Flucht (Hobby? Barfuß! 2)

Lothar, Sunday, 15.07.2001, 21:46 (vor 8471 Tagen)

Ich dachte, ich hätte es überwunden; aber gestern in Coburg ist es passiert; ich habe zweimal die Flucht ergriffen, weil ich barfuß unterwegs war; hinterher habe ich mich kräftig geärgert.
Zunächst begegnete ich einem ehemaligen Arbeitskollegen da ich zwei
Monate in Coburg gearbeitet hatte. Ich glaube nicht, daß er mich erkannt oder gesehen hat; aber ich gab mich auch nicht zu erkennen;
das war noch relativ harmlos; aber dann passierte es.
Ich war gerade auf der Suche nach meinem Auto und versuchte mich zu
orientieren, da ich irgendwie zu bald in eine Straße eingebogen war.
Ich stand an einer roten Fußgängerampel und überlegte, ob die Überquerung der Straße der richtige Weg sei oder nicht.
In dem Moment hörte ich hinter mir eine weibliche Stimme einer meiner
Kolleginnen die glaubte mich erkannt zu haben; ihr männlicher Begleiter antwortete mit einem deutlichen "Quatsch"; weil es ja
nicht üblich ist, daß sich ein Banker barfuß rumtreibt.
Und was tue ich; nach dem Quatsch habe schnellstmöglich die Flucht ergriffen in die entgegengesetzte Richtung der Stimmen.
Ich konnte nur erkennen, daß es mindestens vier Personen waren, konnte diese aber nicht identifizieren.
Dies führte mich zwar zu meinem Auto, hat mich aber wahnsinnig geärgert, daß ich wieder mal nicht dazu stand, was ich tue;
andererseits denke ich immer noch, daß ich irgendwann mal richtigen
Ärger kriege, wenn ich den falschen Leute ohne Schuhe begegne.
Was also tun?

Viele Grüße

Lothar

Flucht

Jörg (2), Sunday, 15.07.2001, 22:42 (vor 8471 Tagen) @ Lothar

andererseits denke ich immer noch, daß ich irgendwann mal richtigen
Ärger kriege, wenn ich den falschen Leute ohne Schuhe begegne.
Was also tun?

Hi Lothar,

also, mir fällt da die Frage ein:

Präge ich meinen Beruf. Oder lasse ich mich von ihm prägen?!

Unter dem Aspekt, dass auch du nur einmal lebst, empfehle ich das erste. Eine andere Lösung wäre, mit Psychologie immer mehr von Deinem "Hobby" einfließen zu lassen. Vielleicht wäre hilfreich, wenn du von häufigen venösen Stauungsbeschwerden in den Beinen sprichst....

Viel Erfolg

Jörg (2)

Dazu stand heute etwas Nettes in der Tageszeitung...

Michael (wat) @, Monday, 16.07.2001, 17:51 (vor 8470 Tagen) @ Jörg (2)

Hallo Jörg.

Wenn man die in unserer Kultur so beliebten handfesten Argumente und Zahlen haben möchte, um sich selbst das Barfuß gehen verkaufen zu können, dann ist die Schlagzeile der Zeitung von heute sicher hilfreich: "Minister Müller will Privatvorsorge für Krankheiten". Ich will hier ganz sicher keine politische Diskussion entfachen, darum sage ich einfach, dass man seine Krankheits-Vorsorge-Beiträge vermutlich ganz nett reduzieren kann, indem man sich eine ganze Klasse von Fuß-, Bein-, Kreislauf- und Rückenproblemen erspart und nebenbei noch den Draht zur Natur und das Selbstbewusstsein stärkt.

Wenn man das dann damit verrechnet, wie viele Arbeitsplätze man vernichtet, weil man weniger Schuhe kauft, sollte mindestens eine schwarze Null bei der Bilanz herauskommen. Das gute Gefühl dabei ist ja nicht messbar und darum irrelevant... ;-)

Ciao, Michael

Dazu stand heute etwas Nettes in der Tageszeitung...

