Julipresse (1) (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Saturday, 07.07.2001, 22:00 (vor 8479 Tagen)

Afrika tanzte im Luzerner Saal
Drei Bands aus Zentralafrika haben am Samstagabend im KKL zum Konzert und zum Tanzen gerufen. Das Fastenopfer veranstaltete erfolgreich Kultur.
Spätabends im Luzerner Saal. Wiegende Rhythmen, fetter Bassgroove, Gesänge wie klingende Girlanden, die sich um die Lieder ranken. Das Publikum klatscht mit und feiert.
Kinder sitzen auf dem Bühnenrand, ganz nah beim Papa. Papa Wemba. Der Zentralafrikaner ist ein Star des Afro-Pop. Mit seiner Band Molokai bestreitet er den konzertanten Abschluss der African Night, die das Fastenopfer zur Feier seines 40-Jahr-Jubiläums im KKL veranstaltet hat.
Es war ein Volltreffer - sicher auch imagemässig. Welche Aussenstehenden verbinden die Institution Fastenopfer auf Anhieb mit Ausgelassenheit und Lebensfreude? [...]
Papa Wemba stimmte seinen letzten Song an, nur begleitet von der akustischen Gitarre. Ein wunderbares Lied, dessen erdig-melancholisches Timbre tief ans Herz rührte. Auch das ist Afrika, fern von Animationsshow und trommelnder Dauerekstase. Eine Melodie und ein paar Akkorde. Es genügte, um die Stimmung im Saal ganz andächtig werden zu lassen. [...]
Das Publikum. Eine ungewohnte Mischung aus Alt und Jung, durchsetzt mit Afrikanern und ihren weissen Freundinnen, mit Entwicklungsexperten in blumigen T-Shirts, Hilfswerk-Frauen in farbigen Kleidern, Afrika-Fans, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern, Worldmusik-Liebhabern, Zaungästen und Tanzfreudigen. Frauen zogen ihre Schuhe aus und tanzten barfuss durch die Reihen.
Die Rhythmen liessen beim letzten Ungelenken die Beine wippen, Hände gingen in die Höhe und klatschten rhythmisch mit. Afrikanerinnen liessen in bewundernswerter Eleganz ihre Becken kreisen, und auch ein paar weisse Hüften taten wacker mit. [...]
[Neue Luzerner Zeitung, 02. 07. 2001]

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Was machen wir heute?: Hufe kratzen
Mit der Hygiene ist das so eine Sache. Mit der richtigen Fußpflege zum Beispiel.
Ständig liest man eklige Berichte über den Befall der deutschen Füße mit irgendwelchen Pilzen, die so hartnäckig und schwer zu bekämpfen sind. Sogar der brasilianische Starspieler von Hertha BSC, Alex Alves, soll vor einiger Zeit dermaßen darunter gelitten haben, dass er nicht mehr in der Lage war, die nötigen Tore zu schießen.
So weit muss es nicht kommen. Da kann man vorbeugen. Schließlich gab es vor kurzem den Tag der Fußpflege. Den hat wahrscheinlich außer ein paar Apothekern und Journalisten, die selbst die letzte Pressemitteilung lesen, nur niemand mitbekommen.
Wie vermittelt man es aber Kindern, ihre Füße anständig zu pflegen? In der Regel sehen sie ja nicht mal ein, dass sie sich die schwarzen Füße waschen müssen, wenn sie den ganzen Tag barfuß draußen rumgerannt sind. Und sie mögen es überhaupt nicht, wenn man mit Argusaugen darauf achtet, dass nach dem Schwimmbadbesuch zwischen den Zehen ordentlich abgetrocknet wird, damit sich nicht die Pilzteufelchen dort festsetzen können.
Äußerst unbeliebt ist auch das Schneiden der weichen Zehnägel, die mit der Schere oft so schwer zu fassen sind. Ich möchte wetten, dass das in neun von zehn Fällen zu kleinen Dramen im Badezimmer führt.
Dabei sind Kinder bei anderen Lebewesen ganz jeck darauf, die unteren Extremitäten zu hegen. Bei Pferden zum Beispiel. Den Gaul striegeln, Mähne und Schweif auskämmen - nun gut, das machen sie, weil es schließlich sein muss. Die Pferdebeine mit der Wurzelbürste zu bearbeiten, ist schon besser, da nähern sich die Nachwuchsreiter dem wahren Objekt ihrer Begierde.
