Barfuß in Afrika (Fortsetzung) (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd A @, Sunday, 25.03.2001, 20:52 (vor 8582 Tagen)

Mount Kenia
Auf der selben Strecke, die ich gekommen bin, fahre ich zurück, Richtung Nairobi. Mir graut schon vor Namanga mit seinen aufdringlichen Touristenmasai. Zu allem Überfluss muss ich dort auch noch tanken. An den Souvenierbuden fahre ich dieses Mal ohne mit dem Fuß vom Gas zu gehen vorbei. Am Ende des Ortes kommt die Tankstelle. Es bleibt mir gar keine Wahl, ich muss tanken, der Tank ist fast leer. Also fahre ich rein, in die Station und lasse volltanken. Mit schlimmer Vorahnung warte ich auf die gierige (und zu meist barfüßige) Meute. Nichts tut sich, die Händler bleiben ruhig an ihren Buden stehen, keiner der Masai erscheint hier an der Tankstelle. Vielleicht ist es ihnen verboten, hier her zu kommen, wie auch immer, jedenfalls lassen sie mich in Ruhe.
Erleichtert fahre ich weiter, Richtung Nairobi. Ich komm zügig voran und erreiche schon nach knapp zwei Stunden die Kreuzung bei Athi River. Hier stoße ich auf die Hauptstraße von Mombasa nach Nairobi. Vorbei an den Elendsvierteln am Stadtrand von Nairobi geht es weiter, Richtung Norden nach Thika, wo ich eine Pause bei den dortigen Wasserfällen einlege.
In diesem Gebiet entspringen die beiden größten Flüsse Kenias, der Tana und der Athi. Nur wenige Kilometer südlich von Thika habe ich einen Zufluss des Athi überquert. Der Athi fließt von hier aus Richtung Südosten durch die endlosen trockenen Weiten der roten Steppen des Tsavo Nationalparks Ost und mündet unter dem Namen Sabaki River bei Malindi in den Indischen Ozean. Hier in Thika bildet der Thikafluss einen wunderschönen, etwa 30 Meter hohen, üppig mit Wald umwucherten Wasserfall. Der Thika wird einige Kilometer weiter nördlich zum Tana River. Dieser macht zunächst einen weiten Bogen nach Norden, bis fast in die Wüsten Nordkenias um dann wieder Richtung Südosten zu schwenken und zwischen Malindi und Lamu in den Indischen Ozean zu münden. Die Ufer des Tana sind üppig bewaldet und bilden eine fruchtbare und wildreiche Oase in den Weiten der Somalisteppe. Im Quellgebiet dieser beiden großen Flüsse, hier in Thika, lege ich am Wasserfall meine Mittagspause ein und gönne mir den Luxus, im feudalen Hotel Blue Post zu speisen.
Der Weg, der durch eine parkartige Anlage zu den Wasserfällen führt, lädt direkt zum Barfußlaufen ein.
Zurück auf dem Parkplatz werde ich wieder von Straßenhändlern "überfallen", die mir ihre Schnitzereien verkaufen wollen. Fluchtartig begebe ich mich zu meinem Geländewagen und suche das Weite.
Über Sagana und Karatina geht es weiter Richtung Mount Kenia. Die Gegend hier ist sehr fruchtbar. Sisal-, Kaffee- und Teeplantagen erstrecken sich soweit das Auge reicht. Hier ist das Stammesgebiet der Kikuju, dem einflussreichsten Stamm Kenias. Auch der erste Präsident Kenias, Jomo Kenyatta, war Kikuyu.
In Karatina ist Markttag. Es herrscht buntes Treiben auf dem Marktplatz. Auf selbstgezimmerten, wackeligen Marktständen werden die verschiedenartigsten exotischen Früchte angeboten. Da läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Also decke ich mich mit frischem Obst ein. Bananen, Mangos, eine Ananas, Maracujas, Andenbeeren - der Vitaminbedarf für die nächsten Tage ist gedeckt.
Auf solchen Märkten fällt man natürlich überhaupt nicht weiter auf, wenn man barfuß unterwegs ist, denn die Afrikaner sind ja fast alle barfuß oder tragen allerhöchstens Sandalen.
Immer mehr rückt bei der Weiterfahrt der Mount Kenia ins Blickfeld. Man kann ihn jedoch meist nur erahnen, denn wie der Kilimanjaro, liegt auch die Spitze des Mount Kenia hinter einer dicken Wolkendecke verborgen.
