Barfuß, Birkenstock und andere Gedanken (Hobby? Barfuß! 2)

Fritz, Tuesday, 17.04.2001, 18:11 (vor 8625 Tagen)

Hallo Leute!

Als regelmäßiger Leser dieses Forums und auch als gelegentlicher Beitragsschreiber muß ich jetzt doch mal einen längeren Beitrag loswerden. Auch wenn ich nicht die aktuelle Diskussion um den Off-Topic-Hinweis auf das Birkenstocktreffen aufgreifen möchte, hat mich unter anderem auch die überraschend scharfe Antwort von Georg und vor allem die anschließende Diskussion zu diesem Beitrag bewogen. Aber auch der hier immer wieder aufflammende Antiamerikanismus gibt mir zu denken.

Schon früher ist mir aufgefallen, daß der Begriff "Birkenstocks" unter einigen der hier versammelten Barfüßer ein gewisses Agressionspotential auslöst. Ein Wunder, daß es noch keine entsprechende Wortsperre gibt! ;-) Wenn ich im Sommer nicht barfuß bin, dann trage ich auch Birkenstock-Sandalen. Bin ich deshalb ein natürlicher Feind der Barfüßer, ein Verräter oder gar ein Fetischist? Birckenstock ist für mich ein Schuh-Hersteller wie jeder andere auch, und relativ gesund sollen die Dinger auch sein. Daß ein Aufruf zu einem Birkenstocktreffen (seit wann gibt's denn sowas?) nicht hierher gehört, ist klar, aber was soll der Krampf?

Ich werde den Verdacht nicht los, daß dieses Forum zwar nicht - wie einige andere - von Fußfetischisten dominiert wird, dafür aber von Hardcore-Barfüßern (wenn man das so sagen kann), die möglichst immer und überall barfuß unterwegs sein wollen und sich dafür notfalls auch festnehmen lassen oder einen Märtyrertod sterben würden.

Ich gestehe hiermit: Ich bin keiner von denen. Ich war noch nie auf einem "Barfußtreffen" oder auf einem "Barfußpfad". Ich habe noch nie barfuß die Antarktis durchquert oder den Mt Everest bestiegen, und ich mache auch keine barfüßigen Wanderungen im Schnee, auf Glasscherben, zwischen Skorpionen und Feuerameisen oder auf glühenden Kohlen. Überhaupt bin ich keiner, den das Wandern begeistert, deswegen habe ich auch noch nie eine "Barfußwanderung" gemacht. Ich fahre lieber Fahrrad (manchmal, aber nicht immer, auch barfuß). Kurz - ich würde mich zwar nicht als normalen Menschen bezeichnen, aber ich bin nicht verrückt.

Andererseits würde ich nie auf die Idee kommen, zuhause mit Schuhen herumzulaufen oder am Strand bzw. im Schwimmbad mit Badelatschen. Ich habe glücklicherweise einen Beruf (Softwareentwickler) und ein Hobby (Segelfliegen; gut, ich bin doch verrückt!), bei dem ich barfuß sein kann, wenn ich es will. Ich habe auch eine Wohnung bzw. ein Büro, wo ich problemlos auch im Winter barfuß herumlaufen kann. Ich fahre auch meistens barfuß Auto - im Winter zumindest auf längeren Strecken.

Ich führe also ein mehr oder weniger normales Leben überwiegend barfuß und habe es deshalb nicht nötig, wie einige der Teilnehmer hier (und wie schon der Forumstitel andeutet), das Barfußlaufen als solches als Hobby, als Lebensinhalt oder gar als Fetisch oder Religion zu betrachten.

Ich mach's einfach, weil's angenehm und gesund ist, und nicht um aufzufallen oder um anders zu sein. Wenn ich alles zusammenrechne, bin ich sicher auch im Winter mehr als 90% der Zeit barfuß und im Sommer nahe 100%. Während der restlichen Zeit trage ich Schuhe und wenn es das Wetter erlaubt auch Birkenstocks. Bin ich deshalb ein "Fremdkörper" in diesem Forum?