Denn der absolute Höhepunkt des Pferdeputzrituals ist das "Hufemachen". Das können Sie in jedem Reitstall beobachten. Um Striegel und Kardätsche würden sich auch die Kinder aus der Voltigiergruppe unserer Tochter Charlotte nie zanken, aber bei den Hufkratzern gibt es durchaus Tränen. Kein Kind, das nicht gerne dem treuen Larry mal den Dreck aus den Hufen wegpulen möchte. Selbst die Jungen, die im Reitstall ziemlich in der Unterzahl sind, sind leidenschaftliche Reiniger.
Am beliebtesten sind komischerweise die hinteren Hufe: Da soll am meisten drin stecken, darin sind sich die Kinder einig [...]
[Tagesspiegel, 02. 07. 2001]
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Rosenheim/Fürstätt (me) - Schon am Samstagabend hatten die Fürstätter Pfarrangehörigen ihrem Neupriester Manfred Maurer einen herzlichen Empfang bereitet. [...]
Oberbürgermeister Dr. Michael Stöcker erinnerte an die alte Volksweisheit, die besagt, dass ein Primizsegen es wert ist, ein Paar Schuhe durchzulaufen. «In meiner Kinderzeit habe ich das auch getan und bin für diesen Segen 40 Kilometer barfuß gelaufen. Ich würde auch morgen barfuß kommen, aber mit meinem kaputten Knie lässt sich das nicht machen», sagte das Stadtoberhaupt. [...]
[Oberbayerisches Volksblatt, 02. 07. 2001]
Mal eine neue Variante, wofür Bürgermeister barfuß gehen (würden)
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Ein Mädchen, das austeilt
Derya Torun aus Hamburg ist Weltmeisterin im Kickboxen, ein Kampfsport, in dem fast alles erlaubt ist. Die Deutsche türkischer Herkunft hält die schwarz-rot-goldene Fahne hoch. Integration ist für sie kein Thema. [...]
Derya, seit ein paar Minuten Weltmeisterin im Kickboxen, steht auf dem Siegerpodest zwischen der Irländerin und der Kanadierin und schwenkt ein schwarz-rot-goldenes Papierfähnlein, wie beim Kindergeburtstag. Die richtige Flagge haben die Leute vom Verband zu Hause vergessen. [...]
Einssechzig, 49 Kilo, immer ein Lachen auf den Lippen. Am liebsten, sagt Derya, hat sie es, wenn ihre Gegnerinnen sich fragen: Was ist das denn für eine? Sie betritt die Kampffläche, der schwarze Pferdeschwanz, der aus ihrem Kopfschutz ragt, fängt an zu hüpfen, und die Herausforderin denkt: dieses zierliche türkische Mädchen.
Aber das ist schon der erste Fehler, denn Derya ist Deutsche, und von diesem Moment an kann die Gegnerin ausgiebig die Hornhaut an Deryas Sohlen betrachten, die von den Kicks aus vorherigen Kämpfen stammt. Die Oberseite der Füße ist verdeckt von einem schützenden Polster; die Unterseite hat die Gegnerin für den Rest des Kampfes vor dem Gesicht, wenn sie nicht gerade einen Tritt auf den Kopf bekommt, auf den Arm, die Brust, in den Bauch.
Derya aus Hamburg-Winterhude, 20 Jahre alt, in Deutschland geborenes und aufgewachsenes Kind türkischer Eltern, angehende Bürokauffrau, trägt Kleidergröße 34, Levi's 25, und wer sich mit ihr anlegt, kriegt ein paar aufs Maul.
Kickboxen hat in Deutschland kein besonders gutes Image, die meisten halten es schlicht für Prügelei, mehr noch als Boxen. Wer sich die Ranglisten der Kickboxer anguckt, stellt fest, dass eine Menge türkischer Namen darunter sind, auch einige türkische Frauennamen. [...]
Das Repertoire der Füße: Frontkicks in die Magengrube, Axe- Kicks, die wie eine Axt auf den Kopf niedergehen, Backkicks, die Pferdetritten ähneln; das Repertoire der Fäuste: Seitwärtshaken, Aufwärtshaken, Milzhaken, Leberhaken, die sind sehr gut, sagt sie, "weil da geht der Gegner sofort zu Boden" [...]
Woher die Aggression, woher das Selbstbewusstsein? Kickboxen ist ein Sport der Underdogs, es gibt Sportschulen, da trainieren fast ausschließlich Ausländer und immer mehr Frauen. Derya kennt eine Türkin, die kämpft immer mit Kopftuch unter dem Kopfschutz.
Verteidigen diese Kämpferinnen sich mit Fäusten gegen eine Gesellschaft, in der sie sich mit Worten nicht zur Wehr setzen können? Oder gegen ein kulturelles Erbe, das ihnen lästig geworden ist? Ist es die innere Zerrissenheit, deutsch zu sein und auch wieder nicht, die sie kämpfen lässt, auch gegen sich selbst?
