Januarpresse (2) (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Thursday, 01.02.2001, 08:40 (vor 8700 Tagen)

Hallo Forum,

hier kommt die zweite Hälfte der Januarpresse :

Die fröhlichen Chorherren von Windberg
Durch die Öffnung des Klosters nach außen konnte sich die niederbayerische Ordensgemeinde in 25 Jahren fast verdreifachen
[...] Wer das niederbayerische Prämonstratenserkloster Windberg nahe Bogen betritt, traut seinen Augen nicht: Langhaarige Teenies mit zerfetzten Jeans rennen schreiend über die Flure. Das Aufklatschen ihrer nackten Füße auf den kalten Bodenfliesen hallt durch die hohen Gewölbe der Anlage aus dem 12. Jahrhundert. [...]
Abt Thomas muss auch in seinem Büro um ein wenig Ruhe kämpfen. Immer wieder platzen die Jugendlichen ohne Klopfzeichen in den Raum, etwas zu suchen, etwas zu fragen. Immer wieder bittet er um eine halbe Stunde Ungestörtheit, nicht fordernd, wie man es vielleicht vom Chef des Hauses erwartet hätte, sondern mit verständnisvollem Blick als Gleicher unter Gleichen.
Als endlich Ruhe ist, glätten sich seine Stirnfalten, und seine Miene hellt sich auf. "Gerade geht die Bubenbildungsfreizeit zu Ende - da war die letzte Woche ganz schön was los." Die Bildungsfreizeiten, die übrigens auch für Mädchen angeboten werden, managen die Prämonstratenser durch ihre Jugendbildungsstätte, die im letzten Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feierte. [...] "Wir wollen in die Welt einsteigen", sagt der Abt und hebt hervor, dass gerade die Arbeit mit den Jugendlichen die Brüder an das Haus binde.
Auch Nachwuchssorgen haben die Prämonstratenser nicht. Zum Ende letzten Jahres stiegen fünf junge Männer ins Klosterleben ein: zwei in Windberg und drei in der erst 1986 errichteten Abtei Roggenburg in Schwaben. Zusammen werden die beiden Abteien dann 32 Mitbrüder haben, der Altersdurchschnitt der heute bereits bei sensationellen 40 Jahren liegt, wird weiter sinken. [...]
Grundlage des klösterlichen Lebens wurden für die weiß gewandeten Chorherren seit der Gründung des Ordens die Regeln des Augustinus. Sie sehen das Leben in Armut, Fasten, Schweigen, geprägt durch Chorgebet und Handarbeit vor. Gleichzeitig werden die seelsorgerischen Tätigkeiten betont. [...]
Wo in der Gesellschaft das Individuelle stehe, stehe für die Prämonstratenser die Gemeinschaft, wo die Gesellschaft nach Materiellem strebe, strebe man in Windberg nach der Loslösung von den Dingen. Der Grundsatz der Besitzlosigkeit gilt für die Chorherren auch heute noch. "Der materielle Verzicht ist aber kein asketischer Akt, sondern er soll Platz für die Gemeinschaft schaffen", erklärt Abt Thomas.
Die Gemeinschaft unter den Brüdern, verbunden mit der Jugendarbeit und seelsorgerischen Tätigkeiten, scheint so etwas wie das Erfolgsmodell des Ordens zu sein. [...]
[Die Welt, 17. 01. 2001]
Leider geht aus dem Text nicht hervor, ob die barfüßigen Teenies Zufall oder "Absicht" sind ...

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Angelo singt Francesco
Düsseldorf (NRZ). "Früher", sagt Angelo Branduardi, "wusste ich nie, warum ich im Konzert viel reden sollte." Jetzt weiß er es. Weil er seinen Fans das unendlich Kleine, "L´infinamente piccolo" erklären möchte.
Christliche Texte vertont von einem, der mit dem Lied über einen Wasserfloh berühmt wurde? Funktioniert hervorragend, denn Angelo - der sich nur noch Branduardi nennen will - hat sich Leben und Schriften des Franz von Assisi zur schmalen Brust genommen. Beim unverwechselbaren Arrangement seiner Hits hat man ja eh´ schon die barfüßig tanzenden Maiden auf dem mittelalterlichen Markt vorm inneren Auge. [...]
[Neue Ruhr Zeitung, 18. 01. 2001]
Und vor Eurem inneren Auge ... ?
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Gurkenstücke in den Augen
Die Band Knorkator steht in dem Ruf, eine böse Band zu sein. Warum eigentlich? Wahrscheinlich vor allem deshalb, weil sie es selbst immer wieder sagen.
Und als wollten sie die Verhältnisse auch im ausverkauften Alten Schützenhaus klarstellen, spielen sie ihr musikalisches Bekenntnis "Böse'' gleich ganz zu Anfang. Ein bisschen wie Rammstein klingt das, schwer und metallisch. "Ich will bei Rot über die Straße gehen, besonders wenn es kleine Kinder sehen.'' Aha, das meinen die also mit böse.