Ich lege es nicht darauf an, andere Menschen durch das Barfußlaufen zu provozieren, weshalb ich z.B. beim Einkaufen darauf verzichte (außer vielleicht bei 30° im Schatten). Ich verzichte erst recht darauf, die Provokation durch eine bewußt schlampige oder zerschlissene Kleidung oder durch bis an die Knie verdreckte Füße zu erhöhen, was unter den "normalen" Menschen nur das Vorurteil "Barfuß = Penner" bestärken würde. Klar - auch meine Sohlen sind nach einem Barfußtag ziemlich schwarz, aber man muß das ja nicht unbedingt jedem zeigen, indem man abends im Restaurant die Füße auf den Tisch legt, um es mal etwas überspitzt zu sagen. Ach ja - man kann Füße übrigens auch waschen, und schon ein paar Schritte im Gras wirken oft Wunder!

Ihr redet immer - und völlig zurecht - von der fehlenden Toleranz gegenüber den Barfüßern. Ihr solltet aber auch etwas Toleranz gegenüber den Leuten zeigen, die nicht oder nur manchmal barfuß laufen - und die es wagen, in einem amerikanischen Einkaufszentrum mit Sandalen herumzulaufen. Wenn das Barfußlaufen an irgendeinem Ort unerwünscht ist und dies sogar durch Schilder dokumentiert ist, dann solltet Ihr das respektieren - insbesondere wenn ihr Gäste in einem fremden Land seid. Es gibt ja auch "richtige" Gesetze, bei denen einem der Sinn nicht immer ganz einleuchtet, die man aber trotzdem befolgt - gerade im Ausland.

Bedenkt mal eines: Daß es in den USA Anti-Barfuß-Schilder gibt, ist nicht ein Zeichen geringerer Toleranz, sondern vermutlich eine Folge der absurden Schadenersatz-Rechtsprechung und darüberhinaus wohl ein Zeichen dafür, daß das Barfußlufen dort viel verbreiteter ist als bei uns. In Deutschland würde kein Ladenbesitzer auf die Idee kommen, ein solches Schild aufzustellen. Wenn das Barfußlaufen auch bei uns wider Erwarten mehr und mehr in Mode kommen sollte, dann wird es aber sicher auch in Deutschland solche Schilder geben. Man muß sich z.B. nur den Schilderwald an Rolltreppen anschauen - keine Gummistiefel, keine Kinderwagen, keine Hunde. Die Barfüßer hat man mangels "Nachfrage" wohl vergessen!

Gruß,
Fritz

Auch ich bin nicht 100%ig, und

malo @, Tuesday, 17.04.2001, 20:02 (vor 8625 Tagen) @ Fritz

Hallo Fritz,

auch ich bin nicht 100%ig, auch nicht Hardcore. 1. geht es nicht in der Firma (Schlosserei). 2. Gibt es Freizeitbeschäftigungen, da sind Schuhe besser (bin viel mit dem Foto bei der Eisenbahn unterwegs).

Amerika: die sind abgedreht und seltsam. Es stimmt eben mit der Schadensrechtsprechung. Da muß man eben nachgeben und Schuhe anziehen. Nur frage ich mich, wie blöd man ist, das es erst soweit kommen konnte. Ich ka´nn dort mit meiner eigenen Dummheit zu sehr viel Geld kommen und das ist einmal und zeugt für mich von einer gewissen Unnormalität. Ich hoffe, das dies nicht auch noch bei uns so wird. Weil dann werden wir uns in Deutschland mit allen schön geordneten Dingen umsehen. Oder ist deshalb Deutschland durch den Bürokratismus eingeengt?
Ich weiß nicht recht.

mfg

Auch ich bin nicht 100%ig, und

Unci, Tuesday, 17.04.2001, 21:21 (vor 8625 Tagen) @ malo

2. Gibt es Freizeitbeschäftigungen, da sind Schuhe besser (bin viel mit dem Foto bei der Eisenbahn unterwegs).

Du sollst ja nicht im Gleisschotter stehen, wenn der Zug kommt ;)
(davon abgesehen sind Füße auch gleisschottertauglich zu bekommen ....) Meinen Bildern ist im allgemeinen nicht anzusehen, ob ich Schuhe trug oder nicht .....