"Viele ausländische Frauen wollen beim Kickboxen einen auf hart machen", sagt Derya, "die können hier den Mann rauslassen." Wie das mit der Gleichberechtigung bei denen zu Hause aussehe, sei eine ganz andere Sache. [...]
[Tagesspiegel, 02. 07. 2001]
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Wald mit allen Sinnen entdecken
Der ungewöhnliche Pfad zwischen Steinbach und Fürth ist ein Musterbeispiel für die Aktion "Saarland 21" [...]
Heute berichten wir über das Projekt "Wald-Sinnes-Pfad" in Ottweiler [...]
So ein schöner Baum - eine moosbewachsene Buche, in deren Blättern sich das Licht fängt. Gerade eben sauste ein schwarzes Eichhörnchen mit weißem Latz über den Weg. Ortstermin im Wald, irgendwo zwischen Steinbach und Fürth.
Mit von der Partie sind die beiden Mitarbeiter der Ottweiler Stadtverwaltung Claudia Gemballa und Christoph Hassel. Denn es geht um ihr Projekt, den "Wald-Sinnes-Pfad" [...] Der Waldsinnespfad ist gar nicht so richtig "ihr" Pfad, sondern das Gemeinschaftsprodukt vieler engagierter Menschen.
Im vergangenen Jahr fanden sich 19 Jugendliche aus Dänemark, Estland, Frankreich, Rumänien und der Ukraine in Steinbach ein, um zusammen diesen besonderen Weg zu gestalten [...] Über den Fleiß und die große Einsatzbereitschaft der 15- bis 17-jährigen konnte sie nur staunen. "Natürlich war nicht alles optimal, schließlich hat es tagelang geregnet."
Trotz der ungünstigen Bedingungen waren die Jungs und Mädels mit Feuereifer bei der Sache, "die waren richtig begeistert von dem Projekt" [...]
Links steht plötzlich ein Holzkasten auf Stelzen am Weg. Mit Klappen verschlossene Löcher laden zum Hineingreifen ein. Den Blicken verborgen, soll der Kasteninhalt den Tastsinn anregen. Genau wie eigentlich der ganze Wald zum Anfassen, Hinhören und Betrachten einlädt. Vielleicht auch bald zum Kosten, denn auf der Wunschliste für die weitere Ausgestaltung des Waldsinnespfad steht unter anderem eine Schmeckstation, angedacht vom Obst- und Gartenbauverein Fürth. Denn, "der Wald ist groß", schmunzelt Hassel - und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt [...]
Mittlerweile ist die Vorzeigestation des Weges erreicht, der Barfußpfad. In einzelnen, durch Stämme von einander abgetrennten Kammern, befinden sich Sand, Rindenmulch, Steine und Moos. Auf einer Tafel erscheint das Fußsymbol. "Wir wollten nicht überall belehrende Informationstafeln und Hinweisschilder aufstellen", erklärt der Umweltbeauftragte. Denn seinen Namen trägt der Pfad ja nicht umsonst. Hier müssen keine ökologischen Zusammenhänge verstanden, bestimmte Arten erkannt und benannt werden. Sinnlich soll sich der Natur genähert, eine Beziehung zu ihr hergestellt werden.
Was soll man hier an der Station auch groß erklären, fast automatisch werden sich nicht nur Kinder die Schuhe und Strümpfe ausziehen. "Das ist für viele ein richtig außergewöhnliches Erlebnis", weiß Claudia Gemballa. "Wie oft laufen Kinder heutzutage noch barfuß?!" So gut wie nie.
Damit das Erlebnis ein solches bleibt, gilt es natürlich auch, die Stationen zu pflegen. "Im Rahmen einer Patenschaft erklären sich die Vereine bereit, für die Wartung ihrer Station zu sorgen" [...] Waldsinnespfad Ottweiler: Der Einstieg in den Waldsinnespfad kann sowohl von der Freizeitanlage Hiemes (Steinbach) als auch an der Ölmühle Werns (Fürth) erfolgen. Insgesamt ist der Weg 4,5 Kilometer lang. Informationen erteilen die Tourist Information Ottweiler (0 68 24) 35 11 [...]
[Saarbrücker Zeitung, 02. 07. 2001]
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Henin im Finale gegen Venus Williams [...]