Der Sänger Stumpen und der Keyboarder Alf Ator sind zu Beginn in Ganzkörperplüsch gekleidet, der direkt von den Neandertalern geklaut sein könnte, wenn er nicht so grell gelb und blau wäre. Aber schon bald haben sie sich aller störender Kleidung entledigt. Stumpen steht nach einer Viertelstunde in einem knallroten Männerbody da. Barfuß. Denn er will so etwas wie ein Turner sein, der die volle Breite der Bühne für Körperertüchtigung nutzt, Handstände macht und sich auf das Keyboard setzt. Ab und zu trägt er abstruse Kopfbedeckungen, von denen es Feuerwerk regnet. Und er lässt zwischen den Liedern seine lyrische Ader durchblitzen. [...]
Es ist nicht etwa so, dass die Leute von Knorkator mit solchen Einlagen und ihrem ungezogenen Gehabe von musikalischen Mängeln ablenken müssten. Ganz und gar nicht. Denn was diese Band bietet, ist feine, durchdachte und glänzend abgemischte Musik, die wechselweise wie Metal, Industrial oder Kirchenmusik klingt. Dazu kommt Stumpes Stimme, der man die klassische Gesangsausbildung anhört und die für sich schon ein Genuss ist. [...]
[Stuttgarter Zeitung, 19. 01. 2001]
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Früher kurte in Wildbad der englische Adel mit Familie, heute ist der Ort ein wenig aus der Mode gekommen, was ihn besonders reizvoll macht.
[...] Bad Wildbad, ein kleines, aber immerhin neben Baden-Baden als "Weltbad" im Baedeker verzeichnetes Thermalbad, liegt in einem Tal an der Großen Enz im nördlichen Schwarzwald und macht einen gemütlichen Eindruck. Überall schöne alte Bäume, Pavillons und vereinzelte Villen aus dem 19. Jahrhundert, die (instand gesetzt) heute auf ihre Weise genutzt werden [...]
Kennen Sie Wildbad? Hat da nicht die Großmutter in jungen Jahren gekurt? Vielleicht noch der Großvater, so er denn mitdurfte. Aber schon bei der nächsten Generation gehörte Wildbad (es wird zum ersten Mal im 14. Jahrhundert erwähnt) zu den Bädern, die aus der Mode gekommen, kein erstrebenswertes Ziel mehr waren.
Das soll jetzt anders werden, begonnen hat es schon. Wellness und Beauty sind angesagt. Gesundheit wird gedacht, Geld ist gemeint. [...]
Bei zwei Kurzbesuchen (im zeitigen Frühjahr und im späten Herbst) fanden wir ohne Anmeldung eine Bleibe. Einmal auf dem Sommerberg im freundlichen Hotel Riexinger und einmal im Badhotel, das einen eigenen Zugang zum "Palais Thermal" und vier Sterne hat. Aber die Wochenendarrangements sind sehr preiswert. Und wie angenehm, barfuß vom Hotel in die Therme zu gehen. [...]
[Frankfurter Rundschau, 19. 01. 2001]
Wie angenehnm ... stimmt ! Barfuß vom Hotel zur Therme gehen kann ich allerdings überall ...
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Barfuß im Schnee
Sophie aus Australien mag deutsches Essen, die deutsche Schule und den deutschen Winter
Schieder-Schwalenberg (sb). Wenn die 16-jährige Sophie Collerson in knapp einer Woche die Heimreise ins australische Sydney antritt, hat sie den Koffer voller "Ritter Sport" in allen Geschmacksrichtungen. Und den Kopf voller Erinnerungen. An eine wunderschöne Zeit in Deutschland. Und an die erste weiße Weihnacht ihres Lebens in Schwalenberg.
Sophie lebt seit November als Austauschschülerin bei Familie Rissiek in Schwalenberg. [...] Denn die 17-jährige Sonja Rissiek hatte im Sommer bereits zehn Wochen bei Sophies Familie in Australien verbracht. [...]
Kaum vorstellbar, dass Sophie bald nicht mehr zum Familienalltag gehört: "Ich werde sie ganz schön vermissen." Vermissen wird auch Sophie so einiges. Zum Beispiel den deutschen Winter: "Hier habe ich zum ersten Mal in meinem Leben weiße Weihnacht erlebt", sagt sie. Ein überwältigendes Erlebnis, das zu einer ungewöhnlichen Reaktion führte: "Plötzlich stand sie Heiligabend barfuß im Schnee", erinnert sich die Gastmutter schmunzelnd. [...]
[Lippische Landeszeitung, 21. 01. 2001]
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Mit der Diabetes auf gutem Fuß stehen [...]
Claus Tietjen kennt die Sorgen seiner Kunden: Krallenzeh- und Ballenbildung, Fußdeformationen und Ödeme sind für ihn keine Fremdwörter. Keine noch so schlimm aussehende Fußveränderung kann ihn abschrecken, wenn er als orthopädischer Schuhmachermeister versucht, Diabetes mellitus-Patienten mit Ratschlägen fürs Schuhwerk festen Boden unter ihren empfindlichen Füße zu geben.