Außer Schotter auch noch Brennesseln mannshoch ;-) o.T.

malo @, Tuesday, 17.04.2001, 21:58 (vor 8624 Tagen) @ Unci

mfg

Es soll sogar "Brennnesselgenießer" geben!

Unci, Wednesday, 18.04.2001, 00:21 (vor 8624 Tagen) @ malo

Auch wenn ich mir nicht so ganz vorstellen kann, wie DAS noch ein Genuss ist.

Es soll sogar "Brennnesselgenießer" geben!

lothar, Friday, 20.04.2001, 23:55 (vor 8621 Tagen) @ Unci

Auch wenn ich mir nicht so ganz vorstellen kann, wie DAS noch ein Genuss ist.

Aber es soll gesund sein?!

Es soll sogar "Brennnesselgenießer" geben!

[asc] @, Sunday, 22.04.2001, 23:49 (vor 8619 Tagen) @ lothar

Auch wenn ich mir nicht so ganz vorstellen kann, wie DAS noch ein Genuss ist.

Aber es soll gesund sein?!

Wirklich? Bei meinem letzten unfreiwilligen Selbstversuch (ich berichtete) kam es mir nicht gerade gesund vor ...

Was den Bahndamm angeht: die Bahn vernichtet die Brennesseln seit einigen Jahren nicht mehr. Vielleicht, um all zu aufdringliche Bahnfans von den Strecken fern zu halten? ;)

[asc]

nochmal USA

[asc] @, Tuesday, 17.04.2001, 21:16 (vor 8625 Tagen) @ Fritz

Hallo Leute!
Aber auch der hier immer wieder aufflammende Antiamerikanismus gibt mir zu denken.

Man ist nicht antiamerikanisch, weil man nicht alles, was in den USA Gesetz ist, gut findet. Nicht mal alle US-Bürger sind mit allem zufrieden, was in ihrem Land geschieht - genau wie es hierzulande auch ist. Kein Grund, daraus eine Rundherum-Ablehnung zu konstruieren.

Bedenkt mal eines: Daß es in den USA Anti-Barfuß-Schilder gibt, ist nicht ein Zeichen geringerer Toleranz, sondern vermutlich eine Folge der absurden Schadenersatz-Rechtsprechung

Das mag so sein, aber die Berichte von US-Bürgern, die diese Regelungen kritisch hinterfragen und zum Teil auch ignorieren, erwähnen immer wieder, dass sich die EKZ-Manager/Geschäftsbesitzer auf "Health Regulations" berufen, die es gar nicht gibt. Wenn sie selbst keine Barfüsser im Laden haben wollen, sollten sie schreiben, was der wirkliche Grund ist, statt es aufs Gesundheitsamt zu schieben, welches gar nichts vorschreibt ...

Eine solche "eigenmächtige" Regulierung wird in den USA aber von vielen sehr kritsch gesehen - als Diskriminierung eines bestimmten, selbst gewählten Lebensstils.

und darüberhinaus wohl ein Zeichen dafür, daß das Barfußlufen dort viel verbreiteter ist als bei uns.

Das denke ich auch.

Wenn das Barfußlaufen auch bei uns wider Erwarten mehr und mehr in Mode kommen sollte, dann wird es aber sicher auch in Deutschland solche Schilder geben.

Warum ist das sicher?

Man muß sich z.B. nur den Schilderwald an Rolltreppen anschauen - keine Gummistiefel, keine Kinderwagen, keine Hunde. Die Barfüßer hat man mangels "Nachfrage" wohl vergessen!

Ich verzichte meistens freiwillig ......