Mit blutenden Füssen hat Justin Henin den Grand- Slam-Traum von Jennifer Capriati zerstört und ist ins Endspiel von Wimbledon gegen Venus Williams gestürmt. Selbst die «größten Blasen der Tennis-Geschichte», so Altmeister John McEnroe, konnten die 19- jährige Belgierin nicht stoppen - und schon gar nicht die enttäuschende Australian- und French-Open- Siegerin. [...]
«Es war ein großes Gefühl, auf dem Heiligen Rasen zu stehen. Als ich mich daran gewöhnt hatte, hat es mir sehr gut gefallen», meinte Justine Henin und erzählte auch von den schlechten Gefühlen. «Denk nicht an die Schmerzen und spiele weiter», habe sie sich immer wieder eingeredet. Am liebsten hätte sie barfuß gespielt. Bei jedem Schritt schmerzten die offenen Wunden, aber nur bei den Seitenwechseln konnte sie die unbarmherzig drückenden Schuhe für einige Sekunden ausziehen. [...]
[Goslarsche Zeitung und viele andere, 05. 07. 2001]
Können wir gut nachvollziehen ...
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VW und Audi-Belegschaft unterstützen brasilianische Straßenkinder: "Wir produzieren nicht nur Autos, wir kümmern uns auch um die Menschen"
Grünes Licht streift über die Gesichter der Künstler, die in der Neckarsulmer Ballei auf der Bühne stehen. Der Sänger der Gruppe, Stephan Glöckner, ahmt Vogelstimmen nach. Urwaldgeräusche verdichten sich. Es fehlen nur noch breite, fächerartige Blätter, die über den Köpfen hängen, und Schlangen, die sich im Unterholz tummeln, um das Gefühl, mitten in der grünen Hölle zu stehen, noch zu verstärken.
Und plötzlich sind sie da, jene Straßenkinder, für die das Projekt bestimmt ist, barfüßig und farbenfroh gekleidet. Mit einer einzigartigen Mischung von Gelassenheit und brodelndem Feuer trommeln sie geradezu hypnotisch. Der uralte Rhythmus transportiert sich auf die mehr als 600 Zuhörer. Keine Frage - die musikalische Seite der Veranstaltung ist hochwertig [...]
"Das Elend ist in Brasilien sehr groß. Viele Kinder schnüffeln Klebstoff, um den Hunger zu vergessen", berichtet der 15-jährige Chico. "In Europa dagegen ist alles so sauber, so ordentlich und so bezahlt. " Cristiano stimmt ihm zu: "Hier sind die Kinder sehr behütet."
[Heilbronner Stimme, 06. 07. 2001 ]
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Junge "Umweltdetektive" am Hegbachsee - Aktion im Rahmen der Groß-Gerauer Ferienspiele
(nel). Auf Entdeckungstour am Hegbachsee begaben sich rund 80 Mädchen und Jungen, die momentan jede Menge Spaß bei den kommunalen Ferienspielen der Kernstadt im Jugendzentrum "Anne Frank" haben [...]
schlüpften die Kinder in die Rolle von "Umweltdetektiven" und nahmen den Hegbach ganz genau ins Visier [...]
Ein paar hundert Meter von diesem Quartier entfernt waren unter freiem Himmel die "Draussologen" anzutreffen. Ihr Interesse galt sowohl den winzigen Tieren in der Hegbachmündung als auch der Wassergüte und der Beschaffenheit des Bachlaufes.
Bei hochsommerlichen Temperaturen war es für die Mädchen und Jungen natürlich ein besonderes Vergnügen, mit nackten Füßen durch das kühle Seewasser zu stapfen und dabei mit Netzen und Sieben nach Tieren im Miniaturformat zu fischen. [...]
[Darmstädter Echo, 06. 07. 2001]
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Einsatz in Bosnien
Erste Hilfe und Menschlichkeit [...]
Engelskirchen - Tief beeindruckt ist Markus Bisterfeld von seiner Reise nach Bosnien-Herzegowina zurückgekehrt. Drei Wochen lang war der 30-jährige Malteser mit einer Sanitätseinheit in der Nähe von Mostar [...]
Nicht von ungefähr ist die "Dienststelle" auf Initiative des Deutschen Malteser Hilfsdienstes in Medjugore, dem größten Marien-Wallfahrtsort der Region, eingerichtet worden. Der hat das Projekt einzig und allein angestoßen, um die Pilger auf ihrem beschwerlichen, steinigen Weg zur Spitze des nahe gelegenen Erscheinungsberges zu schützen.
"An Spitzentagen kommen 125 000 Pilger", sagt Bisterfeld. Die Saison dauert von Mai bis Oktober, in der Zeit tun die Teams im zwei Wochen-Rhythmus Dienst. Ein Notdienst sei da schon vonnöten: Die Pilger - aus der ganzen Welt, das Gros aus den USA, einige von ihnen auch aus der Umgebung - gehen teils barfuß auf den Berg rauf, folgen zur Buße dem vorgegebenen Kreuzweg.