Frankie Z, Monday, 16.07.2001, 18:05 (vor 8470 Tagen) @ Michael (wat)

Hallo Jörg.
Wenn man die in unserer Kultur so beliebten handfesten Argumente und Zahlen haben möchte, um sich selbst das Barfuß gehen verkaufen zu können, dann ist die Schlagzeile der Zeitung von heute sicher hilfreich: "Minister Müller will Privatvorsorge für Krankheiten". Ich will hier ganz sicher keine politische Diskussion entfachen, darum sage ich einfach, dass man seine Krankheits-Vorsorge-Beiträge vermutlich ganz nett reduzieren kann, indem man sich eine ganze Klasse von Fuß-, Bein-, Kreislauf- und Rückenproblemen erspart und nebenbei noch den Draht zur Natur und das Selbstbewusstsein stärkt.
Wenn man das dann damit verrechnet, wie viele Arbeitsplätze man vernichtet, weil man weniger Schuhe kauft, sollte mindestens eine schwarze Null bei der Bilanz herauskommen. Das gute Gefühl dabei ist ja nicht messbar und darum irrelevant... ;-)

Ciao, Michael

Völlig richtig, Michael
Die Arztpraxen müssten reihenweise zusperren, wenn die Leute auf Schuhe verzichten würden.
Vergiss nicht, dass unter den Fussohlen ein Nervengeflecht sitzt, das die Abwehrkraft gegen Infektionen aller Art intensiviert. Das wissen die wenigsten Leute. Die machen teure Fussreflexzonen-Massagen und Bäder und weiß der Kuckuck. Dabei bräuchten sie nur barfuss zu gehen
und blieben das ganze Jahr von Erkältungskrankheiten und Schnupfen verschont. (Hat übrigens Sebastian Kneipp auch schon gewusst).
viele Grüße
frankie Z

Noch was aus der Zeitung

Kai3, Monday, 16.07.2001, 18:48 (vor 8470 Tagen) @ Michael (wat)

Hallo,

wo wir gerade bei der Presseschau sind:
folgende Meldung stand am Wochenende in der Frankfurter Rundschau:

Kita hält Kinder mit den Lehren Kneipps gesund

In Halle gib es den einigen "zertifizierten Kneipp-Kindergarten" Deutschlands. Die Leiterin der Kita (...) hatte vor vier Jahren begonnen, den Tagesablauf in der Tagesstätte an den Lehren des Pfarrers Sebastian Kneipp zu orientieren. "Kinder von heute - gesundheitsbewusste Erwachsene von morgen", dieses Motto hat sich
die Leiterin der Kita auf die Fahnen geschrieben. Und so beginnt der Tag für die Größeren mit dem morgendlichen "Taulaufen", das ganzjährig auf dem Programm steht, so dass im Winter schon einmal ein "Schneelaufen" daraus werden kann.

Begeistert machen die Kleinen mit, wenn es zu Musikbegleitung über den feuchten Rasen geht. Vor Erklältungen braucht sich hier keiner zu fürchten. "Ganz im Gegenteil, die Kinder verfügen über ein stabiles Immunsystem" (...).

Gruß mit Fuß
Kai3

Flucht

H, Sunday, 15.07.2001, 23:03 (vor 8471 Tagen) @ Lothar

Hallo Lothar,
wie war denn gestern das Samba Festival in Coburg? Ich nehme an Du warst dort.
Warum solltest Du die "falschen" Leute treffen wenn Du barfuss unterwegs bist? Du kannst doch machen was Du willst. Wenn ich barfuss unterwegs bin und Bekannte treffe können die nur mit einem Lächeln sagen "Jetzt ist der vielleicht verrückt geworden" oder sie sagen garnichts.
Und vor fremden Angst haben? Was sollen Die schon tun?
Oder hast Du nur bedenken wegen Deines Arbeitsplatzes?

Schöne barfüssige Grüße von H

Flucht

Lothar, Monday, 16.07.2001, 18:43 (vor 8470 Tagen) @ H

Hallo Lothar,
wie war denn gestern das Samba Festival in Coburg? Ich nehme an Du warst dort.

Sehr besuchenswert; sehr zu empfehlen; viele Leute; viele Scherben
und viele Flaschen; deshalb waren auch viele Akteure nicht barfuß obwohl das ja eigentlich sehr passend wäre.

Warum solltest Du die "falschen" Leute treffen wenn Du barfuss unterwegs bist? Du kannst doch machen was Du willst. Wenn ich barfuss unterwegs bin und Bekannte treffe können die nur mit einem Lächeln sagen "Jetzt ist der vielleicht verrückt geworden" oder sie sagen garnichts.

Bekannte sind mir relativ egal; problematisch sind bestimmte Arbeitskollegen und Chefs sowie Kunden.

Und vor fremden Angst haben? Fremde sind mir auch egal. Was sollen Die schon tun?
Oder hast Du nur bedenken wegen Deines Arbeitsplatzes?

Richtig.

Schöne barfüssige Grüße von H

Flucht

H, Monday, 16.07.2001, 21:06 (vor 8470 Tagen) @ Lothar

Hallo Lothar,

danke für die Antwort. Die Bedenken wegen des Arbeitsplatzes verstehe ich schon. Mir würde es vielleicht genauso gehen, aber ich kann mir keine ernsthaftes MOBBING im Betrieb wegen barfusslaufens vorstellen. Jeder würde sich vielleicht etwas denken, aber sagen tuns nicht alle. Und von einer Kündigung oder Abmahnung wegen barfusslaufens in der Freizeit habe ich noch nichts gehört.

