Barfüssige Kinheit... (Hobby? Barfuß! 2)

Thomas B., Monday, 14.05.2001, 00:34 (vor 8599 Tagen)

Hallo an alle!
Ich möchte ein Thema anschneiden, das mir doch einige Gedanken bereitet. Ich bin von klein auf mit einem grossen Hang zum Barfusslaufen grossgeworden, was mir allerdings sehr erschwert wurde durch meine für meinen Geschmack etwas zu bemutterte Erziehung. So lange ich denken kann bin ich für mich allein barfuss gelaufen, stets mit dem unguten Gefühl im Kopf "Hoffentlich erfährt keiner in der Familie etwas davon!". Da ich heute, mit 26 Jahren, noch in meinem Elternhaus lebe, ist diese Befangenheit immer noch irgendwie in meinem Kopf. Wenn ich im Garten bin oder vor dem Haus, traue ich mich mich nicht barfuss zu sein, aus Angst es könnten wieder Kommentare kommen, obwohl sich meine Eltern und meine Grossmutter ansonsten völlig aus meinem Leben heraushalten und mir von Kind an alle Freiheiten gewährten. Ich habe schon ganze Tage und Urlaube barfuss verbracht, auch an der Uni ist es jetzt im Sommer eigentlich an der Tagesordnung, mal einfach die Schuhe auszuziehen. Aber es ist in meinem Fall immer mit dem Gefühl verbunden: Deine Mutter will das nicht und du tust etwas verbotenes!!! Bekloppt, was???
Ich möchte gerne erfahren, ob es noch jemanden wie mich gibt, dem eine freie barfüssige Kindheit versagt blieb, und der bis heute irgendwie ein schlechtes Gewissen hat, dass er doch soooo etwas ungesundes tun kann. Ich bin weiss Gott kein Muttersöhnchen und stehe seit fast 8 Jahren auf eigenen Beinen, aber ich höre noch heute den Satz von Mutter,und besonders von Grossmutter: Waaaas??? - Du holst dir noch den Tod!!! Ich würde mich freuen, wenn es jemanden gäbe, der ähnliche Erfahrungen zu Hause gemacht hat und mir nun ein paar Tips geben könnte, wie ich dieses Gespenst aus meinem Kopf verbannen kann.
Bis dann, allzeit frohe Füsse....
Thomas

Barfüssige Kinheit...

Robert (Wien), Monday, 14.05.2001, 09:58 (vor 8598 Tagen) @ Thomas B.

Hi Thomas!

Ich hatte zwar als Kind nicht so den Wunsch, barfuß zu laufen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß das Verhältnis zwischen Deinen Eltern und Dir im großen und ganzen ein ziemlich gutes ist, nur halt wegen dem barfuß laufen haben sie immer wieder Bedenken, vielleicht aus Sorge um Dich oder weil sie sich auch genieren, wenn Dich jemand aus dem Bekanntenkreis so sieht und es ihnen dann sagt, und sie dann nicht wissen, wie sie darauf reagieren sollen. Meine Mutter hat da auch so leichte Bedenken, hab ich ihr halt gesagt, wenn sie gefragt wird, warum ich barfuß gehe, dann soll sie nur sagen, weil es mir Spaß macht und weil's gesund ist. Die meisten Leute werden das dann schon verstehen, auch wenn sie es selbst nicht machen würden.

Ich habe am Anfang meiner Barfüßer-Karriere (im vorigen Früh-Sommer) meinen Eltern auch Infomaterial von diesen Seiten hier gegeben, damit sie zumindest sehen, daß ich nicht alleine bin und daß es andere auch gibt, denen das Barfüßern Spaß macht! Mittlerweile akzeptieren sie es, wenn ich alleine unterwegs bin oder auch bei manchen Heurigen, wenn ich zu ihnen dazukomme, aber nicht, wenn wir gemeinsam im Wald spazieren gehen würden. Das kommt aber sowieso nicht mehr vor, weil ich bei kühlerem Wetter im Wald alleine jogge und jetzt bin ich sowieso mit dem Rad unterwegs und da bin ich klarerweise auch barfuß.

Wegen Deinen Bedenken, was Deine Eltern dann nur wieder alles sagen könnten: Hast Du schon mal versucht, Dich mit ihnen auszusprechen über's Barfuß laufen? Hast ihnen schon mal Infomaterial zB von dieser Seite gegeben, damit sie sehen, daß Du nicht alleine bist damit? Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Glück dabei und genügend Selbstsicherheit!

Schöne Füße
Robert aus dem bereits sommerlichen Wien

Barfüssige Kindheit...

Eva H., Monday, 14.05.2001, 13:02 (vor 8598 Tagen) @ Robert (Wien)

Hi Thomas!

