Pro und Contra Barfußparks (Hobby? Barfuß! 2)

Lorenz ⌂, Wednesday, 06.06.2001, 21:10 (vor 8510 Tagen)

Ich will dieses Thema nochmals aufgreifen, denn die Diskussion darüber verdient ein Ergebnis.

Wenn der Barfußpark Dornstetten inzwischen so überlaufen ist, daß die Rauchentwicklung auf dem Grillplatz die Feuerwehr alarmiert und diese dann nicht durch die überfüllte Zufahrt kommt, liefert uns das auf jeden Fall einen guten Beweis für das breite öffentliche Interesse am Barfußlaufen. Dieses Argument sollte man nutzen:

- um Leuten den Zahn zu ziehen, die uns als Außenseiter abtun wollen,
- um es den Medien schwer zu machen, uns Barfußläufer als seltene Freaks uns bunte Hunde darzustellen,
- um den Fremdenverkehrsplanern klar zu machen, daß geschotterte Wanderautobahnen ganz und gar nicht der Renner sind.

Zweifellos haben Barfußparks einen starken Reservat-Charakter, der unterstrichen wird von Kontrollgängen durch Scherbensammler, Schließfächer für Schuhe und Fußwaschanlagen. Diese Extras erzeugen in der Tat eine überdeutliche Trennung vom Alltag: die Leute lassen sich von vorneherein Sicherheit garantieren, waschen am Ende die Füße, holen die Schuhe aus dem Fach und ziehen sie an, bevor sie zum Auto gehen. Ich habe leider mit eigenen Augen gesehen, daß die meisten das Reservat beschuht verlassen.

Trotzdem nehmen sie etwas mit, was ihnen sonst entgangen wäre: das schöne Erlebnis beim barfüßigen Laufen und Spielen unter freiem Himmel! Viele Kinder lernen diese Alternative zum Schwitzen in schweren Schuhen sonst gar nicht mehr kennen. Und wer sich im Barfußpark seines "Lebens auf freiem Fuß" gefreut hat, wird hoffentlich nicht gleich von der Rolle sein, wenn mal anderswo auf einen von uns trifft!

Mein Barfußpfadprojekt zielt unter anderem auch darauf ab, meine Lieblingsspazierwege vor Kieslaster und Dampfwalze zu retten - und der Öffentlichkeit den Wert unbefestigter Wege aufzuzeigen. Und die Leute sollen auch auf die Idee kommen, selbständig die Schuhe auszuziehen, wenn der Weg dazu einlädt! Ich denke, in dieser Richtung könnte jeder von uns vor Ort ein wenig Bewußtseinsbildung treiben und bei Verkehrsämtern, Wandervereinen, Lokaler Agenda etc. geeignete Vorschläge machen. Vielleicht kommt irgendwann ein Netz von Wegen mit Naturboden zustande, das auch ohne Fußwaschanlage zum regelmäßigen Barfußgehen einlädt? Ich denke, in dieser Vorstellung können wir schon einen Teil unserer Belange wiederfinden!

Mit sauberen, weil vom regennassen Gras gewaschenen Füßen winkt Euch Lorenz

[image] Gesundes Leben auf freiem Fuß

Pro und Contra Barfußparks

Jörg (Hanna) ⌂, Friday, 08.06.2001, 10:00 (vor 8508 Tagen) @ Lorenz

Hallo Barfußparkbefürworter und -skeptiker,

ich bin ja schon fasziniert, welch heiße Diskussionen sich zum Thema ergeben können. Ich bin mit Lorenz, Markus U. und Co. einer Meinung, daß Barfußparks nichts bzw. nicht allzu viel für die "City" bringen, glaube allerdings auch kaum, daß sie Schaden anrichten. Wer mit Sprüchen wie "Wir sind doch nicht auf dem Barfußparcours!" kommt, hätte in Unkenntnis der selbigen eben einen anderen Spruch auf Lager.

Die scheinbar recht hohe Diskrepanz zwischen den zahlreichen Besuchern von Barfußparks auf der einen und den wenigen Alltagsbarfüßern selbst bei schönstem Wetter auf der anderen Seite, habe ich vor einigen Monaten schonmal in einem anderen Zusammenhang zu erklären versucht (s. Link unten).

Ob wie von Lorenz erhofft ein lokaler Barfußparcours die generelle Akzeptanz von Barfüßern steigert, wage ich allerdings zu bezweifeln. Schließlich tun das Strände, Badeseen und Schwimmbäder auch nicht. Aber eigentlich bin ich mit der Akzeptanz hier auch so schon ganz zufrieden.

Serfuß,
Jörg

[image] Über die Entfremdung vom Barfußlaufen

Pro und Contra Barfußparks

Samuel, Friday, 08.06.2001, 15:35 (vor 8508 Tagen) @ Jörg (Hanna)

Ob wie von Lorenz erhofft ein lokaler Barfußparcours die generelle Akzeptanz von Barfüßern steigert, wage ich allerdings zu bezweifeln. Schließlich tun das Strände, Badeseen und Schwimmbäder auch nicht. Aber eigentlich bin ich mit der Akzeptanz hier auch so schon ganz zufrieden.

Hallo Jörg,

der Unterschied zwischen Barfußparks und den anderen Stätten, die man (immer weniger?) barfuß betritt, ist das lustvolle Genießen eben des Barfußlaufens und positive Erfahrungen, die sich dann damit verbinden. Im Freibad z.B. wird es wohl wenigen überhaupt bewusst, daß sie barfuß sind, und so dominieren dann vielleicht eher unangenehme Erinnerungen, wie z.B. vor dem Imbissstand auf runtergefallenes Essen zu treten. Ich habe als reaktion auf mein Barfußlaufen von Kindern schon begeisterte Berichte über ihren Besuch in Dornstetten (nicht weit von hier) bekommen und habe noch keinen gefunden, der unangenehme Erinnerung an den Barfußpark hat. Gerade Kinder würden die dortige Erfahrung sicher in den Alltag übertragen, wenn nicht die Angst der Eltern wäre.

Viele Füße
Samuel

Pro und Contra Barfußparks

Lorenz, Friday, 08.06.2001, 17:26 (vor 8508 Tagen) @ Jörg (Hanna)

Hallo Jörg,

Ob wie von Lorenz erhofft ein lokaler Barfußparcours die generelle Akzeptanz von Barfüßern steigert, wage ich allerdings zu bezweifeln. Schließlich tun das Strände, Badeseen und Schwimmbäder auch nicht. Aber eigentlich bin ich mit der Akzeptanz hier auch so schon ganz zufrieden.

Eben, die Akzeptanz ist ja schon gar nicht schlecht! Sie wäre wohl gleich null, wenn es Strände und Bäder nicht gäbe. Und Samuels Erfahrung zeigt, daß die jungen Barfußparkbesucher sich positiv mit einem öffentlich Barfußlaufenden identifizieren.

Also denke ich, daß die Barfußakzeptanz weiter zunehmen könnte, wenn es anstelle geschotterter Wanderautobahnen wieder mehr Wege mit Naturboden gabe. Ich denke, es würde sich lohnen, dies als neuen Trend an die Fremdenverkehrsprofis heranzutragen!

Gruß, Lorenz

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