[asc]

nochmal USA

Fritz, Wednesday, 18.04.2001, 21:05 (vor 8624 Tagen) @ [asc]

Hallo!

Man ist nicht antiamerikanisch, weil man nicht alles, was in den USA Gesetz ist, gut findet. Nicht mal alle US-Bürger sind mit allem zufrieden, was in ihrem Land geschieht - genau wie es hierzulande auch ist. Kein Grund, daraus eine Rundherum-Ablehnung zu konstruieren.

Du hast Recht, das habe ich etwas unglücklich formuliert. In jedem Fall habe ich nicht die Mehrheit der Forumsteilnehmer gemeint!

Das mag so sein, aber die Berichte von US-Bürgern, die diese Regelungen kritisch hinterfragen und zum Teil auch ignorieren, erwähnen immer wieder, dass sich die EKZ-Manager/Geschäftsbesitzer auf "Health Regulations" berufen, die es gar nicht gibt. Wenn sie selbst keine Barfüsser im Laden haben wollen, sollten sie schreiben, was der wirkliche Grund ist, statt es aufs Gesundheitsamt zu schieben, welches gar nichts vorschreibt ...

Möglicherweise klingt das besser, wenn man die Schuld jemandem anderen zuschiebt, als wenn man als Grund die eigene Angst vor Schadenersatzklagen angibt.

>Wenn das Barfußlaufen auch bei uns wider Erwarten mehr und mehr in Mode kommen sollte, dann wird es aber sicher auch in Deutschland solche Schilder geben.
Warum ist das sicher?

Nur so eine Vermutung. Wahrscheinlich gibt es nirgendwo auf der Welt mehr Verbotsschilder pro Quradratkilometer als in Deutschland. Warum also keine Barfußverbote? Aber vielleicht (hoffentlich) irre ich mich da!

Ich verzichte meistens freiwillig ......

Bei Rolltreppen wäre ich auch vorsichtig - frag mich nicht, warum!

Gruß,
Fritz

Barfuß, Birkenstock und andere Gedanken

Bernd A, Wednesday, 18.04.2001, 09:25 (vor 8624 Tagen) @ Fritz

Hallo Fritz,
eigentlich fand ich Deinen Beitrag zunächst mal garnicht so schlecht. Dass Du einige von uns aber darin als "Verrückte" und "Barfuß-Penner" bezeichnet hast finde ich absolut nicht gut.
Warum liest Du überhaupt unsere Beiträge, wenn wir in Deinen Augen ohnehin nicht ganz ernst zu nehmen sind?

MFG, Bernd A

Barfuß, Birkenstock und andere Gedanken

peter_w_g @, Wednesday, 18.04.2001, 12:04 (vor 8624 Tagen) @ Bernd A

Hallo Bernd:

also das Wetter scheint doch die Nerven aller blankzulegen, denn Du schreibst:

Hallo Fritz,
eigentlich fand ich Deinen Beitrag zunächst mal garnicht so schlecht. Dass Du einige von uns aber darin als "Verrückte" und "Barfuß-Penner" bezeichnet hast finde ich absolut nicht gut.

Ja er doch garnicht. Wenn Du dir den Beitrag von Fritz nochmal genau ansiehst, dann findest Du folgendes:

Ich verzichte erst recht darauf, die Provokation durch eine bewußt schlampige oder zerschlissene Kleidung oder durch bis an die Knie verdreckte Füße zu erhöhen, was unter den "normalen" Menschen nur das Vorurteil "Barfuß = Penner" bestärken würde.

Das sehe ich übrigens genauso wie Fritz. Im übrigen hat er sich ja selbst als "verrückt" bezeichnet (im Zusammenhang mit der Segelfliegerei).

Also eine Bitte an alle: lest die Beiträge doch bitte etwas gründlicher durch, bevor Ihr antwortet. Denn dann wäre uns auch diese völlig überflüssige Birkenstock-Diskussion erspart geblieben (damit meine ich alles, was nach dem ersten Beitrag von Georg gekommen ist).