Von Karatina aus geht eine Abzweigung Richtung Mountainlodge. Der Naturweg führt zunächst durch Kleinbauernland. Immer steiler geht es die Hänge des Mount Kenia hoch, zuerst noch durch Bananenheine, dann durch saftige Viehweiden. Es sieht fast aus, wie zu Hause im Schwarzwald. Dann erreiche ich die Grenze des Nationalparks. In engen Kurven windet sich der Weg weiter nach oben, durch dichten Urwald. Riesige Bäume nehmen fast alles Licht, Lianen hängen herunter, die Luft riecht feucht und modrig. Es ist angenehm kühl.
Plötzlich erscheint ein im Blockhausstil errichtetes Gebäude im dichten Blättergewirr von Bäumen, Farnen und Lianen, die Mountainlodge. Altitute (Höhe über NN) 7200 Feet, 2195 Meter, steht über dem Eingang. Meerkatzen klettern an den Holzwänden herum. Man hat das Gefühl, gleich würde sich Tarzan an einer Liane aus den umliegenden Baumkronen schwingen.
In solchen Hotels, wie die Blue Post in Thika oder eben hier die Mountainlodge, wäre es allerdings äußerst unangebracht, barfuß zu sein. Es besteht zwar nicht gerade Krawattenzwang, aber ein sauberes Hemd und lange Hosen, sowie zumindest Sandalen (Socken müssen nicht sein) werden schon erwartet. Ich füge mich natürlich den Gepflogenheiten, die sich hier immer noch nach dem altenglischen Kollonialstil richet.
Ich gehe hinein und bekomme mein Zimmer zugewiesen. Alles riecht nach Holz, es knarrt bei jedem Schritt. Vom Zimmer aus habe ich einen prächtigen Blick über die hinterm Haus gelegene Wildtränke, wo sich gerade zwei Buschböcke an der Salzlecke laben.
Über den Urwaldbäumen gegenüber der Wildtränke hängen dicke Gewitterwolken. Irgendwo hinter diesen bedrohlich dunklen Wolken muss der Gipfel des Mount Kenia sein.
Die Wolken werden dicker und kommen näher. Dumpfes Grollen kündigt einen baldigen Regenguß an.
Schon nach wenigen Minuten fallen die ersten schweren Tropfen, die bald mehr werden und schließlich in wahren Sturzbächen vom Himmel rauschen. Die Antilopen an der Tränke sind längst im schützenden Wald verschwunden. Laute Donnerschläge zerreißen die Luft, Sturmböen peitschen den Regen in die Lichtung. Man könnte glauben, jeden Moment geht die Welt unter.
Doch ebenso plötzlich, wie das Gewitter kam ist es auch wieder vorbei. Der Himmel reißt auf. die Abendsonne kommt heraus und scheint auf die große, mit saftig grünem Gras bewachsene Lichtung hinter dem Haus. Feuchter Dunst hängt über dem tropfnassen Urwald und hoch oben, über den Bäumen geben die Wolken den Blick frei auf den steilen, zerklüfteten, vereisten Gipfel des Mount Kenia.
Batian, der höchste Gipfel, 5199 Meter hoch, ist benannt nach dem einflussreichsten Masai, Mbatian, der vor über hundert Jahren als "Laibon" (Medizinmann, Seher) so etwas wie ein Häuptling aller Masai war. Offiziell gab es allerdings noch nie einen gemeinsamen Häuptling der Masai.
Als erster Europäer erblickte Ludwig Krapf 1849 den Mount Kenia und fünfzig Jahre später stand der Engländer Halford Mackinder als erster Weißer, vielleicht als erster Mensch überhaupt, auf dem 5199 Meter hohen Gipfel. Es ist zwar denkbar, jedoch sehr unwahrscheinlich, dass vor ihm bereits einheimische Afrikaner den schwer erreichbaren Gipfel erstiegen haben. Es gibt jedoch alte Erzählungen, wonach Afrikaner barfuß die Gipfelregion unterhalb der zerklüfteten Gipfelfelsen erreicht haben.
Wie der Kilimanjaro ist auch der Mount Kenia vulkanischen Ursprungs. Aber der Kenia ist bereits weit mehr verwittert und wesentlich steiler als der Kilimanjaro. Er kann nur von erfahrenen Alpinisten mit Kletterausrüstung bestiegen werden.
Beide Berge sind durch vulkanische Aktivität am Rande des Rift Valley, dem längsten Grabenbruch der Welt, entstanden. Auf der anderen Seite des Grabens, der sich vom Roten Meer bis hinunter ins Sambesital erstreckt, steht an der Grenze zu Uganda der Mount Elgon(4322 m), ebenfalls ein Vulkan, der seine Entstehung dem Aufbrechen des Tales verdankt.
