Barfuss über die Alpen - und dann in die Psychiatrie (Hobby? Barfuß! 2)

Frankie Z, Saturday, 28.07.2001, 19:41 (vor 8523 Tagen)

detlev schrieb:....

...Und dann wird es vielleicht gefährlich für die wenigen Leute, die ganzjährig barfuß unterwegs sind. Hier droht dann nämlich eine Untersuchung auf den Geisteszustand mit anschließender Einweisung in die Psychiatrie!

Ich hoffe, daß sich hier trotz der eher düsteren Aussichten niemand die Lust am Barfußlaufen vergällen läßt! Ich jedenfalls denke nicht daran, bei der jetzigen Witterung ohne Not Schuhe anzuziehen!
Detlev


Betrifft: Einweisung in die Psychiatrie
hallo,
ein solcher Fall ist vor ein paar Jahren tatsächlich mal in Österreich passiert, als eine Südtirolerin barfuss die Alpen überquerte und in Mittersill (b. Salzburg) einen Polizisten nach dem Weg fragte.
Ich werde bei Gelegenheit mal einen Artikel drüber in dieses Forum setzen.
viele grüße
frankie Z

Hi, Frankie
wie ist das vonstatten gegangen, und ist sie wieder herausgekommen?
Hierzulande ist übrigens eine Einweisung glücklicherweise nicht mehr so einfach, wie noch in den Achtzigern, wo manche Familie ihre lästigen Miterben und "schwarzen Schafe" einfach abschieben konnte.
Übrigens: Eins fürchten Psychiater wie "der Teufel das Weihwasser", nämlich Anwälte.
barfuß und müde vom drückenden Wetter
Francisco

hallo allerseits:

Dieser Fall spielte sich (glaube ich) Ende Mai 1998 ab und stand in vielen Zeitungen unter der Überschrift: BARFUSS ÜBER DIE ALPEN. Es wurde darüber auch vom ORF berichtet.

Und zwar passierte folgendes:
Eine Südtiroler Lehrerin (ca. 30) aus Brixen, begeisterte Barfuss-Touristin, packte ihre Bergsteigerausrüstung samt Anorak und Schlafsack, und überquerte (vermutlich) entlang Tauferer-Tal, Ahrntal und Birnlücke die Alpen, und stieg über das Krimmler Tauerntal ab nach Mittersill (Salzburg). Dieser Steig ist unter Bergwanderern sehr bekannt, weil dort seit vielen Jahren Bauern ihr Vieh aus Südtirol über einen schmalen Pass nach Österreich treiben. Oft liegt in dieser Höhe (ca. 2200m) auch im Hochsommer noch Schnee.

Im Ortsbereich von Mittersill fiel die Touristin zunächst mal Passanten auf, weil sie barfuss war und nach dem Weg in Richtung Tirol fragte. Ein Polizist wurde aufmerksam, fragte nach Woher und Wohin, und als die Frau (wahrheitsgemäß) antwortete, sie sei über die Alpen gekommen, wurde das Gendarmerie-Auto gerufen und die Einweisung in die Innsbrucker Psychiatrie veranlasst.

Was mit der Frau weiter geschah, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Die Zeitungen berichteten nichts mehr über den Fall.
Falls jemand Näheres weiß, würde mich das interessieren.
Grundsätzlich finde ich ein solches Vorgehen der Exekutive - wenn keine Psychose vorlag - eine Frechheit sondergleichen.

viele Grüße
frankie Z

Barfuss über die Alpen - und dann in die Psychiatrie

Francisco, Saturday, 28.07.2001, 21:08 (vor 8523 Tagen) @ Frankie Z

Hi, Frankie Z.!

Heftig, heftig, kann ich da nur sagen. Der Fall ist kurz und knapp einfach zum Kotzen!
Man hätte lieber den Gendarmen in die Psychiatrie einliefern sollen. Sachen gibt's....

Trotzdem heute barfuß und ohne jede Paranoia unterwegs gewesen,

Francisco

Barfuss über die Alpen - und dann in die Psychiatrie

Frankie Z, Saturday, 28.07.2001, 22:17 (vor 8523 Tagen) @ Francisco

Hi, Frankie Z.!
Heftig, heftig, kann ich da nur sagen. Der Fall ist kurz und knapp einfach zum Kotzen!
Man hätte lieber den Gendarmen in die Psychiatrie einliefern sollen. Sachen gibt's....

Trotzdem heute barfuß und ohne jede Paranoia unterwegs gewesen,
Francisco

hallo francisco,
ja zum Kotzen finde ich das auch - umso mehr als ich ähnliche, aber viel kürzere Touren auch schon barfuss gemacht habe.
(Übrigens ist diese Route, die ich beschrieben habe, eine der schönsten Alpenüberquerungen überhaupt. Kann ich nur jedem empfehlen, ob barfuss oder nicht).
Ja, war heute auch wieder mal barfuss im Wald unterwegs, ca. 2 Std.
Ohne Gendarmerie-Begleitung, und Diensthund war mir auch keiner auf den Fersen:-)
viele Grüße
frankie Z

Witzige Synchronizität!

