkeit. Ich hab unlängst mal darüber gepostet. Viele Kinder z.B. von Dienstboten an Bauerhöfen hatten überhaupt keine Schuhe, sondern höchstens sog. "Trittlinge", eine Art Holzschuhe, darunter trug man Schafwollsocken. Ging man damit im Schnee oder Schneematch, war alles im Nu steifgefroren. Daher trugen die Kinder meist diese Trittinge auf ihren mancherorts stundenlangen Fussmärschen in der Hand und zogen sie erst an, wenn sie ihr Ziel - die Schule oder die Kirche - erreicht hatten.
Schwabenkinder gab es bis in die 30er-Jahre. Sie zogen meist im März/April über fast 100 Kilometer entlang den sog. "Säumerpfaden" (alten Pass-Verbindungen zwischen Süd- und Nordtirol) in Richtung Schwarzwald und Baden/Württemberg, barfuss natürlich. Im Herbst bekamen sie als Lohn für ihre Sklavenarbeit ein paar Schuhe..
Viele Grüße
Frankie

"Schwabenkinde"

Franek, Friday, 14.09.2001, 00:45 (vor 8411 Tagen) @ Ron

Ich habe in einer Österr. Tageszeitung einen Leserbrief gelesen, in welchen beschrieben wird, dass die im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts im Schwabenland bei Bauern arbeitenden österreichischen Kinder gleich bei ihrer Ankunft am Bauernhof wo sie arbeiten mußten Schuhe und Socken ausziehen und abgeben mußten, sodass sie vom 19.3 (Josefitag) bis zum 11.11. (Martinitag) bei jeden Wetter (Regen, Reif, gefrorenen Boden, Schnee)barfuss arbeiten mußten.
Habt ihr diesbezüglich Informationen oder Berichte? Wisst ihr ob es im 19.Jhd tatsächlich üblich war,dass Kinder wegen der Armut auch im Schnee barfuss gehen mußten? In welchen Monaten mußten früher die Kinder - vorallem Bauernkinder barfuss gehen?
Bitte zahlreiche Antworten (Referatthema eines Bekannten)
lg
Ron

Hallo Ron,

Meines Wissens nach verhielt es sich bei vielen Menschen, die jetzt 50 Jahre oder älter sind so, daß sie erst im Teenie-Alter ihre ersten Schuhe bekamen (mein Vater z.B. in Oberschlesien mitte der '20er Jahre).
Manche haben in 3/4 langen abgewetzten Hosen und barfuß mit einem geliehenen Jackett geheiratet...
Das gilt zumindest für den Osten und den Süden Europas.
In unseren Breitengraden war es so, daß viele Kinder von April bis Oktober barfuß gingen.
All' das weiß ich aus Gesprächen mit älteren Leuten.

Mit freundlichen Füßen,
Franek

Kinderhandel

Unci, Friday, 14.09.2001, 14:41 (vor 8411 Tagen) @ Ron

Im 19. Jahrhundert herrschte in Schwaben Arbeitskräftemangel, und im Alpenland gab es arme kinderreiche Familien. Die Lösung sah dann so aus, dass Kinder nach Schwaben verkauft wurden, wo sie mit schwerer Arbeit ihr Auskommen verdienen mussten ..... Kinderarbeit und Kinderhandel war leider damals noch üblich; so mussten im 18. und 19. Jahrhundert auch oft Kinder im Bergwerk schuften, wo die Stollen entsprechend enger gehalten werden konnten. Barfuß.

Solche Fälle von Kinderhandel und Kinderarbeit sind nun wirklich Aspekte der Vergangenheit, bei denen wir alle froh darum sein können, dass damit Schluss ist - jedenfalls bei uns; ähnliche Situationen gibt es dagegen leider noch in der 3. Welt.

Wenn Kinder heute barfuß gehen, dann nicht aus Armut oder Zwang, sondern wie wir, weil es ihnen Spaß macht. Wenn nicht, dann liegt das oft an indirektem Zwang: es wird ihnen von Eltern, Lehrern, Gleichaltrigen eingeredet, das sei schädlich oder doof .....

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