Medizinischer Schwachsinn, oder sinnvoll!? - "Laufen Sie nicht barfuss" (Hobby? Barfuß! 2)

UlliDO, Saturday, 10.02.2001, 23:16 (vor 8690 Tagen)

Beim Durchblättern der neuesten Ausgabe der "Apotheken-Umschau" vom 15.2.01 (erhältlich in allen Apotheken kostenlos) traf ich auf einen Artikel der mich doch sehr verwundert hat.
In dem Beitrag ging es um arterielle Verschlußkrankheit und "wie Sie Ihre Gefäße gesundhalten".
Weiter in dem gesamten Artikel kam die Rubrik "So halten sie Ihre Füße fit"
Folgende Passagen waren darin abgedruckt:

Tipps für Patienten mit arteriellen Durchblutungsstörungen an Beinen und Füßen:

Füße waschen.
Sie sollten Ihre Füße täglich waschen; jedoch nicht länger als drei bis fünf Minuten und das Wasser sollte maximal 37°C warm sein. Verwenden sie als Badezusatz rückfettende Seifen. Bürsten sollten Sie nur mit Vorsicht einsetzen - sie könnten Hautschäden verursachen.

Füße gut abtrocknen.
Besonder wichtig sind die Zehenzwischenräume. Bei Fußpilz sollten Sie zum Arzt.

Hornhaut entfernen.
Hornhaut sollten Sie mit einem Bimsstein (vor der Fußwäsche!), einer trockenen Feile oder mit einem batteriebetriebenen Schleifgerät behandeln. Verzichten Sie auf Rasierklingen, Hornhauthobel oder Salizylsalbe. Verdickte Hornhaut ist die Folge von Druck-kontrollieren Sie deshalb Schuhe bzw. Einlagen.

Hühneraugen behandeln.
Hühneraugen können Sie gut mit Bimsstein abtragen. Bevor Sie zu speziellen Tinkturen oder Pflastern greifen, sollten sie erst Ihren Arzt fragen.

Nägel pflegen.
Die Nägel sollten mit der Zehenkuppe abschließen-zu kurze Nägel wachsen schneller ein. Kürzen Sie ihre Nägel mit einer Sandfeile oder einer abgerundeten Diamantfeile. Scheren, Fußzangen, Nagelklipser und spitze Nagelfeilen sind verboten. Die Nägel an den Ecken nur leicht abrunden. Schneiden oder feilen Sie niemals tief in die Ecken. Vorsicht bei eingewachsenen Nägeln-sie sind ein Fall für den Arzt.

Füße schützen.
Laufen Sie nicht barfuß, tragen Sie keine offenen Schuhe. Auch am Strand oder im Schwimmbad sollten Sie Badeschuhe tragen.

Baumwollsocken tragen.
Am besten sind Strumpfmodelle ohne Nähte. Socken täglich wechseln.

Auf gute Schuhe achten.
Kaufen Sie sich Modelle mit weichem Oberleder. Die Schuhsohle sollte nicht zu biegsam, der Absatz nicht höher als drei Zentimeter sein. Dadurch reduzieren Sie die Belastung des Vorfußes und beigen Druckverletzungen vor. Die Zehen brauchen genügend Spielraum. Laufen Sie neue Schuhe ein, indem Sie diese zu Beginn nicht länger als 30 Minuten tragen.

ENDE DES POSTINGS

Ich bin kein Mediziner und maße mir nicht an solche Ratschläge für gefäßgeschädigte Patienten zu beurteilen, halte Sie aber dennoch für äußerst merkwürdig, besonders die letzten drei Passagen.

Serfuß
UlliDO

Medizinischer Schwachsinn, oder sinnvoll!? - "Laufen Sie nicht barfuss"

Unci, Saturday, 10.02.2001, 23:28 (vor 8690 Tagen) @ UlliDO

Ich weiß nicht, wie das bei bereits geschädigten Patienten ist; ich vermute aber, dass barfuß gehen auch den angesprochenen Störungen vorbeugen kann.

Betrifft Diabetiker und Kettenraucher

Lorenz, Sunday, 11.02.2001, 09:02 (vor 8690 Tagen) @ Unci

Ich weiß nicht, wie das bei bereits geschädigten Patienten ist; ich vermute aber, dass barfuß gehen auch den angesprochenen Störungen vorbeugen kann.

Periphere Verschlußkrankheit tritt meist als Folge von Diabetes oder starkem Rauchen auf und bedeutet, daß Gewebe der Extremitäten gefühllos wird und wegen Mangelversorgung absterben kann. Amputation von Zehen, Füßen oder gar Beinen ist dann oft unumgänglich. Da sind Verletzungen der Füße sicher oft ausschlaggebend. Diese Verletzungen kommen in der Regel von Schuhen, die irgendwo einschneiden oder scheuern -- worauf dieser Artikel ja vor allem hinweist. Da zwei Drittel der Bevölkerung Barfußgehen für lebensgefährlich halten, kommt die Warnung gleich auch noch dazu -- sie ist bei solch gravierenden Gesundheitsstörungen aber wahrscheinlich auch angebracht.

