Kneipp als Barfuß-Apostel (Hobby? Barfuß! 2)
Hier mein barfußrelevanter Auszug aus einem von Kneipps unbekannteren Werken, zum schmökern und runterladen. (Frage an die Juristen unter uns: Wie sieht es mit den Rechten an einem Buch dieses Alters aus?)
Viele Füße
Samuel
Ratschläge von Monsignore Sebastian Kneipp. Kinderpflege in gesunden und kranken Tagen. Donauwörth, 1890(1) zitiert nach der neunten Auflage o. J.
Zweiter Theil. Kinderpflege in gesunden Tagen.
Erste Periode. Von der Geburt bis zum Zahnen.
[34][...]Frisches Wasser, frische Luft sind, wie für den ganzen Körper, so auch für die Füße die Mittel zur Abhärtung. Ganz fehlerhaft ist es, daß heutzutage den Kindern im Kissen schon Strümpfe, ja selbst Schuhe angezogen werden. Wenn Mütter und Erzieherinnen anstatt Abhärtung nur Verweichlichung pflegen, so ist dies nur ein Beweis ihrer eigenen Unwissenheit. Das kind soll soviel als möglich barfuß sein, mag es sich nun im Zimmer oder im Freien aufhalten. Luft kräftigt die Haut, reine Luft zieht das Blut zur gleichmäßigen Verteilung auf die Oberfläche. Gerade die Füße sollen durch die Luft abgehärtet, ausdauernd und widerstandsfähig gemacht werden.
[35] Mein Nachbar hat ein Mädchen, das, als es kaum noch recht zu laufen vermochte, täglich drei- bis viermal, auch noch öfter, wenn es der Wohnstube entwischen konnte, ins Freie ging und seine helle Freude daran hatte, wenn es im Schnee herumstapfen konnte; holte es dann die Mutter herein, so schrie es nach Leibeskräften, weil man ihm diese glücklichen Augenblicke nicht gönnen wollte. Als dieses Kind noch nicht drei Jahre zählte, wurde es einmal von einer solchen Schneewanderung, die es ohne Kopfbedeckung und nur mit einem recht einfachen Kinderkittelchen angethan, unternommen, durch die Mutter zurückgerufen und bestraft. Ich sah dies zufällig und machte die Mutter aufmerksam, daß das Schneelaufen nicht schade. Die Mutter lies das Kind nun wacker laufen, und siehe! das Kind gedieh und ist noch kräftig und gesund. Deshalb, ihr Mütter, sorgt, daß ja keine Verweichlichung der Füße eintrete! denn sobald diese Verweichlichung beginnt, nehmen die Füße an Kraft ab, das Blut wird nicht so entschieden nach den unteren Teilen geleitet, weil die reine Luft fehlt, die es anlockt. Es kann also dadurch schon in den ersten Jahren eine Schwäche entstehen, an welcher das Kind sein ganzes Leben zu leiden hat. - Es ist unglaublich, was Kinder durch die Abhärtung gewinnen und wieviel sie durch das Gegenteil, durch Verweichlichung, einbüßen. [...]
Zweite Periode. Vom Zahnen bis zur Schulpflicht.
[...][67] So lange das Kind weder stehen noch gehen kann, bedarf es keiner Fußbekleidung. Man gewöhne es möglichst früh ans Barfußgehen. Wenn es später aber doch Schuhe haben muß, so sehe man darauf, daß dieselben nirgends drücken. Der Kinderfuß ist noch weich und wird durch unpassendes Schuhwerk leicht verkrüppelt. Selbst wenn auch der Kinderfuß gerade nicht immer verdorben wird durch unpassendes Schuhzeug, werden durch letzteres dennoch sicher Warzen, Hühneraugen und ähnliche Fußübel erzeugt.
Strümpfe soll man den Kindern erst ganz spät anlegen; sie sollen niemals von Wolle, sondern aus Leinen sein.[...]
[76] Das wichtigste Abhärtungsmittel ist für den Körper das Barfußgehen. Die Kinder sollen so viel als möglich ohne Schuhe und Strümpfe sein und diese nur im Notfalle gebrauchen. Es werden sich freilich manche Herrschaften schwer entschließen können, ihre Kinder barfuß gehen zu lassen; es muß ja nicht gleich den ganzen Tag sein, und wenn die Kinder auch der vornehmsten Leute täglich längere Zeit barfüßig laufen, so beeinträchtigt das ihren Adel keineswegs; kommen doch auch Kaiser und Könige barfüßig zur Welt. Ein Graf, der das Barfußgehen nach meiner Methode übte, sagte zu mir: "Wie konnte mir doch meine Mutter ein so vortreffliches Abhärtungsmittel entziehen!"
Es gibt freilich kein kräftigeres Mittel, die Nerven zu stärken und widerstandsfähig zu machen, als das Barfußgehen, und jene Eltern begehen einen großen Fehler, welche ihren Kindern dieses Abhärtungsmittel entziehen. Freilich, wo die Verweichlichung die Herrschaft übt, da wird das Barfußgehen für unanständig und ungesund erklärt, als ob die letztere Beschuldigung nicht durch das gute Aussehen und den Gesundheitszustand der Landkinder, die den größten Teil des Jahres barfuß gehen, widerlegt würde![...]
Dritte Periode. Das schulpflichtige Alter.
[...][85] Ziehet eure Schulkinder nicht zu warm an! Haltet namentlich strenge auf weite, bequeme Fußkleidung. Leidet keine Gummizüge an den Schuhen und keine Gummi-Ueberschuhe! Lasset die Kinder fleißig barfuß laufen![...]