Viele Grüße und etwas mehr Gelassenheit!

Peter (peter_w_g)

Barfuß, Birkenstock und andere Gedanken

Fritz, Wednesday, 18.04.2001, 20:56 (vor 8624 Tagen) @ Bernd A

Hallo!

Dass Du einige von uns aber darin als "Verrückte" ...

Ich habe nur gesagt, daß ich nicht verrückt bin - und es dann auch noch relativiert. Wie auch immer - 'verrückt' war in diesem Zusammenhang eher liebevoll gemeint!

..."Barfuß-Penner" bezeichnet hast finde ich absolut nicht gut.

Habe ich nicht. Lies es noch mal genau!

Warum liest Du überhaupt unsere Beiträge, wenn wir in Deinen Augen ohnehin nicht ganz ernst zu nehmen sind?

Ich finde schon, daß Ihr (oder die meisten von Euch) ernst zu nehmen seid, sonst würde ich dieses Forum nicht seit Monaten immer wieder besuchen. Ich habe nur den Eindruck gewonnen, daß einige der Teilnehmer die Sache mit dem Barfußlaufen etwas zu ernst nehmen. Schließlich soll es Spaß machen, oder?

Gruß,
Fritz

Was soll ich dazu sagen? - Beifall klatschen - mehr nicht

Alex @, Thursday, 19.04.2001, 11:49 (vor 8623 Tagen) @ Fritz

Du hast recht! Ganz im Ernst - ein ausgezeichneter, weil realistischer, Beitrag.
Und übt weiterhin Toleranz... wir brauchen sie alle!
Alex

