Ringfest Köln (Hobby? Barfuß! 2)

Percy, Sunday, 19.08.2001, 22:17 (vor 8436 Tagen)

Hi - ihr da draußen!

Seit Monaten lese ich eure Stories, dachte aber niemals, dass es etwas von mir zu berichten gäbe, was es wert wäre mitzuteilen.
Gestern ist aber genau dies geschehen: Ringfest in Köln, das angeblich größte Musikfest der Welt. Ich war natürlich barfuss unterwegs, auf dem - wie ich auch spürte - mit Glassplittern übersähten Asphalt. Da selbst im Kölner Stadt-Anzeiger davor gewarnt wurde, kein festeres "Schuwerk" als Sandalen oder Jesuslatschen zu tragen, hatte ich meine Schlappen sicherheitshalber dabei. Ich dachte allerdings, es wäre nur eine Frage der Zeit, bis ich merken würde, worauf ich mich da eingelassen habe. Aber im Gegenteil, ich hatte überhaupt keine schmerzhafte Erfahrung, es war einfach nur genial.
Nun laufe ich längst nicht jeden Tag barfuss herum, aber immer dann, wenn ich Lust darauf habe, und ich frage mich nun, wie es kommt, dass mann tatsählich rund sechs Stunden fast mit jedem Schritt über Scherben läuft, ohne sich auch nur irgendwas zu tun. Ist das Übung bezogen aufs Abfedern, ein siebter Sinn oder einfach nur Glück? Zumal ich meinen Blick mehr auf die Acts gerichtet habe als auf den Boden, der mir irgendwann ziemlich egal war.
Überlegt Ihr Euch eigentlich, ob und wie gefährlich es sein könnte - oder wisst Ihr - im Gegensatz zu mir - von vornherein, dass da niemals was passieren kann? - Wie gesagt: Unter "vernünftigen" Umständen hätte ich mich und drei, vier andere, die ebenfalls barfuss unterwegs waren, für bekloppt erklärt. Doch: es ist eben einfach unvergleichlich.

Liebe Grüße

percy

Call it a barefooter's intuition or whatever...

Bernd - Giessen @, Sunday, 19.08.2001, 22:24 (vor 8436 Tagen) @ Percy

Hi Percy,

ha, das habe ich mich wirklich auch schon oft gefragt: Der ganze Boden liegt voller Unrat wie z.B. Scherben, Nägeln etc., und man entwickelt irgendwie ein Bewusstsein dafür, wohin man tritt bzw. nicht tritt. Ich denke mir, dass der geübte Barefooter unbewusst den Boden "scannt" - so geht's mir jedenfalls. Auf Scherben treten heißt ja auch nicht unbedingt, sich gleich zu verletzen. Nimm mich als Beispiel: Ich laufe über kleinere Glassplitter und kann - dank abgehärteter Fußsohle - mittlerweile glühende Zigaretten austreten. Die einzige Gefahr bei großen Events stellen jedoch missgünstige Menschen dar, die keine nackten Füße anschauen mögen und meinen, den Hippies die Zehen kaputt treten zu müssen.
Mir wurde vor ein paar Tagen auf der Sparkasse vor dem Geldautomaten ein Zehennagel fast komplett zertreten, durch einen gezielten Tritt von vorne...

Gruß

Bernd

Hi - ihr da draußen!
Seit Monaten lese ich eure Stories, dachte aber niemals, dass es etwas von mir zu berichten gäbe, was es wert wäre mitzuteilen.
Gestern ist aber genau dies geschehen: Ringfest in Köln, das angeblich größte Musikfest der Welt. Ich war natürlich barfuss unterwegs, auf dem - wie ich auch spürte - mit Glassplittern übersähten Asphalt. Da selbst im Kölner Stadt-Anzeiger davor gewarnt wurde, kein festeres "Schuwerk" als Sandalen oder Jesuslatschen zu tragen, hatte ich meine Schlappen sicherheitshalber dabei. Ich dachte allerdings, es wäre nur eine Frage der Zeit, bis ich merken würde, worauf ich mich da eingelassen habe. Aber im Gegenteil, ich hatte überhaupt keine schmerzhafte Erfahrung, es war einfach nur genial.
Nun laufe ich längst nicht jeden Tag barfuss herum, aber immer dann, wenn ich Lust darauf habe, und ich frage mich nun, wie es kommt, dass mann tatsählich rund sechs Stunden fast mit jedem Schritt über Scherben läuft, ohne sich auch nur irgendwas zu tun. Ist das Übung bezogen aufs Abfedern, ein siebter Sinn oder einfach nur Glück? Zumal ich meinen Blick mehr auf die Acts gerichtet habe als auf den Boden, der mir irgendwann ziemlich egal war.
Überlegt Ihr Euch eigentlich, ob und wie gefährlich es sein könnte - oder wisst Ihr - im Gegensatz zu mir - von vornherein, dass da niemals was passieren kann? - Wie gesagt: Unter "vernünftigen" Umständen hätte ich mich und drei, vier andere, die ebenfalls barfuss unterwegs waren, für bekloppt erklärt. Doch: es ist eben einfach unvergleichlich.
Liebe Grüße
percy

"Scanning"

Frankie Z, Monday, 20.08.2001, 09:19 (vor 8436 Tagen) @ Bernd - Giessen

Hi Percy,
ha, das habe ich mich wirklich auch schon oft gefragt: Der ganze Boden liegt voller Unrat wie z.B. Scherben, Nägeln etc., und man entwickelt irgendwie ein Bewusstsein dafür, wohin man tritt bzw. nicht tritt. Ich denke mir, dass der geübte Barefooter unbewusst den Boden "scannt" - so geht's mir jedenfalls. Auf Scherben treten heißt ja auch nicht unbedingt, sich gleich zu verletzen. Nimm mich als Beispiel: Ich laufe über kleinere Glassplitter und kann - dank abgehärteter Fußsohle - mittlerweile glühende Zigaretten austreten. Die einzige Gefahr bei großen Events stellen jedoch missgünstige Menschen dar, die keine nackten Füße anschauen mögen und meinen, den Hippies die Zehen kaputt treten zu müssen.
Mir wurde vor ein paar Tagen auf der Sparkasse vor dem Geldautomaten ein Zehennagel fast komplett zertreten, durch einen gezielten Tritt von vorne...