Serfuß, Lorenz

Betrifft Diabetiker und Kettenraucher

Sven (BS) @, Sunday, 11.02.2001, 10:38 (vor 8690 Tagen) @ Lorenz

Hallo,

ein wesentlicher Punkt ist die bei solchen Krankheiten oft auftretende sog. Polyneuropathie. Dabei handelt es sich um eine Funktionsstörung der peripheren Nerven. Damit verbunden ist - neben der allgemein eingeschränkten Sensibiltät - eine fehlende Wahrnehmung von Schmerzen. Sprich: Eine Verletzung wird nicht bemerkt oder der Schmerz als Warnsignal fällt aus. Zusammen mit den Ent-/Versorgungsstörungen einer peripheren Verschlußkrankheit kommt es zu einer sehr schwer beherrschbaren Beeinträchtigung der Wundheilung. Die Folge ist oftmals eine Amputation. Deshalb: Den Rat der "Apotheken-Umschau" unbedingt befolgen!

Gruß
Sven Fritz, Heilpraktiker

Ich weiß nicht, wie das bei bereits geschädigten Patienten ist; ich vermute aber, dass barfuß gehen auch den angesprochenen Störungen vorbeugen kann.

Periphere Verschlußkrankheit tritt meist als Folge von Diabetes oder starkem Rauchen auf und bedeutet, daß Gewebe der Extremitäten gefühllos wird und wegen Mangelversorgung absterben kann. Amputation von Zehen, Füßen oder gar Beinen ist dann oft unumgänglich. Da sind Verletzungen der Füße sicher oft ausschlaggebend. Diese Verletzungen kommen in der Regel von Schuhen, die irgendwo einschneiden oder scheuern -- worauf dieser Artikel ja vor allem hinweist. Da zwei Drittel der Bevölkerung Barfußgehen für lebensgefährlich halten, kommt die Warnung gleich auch noch dazu -- sie ist bei solch gravierenden Gesundheitsstörungen aber wahrscheinlich auch angebracht.
Serfuß, Lorenz

Betrifft Diabetiker und Kettenraucher aber nicht nur die

Julius @, Wednesday, 14.02.2001, 05:15 (vor 8687 Tagen) @ Sven (BS)

Hai!

Dem kann ich nur beipflichten! Ich habe schon viele Diabetiker oder
Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit erlebt, bei
denen aus ursprünglich kleinen Verletzungen rasch therapieresis-
tente schwärende Wunden wurden. Häufig kam es dabei zu Nekrosen
(= abgestorbene Gewebepartien) und letzlich zu Amputationen.
Vorsichtig sollten aber auch Personen sein, die an chronischer
venöser Insuffizienz, meist hervorgerufen durch einmal durchlittene Thrombosen, Frostbeulen (also Vorsicht bei winterlichen Barfußgängen!)oder an einer bestimmten Form arteriellen Bluthochdrucks laborieren (im letzteren Fall meistens Frauen zwischen 40 und 60). Apropos Thrombosen (= Blutpfropfen, zumeist in den Venen, seltener in den Arterien): Laut einem Artikel, der unlängst im "Spiegel" erschien, sollen Langstreckenflüge der Bildung von Thrombosen höchst förderlich sein! Allerdings dürften dabei nur Personen betroffen sein, deren Blutgefässe bereits vorgeschädigt sind.

Ciao,
Julius, Krankenpfleger

Hallo,

Zusammen mit den Ent-/Versorgungsstörungen einer peripheren Verschlußkrankheit kommt es zu einer sehr schwer beherrschbaren Beeinträchtigung der Wundheilung. Die Folge ist oftmals eine Amputation. Deshalb: Den Rat der "Apotheken-Umschau" unbedingt befolgen!

Gruß
Sven Fritz, Heilpraktiker

Medizinischer Schwachsinn, oder sinnvoll!? - "Laufen Sie nicht barfuss"

Hans-Martin, Sunday, 11.02.2001, 14:33 (vor 8689 Tagen) @ UlliDO

Hallo zusammen!

Ich habe vor ein paar Wochen im Warteraum der ambulanten Notaufnahme eines Kreiskrankenhauses zufällig dieselben Hinweise samt Schaubildern gefunden. Nach meiner Erinnerung war der Text wörtlich gleich.

Allerdings wird die Schautafel ausdrücklich als Hinweistafel für Diabetiker verwendet. Von Patienten mit Durchbltungsstörungen war nichts zu finden. Da nach meinem Wissen Diabektiker Probleme mit der Wundheilung haben können, faßte ich die Hinweise, nicht barfuß zu laufen, so auf, daß dadurch Verletzungen vermieden werden sollten.

Ich stelle nun leicht amüsiert fest, daß jemand diese Hinweise übernommen und unter anderem Vorzeichen gedruckt hat. Bei Nichtdiabetikern, die an Durchblutungsstörungen leiden, sollte der Rat imho dahin gehen, die Durchblutung zu verbesserrn. Ganz hervorragend geeignet ist dafür nicht übertriebene sportliche Betätigung. Und wer barfuß läuft, trainiert seine Füße mehr als der, der sie in irgendwelches Schuhwerk steckt, das automatisch verhindert, daß die Summe der Fußmuskeln beansprucht wird. Es gab schon viele Postings, die auf die Verbesserung der Durchblutung hingewiesen haben, die auch bei kühlen Außentemperaturen schnell eintritt.

Hans-Martin

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