Hallo Leute!
Als regelmäßiger Leser dieses Forums und auch als gelegentlicher Beitragsschreiber muß ich jetzt doch mal einen längeren Beitrag loswerden. Auch wenn ich nicht die aktuelle Diskussion um den Off-Topic-Hinweis auf das Birkenstocktreffen aufgreifen möchte, hat mich unter anderem auch die überraschend scharfe Antwort von Georg und vor allem die anschließende Diskussion zu diesem Beitrag bewogen. Aber auch der hier immer wieder aufflammende Antiamerikanismus gibt mir zu denken.
Schon früher ist mir aufgefallen, daß der Begriff "Birkenstocks" unter einigen der hier versammelten Barfüßer ein gewisses Agressionspotential auslöst. Ein Wunder, daß es noch keine entsprechende Wortsperre gibt! ;-) Wenn ich im Sommer nicht barfuß bin, dann trage ich auch Birkenstock-Sandalen. Bin ich deshalb ein natürlicher Feind der Barfüßer, ein Verräter oder gar ein Fetischist? Birckenstock ist für mich ein Schuh-Hersteller wie jeder andere auch, und relativ gesund sollen die Dinger auch sein. Daß ein Aufruf zu einem Birkenstocktreffen (seit wann gibt's denn sowas?) nicht hierher gehört, ist klar, aber was soll der Krampf?
Ich werde den Verdacht nicht los, daß dieses Forum zwar nicht - wie einige andere - von Fußfetischisten dominiert wird, dafür aber von Hardcore-Barfüßern (wenn man das so sagen kann), die möglichst immer und überall barfuß unterwegs sein wollen und sich dafür notfalls auch festnehmen lassen oder einen Märtyrertod sterben würden.
Ich gestehe hiermit: Ich bin keiner von denen. Ich war noch nie auf einem "Barfußtreffen" oder auf einem "Barfußpfad". Ich habe noch nie barfuß die Antarktis durchquert oder den Mt Everest bestiegen, und ich mache auch keine barfüßigen Wanderungen im Schnee, auf Glasscherben, zwischen Skorpionen und Feuerameisen oder auf glühenden Kohlen. Überhaupt bin ich keiner, den das Wandern begeistert, deswegen habe ich auch noch nie eine "Barfußwanderung" gemacht. Ich fahre lieber Fahrrad (manchmal, aber nicht immer, auch barfuß). Kurz - ich würde mich zwar nicht als normalen Menschen bezeichnen, aber ich bin nicht verrückt.
Andererseits würde ich nie auf die Idee kommen, zuhause mit Schuhen herumzulaufen oder am Strand bzw. im Schwimmbad mit Badelatschen. Ich habe glücklicherweise einen Beruf (Softwareentwickler) und ein Hobby (Segelfliegen; gut, ich bin doch verrückt!), bei dem ich barfuß sein kann, wenn ich es will. Ich habe auch eine Wohnung bzw. ein Büro, wo ich problemlos auch im Winter barfuß herumlaufen kann. Ich fahre auch meistens barfuß Auto - im Winter zumindest auf längeren Strecken.
Ich führe also ein mehr oder weniger normales Leben überwiegend barfuß und habe es deshalb nicht nötig, wie einige der Teilnehmer hier (und wie schon der Forumstitel andeutet), das Barfußlaufen als solches als Hobby, als Lebensinhalt oder gar als Fetisch oder Religion zu betrachten.
Ich mach's einfach, weil's angenehm und gesund ist, und nicht um aufzufallen oder um anders zu sein. Wenn ich alles zusammenrechne, bin ich sicher auch im Winter mehr als 90% der Zeit barfuß und im Sommer nahe 100%. Während der restlichen Zeit trage ich Schuhe und wenn es das Wetter erlaubt auch Birkenstocks. Bin ich deshalb ein "Fremdkörper" in diesem Forum?
Ich lege es nicht darauf an, andere Menschen durch das Barfußlaufen zu provozieren, weshalb ich z.B. beim Einkaufen darauf verzichte (außer vielleicht bei 30° im Schatten). Ich verzichte erst recht darauf, die Provokation durch eine bewußt schlampige oder zerschlissene Kleidung oder durch bis an die Knie verdreckte Füße zu erhöhen, was unter den "normalen" Menschen nur das Vorurteil "Barfuß = Penner" bestärken würde. Klar - auch meine Sohlen sind nach einem Barfußtag ziemlich schwarz, aber man muß das ja nicht unbedingt jedem zeigen, indem man abends im Restaurant die Füße auf den Tisch legt, um es mal etwas überspitzt zu sagen. Ach ja - man kann Füße übrigens auch waschen, und schon ein paar Schritte im Gras wirken oft Wunder!
Ihr redet immer - und völlig zurecht - von der fehlenden Toleranz gegenüber den Barfüßern. Ihr solltet aber auch etwas Toleranz gegenüber den Leuten zeigen, die nicht oder nur manchmal barfuß laufen - und die es wagen, in einem amerikanischen Einkaufszentrum mit Sandalen herumzulaufen. Wenn das Barfußlaufen an irgendeinem Ort unerwünscht ist und dies sogar durch Schilder dokumentiert ist, dann solltet Ihr das respektieren - insbesondere wenn ihr Gäste in einem fremden Land seid. Es gibt ja auch "richtige" Gesetze, bei denen einem der Sinn nicht immer ganz einleuchtet, die man aber trotzdem befolgt - gerade im Ausland.
Bedenkt mal eines: Daß es in den USA Anti-Barfuß-Schilder gibt, ist nicht ein Zeichen geringerer Toleranz, sondern vermutlich eine Folge der absurden Schadenersatz-Rechtsprechung und darüberhinaus wohl ein Zeichen dafür, daß das Barfußlufen dort viel verbreiteter ist als bei uns. In Deutschland würde kein Ladenbesitzer auf die Idee kommen, ein solches Schild aufzustellen. Wenn das Barfußlaufen auch bei uns wider Erwarten mehr und mehr in Mode kommen sollte, dann wird es aber sicher auch in Deutschland solche Schilder geben. Man muß sich z.B. nur den Schilderwald an Rolltreppen anschauen - keine Gummistiefel, keine Kinderwagen, keine Hunde. Die Barfüßer hat man mangels "Nachfrage" wohl vergessen!
Gruß,
Fritz

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