Barfuß über die Cranger Kirmes (Hobby? Barfuß! 2)

Stefan (Gelsenkirchen) @, Saturday, 04.08.2001, 10:00 (vor 8452 Tagen)

Hallo allerseits!

Wie vielen Menschen bekannt sein dürfte findet in Herne zur Zeit die Cranger Kirmes statt - wem das nichts sagt: Man könnte es vielleicht
als "Oktoberfest des Ruhrpotts" bezeichnen ;-)
Genaue Besucherzahlen sind mir nicht bekannt, aber es ist im allgemeinen nicht leicht ein Bein an den Boden zu bekommen, geschweige denn einen Parkplatz zu finden.
Zumindest für Autofahrer sind die Parkplätze knapp - bei Kanufahrern sieht das schon ganz anders aus. Diesen Vorteil beschlossen eine
Vereinskameradin und ich dann auch zu nutzen.

Das Bad in der Menge begann eigentlich schon auf dem Wasser, als wir uns im stillgelegten Cranger Hafen das Eröffnungsfeuerwerk von unseren
Kanus aus anschauten. Von den Menschenmengen auf den Kaimauern und einer nahegelegenen Brücke waren allgemeine Erheiterung und wohlwollende Zurufe zu vernehmen.

Richtig spannend wurde es aber erst, als wir nach dem Feuerwerk an Land gingen um uns nur mit Badehose bzw. knappem Neoprenanzug und je
einem Paddel bekleidet - also beide völlig barfuß - unseren Weg durch die Menschenmassen bahnten.
Die Reaktion der anderen Kirmesbesucher war fast immer identisch: erst ein erstaunter - ja geradezu fassungsloser Blick (so richtig mit
offenstehendem Mund :-) der sich gleich danach in ein breites Grinsen verwandelte.
Alle paar Meter gab es Applaus und wohlwollende Zurufe zu hören - von "Klasse!", "Hey, weiter so!" über "Voll geil, ey!" bis "Hey setzt
euch doch mal zu uns" - welches uns aus einem Biergarten entgegengerufen wurde.
Auch die Damen und Herren vom "Sportverein Grün-Weiß" schienen Gefallen an unserem Aufzug zu finden, und winkten uns aus dem
Mannschaftswagen fröhlich zu.
Dazu kamen natürlich viele meist ebenfalls wohlmeinende Fragen zu unserer ungewöhnlichen Kleidung, die ich dann meistens mit den Vorteilen des Kanufahrens bei der Parkplatzsuche erklärte.

Es kam natürlich auch öfters mal die Frage nach unserer Fußgesundheit bei den vielen Scherben die auf dem Platz herumlagen. Meine Antwort, dass man ja zwei Augen im Kopf hätte und somit den Scherben recht gut aus dem Weg gehen könne schien bei einigen Menschen zu einem regelrechten Aha-Effekt zu führen.

Einige Fragen sind mir besonders in Erinnerung geblieben - "Macht ihr irgendwofür Werbung?" sowie mein persönlicher Favorit "Ey sacht mal -
habt ihr ein Boot gewonnen?". Die häufiger mal vorkommende Frage ob uns nicht kalt wäre konnten wir getrost verneinen, und unsere
Gegenfrage ob man denn mit der langen Bekleidung und den geschlossenen Schuhen in dem dichten Gedränge nicht schwitzen würde wurde nach kurzem Überlegen häufiger mit einem etwas gequälten Kopfnicken beantwortet. (Warum die Leute trotz der legeren Atmosphäre dennoch in langen Klamotten und Komplextretern herumlaufen, entzieht sich meiner Kenntnis)

Ebenfalls unvergeßlich bleibt mir, wie eine Frau mich zunächst angewidert anschaute und fragte: "Wo ham'se euch denn 'rausgelassen?" Als ich ihr antwortete: "Ja am Bootshaus natürlich" konnte auch sie sich das Grinsen kaum noch verkneifen.

Ansonsten blieb die Zahl angewiderter Blicke aber doch erfreulich gering - selbst wenn ich die wenigen Mädchen dazurechne die mit ihren
Kopftüchern wie aufgescheuchte Kaninchen vor uns davonrannten, war das Verhältnis positiver zu negativen Reaktionen immer noch besser als
1000 zu 1.

Richtig negative "Kritik" gab es nur von einer Frau, die es einfach nur "unmöglich" fand, und den Doktor bemitleidete, der sich nacher um
unsere Füße kümmern müßte.
Mein Argument, dass wir die Kirmes zu diesem Zeitpunkt bereits einmal umrundet hatten, wobei unsere Füße völlig unversehrt geblieben waren
überhörte sie einfach.
Auf meine Frage was _ihr_ Arzt denn zu ihrem Senk-Spreizfuß sagen würde, den sie sich mit ihren 5cm-Absätzen gerade züchtete, wurde sie
dann laut und meinte, dass sowas einfach verboten gehört. (Dabei war ich ganz ihrer Meinung - solche Schuhe gehören einfach verboten ;-)
Aufgrund ihres Gezeters konnte ich ihr dann leider auch nicht mehr mitteilen, dass selbst mein (Fehl-)Tritt in eine glühende Zigarette nur einen plötzlichen Luftsprung sowie zwei laute Flüche (und nicht etwa einen Arztbesuch) zur Folge hatte.

Aber auch diese negative Kritik hielt uns nicht davon ab, einen weiteren Barfuß-Kirmesbesuch per Kanu für den nächsten Sonntag zu planen...

Schöne Füße

Stefan

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