Francisco, Saturday, 28.07.2001, 23:18 (vor 8523 Tagen) @ Frankie Z

Hi, Frankie Z.!

Das find ich ja witzig! Ich war heute auch wieder barfuß im Wald unterwegs, so zwischen 19.30 und 21 Uhr, als es nicht mehr so brütend war. ein total hübsches Mädchen begegnete mir und schnorrte mich um eine Kippe an, aber total lieb und freundlich und schien überhaupt nicht zu bemerken, daß ich barfuß war, jedenfalls sprach sie mich nicht darauf an, strahlte aber, als ich ihr noch ein schönes Wochenende wünschte.

War sonst ein sehr meditativer Spaziergang, und der Waldboden, meist Laubwald, fühlte sich herrlich an, un dort, wo die trockenen Nadeln lagen, war es sehr weich.

Schupos und Lalülala waren nirgends zu sehen.

Mit bloßen Füßen,

Francisco

Barfuss über die Alpen - und dann in die Psychiatrie

Bernd A, Sunday, 29.07.2001, 21:38 (vor 8522 Tagen) @ Frankie Z

Im Ortsbereich von Mittersill fiel die Touristin zunächst mal Passanten auf, weil sie barfuss war und nach dem Weg in Richtung Tirol fragte. Ein Polizist wurde aufmerksam, fragte nach Woher und Wohin, und als die Frau (wahrheitsgemäß) antwortete, sie sei über die Alpen gekommen, wurde das Gendarmerie-Auto gerufen und die Einweisung in die Innsbrucker Psychiatrie veranlasst.

Hallo allerseits,
bei diesem Vorfall musste ich an eine Passage aus dem Buch "Kon Tiki" von Thor Heyerdahl denken, die allerdings nichts mit barfuß zu tun hat, aber trotzdem recht amüsant ist.
Der norwegische Abenteuerer Heyerdahl ist ja bekanntlich per Floß von Peru aus über den Pazifik nach Polynesien gesegelt. Mit von der Party war unter anderem der Schwede Bengt Danielsson, der auf einer anderen Expedition kurz zuvor per Kanu auf dem Amazonas nach Peru gekommen war. Als die Mannschaft der "Kon Tiki" nun im April 1947 die Ausreiseformalitäten in Peru erledigten, spielte sich folgender Dialog ab. Ich zitiere:

"Wie heißen Sie?" fragte ein kleiner eifriger Beamter und schielte misstrauisch über die Brillengläser auf Bengts mächtigen Bart. "Bengt Emmerich Danielsson" antwortete Bengt andächtig.
Der Mann spannte ein langes Formular in seine Schreibmaschine.
"Mit welchem Schiff kamen Sie nach Peru?"
"Ja sehen Sie", sagte Bengt erklärend und beugte sich über den kleinen erschrockenen Mann, "ich kam nicht im Schiff, ich kam in einem Kanu nach Peru."
Der Mann sah stumm vor Verwunderung auf Bengt und klapperte "Kanu" in eine der offenen Rubriken.
"Und mit welchem Schiff wollen Sie Peru verlassen?"
"Ja sehen Sie mal", sagte Bengt höflich, "ich möchte Peru nicht mit einem Schiff verlassen, sondern mit einem Floß."
"Was denn nicht noch alles!" rief der Beamte erbost und riss das Papier aus der Maschine. "Ich muss doch sehr um eine anständige Antwort auf meine Frage bitten!"- Zitat Ende.

Anzumerken wäre noch, um dem Thema des Forums treu zu bleiben, dass die Männer die gesammte Überfahrt auf dem Floß (eigentlich logisch!) barfuß gemacht haben.
Man kann sich die Situation in der Amtsstube jedenfalls sehr lebhaft vorstellen, ebenso wie die Situation in Mittersill, als die Frau den Polizisten glaubhaft machen wollte, dass sie barfuß über die Alpen gekommen ist. Die Männer von der "Kon Tiki" kamen damals allerdings nicht in die Klappsmühle, sondern durften ihre Expedition bekanntermaßen erfolgreich zu Ende führen.
Ich selbst habe ja schon einige barfüßige Treckingtouren gemacht und hier ja schon öfters darüber berichtet. (siehe auch www.barfuss.org)
Und die Verwunderung von anderen Wanderern war ebnso groß.
Hier zu Hause wurde auf Grund meiner Barfußaktivitäten schon öfters angezweifelt, ob mein "Geisteszustand noch ganz in Ordnung ist" wovon ich selbst absolut überzeugt bin. Allerdings fällt es mir schwer, Leute die ihre Füße bei den derzeitigen Temperaturen freiwillig in geschlossene Schuhe zwängen, für "ganz recht im Kopf" zu akzeptieren...

mit barfüßigen Grüßen
Bernd A

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