Neue Erfahrung: Barfuß im Supermarkt (Hobby? Barfuß! 2)
Nach meiner Barfuß-Pemiere vor sechs Tagen heute erstmals barfuß einkaufen. Ein prickelndes Wagnis: Wer weiß, wem ich dabei alles begegne, vor dem ich dann meine nackten Füße nicht mehr verheimlichen kann? Ohne Rückzug!
Als erstes treffe ich beim Pflanzengießen im Hof das Apothekermädchen. Freundlicher Gruß beiderseits, sonst nichts. Dann auf die Straße. Vor meinem Haus vierspurige Straße, in der Mitte Straßenbahngleiskörper. Zufällig kommt gerade nichts, nur links noch weit entfernt zwei Autos. Weiten Schritts überquere ich die Fahrbahnhälfte. Als die zwei Autos hinter mir sind, hupen beide - obwohl ich keinen behindere. Grübel: Was könnte das bedeuten? Entweder meinen sie meine baren Füße oder es waren am Ende gar Kollegen. Unser Trambahnbetriebshof ist ja nicht einmal 200 Meter entfernt. Ich deute also das Hupen als Gruß und beginne mich damit abzufinden, dass mich die ersten schon "so" gesehen haben.
Gleich gegenüber ist der Supermarkt. Herrlich kühle, glatte Steinplatten. Nehme die Waren aus dem Regal wie immer. Nicht ganz wie immer, denn ich blicke etwas verhaltener um mich als sonst. Vorsichtshalber die Waren statt die Menschen anschauen, wer weiß, welche Blicke zurückkommen? Ganz sicher bin ich mir meiner Sache naturgemäß noch nicht.
Bei der Tiefkühltruhe ist der Boden herrlich kalt, eine Erkenntnis, die einem Schuhträger verwehrt bleibt. An der Kasse: In einem Spiegel kreuzen sich kurz meine Blicke mit denen der hinter mir anstehenden Frau. Doch überraschend schnell schaut sie weg, wie eine ertappte Diebin. Wobei ertappt? Beschließe, dass es ihre Gedanken zu meinen Füßen waren. Oder vielleicht auch nicht?
Gemächlich zurück über die Straße und ins Haus.
Oh Schreck! Im Flur begegnet mit der Vermieter, Herr Zeilnhofer! Schon vor meiner ersten Barfuß-Tour hatte ich es mir als worst case, als GAU ausgemalt, gerade ihn zu treffen! Dieser gemütliche, aber auch konservative und pedantische alte Münchner wird sicher wenig Verständnis für barfüßige Mieter haben! Aus seinem Vermieterherzen ausstoßen wird er mich Revoluzzer!
Doch wie war es wirklich? Herr Zeilnhofer wünscht mir einen schönen Abend, redet übers Wetter - "Mei, die Hitz" - und empfiehlt sich wieder. Ich glaube, er hat gar nichts bemerkt.
Meiner Katze Siri scheinen die Fremdgerüche an meinen Füßen zu gefallen.
So, jetzt bin ich wieder um eine barfuß-Erfahrung reicher. Irgendwie bin ich fast enttäuscht, dass mich "draußen" niemand angeredet hat, wo ich doch über meinen eigenen Schatten gesprungen bin und eine ganz schöne Portion Exhibitionismus an den Tag gelegt habe. Aber hätte jemand was gesagt: Bittschön nur Gutes! Denn für Garstiges oder Beleidigendes über meine Barfüße fühle ich mich innerlich noch lange nicht genug gefestigt.
Wem ging’s am Anfang ähnlich?
Grüß Euch
Georg, der Straßenbahner