Travemünde (Hobby? Barfuß! 2)

KH @, Thursday, 26.07.2001, 22:36 (vor 8460 Tagen)

Hallo,
hat schon mal jemand von Euch Travemünde unsicher gemacht? Ich bin dort nächste Woche auf Fortbildungskurs.
Inzwischen habe ich mir klar gemacht, dass es Kleiderordnungen in der Gesellschaft eben gibt und man sich einfach vorher überlegen soll, ob man sie akzeptieren will oder nicht. Also frage ich vorher. Die Dame vom Seminaranbieter meinte, es gehe ungezwungen zu, aber mit Badelatschen müsste ich ja nicht unbedingt kommen. Alles klar, sagte ich, ich komme ohne. Da hörte man die Kinnlade fallen -- sie hätte das für einen Scherz gehalten, ob ich barfuß teilnehmen dürfte, müsse ich mit den anderen abstimmen. Gut, werde ich.

Der Kurs findet in einem gehobenen Hotel statt ("Wahrzeichen des Ortes"). Ich habe angerufen und gesagt, ich sollte aus gesundheitlichen Gründen möglichst viel barfuß kaufen, ob das ein Problem sein könne. Diesmal war ich der Überraschte: "Für uns nicht!" wurde mir gesagt.

Auf der Seite http://www.travemuende.de/geschichte/index.html steht als letzter Satz noch was Interessantes:
"Von Franz Kafka wissen wir, daß er 1914 zum Entsetzen einiger Badegäste mit entblößten Füßen am Travemünder Strand spazierenging."

Also, Sonntag mit dem Zügle um 6:40 geht die Reise los und wird mit Nordsee-Verlängerung zwei Wochen dauern. Und ich bin gespannt, wie's läuft.

Gruß, Kai (VS)

Travemünde

Marco N., Thursday, 26.07.2001, 23:33 (vor 8460 Tagen) @ KH

Auf der Seite http://www.travemuende.de/geschichte/index.html steht als letzter Satz noch was Interessantes:
"Von Franz Kafka wissen wir, daß er 1914 zum Entsetzen einiger Badegäste mit entblößten Füßen am Travemünder Strand spazierenging."

Und ich dachte immer, es ist (und war) völlig normal, am (Sand-)Strand barfuß zu laufen...

Travemünde

AlexXS, Friday, 27.07.2001, 05:31 (vor 8460 Tagen) @ KH

Hallo,

hier in Lübeck und Umgebung habe ich die Erfahrung gemacht, daß man überall barfuß auftreten kann. Die Leute hier sind von der Mentalität her so eingestellt, daß sie sich lieber ihren Teil denken, als den Mund aufzumachen. Es kann also durchaus sein, daß Du unbehelligt barfuß laufen kannst, aber von den Leuten für verrückt (oder schlimmeres)gehalten wirst.
Ich wohne in Lübeck und bin hier nur barfuß unterwegs (außer im Beruf)und noch nie drauf angesprochen worden. Allerdings wird manchmal getuschelt und von Bekannten, die dieses Getuschel mitbekommen haben, weiß ich, das man im Geisteszustand abgewertet wird (ein Spinner). So sind sie, die Holsteiner - durch zugezogene Gardinen die Straße schärfstens beobachten, aber nie etwas sagen.

Gruß, AlexXS

Travemünde

Lothar, Sunday, 29.07.2001, 21:44 (vor 8457 Tagen) @ KH

Hallo Kai,

erzähl mal wie das Hotel heißt. Ich glaube ich war da schon. Ich bin damals barfuß angekommen, aufs Zimmer gegangen, habe Gepäck eingelagert und bin barfuß vom Zimmer in die Sauna und den Schwimmingpool gegangen. Da war ich noch privat; als dann mein dienstliches Seminar begann, mußte ich mich leider der Kleiderordnung
unterwerfen und dazu gehören leider auch Schuhe. Und somit war ich dann immer beschuht unterwegs wie gesagt bis auf den WEg vom Zimmer in die Sauna. Gesagt hat keiner was.
Der Strand ist übrigens sehr zu empfehlen. Vor allen Dingen solltes Du Dir einen Sonnenuntergang und den Mond von einem in die ostsee ragenden Steg anschauen. Bei mir war leider schlechtes Wetter.

Im Ort war übrigens barfuß keinerlei Problem. Ich war damals bei strömendem Regen unterwegs mit dicker Regenjacke und kurzer Hose.

