www.hobby-barfuss.de (Hobby? Barfuß! 2)

Stefan S. @, Monday, 02.04.2001, 11:26 (vor 8640 Tagen)

Hi, Leute
Ich bin der Stefan, 38 Jahre alt, habe seit einigen Wochen meinen ersten
Computer und bin seit drei Tagen online. Schon gleich zu Anfang bin ich auf
diese Homepage gestoßen und auf eine fast identische
(www.home.t-online.de/home/barfuss/gesd_04.htm). Da war ich echt baff! Ich
dachte, ich sei so ziemlich allein mit meinem Hobby. Na ja, eigentlich bin ich
schon lange nicht mehr barfuss unterwegs gewesen. Das letzte Mal vor zwei
Jahren. Früher bin ich öfter losgezogen, vor allem in jüngeren Jahren. Als ich
mit 19 per Bahn in die naheliegende Kreisstadt in die Berufsschule fuhr,
entdeckte ich aus dem fahrenden Zug einen Pfad im Wald, der parallel zu den
Schienen verlief - jedenfalls meistens. Eines Tages machte ich blau und ging am
Bahnhof vorbei weiter bis zum Ortsende. Dort fing der Pfad als sandiger Feldweg
an. Ich zog Schuhe und Socken aus und wanderte genüsslich durch Feld und Flur in
die Kreisstadt. Dort musste ich allen Mut zusammen nehmen, um ohne Schuhe weiter
zu marschieren. Ich kaufte mir in einer Metzgerei zwei Wurstbrötchen und eine
Cola zur Stärkung und machte mich wieder auf den Rückweg. Auf dem Rückweg schien
die Sonne und es wurde angenehm warm. Bis Mittag war ich wieder in meinem
Heimatort angelangt. Dort zog ich mir allerdings wieder die Schuhe am Ortsrand
an. Insgesamt war ich einen ganzen Vormittag unterwegs und legte rund 18
Kilometer barfuss zurück. Es war ein tolles Feeling, den natürlichen Boden unter
den nackten Sohlen zu spüren.
In den folgenden Jahren machte ich diese Wanderung noch öfters. Einmal war es
schon Oktober und frühmorgens saukalt. Trotzdem zog ich Schuhe und Socken aus
und stopfte sie in meine Schultasche. Bei etwa 3Grad Celsius marschierte ich
los. Die Füsse wurden anfangs ein bisschen taub, aber nach einer Weile ging es
prima. Da kam mir die Idee, es eines Tages auch mal auf Schnee zu versuchen.
Nach einem Kinobesuch im Januar war es soweit. Ich setzte mich unter dem Vorwand
müde zu sein und nach Hause zu wollen, von meiner Clique ab und lief zum
Stadtrand. Dort verläuft eine Straße an einem Industriegebiet entlang. Nachts
ist dort keine Menschenseele, aber es gibt Straßenlaternen, so daß man nicht
Gefahr läuft, sich im Dunkeln den Hals zu brechen. Immerhin war es nach
22Uhr.Wie immer wenn ich so eine Tour unternahm, war ich ziemlich aufgeregt und
hoffte, daß mich niemand "erwischen" würde. Dann hieß es: Raus aus den Schuhen
und Strümpfen und barfuss übern Schnee. Es war unbeschreiblich! Sowohl auf der
festgefahrenen Schneedecke als auch im weichen Neuschnee neben der Straße lief
es sich hervorragend. Da kein bisschen Wind ging, hielt ich es erstaunlich gut
aus. Zwar wurden die Füsse ein wenig taub, aber es war auszuhalten. Ich
schlüpfte erst wieder in die Schuhe zurück, als ich am anderen Ende der Straße
wieder in meiner Heimatstadt ankam. Durchs Wohngebiet barfuss bis nach Hause zu
gehen, traute ich mich nicht. Ich hatte insgesamt etwas mehr als einen Kilometer
barfuss im Schnee zurück gelegt.
Später ließ meine Aktivität nach. Nur hie und da setzte ich mich mal ins Auto,
fuhr ein Stück raus ins Grüne und lief in der freien Natur barfuss.
Als ich (damals war ich Zeitsoldat) auf einer Funkstation stationiert wurde, die
15Km von zuhause weglag, gab es nochmal eine aktive Phase: Statt mit dem Auto
fuhr ich oft per Mountainbike querfeldein zur Funkstation. Dabei reifte der
Entschluss, es doch auch mal barfuss zu probieren. Das tat ich dann auch. Weil
