Literatur zum Thema Schulsport barfuss (Hobby? Barfuß! 2)

Markus(31) @, Friday, 24.08.2001, 00:01 (vor 8432 Tagen)

Hi ihr,

der folgende Text findet sich in "J.M. Coetzee: Boyhood". In dem Buch geht es um eine Kindheit in Südafrika um 1950. Ich habe leider nur die englische Fassung. Die folgende Passage finde ich hochinteresant, weil aus der anderen Perspektive...

"Once a week he and his class troop across the school grounds to the gymnasium for PT, physical training. In the changing-room they put on white singlets and shorts. Then under the direction of Mr Barnard, also attired in white, they spend half an hour leapfrogging the pommel-horse or tossing the medicine ball or jumping and clapping their hands above their heads.
They do all this with bare feet. For days ahead, he dreads baring his feet for PT, his feet are always covered. Yet when his shoes and socks are off, it is suddenly not difficult at all. He has simply to remove himself from the shame, to go through with the undressing in a brisk, hurried way, and his feet become just feet like everyone else's. Somewhere in the vicinity the shame still hangs, waiting to return to him, but it is a private shame, which the other boys need never be aware of.
His feet are soft and white; otherwise they look like everyone else's, even those of boys who have no shoes and come to school barefoot. He does not enjoy PT and the stripping for PT, but he tells himself he can endure it, as he endures other things.
Then one day there is a change in routine. They are sent from the gymnasium to the tennis courts to learn paddle tennis. The courts are some distance away; along the pathway he has to tread carefully, picking his steps among the pebbles. Under the summer sun the tarmac of the court itself is so hot that he has to hop from foot to foot to keep from burning. It is a relief to get back to the changing room and put on his shoes again; but by afternoon he can barely walk, and when his mother removes his shoes at home she finds the soles of his feet blistered and bleeding.
He spends three days at home recovering. On the forth day he returns with a note from his mother, a note whose indignant wording he is aware of and approves. Like a wounded warrior resuming his place in the ranks, he limps down the aisle to his desk.
'Why were you away from school' whisper his classmates.
'I couldn't walk. I had blisters on my feet from the tennis,' he whispers back.
He expects astonishment and sympathy; instead he gets mirth. Even those of his classmates who wear shoes so not take his story seriously. Somehow they too have acquired hardened feet, feet that do not blister. He alone has soft feet, and soft feet, it is emerging, are no claim to distinction. All of a sudden he is isolated - he and, behind him, his mother."

Literatur zum Thema Schulsport barfuss

Robert (Wien), Friday, 24.08.2001, 08:58 (vor 8432 Tagen) @ Markus(31)

Mhm, recht interessant, wär mir auch lieber, wenn die Beschuhten die Ausnahme wären! :)

Aber was heißt denn nun diese Phrase:

On the forth day he returns with a note from his mother, a note whose indignant wording he is aware of and approves.

Schöne Füße
Robert

Bitte übersetzen

Georg @, Friday, 24.08.2001, 18:21 (vor 8432 Tagen) @ Markus(31)

Hallo Markus und zusammen,

[...] J.M. Coetzee: Boyhood [...] Kindheit in Südafrika um 1950 [...] habe leider nur die englische Fassung

für unser konsequent deutschsprachiges "Best of" wäre eine deutschsprachige Fassung eine prima Sache !
Wer macht sich die Mühe ?

Serfuß
Georg

Übersetzung

Markus(31) @, Friday, 24.08.2001, 21:44 (vor 8431 Tagen) @ Georg

Hi Georg und alle anderen,

hier das Ergebnis meines Übersetzungsversuchs. Daran gibt's sicher noch einiges zu verbessern, vielleicht fallen anderen ja treffendere Formulierungen ein.

Über Kommentare zu dem Text würde ich mich freuen!

Markus

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Einmal pro Woche geht seine Klasse über den Schulhof in die Turnhalle zum Sportunterricht. Im Umkleideraum ziehen sie weiße Unterhemden und Turnhosen an. Dann verbringen sie unter der Anleitung von Mr. Barnard, ihrem Sportlehrer, eine halbe Stunde mit Bockspringen und Medizinballwerfen, oder sie springen und klatschen über dem Kopf in die Hände.
Sie tun das alles barfuss. Schon Tage vorher fürchtet er sich davor, seine Füße für den Sportunterricht zu entkleiden. Aber wenn er die Socken ausgezogen hat, ist es plötzlich nicht mehr schwierig. Er muss nur die Scham loswerden, sich schnell ausziehen, und seine Füße werden einfach Füße wie die von allen anderen. Irgendwo in der Nähe hängt immer noch die Scham, wartet darauf, zu ihm zurückzukommen, aber es ist eine private Scham, von der die anderen Jungs nichts zu wissen brauchen.
Seine Füße wind weich und weiß; ansonsten sehen sie aus wie die von allen anderen, sogar wie die von Jungen, die keine Schuhe haben und barfuss zur Schule kommen. Sport und das Ausziehen dafür machen ihm keinen Spaß, aber er sagt sich, dass er es ertragen kann, so wie er andere Dinge erträgt.
Eines Tages gibt es eine Veränderung der Routine. Sie werden von der Turnhalle zu den Tennisplätzen geschickt, um Paddeltennis zu lernen. Die Tennisplätze sind ein Stück weit weg, den Weg entlang muss er vorsichtig auftreten und die Schritte zwischen den Kieselsteinen setzen. Der Asphalt des Tennisplatzes selbst ist unter der Sommersonne so heiß geworden, dass er von Fuß zu Fuß hüpfen muss, damit seine Füße nicht verbrennen. Es ist eine Erlösung für ihn, als er zurück in die Umkleide kommt und seine Schuhe wieder anziehen kann; aber am Nachmittag kann er kaum gehen, und als seine Mutter zu Hause seine Schuhe auszieht, findet sie seine Sohlen voller Blasen und blutend.
Drei Tage lang bleibt er zu Hause, um sich zu erholen. Am vierten Tag geht er wieder zur Schule mit einer Mitteilung seiner Mutter, einer Mitteilung, über deren empörte Wortwahl er sich bewusst ist, und der er zustimmt. Wie ein verwundeter Krieger nimmt er seinen Platz in den Reihen der Schüler ein, er humpelt durch den Gang zu seinem Tisch.
"Warum warst du nicht in der Schule?" flüstern seine Klassenkameraden.
"Ich konnte nicht laufen. Ich hatte Blasen an den Füßen vom Tennis" flüstert er zurück.
Er erwartet Verwunderung und Mitleid, aber er sorgt nur für Erheiterung. Auch die Mitschüler, die Schuhe tragen, nehmen seine Geschichte nicht ernst. Irgendwie haben auch sie abgehärtete Füße bekommen, Füße, an denen sich keine Blasen bilden. Er allein hat weiche Füße - und weiche Füße zu haben, so scheint es, bedeutet kein Recht auf Sonderbehandlung. Mit einem Mal ist er isoliert - er und, hinter ihm, seine Mutter.

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