Meine Großeltern (bin bei ihnen aufgewachsen) haben bei mir anfangs mit Entsetzen reagiert (holst Dir noch 'nen Nierenschaden und so)(ich habe im vergangenen Winter mit dem barfuß-laufen angefangen). Das Entsetzen hat nicht lange angehalten: Ein paar Stunden später bekam ich mit, wie meine Großmutter am Telefon stolz berichtete, dass ihre Enkelin sogar im Winter barfuß laufe. Vielleicht wäre eine Reaktion Deiner Eltern kaum anders?

Herzliche Grüße
Eva

Barfüssige Kinheit...

Michael (wat) @, Monday, 21.05.2001, 01:36 (vor 8591 Tagen) @ Thomas B.

Hallo Thomas.

Wenn ich im Garten bin oder vor dem Haus, traue ich mich mich nicht
barfuss zu sein, aus Angst es könnten wieder Kommentare kommen,
obwohl sich meine Eltern und meine Grossmutter ansonsten völlig aus
meinem Leben heraushalten und mir von Kind an alle Freiheiten
gewährten.

Okay, Gedankenspiel: Du kommst an einem sonnigen, warmen Tag barfuß
nach Hause, meinetwegen vom Schwimmen, weil ein Idiot dir Fanta
Obskurine (die mit den neonschwarzen Streifen...) in die Schuhe
gekippt hat, welche du nun mit spitzen Fingern in der Hand trägst.
Deine Mutter steht vor der Haustür und redet mit der Nachbarin.

Was passiert? Du hast jede Berechtigung, nicht in den klebrigen
Schuhen zu stecken, und den Tod holst du dir bei dem Wetter auch
nicht. Was passiert also?

Ich habe schon ganze Tage und Urlaube barfuss verbracht, auch
an der Uni ist es jetzt im Sommer eigentlich an der Tagesordnung,
mal einfach die Schuhe auszuziehen. Aber es ist in meinem Fall
immer mit dem Gefühl verbunden: Deine Mutter will das nicht und
du tust etwas verbotenes!!! Bekloppt, was???

Wenn du dir lediglich sagst, dass das bekloppt ist, setzt du dich
geschickt selbst unter Druck:
1. Erfährst du dann das Gefühl, dass dich deine Mutter wortlos unter
Kontrolle hat, aber
2. sagst du dir, dass dieses Gefühl falsch sein muss und mit dir etwas
nicht stimmt.

Was du also auch denkst - es ist für dich verkehrt. Und dafür gibt es
nur eine Lösung: Du erkennst diese Zwickmühle und ziehst daraus
Konsequenzen.

- Du könntest offensiv mit deiner Mutter klären, dass du barfuß gehen
willst und dass das keine Schande für die Familie und weder ein
Ausruck von geistiger Verwirrtheit noch gefährlich für dich ist.
(Und den Tod holst du dir eines Tages sowieso. ;-))
Wie Robert schrieb, ist sie vielleicht einfach unsicher, wie sie
das vor Anderen (auch ihrer eigenen (Schwieger?)-Mutter)
rechtfertigen soll. Du kannst sie da mit Material versorgen und so
stärken.
Es muss ihr nicht gefallen, aber sie muss dich respektieren.
- Du könntest dein Leben räumlich von dem deiner Mutter trennen,
sprich ausziehen.
- Du könntest zugeben, dass du noch heute ein Sohn deiner Mutter
bist, und wenn du fürchtest, dass du als unmündiges Kind behandelt
wirst, dich fragen, ob das mit der Realität vereinbar ist.
Es ist für Eltern oft sehr schwer, ihre Kinder als gleich
berechtigte Erwachsene zu erkennen, wenn die Kinder sich noch in
Einzelaspekten kindlich verhalten und/oder auf einer oder beiden
Seite(n) einfach die Macht der Gewohnheit siegt. Was durch ein
lange vertrautes Umfeld noch einfacher gemacht wird.

dass er doch soooo etwas ungesundes tun kann.

Oha, Sarkasmus...

Ich bin weiss Gott kein Muttersöhnchen

Was auch immer das heißen mag.

und stehe seit fast 8 Jahren auf eigenen Beinen, aber ich höre noch
heute den Satz von Mutter,und besonders von Grossmutter: Waaaas???
- Du holst dir noch den Tod!!!

Wurde dir das öfter gesagt? Lebt die Großmutter noch?

Wenn du Lust hast, können wir das Thema hier oder per Mail weiter verfolgen, ich habe da durchaus ein paar Erfahrungen, die ich gerne
weitergebe. Es kann allerdings sein, dass meine Antwort ein paar Tage
braucht, also nicht wundern.

Michael.

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