Hallo Klaus,

Vom barfuss fahren scheint eine Faszination auszugehen, die mehr ausmacht, als dass es bequemer ist. Deshalb scheint das Thema auch immer wieder hoch zu kochen. Hat da jemand dafür eine Erklärung?

Du hast recht, das scheint ein fast unerschöpfliches Thema zu sein, obwohl es inhaltlich anscheinend nur für die Juristen und Versicherungsleute viel hergibt. Die Faszination empfinde ich auch, aber über ihre Ursachen habe ich nicht einmal für mich selbst letzte Klarheit gewinnen können. Ich denke allerdings, daß Oliviers Aussage ("barfuss fahren macht Spass, je mehr PS um so geiler ...") nicht allgemeingültig ist. Auf mich trifft sie jedenfalls nicht zu.

Natürlich gibt es eine Reihe durchaus rationaler Argumente dafür, barfuß Auto zu fahren. Zum Beispiel habe ich ziemlich große Füße, und mit manchen Schuhen ist es unmöglich, die Pedale sicher zu treffen. Und der Aspekt der Bequemlichkeit und der Freude daran, die Füße frei bewegen zu können, ist sicherlich nicht zu unterschätzen. Aber ich denke, daß Du richtig liegst, wenn Du auch andere Motive vermutest.

Für mich ist Barfußfahren, wie natürlich auch -laufen, eine durchaus lustvolle Art der Fortbewegung. Fußsohle und Zehen sind nun einmal gegenüber taktilen Reizen sehr aufgeschlossen, und ich genieße jedenfalls beim Fahren den fühlbar engen Kontakt zur Maschine, die intensive Rückkopplung zum nackten Fuß auf dem Gaspedal. Das muß nun wirklich keine Tempobolzerei sein. Ganz im Gegenteil: lieber streicheln als treten! Gefühlvolles und entspanntes Fahren sind dem Barfuß-Sein am ehesten angemessen. Ich bin zwar gelegentlich auch schon recht schnell gefahren, aber für mich ist es kein Vergnügen, barfuß mit Höchstgeschwindigkeit über die Autobahn zu heizen.

Vor fünfzehn Jahren hat die Journalistin Charlotte von Saurma in einem "Merian"-Sonderheft einen Beitrag unter der Uberschrift "Eros am Pedal" veröffentlicht. Ich habe ihn zwar jetzt nicht greifbar, aber wenn ich mich richtig erinnere, so hat sie in einem Wortspiel die Freudsche Begrifflichkeit auf das Autofahren bezogen: "1100 Kilogramm mit der Macht meiner nackten Zehen voranzutreiben, das, Opa Freud, ist die wahre Auto-Erotik." Vielleicht ist es wirklich eine solche Art von Machtgefühl, die zum besonderen Reiz des Barfußfahrens beiträgt. Dann brauchte man sich allerdings nicht zu wundern, warum eine solche, geradezu atavistische Motivation eher ungern erörtert wird. Wer bekennt schon gerne, mit dem Fuß - und dann auch noch mit dem nackten Fuß! - Macht ausüben zu wollen?

Aber damit kommen wir ohnehin schon in gefährliche Regionen. Daß das Thema auch einen starken fetischistischen Bezug hat, wird jedem klar, der eimal eine Suchmaschine nach "barefoot driving" oder ähnlichem befragt. Diesen Aspekt zu erörtern würde allerdings über den, in dieser Hinsicht aus gutem Grund eng gesetzten, Rahmen dieses Forums hinausführen.

Fuß zum Gruß

beka

Die vorherrschende Meinung scheint auch zu sein, daß wer barfuß fährt, beim Bremsen nicht genügend Kraft entfalten kann, weil es doch irgendwann schmerzhaft werden müßte oder die Hebelwirkung einer harten Schuhsohle fehlt.

Ich wollte schon mal vorschlagen, das bei einem Verkehrssicherheitstraining mal auszuprobieren. Dabei kann man unter relativ sicheren Bedingungen Vollbremsungen machen, und es gibt auch Möglichkeiten, die Bremskraft zu messen. Ein objektiver Vergleich sollte Klarheit schaffen.

Und da Versicherungen jede Gelegenheit nutzen, um nicht zahlen zu müssen, können sie einem dann leicht eine grobe Fahrlässigkeit unterjubeln.

Aber nur, wenn es tatsächlich an der fehlenden Bremskraft lag.

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