"Lasst Euch nicht von Rachegedanken leiten!" (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd A, Thursday, 13.09.2001, 09:21 (vor 8477 Tagen)

mit diesen Worten hat sich der Papst gestern an die christliche Welt gewandt. Er hat recht, Rache erzeugt Gegenrache, wir sehen das ja immer wieder im Nahostkonflikt, der schon so alt ist, wie unser Glaube und wahrscheinlich nie beigelegt werden kann.
Fast genauso alt sind schon die Gegensätze zwischen Islam und Christentum und wenn wir uns nun in einen Glaubenskrieg ziehen lassen, beruhend auf gegenseitigem Hass und Rachegelüsten, dann wird sich daraus ein Konflikt unabsehbaren Ausmaßes entwickeln.
Gestern wurde darüber geredet, dass es einen Krieg dieser Art noch nie gab. Das ist nicht richtig. Die Kriegsführung, die wir kennen, ist die des 20.Jahrhunderts. Kriege, die von fanatischen Terrorgruppen geführt wurden, gab's aber schon immer, der bekannteste und längste auf europäischem Boden war der 30jährige Krieg.
Hoffen wir, dass unsere Politiker (ich meine damit alle im westlichen Verteidigungsbündnis) besonnen genug sind, dass sie solch ein Risiko nicht eingehen. Der gestrige Tenor klang leider anders. Da war nur Rache zu hören - wie im tiefsten Mittelalter.
Klar, wir kennen das schon von klein auf, schon auf dem Schulhof war das so. Es gibt immer Stänkerer, Leute, die andere einfach nicht in Ruhe leben lassen können. Und sie geben meistens erst dann Ruhe, wenn ihnen mal jemand so richtig die Schnauze poliert. Aber kann man das hier übertragen? Wem will man denn die Schnauze polieren? wenn man bin-Laden abserviert, kommt der nächste. Das Netz dieser Terrorgruppen ist leider perfekt auf der ganzen Welt verknüpft, so perfekt und profihaft wie der Angriff am Dienstag vorbereitet und ausgeführt war. Diese absolute Präzission ist es, was mir am meisten Angst einjagt.

Irgendwie gerät unser eigentliches Thema hier im Forum in den unwichtigen Hintergrund. Natürlich laufe ich weiterhin barfuß, wie immer. Warum sollte ich es plötzlich nicht mehr tun. Doch es bleibt keine Zeit und Muse, darüber irgendwelche Worte zu verlieren.
Langsam normalisiert sich nun das Leben wieder, man denkt wieder an die kleinen Leidenschaften, die dau geeignet sind etwas Abwechslung in den stumpfsinnigen Alltagstrott zu bringen. Aber im Hinterkopf stecken noch immer die schrecklichen Bilder, die menschlischen Tragödien und die Angst vor den möglichen Konzequenzen, die dieser schwarze Dienstag nach sich zieht.
Ob es die "Amis" nun verdient haben, oder nicht, auch mal was "auf die Schnauze zu bekommen", darüber zu philosophieren steht mir hier nicht zu, deshalb überlasse ich das anderen, die sich da besser auskennen.

mit merkwürdig unwichtigen Barfußgrüßen,
Bernd A


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