Die Pilger kraxeln bei sengender Hitze, oft ohne einen Tropfen Wasser zu trinken (darum begleitet ein mit Wasser bepacktes Team die Pilger einmal pro Woche), über die spitzen Steine, über Felsvorsprünge. Stürze sind da programmiert, was für die Malteser nicht ungefährlich ist. [...]
[Kölner Stadt - Anzeiger, 06. 007. 2001]
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Patti Smith ließ Oper erzittern
Die Lady hat wunderschöne Tage in Wien verbracht, erzählt sie — und bedankte sich dafür mit einem Konzert, das die ehrwürdigen Mauern der Wiener Staatsoper zum Zittern brachte.
Patti Smith (54), Rock- und Punk-Legende, zeigte, dass man mit Würde älter werden kann, ohne seine Musik und Haltung zu verleugnen. Als grauhaariger Tornado fegt sie durch das Konzert des Jazz Fest Wien, das nicht als musikalische Feinarbeit, sondern als gewaltige Kraftübung beeindruckt.
Sie ist Autorität und Verwandlungskünstlerin zugleich, lässt sich abwechselnd Gitarre, Klarinette und Mundharmonika reichen, hält dazwischen als verhuschte Poetin in aller Ruhe auf einem Camping-Stühlchen eine William-Blake-Lesung, tänzelt als seltsamer Faun mit bloßen Füßen durchs Publikum und schließt den Abend als Rock-Kraftwerk, das dröhnend den Turbo anwirft.
Zwischendurch gibt sie eine kleine Lektion in zivilem Ungehorsam: Als es die Ersten nicht mehr auf ihren Sitzen hält, will ein Ordner eingreifen. "Hey, man with the tie", weist ihn Patti Smith kurz, aber bestimmt zurecht. Startschuss zu einer großen Party. Keine Revolution, aber ein kleiner Moment des Glücks.
[Neues Volksblatt, 05. 07. 2001]
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Hinter den Kulissen
Hoppla! [...] Häuslich einrichten will sich der "Übergangssenat" nicht, vor der Wahl doch nicht. "Ich verrücke nicht mal einen Kaktus", schwört Justizsenator Wolfgang Wieland (Grüne). [...] Farbe bringt auch Stölzls Nachfolgerin Adrienne Goehler in den Senat, die wie Frau von Friesen parteilos mit Grünen-Ticket amtiert. Frau Göhler fällt durch extravagante Kleidung, unkonventionelles Auftreten und schlagfertige Bemerkungen auf. Selbst im Abgeordnetenhaus griff sie schon zum Fächer, um sich Luft zu machen. Sie stellt auch gern während der Senatssitzung ihre Schuhe unter den Tisch und läuft dann barfuß durch den Sitzungssaal. [...]
[Potsdamer Neueste Nachrichten, 07. 07. 2001 ]
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Als es noch Kohleferien gab und man im Bunker wohnte
Fröndenberg. Aufatmen, das Abi ist gepackt. Es wird gefeiert [...]
"Reifeprüfung" überschreibt Evamarie Baus-Hoffmann ihre Erinnerungen: Unwillkürlich gehen meine Gedanken zurück zum 7. März 1947. Da legte ich mein Abitur an der Liebfrauenschule in Grefrath-Mülhausen ab.
Dieses von den Schwestern Unserer lieben Frau geführte Gymnasium mit Internat war eine der ersten Schulen, die gleich nach Kriegsende wieder ihre Pforten öffnen durfte. [...] Die Durchführung des Unterrichts stellte an Lehrende und Lernende große Anforderungen, denn es gab noch keine genehmigten Schulbücher. Die alten aus der Nazizeit waren verboten. So musste der Stoff mühsam zusammengestellt, auf Matritzen geschrieben und vervielfältigt werden.
Der Winter 1946/47 war lang und außerordentlich kalt. Da Heizmaterial fehlte, hatten alle Klassen bis auf die Abiturklassen Kohleferien. [...]
Unser Schlafsaal lag im ungeheizten Haupthaus. Vor dem Zubettgehen machten wir mit bloßen Füßen einen Dauerlauf durch den verschneiten Park. So konnten wir besser einschlafen und warem am nächsten Tag frisch und aufnahmebereit. [...]
[Westfälische Rundschau, 06. 07. 2001]
Frische Tage vom Barfußgehen auf warmem Boden
wünscht Euch
Georg

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