München barfuß mit Museumsbesuch (Hobby? Barfuß! 2)

Lorenz ⌂, Saturday, 17.03.2001, 21:45 (vor 8590 Tagen)

Heute fuhr ich mit Zug und S-Bahn nach München, um ein (barfuß-)Interview zu geben, das demnächst von Radio Oberland gesendet werden soll. Als ich kurz vor 9 Uhr das Haus verließ, hatte es 10 Grad - daß die Schuhe im Schrank blieben, war natürlich Ehrensache. Das Interview war nach einer halben Stunde vorbei und ich startete zu einem Stadtbummel. Die Sonne kann sogar noch ein wenig durch, und der Boden war stellenweise gar nicht so kalt, wie ich erwartet hätte. Ich machte ein paar Besorgungen und stellte fest, daß im Gedränge der Fußgängerzone die bloßen Füße wesentlich weniger wahrgenommen wurden als z.B. auf einer Bergtour.

Schließlich steuerte ich die Gemäldesammlungen der Alten Pinakothek an. Ich hatte in der Zeitung gelesen, daß dort eine Venusausstellung gezeigt wird, die sehr viel Publikum anzieht. Natürlich fand ich es auch spannend, ob ich da barfuß hineinkommen würde. Also stellte ich mich (ohne durch Zögern aufzufallen) in die Schlange an der Kasse. Da ich ordentlich angezogen war, gab es keinerlei Probleme - und ich konnte mich baren Fußes dem Kunstgenuß hingeben. Interessant fand ich unter anderem, wie die Maler verschiedener Epochen die Ästhetik der Füße interpretierten. Die Renaissancemaler schwärmten offenbar für lange Zehen, im 18. Jahrhundert bevorzugte man sehr junge Modelle mit noch nicht fertig entwickelten Proportionen und kindlichen Füßen (heute müßte man derartige Bilder von seiner Webseite nehmen wegen des schrillen Aufschreis diverser Sittenwächter). Das 19. Jahrhundert stellte gerne Naturkinder dar, wie sie auch den heutigen Geschmack treffen. Auch in den anderen Ausstellungsräumen des Museums werden die Leinwände hauptsächlich von barfüßigen Gestalten ausgefüllt - die Künstler steigerten die Ausdrucksstärke ihrer Gestalten schon immer gerne durch die Darstellung der bloßen Füße.

Insgesamt wurde ich heute viermal auf die bloßen Füße angesprochen, davon nur einmal im Museum. Aber jedesmal waren es freundliche, interessierte Fragen und es war ganz deutlich spürbar, daß die Leute Sympathie für meinen barfüßigen Lebensstil empfanden. Einmal ergriff ich selbst die Initiative: als einige Frauen feststellten, daß die Venus auf einem Bild Hallux valgus und Hammerzehen hatte (es gab also schon vor 300 Jahren ungesunde Schuhe), meinte ich, daß sie wohl leider meine Fußgesundheitshomepage noch nicht kannte. Da wurden meine Füße erst bemerkt und es gab wieder eine kurzes nettes Gespräch. Fazit: es spricht einiges dafür, auch die Tempel der hohen Kunst baren Fußes zu besuchen.

Leider regnete es sich während des Museumsbesuchs ein, so daß der Rest des Tages nicht mehr das ganz große Barfüßerglück brachte. Aber ein Unglück war's auch nicht, daß ich keine Schuhe dabei hatte!

Serfuß, Lorenz

[image] Gesundes Leben auf freiem Fuß


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