ein Teil des Weges durch die Stadt führte, nahm ich einen Bus. Nach der halben
Strecke gings dann zu Fuß weiter auf Wald und Wiesenwegen barfuss. Ich fing
schon im März damit an. Manchmal lag Rauhreif auf dem Gras und es knisterte bei
jedem Schritt unter meinen Füssen. Ausgemacht hat mir das nichts - im Gegenteil,
es gefiel mir. Auf der Funkstation wartete dann eine heiße Dusche auf mich und
danach ein heißer Kaffee. Wenn meine Kameraden in ihren Autos eintrafen und noch
müde und muffig aus der Wäsche guckten, war ich immer topfit und munter.
Später habe ich mal einen kompletten Zelturlaub - zwei Wochen lang - keine
Schuhe getragen und es total genossen. Einzige Ausnahme: Beim Gang auf die
Toiletten und zum Duschen trug ich Badeschlappen als "Igitt"-und Fußpilzschutz.
Nach zwei Wochen waren meine Sohlen super abgehärtet und fühlten sich an wie
fein gegerbtes Leder. Ich konnte mühelos über Kieswege rennen. Die Zeltnachbarn
meinten, ich sei aber mal ein richtiger Naturbursche und hatten volles
Verständnis, daß ich meinen von den schweren Militärstiefeln geknechteten Füssen
ein bisschen Freiheit gönnte.
Tja und dann wurde ich älter, und es hörte so langsam auf. Vor allem, weil
ich anfing, im Dreischichtensystem zu arbeiten und mir "irgendwie immer die
Zeit fehlte". Ich dachte zwar immer wieder mal dran, wieder ein schöne
Barfusswanderung zu machen,vor allem weil es meinen Füßen in den schweren
Sicherheitsschuhen echt dreckig geht, aber wie es halt so geht: Man kann mal
nicht, verschiebt, dann denkt man, es ist zu kalt und so weiter . . . und so
weiter . . .
Nur zuhause bin ich praktisch immer barfuss (außer im Winter, dann trage ich
Socken)
Als ich über euer Forum stolperte, glotzte ich zuerst ungläubig auf den
Bildschirm und konnte es kaum glauben, daß ich nicht allein dastehe mit meinem
Tick. Die ganzen Beiträge zu lesen, gab mir unheimlichen Aufwind und einen
riesigen Motivationsschub.Zwar bin ich im Vergleich mit den meisten im Forum
schon ein "älterer Herr im gesetzten Alter", aber ich denke, daß ich in nächster
Zeit mal wieder losziehen werde.
Vielleicht traue ich mich endlich auch mal, mir meinen größten Traum zu
erfüllen: Eine Tour wirklich total barfuss zu machen! Als ich Lotsis Beitrag
las, wie sie mit 14 und "weichen Knien" mit ihrer Freundin loszog, dachte ich,
da hätte jemand heimlich im Tagebuch meiner Seele abgeschrieben. Auch ich hatte
mit 13-14 den Wunsch, eine solche Unternehmung zu wagen, stand aber ohne
"Beistand" da. Auch ich war (und bin) der Meinung, nur wenn man garkeine Schuhe
mithat, ist man wirklich barfuss. Aber man muss sich auch trauen. Vielleicht
mache ich es so, wie ich es damals vor vielen Jahren plante: Ich ziehe mir
uralte Turnschuhe an und fahre mit Bus und Bahn etwa 20Km weit weg. Dann
schmeiße ich die Schuhe in den nächsten Mülleimer und wandere "richtig" barfuss
nach Hause zurück. Die Schuhe sind mir "unterwegs voll von den Füßen abgefallen,
da bin ich halt ohne Hufeisen weitermarschiert", das war damals meine Ausrede,
die ich mir ausgedacht hatte.
Ich bin jetzt 38 und frage mich, ob ich nicht ein wenig kindisch bin, mir noch
sowas zu wünschen, aber nachdem ich mich fast durchs gesamte Forum durchgelesen
habe, denke ich, ich wags. Dann gehts wieder los: "Gleich ist es soweit, Junge!
Runter mit den Schlappen und ab gehts!" Und dann wirds so richtig schön.
Was meint ihr dazu? Soll ich meinem Alter gemäß "vernünftig" sein oder drauf
pfeifen und mir was Gutes gönnen?
Chiao
Stefan
eMail-Adresse: steinmetz.stefan@t-online.de


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