Alle diese Berge erhalten eine sehr hohe Niederschlagsmenge und so konnten sich an ihren Hängen dichte, nebelverhangene Urwälder bilden, die nach den Sagen der Eingeborenen die Heimat von Geistern, Dämonen und Göttern sind. Wenn man die Berge hinter ihren düsteren Wolkenvorhängen sieht, kann man diesen Glauben der Afrikaner durchaus nachempfinden. In den dunklen Wäldern rund um diese Berge leben noch einige sehr seltene und geheimnisvolle Tierarten, wie zum Beispiel das sehr scheue und hübsche Bongo, eine Antilope die auch die Einheimischen nur sehr selten zu Gesicht bekommen.
Nachdem der Regen nun vorbei ist, setze ich mich hinaus, auf die offene Aussichtsterrasse mit Blick auf die Wildtränke und lausche den Stimmen des Dschungels. Die Luft ist erfüllt vom Zirpen tausender Zikaten, die vielen Vogelstimmen kann ich beim besten Willen nicht bestimmen. Zwischendurch ertönt der Ruf eines Affen, der in den endlosen Wäldern widerhallt.
Langsam ziehen aus einer Lücke im Dickicht gegenüber einige Waldbüffel auf die Lichtung. Die Waldbüffel sind kleiner als ihre Verwandten draußen in der Savanne. Die Buschböcke, die schon gleich nach dem Regen wieder aus dem schützenden Dickicht an die Tränke zurück kamen, weichen respektvoll zur Seite, als die Büffel an die Wasserstelle treten. Später erscheinen noch einige Riesenwaldschweine. Die schwarzen Tiere haben Ähnlichkeit mit unseren Wildschweinen, sind aber deutlich größer und massiger.
Eine ganze Weile herrscht friedliches Saufen unter den Tieren an der Tränke. Dann ertönt ein lautes Knacken aus dem Wald. Ein dumpfes, langgezogenes Grollen dringt aus dem Dickicht. Zu sehen ist nichts, aber die Buschböcke und die Schweine suchen schleunigst das Weite und verziehen sich in den hinteren Teil der Lichtung, weiter links. Die Büffel bleiben noch stehen und schauen nach der rechten Seite, saufen dazwischen aber weiter. Wieder ertönt ein Knacken, wie brechende dürre Äste. Plötzlich wird das Geäst auf der rechten Lichtungsseite beiseite geschoben und ein riesiger Elefant tritt aus dem Urwald heraus. Majestätisch steht er jetzt am Rande des Waldes auf der Lichtung und wird von der Abendsonne angestrahlt. Dicht hinter ihm tritt noch ein zweiter, etwas kleinerer Elefant aus dem Unterholz. Plötzlich erhebt der Erste seinen Rüssel und setzt sich in Bewegung. Zielstrebig und grollend schreitet er auf die Büffel an der Tränke zu. Nur widerwillig weichen sie zur Seite. Aber als auch der zweite Elefant, gefolgt von fünf weiteren Jumbos unterschiedlicher Größe Richtung Tränke schreitet, räumen die Büffel dann doch das Feld. Das Recht des Dschungels: der Stärkere hat sich durchgesetzt. Nun sind die Elefanten mit dem Saufen und Suhlen an der Reihe. Die Büffel verschwinden wie geprügelte Hunde im Wald, während die Antilopen weiterhin im hinteren Teil der Wiese grasen. Von den Riesenwaldschweinen ist nichts mehr zu sehen. Die Elefanten, die etwas kleiner sind, als ihre Artgenossen im offenen Land, suhlen nun an der Tränke, streiten, kämpfen miteinander, spritzen mit dem Wasser herum,gurgeln, krumpeln und trompeten kurz: sie fühlen sich sauwohl. Sie sorgen nicht nur bei sich selbst für Heiterkeit, sondern auch bei den Zuschauern auf der Aussichtsterrasse, fast wie im Zirkus. Nur dass es sich hier nicht um eine einstudierte Dressurnummer handelt, sondern um das natürliche Spiel wilder Elefanten, die sich einfach wohlfühlen in der frischen Abendluft nach dem nachmittäglichen Gewitter.
Bei mir meldet sich langsam der Magen und ich geh etwas essen , um gleich danach wieder dem Treiben der Dickhäuter zuzusehen.

