Kung Fu (Hobby? Barfuß! 2)

Markus(31) @, Sunday, 08.07.2001, 23:33 (vor 8478 Tagen)

Kampfsport sollte ja eigentlich barfuss sein, dachte ich. Und interessiert hat mich Kung Fu schon immer, also hab ich mich in der Sportschule vor Ort angemeldet.
Anfänger machten barfuss oder auf Socken mit, aber es wurde jedem gleich zu Anfang nahegelegt, sich die komplette Montur mit Kampfanzug und Schuhen zuzulegen.
Die Schuhe, die alle trugen (leichte Schuhe aus Leinen mit Gummisohle), waren für Leichtgewichte vielleicht in Ordnung, bei meinen 80 Kilo allerdings zu stark belastet und haben gerade mal 8 Wochen gehalten.
Das wichtigste im Training war die Disziplin: Kampfanzug, weisse Socken, weisses T-Shirt drunter. Fingernägel kurz, kein Schmuck. Bei Verstössen gegen diese Ordnung gabs Strafen: Meist 20, 50 oder 100 Liegestütze. Ansonsten war das Training ziemlich anstrengend mit sehr viel Konditionstraining, Situps usw., aber ich hatte nie wirklich das Gefühl, etwas zu lernen. Eher war es so, dass der Meister sich als Macho profilierte und eine Show abzog.
Ich wollte nicht aufgeben, habe auch 2 Jahre mit 3 mal Training pro Woche durchgehalten, bis mein Vertrag abgelaufen war, aber dann ziemlich enttäuscht aufgehört.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Kampfsport gemacht? Meine waren bisher nur negativ, nicht nur was Barfuss-Toleranz angeht. Ich würde es gern noch mal versuchen, aber nach diesen schlechten Erfahrungen bin ich da etwas vorsichtig geworden.

Markus

Kung Fu

Hans-Martin, Monday, 09.07.2001, 17:39 (vor 8477 Tagen) @ Markus(31)

Hallo Markus,

Dein Text erinnert mich daran, daß ich hier über meine Erfahrungen aus dem Kindertraining (ich bin Ju-Jutsuka) berichten wollte.

Ich weiß nun nicht, was Dich dazu bewogen hat, ausgerechnet Kung Fu zu wählen, um barfuß zu trainieren. Schon das Betrachten einiger Genrefilme oder Berichte über das Shaolin-Training zeigen sehr schnell auf, daß dort Schuhe zur üblichen Trainingskleidung gehören. Mir fällt dazu ein, vor einiger Zeit im Forum einen Bericht über das barfußunfreundliche China gelesen zu haben. Ich gehe nun davon aus, daß in diesem Sinne Kung Fu für Kampfstile steht, die man ohne Vorwarnung, also in Alltagskleidung, anwenden kann. Dies ist, wie gesagt, eine Vermutung, für die ich Indizien sehe.

Am betontesten barfuß wird meines Erachtens in Karate Sport getrieben. XL hat hier dazu schon einiges gepostet. Meine eigenen Erfahrungen in der KAmpfsportschule, in der ich ausgebildet wurde, war, daß früher (80er Jahre) bei Kälte weiße Sportsocken akzeptiert wurden. Als ich Jahre später als Gast wieder einmal bei den zu meinem Freundeskreis zählenden Inhabern der Sportschule war, stelle ich doch fest, daß viele, insbesondere im Kindes und frühen Jugendalter, trotz Wärme Socken trugen. Ju-Jutsu wird jedenfalls grundsätzlich barfuß trainiert, für Judo gilt nichts anderes.

Was Deine Kritik am Training betrifft: Ich habe Leute kennen gelernt, die sich selbst gerne in der Rolle des Star sahen, und andere, die bei aller Bescheidenheit die großen Autoritäten waren. Bevor Du irgendwo anfängst, solltest Du Dir das Training ansehen. Kurze Nägel und kein Schmuck sollen Verletzungen vermeiden. Ein weißer Gi ist in Karate etc. vorgeschrieben. In Ju-Jutsu ist er, wie in Judo, schon deshalb nötig, weil andere Kleidung zerrissen werden könnte. Hier gibt es also sachliche Gründe.

Ich handhabe es bei mir so, daß grundsätzlich ein Gi zu tragen ist. Wer das nicht befolgt, hat das Risiko beschädigter Kleidung. Ansonsten, ein wenig im Unterschied zu Judo und Ju-Jutsu, lasse ich die Trainingsgruppen aber auch barfuß auf dem Parkett der Halle laufen oder Techniken der Bewegungslehre ausführen. Und da das alle machen, haben wir einen umgekehrten gruppenzwang. Keiner fragt nach Schuhen, man schließt sich dem Stil der Umgebung an. Vielleicht ist der soziale Schuhzwang, der es manchmal schwierig macht, auf Schuhe zu verzichten, Ausdruck des menschlichen Herdentriebs.

Schöne Füße wünscht

Hans-Martin

Kung Fu

Samuel ⌂, Tuesday, 10.07.2001, 13:57 (vor 8476 Tagen) @ Markus(31)

Das wichtigste im Training war die Disziplin: Kampfanzug, weisse Socken, weisses T-Shirt drunter. Fingernägel kurz, kein Schmuck. Bei Verstössen gegen diese Ordnung gabs Strafen: Meist 20, 50 oder 100 Liegestütze.

Manche dieser Vorschriften sind vielleicht sinnvoll, aber Socken? und warum weiß?? Wenn mündige Menschen (also jenseits des Kleinkinderalters) so etwas (Bestrafungen wegen falscher Kleidung) mit sich machen lassen und auch noch dafür bezahlen, dann haben sie entweder einen saublöden Vertrag unterschrieben oder sie haben nicht genug Zivilcourage, dem Ausbilder "ins Gesicht zu spucken" und ihn darauf hinzuweisen, wer hier wen bezahlt. Wir sind doch nicht beim Militär!

Viele Füße
Samuel

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