Schöne barfüssige Grüße von H

Flucht

Lothar, Wednesday, 18.07.2001, 21:49 (vor 8468 Tagen) @ H

Hallo Lothar,

danke für die Antwort. Die Bedenken wegen des Arbeitsplatzes verstehe ich schon. Mir würde es vielleicht genauso gehen, aber ich kann mir keine ernsthaftes MOBBING im Betrieb wegen barfusslaufens vorstellen. Jeder würde sich vielleicht etwas denken, aber sagen tuns nicht alle. Und von einer Kündigung oder Abmahnung wegen barfusslaufens in der Freizeit habe ich noch nichts gehört.

Schöne barfüssige Grüße von H

1. kommt das auf den Job an und für einer Banker gilt halt barfuß zumindest für Männer gleich als unseriös genauso wie kurze Hosen oder ähnliches; übrigens nicht meine Meinung sondern Ergebnis einer
Umfrage unter der Bevölkerung.
2. in einer Situation wo das oberste Ziel vieler Firmen und
auch meines Arbeitgebers ist Kosten zu sparen und Stellen zu
streichen gibt es ein gewünschtes Hauen und Stechen unter
der Belegschaft um die verbleibenden Arbeitsplätze und da ist
vielen Leuten jedes Mittel recht.

Lothar

Flucht

Samuel, Sunday, 15.07.2001, 23:15 (vor 8471 Tagen) @ Lothar

Hallo Lothar!

Am Arbeitsplatz ist das wohl etwas heikler, aber wenn Du in Deiner Freizeit in der Stadt (gar einer fremden) bist, trägst du ja wohl kein Firmenlogo auf dem Anzug, kannst also dem Ruf der Firma gar nicht schaden.

Viele Füße
Samuel

Flucht

Berni(N) @, Monday, 16.07.2001, 00:06 (vor 8471 Tagen) @ Samuel

... kein Firmenlogo auf dem Anzug, kannst also dem Ruf der Firma gar nicht schaden.
Viele Füße
Samuel

Hallo Samuel,

komisch ist es schon, daß man "seiner Firma schaden" kann, und zwar nur deswegen, weil sich zwischen der Fußsohle und dem Erdboden statt ein paar Millimeter Leder halt eben nichts befindet.

Da ist es ja gut, daß es nur sehr wenige Barfußläufer gibt, sonst wären schnell mal ein paar tausend Firmen bankrott ... ;-)

Grüße Berni(N)

Auf der Flucht: Was tun?

Michael (wat) @, Monday, 16.07.2001, 19:10 (vor 8470 Tagen) @ Lothar

Hallo Lothar.

Was fällt mir zu deiner Frage spontan ein? Als Erstes: "Entspannen." :-) Dann denke ich ein wenig nach.

Ich bin zB froh, dass ich es in diesem Jahr - auch mithilfe dieses Forums - geschafft habe, einige Male richtig schön barfuß zu laufen, dass ich mich dabei an idiotischen Kommentaren nicht zu sehr gestört und über positive gefreut habe, dass sich meine Freunde inzwischen daran gewöhnt haben, wenn sie mir bei Besuchen weder Socken noch Hauspantoffeln erfolgreich anbieten können ("Aber es ist doch so kalt hier auf dem Laminat" - "Klar, sind ja nur 20 Grad"), und dass ich einen netten Spaziergang mit einem anderen Forumsleser hatte (Hi Michael!). Manchmal erscheint es mir dann denkbar, dass Barfuß gehen für mich eines Tages so normal wird wie Brille tragen.

Trotzdem sind da noch Tage wie die letzten drei oder vier, an denen ich mich schlecht fühle, traurig bin und keinen einzigen Schritt (wie auch immer) vor die Tür machen möchte. Auch wenn das Brot alle ist, die Sonne immerhin ein wenig scheint und es noch so gesund wäre, jetzt etwa zum Freibad zu gehen. Was tun? Ich mache es mir so angenehm wie möglich, lerne für die Schule und weiß, dass es morgen schon wieder ganz anders sein kann.