Nachdem sich die Elefanten nach Herzenslust ausgetobt haben, ziehen sie langsam wieder in den Wald. Sofort erscheinen wieder die anderen Waldbewohner auf der Lichtung zum Saufen: Buschböcke, Wasserböcke, Büffel, Schweine. Nach den Eintragungen im Beobachtungsbuch der Lodge kommt es sogar vor, dass sich ab und zu einmal ein Leopard an der Wildtränke zeigt. Heute abend ist jedoch keiner zu sehen. Später erscheinen allerdings die Elefanten wieder. Und dieses Mal haben die Büffel ihre Lektion noch in Erinnerung: ohne lange Umschweife verziehen sie sich außerhalb der Sichtweite der Elefanten. Doch die Elefanten bleiben nur kurz zum Saufen, dann brechen sie auf der gegenüberliegenden Seite durch das Unterholz davon.
Es ist schon spät geworden und ich werde mich langsam schlafen legen. An der Rezeption gibt es eine Liste in die man sich eintragen kann. Man wird dann beim Erscheinen bestimmter Tierarten geweckt. Ich trage meine Zimmernummer ein und die Tiere Leopard, Nashorn und Bongo. Bei letzterem musste der Afrikaner an der Rezeption schmunzeln. Vielleicht dachte er sich, genauso gut hätte dieser Tourist auch Eisbär reinschreiben können. Wie auch immer, ich durfte ungestört schlafen.

Morgens herrscht wieder das übliche Kommen und Gehen an der Wildtränke. Der Kleinere weicht, wenn der Größere kommt.
Ich mache heute eine Rundtour durch das zentrale Hochland Kenias. Über Nyeri fahre ich die 120 Kilometer gut ausgebaute Straße nach Nyahururu. Hier im Hochland herrscht ideales Klima für Landwirtschaft. Es ist das ganze Jahr Mai. Die Temperaturen liegen ganzjährig bei 20-26 Grad, nachts wird's jedoch frisch, nur 5-10 Grad. Niederschlag fällt reichlich und regelmäßig. Und die Äquatorsonne scheint auch fast jeden Tag. Wen wundert's da, dass die Elefanten am Mount Kenia vor Freude fast Bocksprünge vollführen, während ihre Verwandtschaft in den heißen Savannen schwermütig dahindöst?
In ca 2500 Metern Meereshöhe überquere ich den Äquator. Es ist früher Vormittag und es ist ziemlich frisch. Heute morgen in der Frühe, als ich in der Mountain Lodge aufbrach, war es nur wenige Grade über null. Bei meinem kurzen Zwischenstop an der Äquatorlinie werde ich sofort von Händlern belagert. Die sind hier also auch nicht besser, als die Masai in Namanga, denke ich mir und suche verzweifelt nach Erklärungen, die den Händlern klarmachen, dass ich ihr Zeug nicht brauche, ohne sie zu kränken. Es gelingt mir nicht. Ich kann sie erst abschütteln, als ich fluchtartig ins Auto springe und davonbrause.
Nyahururu ist ein hübsches kleines Städtchen. Es liegt etwa 2500 Meter hoch und an seinem Ortsrand gibt es einen wunderschönen, über hundert Meter hohen Wasserfall. Und das Tollste: An diesem Wasserfall gibt es keine Souvenierverkäufer. So kann ich mich in aller Ruhe oberhalb des Wasserfalls hinsetzen und in die rauschenden Fluten blicken.
An diesem herrlichen Platz mache ich dann auch gleich meine Mittagspause und entspanne mich beim Rauschen des Wasserfalles im kühlen Schatten alter Urwaldbäume, während mir der angenehm warme afrikanische Hochlandwind sanft um die baren Füße streicht.
Die Landschaft, hier in der Umgebung von Nyahururu ist herrlich schön. Es gibt saftige Wiesen mit fetten Kühen, ja es gibt sogar Tannenbäume (oder so was Ähnliches). Und dafür fliege ich nun um die halbe Welt, wo es das doch auch im Schwarzwald gibt. Nur gibt es im Schwarzwald halt keine bockspringenden Elefanten.
Durch die kühlen Bergregenwälder der Aberdares fahre ich am Nachmittag zurück zur Lodge am Mount Kenia. Auf der Straße durch die Aberdares erschrecke ich ein paar Affen, die auf die Bäume flüchten. Kurze Zeit später erschrecken mich einige Elefanten, die stur auf der Straße stehen und nun flüchte ich mich mit dem Auto fast "auf" die Bäume.