Gruß
Bernd

Hallo bernd,

gerade das Phämomen, dass der Fuss etwas ähnliches wie eine 6. und 7. Sinn entwickelt, ist für mich (als Techniker) das faszinierendste am Barfusslaufen. Es hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass die Haut insbes. am Fuss nicht nur über Tast- bzw. Druck-Receptoren verfügt, sondern auch über Receptoren, die optische
Reizsignale wahrnehmen und verarbeiten können. Man hat bekanntlich herausgefunden, dass solche R. nicht nur in der Netzhaut am Auge vorhanden sind, sondern auch in Hautzellen am Körper. Da der Fuss über ein extrem dichtes Nervengeflecht verfügt, gelangen wesentlich mehr Signale über die Axone zu den Synapsen im Gehirn, womit die auch Fähigkeit zur Erkennung peripherer Objekte enorm gesteigert wird.
Wenn jemand seine Füsse das ganze Leben lang in Schuhwerk stecken hat, verliert der Fuss diese Fähigkeit. Wenn der barfuss zu laufen beginnt, muss er "neu lernen".
Wenn man es rein vom physikalischen Standpunkt sieht, grenzt das ganze Barfusslaufen an ein Wunder. Stell dir nur mal vor, du würdest mit irgendeinem anderen Körperteil 60 mal in der Minute auf spitze Scherben "treten". Selbst wenn du an dieser Stelle Hornhaut hättest, wärest du übersäht von (nie zuheilenden) Wunden... Von der Fähigkeit, dass man sogar lernen kann, im Schnee barfuss zu laufen, oder auf heißer Kohlen-Asche (ohne Verletzungen zu erleiden) mal gar nicht zu reden!
Viele Grüße
Frankie Z

"Scanning"

Markus U., Monday, 20.08.2001, 20:38 (vor 8435 Tagen) @ Frankie Z

Hi,

Wenn man es rein vom physikalischen Standpunkt sieht, grenzt das ganze Barfusslaufen an ein Wunder. Stell dir nur mal vor, du würdest mit irgendeinem anderen Körperteil 60 mal in der Minute auf spitze Scherben "treten". Selbst wenn du an dieser Stelle Hornhaut hättest, wärest du übersät von (nie zuheilenden) Wunden... Von der Fähigkeit, dass man sogar lernen kann, im Schnee barfuss zu laufen, oder auf heißer Kohlen-Asche (ohne Verletzungen zu erleiden) mal gar nicht zu reden!

inzwischen habe ich wieder eine neue Erfahrung gemacht. Als ich am Samstag in den Rheinauen spazierenging, merkte ich plötzlich, daß ich die Zeit vergessen hatte und mich eilen mußte, um noch rechtzeitig zu einer Verabredung zu kommen. Als ich über die Flußkiesel rannte, merkte ich, daß das überhaupt kein Problem war (allerdings traute so mancher seinen Augen nicht, wie ich im Vorbeieilen bemerken konnte). Da ich in Eile war, achtete ich nicht sonderlich auf den Boden, wunderte mich allerdings, wie meine Füße "haarscharf" an gefährlichen Stellen wie aufragenden spitzen Steinen, die ich nicht rechtzeitig gesehen hatte, vorbeiglitten, so daß ich mich glücklicherweise eben doch nicht verletzte.

Barfuß durch den Schnee zu gehen ist für mich kein Problem, bei heißer Asche habe ich jedoch starke Bedenken. Vielmehr bin ich davon überzeugt, daß solche besonderen Barfußleistungen (ähnlich wie das barfüßige Zerschlagen von Ziegelsteinen durch diverse hohe Tritte) eine gründliche mentale Vorbereitung erfordern, ohne die Verletzungen unvermeidlich sind.

Barfuß,
Markus U.

Ringfest Köln

MarkusII, Sunday, 19.08.2001, 22:49 (vor 8436 Tagen) @ Percy

Hallo Percy,

tja, dies bestätigt die Erfahrung von Leuten, die viel oder zumindest recht viel barfußlaufen: Dank fester, aber elastischer Hornhaut, einem "angelaufenen" Polster darunter und unbewußt "klugem" Gehen sind einigermaßen geübte Barfüße fast unverwüstlich!

Das einzige Problem sind nach meiner Erfahrung noch winzig kleine Scherben (< 3 mm lang und meist sehr dünn), die noch in die Haut eindringen können.
(Die muß man dann mit der Pinzette - andere empfehlen eine Nadel - herausholen, nachdem man zuvor etwas Haut entfernt hat. Danach am besten mit Spray desinfizieren, trockenen lassen, und mit Srühpflaster versiegeln.)
Aber auch dieses "Restproblem" ist eher selten, do dass es durchaus nichts Besonderes ist, dass Du dort so lange problemlos hast unterwegs sein können.

Und wie Du siehst, steht auch dies im krassen Widerspruch zum Wissenstand der Bevölkerung über das Barfußlaufen. Die würde so etwas als viel zu gefährlich ansehen.

Viel Spaß beim unbeschwerten Barfußvergnügen wünscht Dir

MarkusII

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