Noch ein paar Barfuß-Geschichten (Hobby? Barfuß! 2)

Lotsi @, Monday, 23.04.2001, 22:23 (vor 8618 Tagen)

Hi Ihr!

Der Frühling gewinnt ja erst langsam an Form. Vorige Woche nahm ich mein Leiden am Dauerherbst (der seit Oktober andauert) zum Anlass, mich mit hach! so schönen Barfuß-Erinnerungen bei Laune zu halten (und ein paar von Euch ggf. auch). Das will ich jetzt nochmal fortsetzen, mir sind nämlich noch ein paar kleine (mittel-originelle) Anekdötchen eingefallen. Man könnte das auch nennen: Szenen aus dem Alltag eines Barfuß-Freaks.
Da war zum Beispiel dieser Wandertag mit der Schule nach Bamberg anno 1994. Es war ein Jahrhundertsommer, ich war 16 und noch ziemlich pubertär. Das Ziel Bamberg war - vor allem von Nürnberg aus! - nur wenig Originell. Weil da ja noch nie jemand war! Egal. Ich wusste, wir schauen den Dom an, in dem ich auch schon 1000mal war. Also konnte ich ja draußen bleiben, also musste ich folglich keine Schuhe mitnehmen auf diesen Wandertag: dachte ich... Unser Lehrer sah das anders: der sagte im schönsten Fränkisch "Schalllodää!" (= also Charlotte, so heiße ich ja leider) "mir sind da fei ned bei de Hibbbies!" (= ein anständiger Mensch trägt zum Kirchgang Schuhe! Und Gammler gehen nicht in die Kirche, die lungern nur davor rum).
Ich wollte ja gar nicht rein in den Dom, aber er interpretierte das als Affront. Fast wollte er mich in ein Schuhgeschäft schleifen, aber dann lieh mir eine Freundin ihre Schuhe. Sie war gerade aus dem Dom gekommen und wartete dann draußen - und barfuß - auf mich und ein paar andere, die sich erst drücken wollten. Naja, beim Restprogramm dieses "Wandertages" (wenn wir wirklich wanderten, also in der Natur, trug ich schon immer Schuhe) konnte ich getrost barfuß bleiben. Prinzipiell stieß ich in der Schule immer auf Verständnis - längst waren ich und meine sommers nackten Füße akzeptiert (und bekannt), aber manchmal fühlte sich eben einer berufen, das zu problematisieren.
Nett war es auch, als ich vorigen Sommer von meiner Gärtnerei aus mit einer Kollegin Blumen ausfuhr. Wir belieferten eine reichlich neureiche Familie im schmuck-spießigen Eigenheim, mussten große Stauden durch das Innere auf die Terrasse schleppen. Aber, schimpfte die Dame des Hauses, "Sie machen mir mit ihren dreckigen Füßen ja den Teppich schmutzig!" (dieser war nämlich scheeweiß, ich dagegen hatte schon den ganzen Tag im Geschäft gearbeitet). Stellt Euch vor: Drückte sie mir so Schlappen in die Hand!! Und meine Kollegin wiederum musste die Schuhe ausziehen - dem Teppich zuliebe. Gingen also ich mit den grässlichen Schlappen und die Kollegin wiederum barfuß durch das spießige Wohnzimmer, argwöhnisch beäugt von der Dame des Hauses, die wahrscheinlich später gemotzt hat: Dieses Personal heutzutage! Kommt doch tatsächlich barfuß daher! Iiiii! (denke ich mir).
Und eine nette kleine Sache zum Schluss: Im Supermarkt hatte eine Angestellte mal einige Gurkengläser geschrottet. Scherben zu hauf. Natürlich hätte ich vorsichtig vorbei können. Aber die Umstehenden fanden es total witzig, mir ihren Arm zum Geleit anzutragen, d.h. ein älterer Herr erbot sich mir schmunzelnd, mich über die Scherben zu tragen. Worauf ein jüngerer Herr zum Älteren in Konkurrenz trat. Gelächter allenthalben, was für eine Gaudi. Eine Dame bot mir an, ich könne mich auf die Unterseite ihres Wagens stellen ("Gehns, etz stöllns eana hoid auf mei Wagerl!") Ich wusste gar nicht, wie ich mich entscheiden sollte, auch musste ich dauernd lachen. War schon nett.
Und so weiter (naja, so ereignisreich waren meine Barfuß-ausflüge dann auch wieder nicht)
Auf den Sommer!!
Liebe Grüße
Lotsi


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