Nach diesem Schreck am Nachmittag erreiche ich gegen Abend wieder meine Unterkunft und genieße den Abend im Urwald mit den Tieren vor dem Fenster. Etwas Außergewöhnliches gibt es heute nicht mehr zu sehen, keine bockspringenden Elefanten, keine tanzenden Bongos und auch keine fliegenden Eisbären. Aber Buschböcke, Wasserböcke, Büffel, Schweine und sogar zwei Hyänen. Und natürlich sind auch die Elefanten wieder für eine Weile da. Und heute ist es sogar möglich, dass Büffel und Elefanten gleichzeitig saufen können, wenn auch an den gegenüberliegenden Ufern des Tümpels.
Am Abend trage ich mich wieder in die Weckliste ein, für Leopard, Nashorn und Bongo und wieder kann ich ungestört durchschlafen.
Heute wird meine Tour auf eigene Faust zu Ende gehen, heute nachmittag treffe ich die anderen und dann werden wir morgen auf unsere Expedition Richtung Zentralafrika aufbrechen. Ob mit dem großen LKW auch so schöne Tierbeobachtungen möglich sein werden, wie mit dem kleinen Geländewagen bleibt abzuwarten.
Nur noch 100 Kilometer Fahrt auf der guten, geteerten Straße liegen vor mir, dann werde ich in Nairobi sein. Am späten Vormittag fahre ich los. Zuvor harre ich noch mal auf der Terrasse aus und hoffe, dass doch noch ein Leopard auf der Lichtung erscheint. Aber er kommt nicht.

Die Expeditionsteilnehmer
Nach gut einer Stunde Fahrt erreiche ich Nairobi. Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe schaue ich mir am Swimmingpool des Hotels die Leute an und überlege, wer wohl alles zu der Expedtion gehört. Vielleicht der Typ da drüben mit dem Bart, oder der Blonde mit der Bierflasche, der aussieht wie eine deutsche Eiche im Herbststurm. Das ältere Ehepaar dort drüben sieht eher nach Luxussafari mit Übernachtung im Hiltonhotel aus. Die beiden anderen dort wirken mehr wie Geschäftsreisende. Aber vielleicht die hagere junge Frau mit dem Bürstenhaarschnitt, die sieht so aus als ob sie sowas machen würde.
In meinem Hotelzimmer habe ich das Gepäck meines Zimmer- und Zeltgenossen gesehen. Uwe heißt er und kommt aus Wolfsburg. Ihn selbst habe ich noch nicht gesehen.
Am Abend in der Hotellounge lüftet sich dann das Geheimnis. Der Bärtige ist nicht dabei und die mit der Masaifrisur auch nicht. Dafür die "Geschäftsreisenden", Werner und Angelika aus Stuttgart, dann das ältere Ehepaar von der "Luxussafari", Willy und Gerda aus der Gegend von Bonn und "die deutsche Eiche im Sturm" ist Uwe, also mein Zimmerkollege. Dazu kommen dann noch Hermann und Erika aus dem Südschwarzwald, Matthias aus Mönchengladbach, Anneliese aus Wiesbaden, Erich und Maria aus Berlin und Kurt mit seiner Lebensgefährtin Doris aus Bielefeld.
Und dann sind da natürlich noch Ulf und Ricardo., beides erfahrene Afrikatrotter, die schon mit Professor Grzimek am gleichen Lagerfeuer saßen und die Malaria so oft wie andere den Schnupfen haben. Sie hatten die Idee für die Expedition, haben alles erforderliche organisiert und sich bei der Bundeswehr einen ausgedienten, dreiachsigen, allradgetriebenen FAUN gekauft. Mit diesem 12-Tonnen-Monstrum wollen wir die nächsten sechs Wochen über Ost- und Zentralafrikas Straßen und Pisten, und auch abseits dieser, auf Entdeckungsreise gehen. Zumindest für uns wollen wir diese Gebiete neu entdecken, denn offiziell waren sie alle schon vor 100 Jahren ausgekundschaftet und missioniert.
Nachdem wir uns nun also alle kennen, plaudern wir noch ein wenig, trinken ein paar Gläschen Tusker Premium, das Bier mit dem Elefanten auf dem Etikett und ziehen uns dann in unsere Zimmer zurück. Morgen geht es früh los und die anderen sind von der Anreise sowieso alle müde. Die deutsche Eiche gibt mir während der Nacht einen Vorgeschmack auf das, was mich die nächsten Wochen im Zelt erwartet. Der Holzvorrat, den er in einer Nacht sägt, würde ausreichen um unsere Expedition die ganzen sechs Wochen lang mit Feuerholz zu versorgen.
Irgendwann schlafe ich dann doch ein.

Fortsetzung folgt...

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