Was ich sagen will: Gut, du hast die Flucht ergriffen (und benutzt das Wort "herumtreiben", wenn du dir vorstellst, was dein Kollege von der Art und Weise deines Aufenthalts denkt). Und? Was verlierst du dadurch? Nichts von dem, das du bis Samstag erreicht hattest. Außerdem weißt du jetzt, dass sich Teile von dir schon mal selbstständig machen und dich die Flucht ergreifen lassen, wenn du in gefährliche Situationen kommst. Du kannst dir jetzt "Boah, was war ich da für ein Idiot!" sagen, das sage ich mir auch oft genug. Und dir dann überlegen, wie du dich gedanklich auf mögliche weitere solche Situationen vorbereiten kannst. Frag dich, ob du das Zusammentreffen mit den Kollegen zu deiner Zufriedenheit hättest managen können, oder ob die "Flucht" nicht zunächst doch die bessere Handlung war.

Du hast zwei der in dir streitenden Teile ja schon genannt: Der eine will, dass du nach außen und innen hin Barfuß gehen als normalste Sache der Welt hoch halten kannst, der andere hat Angst vor wie auch immer gearteter Strafen und will dich schützen, und hat dich ja vorgestern tatsächlich gesteuert, als seine schlimmsten Befürchtungen wahr zu werden drohten. Beide handeln für sich in bester Absicht.

Wenn du mal Lust und Ruhe hast, kannst du ja mal von diesen zwei recht gegensätzlichen Positionen ausgehen und die beiden fragen, welchem/n Herren sie eigentlich genau dienen, was sie vom jeweils anderen und von dir so halten, und ob sie vielleicht noch mehr als nur zu zweit sind.

Bye,
Michael

Flucht

Markus(31) @, Monday, 16.07.2001, 21:47 (vor 8470 Tagen) @ Lothar

Hi Lothar!

Ich kann deine Angst vor den "lieben" Kollegen gut verstehen. Wahrscheinlich sind es weniger direkte Konsequenzen, die du fürchtest (ein Arbeitsrichter würde bei "barfuss in der Freizeit" als Kündigungsgrund einen Lachanfall bekommen), sondern das Gerede über dich hinter deinem Rücken, heutzutage Mobbing genannt. Ziemlich schnell hat man den Ruf weg, ein Spinner zu sein - gerade wenn der Kontrast zum Erscheinungsbild im Büro besonders groß ist, wird man leicht zum Thema. Und Aufstiegschancen können darunter ernsthaft leiden.
Auf der anderen Seite: Wenn deine Kollegen dich erkannt haben, würde ich es für besser halten, selbstbewusst aufzutreten, nett zu grüßen und zu tun als wäre das für dich eine ganz normale Situation. Kommt bestimmt besser rüber als wenn du den Eindruck machst, "erwischt" worden zu sein.
Ich bin jedenfalls froh, nicht bei einer Bank zu arbeiten. Ich habe mich vor einiger Zeit gegen ein sehr lukratives Jobangebot im Bankbereich und für ein finanziell weitaus schlechteres im Medienbereich entschieden. Ausschlaggebend war für mich das liberalere Betriebsklima.
Ich hoffe, du findest eine dauerhafte Lösung. Wenn ich ständig Angst haben müsste, Kollegen zu treffen, würde mir das Barfusskaufen wahrscheinlich keinen Spaß machen.

Alles Gute,

Markus

Flucht

Lothar, Wednesday, 18.07.2001, 21:54 (vor 8468 Tagen) @ Markus(31)

Auf der anderen Seite: Wenn deine Kollegen dich erkannt haben, würde ich es für besser halten, selbstbewusst aufzutreten, nett zu grüßen und zu tun als wäre das für dich eine ganz normale Situation. Kommt bestimmt besser rüber als wenn du den Eindruck machst, "erwischt" worden zu sein.

Meine Kollegin hat mich erkannt aber anscheinend nicht bemerkt, daß ich barfuß unterwegs war; sie fragte mich lediglich ob ich ein buntes
Hemd anhatte und erklärte, daß ihre beiden Begleiter schnell weiter wollten und ich erklärte daß ich mich verlaufen hatte und verzweifelt
darüber nachgedacht habe, wie ich zu meinem Auto komme und deshalb das
Rufen erst registriert habe, als sie schon zu weit weg war.

Ich bin jedenfalls froh, nicht bei einer Bank zu arbeiten. Ich habe mich vor einiger Zeit gegen ein sehr lukratives Jobangebot im Bankbereich und für ein finanziell weitaus schlechteres im Medienbereich entschieden.

Ich dachte, die Tarifverträge der Druckindustrie wären weitaus besser als die der Banken.
Ausschlaggebend war für mich das liberalere Betriebsklima.
Hätte ich heute nochmals die Chance würde ich mich auch nie
wieder für eine BAnk entscheiden.

Lothar

Ich hoffe, du findest eine dauerhafte Lösung. Wenn ich ständig Angst haben müsste, Kollegen zu treffen, würde mir das Barfusskaufen wahrscheinlich keinen Spaß machen.
Alles Gute,
Markus

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