Viel Spaß

Lothar

Hallo,
hat schon mal jemand von Euch Travemünde unsicher gemacht? Ich bin dort nächste Woche auf Fortbildungskurs.
Inzwischen habe ich mir klar gemacht, dass es Kleiderordnungen in der Gesellschaft eben gibt und man sich einfach vorher überlegen soll, ob man sie akzeptieren will oder nicht. Also frage ich vorher. Die Dame vom Seminaranbieter meinte, es gehe ungezwungen zu, aber mit Badelatschen müsste ich ja nicht unbedingt kommen. Alles klar, sagte ich, ich komme ohne. Da hörte man die Kinnlade fallen -- sie hätte das für einen Scherz gehalten, ob ich barfuß teilnehmen dürfte, müsse ich mit den anderen abstimmen. Gut, werde ich.
Der Kurs findet in einem gehobenen Hotel statt ("Wahrzeichen des Ortes"). Ich habe angerufen und gesagt, ich sollte aus gesundheitlichen Gründen möglichst viel barfuß kaufen, ob das ein Problem sein könne. Diesmal war ich der Überraschte: "Für uns nicht!" wurde mir gesagt.
Auf der Seite http://www.travemuende.de/geschichte/index.html steht als letzter Satz noch was Interessantes:
"Von Franz Kafka wissen wir, daß er 1914 zum Entsetzen einiger Badegäste mit entblößten Füßen am Travemünder Strand spazierenging."
Also, Sonntag mit dem Zügle um 6:40 geht die Reise los und wird mit Nordsee-Verlängerung zwei Wochen dauern. Und ich bin gespannt, wie's läuft.
Gruß, Kai (VS)

Travemünde und Wangerooge (war: Travemünde)

KH, Tuesday, 14.08.2001, 22:46 (vor 8441 Tagen) @ KH

Hallo,
ich bin wieder zurück von meinem Seminar in Travemünde und einer Woche Wangerooge.
Wie's war? Aus Barfüßlersicht super.
Am Sonntagmorgen recht früh bin ich mit Kind & (tolerantem) Kollegen in Villingen ins Zügle gestiegen, die Notschuhe im Koffer unten drin. Rausgeholt habe ich sie erst zwei Wochen später wieder. Die Bahnfahrt war kein Problem, keine Blicke, keine Bemerkungen. In Travemünde tobte noch die Travemünder Woche, durch deren Stände wir zum Hotel Maritim mit seinen 35 Stockwerken und Neureichen-Appartements unser Gepäck schleppten. Im Hotel beim Check-in war ich mir zunächst unsicher, was wohl geschähe, aber ich hatte ja vorher angerufen und mir sagen lassen, sie hätten kein Problem mit Barfüßlern. Am Abend um 19:00 Begrüßungstreffen, anschließend Abendessen. Kein Problem, auch nicht bei den Seminarteilnehmern.
Montag Morgen, Frühstück: Enormes Buffet, ein paar ältere Herrschaften, aber ich falle nicht auf. So ging's dann tatsächlich die ganze Woche. Auch die Referenten, Arbeitsrichter, reagierten nicht. Kleines Highlight: Zum Kaffee in den 35. Stock "über den Wolken". Das Café war voller Leute im fortgeschrittenen Alter, ohne die anfängliche Zusage der Rezeption hätte ich mich wohl nicht reingetraut.
Auch der Besuch in Lübeck, Stadtführung, Travefahrt zurück, ging wunderbar.
Insgesamt kann ich das Hotel nur loben: Extrem freundliches Personal und extrem barfuß-freundlich dazu, leider bissle teuer, wenn man's selbst bezahlen muss.

Am Freitag fuhr ich mit meinem Kleinen mit der Bahn zunächst nach Jever, weil es für die Fähre nicht mehr reichte, und am nächsten Tag nach Wangerooge. Auch alles kein Problem. Ähnlich wie Jean-Paul von Vlieland (?) berichtete, sind Barfüßler dort normal. Das heißt, aus unserer Sicht doch noch unterrepräsentiert, aber man fällt nicht auf. Ich habe ein wenig gezählt und bin auf der Insel etwas weiter vom Strand auf 5 % Barfüßler gekommen, was sich bis zur Uferpromenade auf 20 % erhöhte. Aber am Strand und bei Wattwanderungen gibt's da doch tatsächlich auch welche mit Gummistiefeln, man sollte es nicht glauben. Allerdings sind sie wenigstens nicht vorgeschrieben: "Wer unempfindliche Füße hat, kann auch barfuß laufen" steht auf der Ankündigung. Haben die Ostfriesen den Holländern doch wenigstens einmal was voraus ;-).
Andererseits habe ich mich sehr über die dortige Kurverwaltung geärgert: Die ziehen doch tatsächlich einen Zaun um den Fährenanleger (auf dem Festland!), drücken Dir eine Chipkarte in die Hand und lassen Dich erst wieder weg, wenn der Kurbeitrag bezahlt ist. Dafür werben sie mit den vielen Vorteilen, die Dir die Karte bringt, u.a. 1 (!) Glas Meerwasser bekommt man damit umsonst. Aber ich will nicht weiter ausholen und mich wieder aufregen, das ist eine andere Geschichte.

Gruß aus VS, Kai

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