"Ich verstehe oft nicht", beginnt er seinen Vortrag in der AOK-Gesundheitskasse am Marktplatz, "dass die Menschen ihren Füßen so wenig Aufmerksamkeit schenken." Gerade für denjenigen, der an Diabetes mellitus leide, also zuckerkrank sei, sei es besonders wichtig, sich mindestens einmal täglich die Füße ganz aufmerksam anzusehen, um eventuelle Verletzungen sofort festzustellen und behandeln zu lassen.
Die Nerven- und Duchblutungsstörungen in den Füßen, als Nebenerscheinung der Zuckerkrankheit, führten häufig zu einer Temperatur- und Empfindungsstörung der Füße. "Selbst Tritte auf Glasscherben oder heiße Temperaturen nimmt der Betroffenen nicht mehr wahr", erklärt der Schumachermeister Tietjen.Die Füße seien wie taub in ihren Wahrnehmungen, Verletzungen würden dadurch häufig nicht sofort entdeckt. "Dadurch können sich Stoß- oder Scheuerstellen entzünden und im übelsten Fall so weit verschlimmern, dass dem Arzt letztlich als Behandlungsmaßnahme nur noch die Amputation bleibt", weiß Claus Tietjen aus seinem Berufsalltag zu berichten.
Generell empfiehlt er Fußdiabetikern, wie er Zuckerkranke mit Fußproblemen nennt, gut sitzende Schuhe zu tragen. "Auch zu Hause auf gar keinen Fall barfuß laufen. Das Risiko, unbemerkt auf eine Reißzwecke zu treten oder sich zu stoßen und Verletzungen davonzutragen, ist viel zu groß", warnt er.
Zur Vermeidung von Problemen bietet sich seiner Einschätzung nach nur konsequente Fußhygiene: "Täglich die Füße kontrollieren und mit lauwarmem Wasser reinigen", rät er. Des Weiteren rückfettende Salben benutzen, um die weitere Nebenerscheinung der Krankheit, das verstärkte Verhornen der Füße, einzudämmen. [...]
"Auch wenn die Füße vom Kopf weit entfernt sind, ist es wichtig für die Gesundheit, die Krankheit samt Nebenwirkungen anzunehmen", appellierte Claus Tietjen an die Diabetiker. [...]
[Weser Kurier, 23. 01. 2001]
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Der Ball fehlt in Addos Fluggepäck
Mal wieder Ghana. In Cottbus wird man darum nicht böse sein, dass am kommenden Sonnabend zum Ende der Bundesliga-Winterpause dem Kontrahenten aus Dortmund mit Otto Addo einer der Leistungsträger fehlt. Statt gegen den FC Energie zu spielen, fliegt der 25-Jährige zu einem Einsatz in der Nationalmannschaft. Es wäre sein elfter - woran zugleich zu erkennen ist, dass Addos internationale Karriere erst so richtig beginnt.
Bis er in Ghana ein richtiger Held sein wird, wovon er als kleiner Junge immer geträumt hat, wird es wohl noch einige Zeit brauchen. Damals ist er in den Sommerferien häufig nach Afrika geflogen - zum Gepäck des gebürtigen Hamburgers gehörte dabei stets ein Fußball. Der war nach kurzer Zeit weg, weil Kinder in der Nachbarschaft oft stärker waren und den Ball stibitzten. Also haben Addo und seine Freunde barfuß mit einem Knäuel aus geflochtenen Socken weitergespielt.
Die alljährlichen sechs Wochen in Ghana zählt Addo zu den schönsten Zeiten seines Leben [...]
[Hannoversche Allgemeine, 22. 01. 2001]
Ein (ungewollt) richtungsweisendes Konzept : barfuß Fußball spielen und aus den überflüssigen Socken Bälle zusammenknäueln ...
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Further Drachenstich - Original ist tot
Johann Aumann (vulgo Dürnberger) verstarb im Alter von 71 Jahren Furth im Wald.
Er gehörte zwar nicht zu den Hauptdarstellern, doch er war zweifelsohne einer der auffälligsten Akteure beim Drachenstich. Die Rede ist von dem weißbärtigen Johann Aumann mit seinen markanten Gesichtszügen, den meisten besser bekannt als der "Dürnberger". Beim Drachenstich 2001 wird man vergeblich Ausschau halten nach dem Drachenstich-Original. Am Sonntag ist er im Alter von 71 Jahren verstorben und die große Drachenstich-Gemeinde verliert mit ihm einen der getreuesten und stets hilfsbereiten Mitstreiter.
Wenn Johann Aumann barfuß seine Kühe beim Drachenstich-Festumzug durch die Straßen trieb, dann richteten sich unzählige Fotokameras auf ihn. Er war schon wegen seines urigen Aussehens eines der begehrtesten Fotoobjekte. Auch beim Drachenstich-Festspiel gehörte er im Volk zu den markantesten Personen, die das von der Obrigkeit geschundene Volk repräsentieren. Ferner gehörte er mit seiner Kuh zu den Attraktionen beim Historischen Kinderfest. [...]
[Isar-Donau-Wald, 24. 01. 2001]
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Der Umzug in die Idylle
Weil das nette Häuschen in München nicht zu finden ist, ziehen viele Familien ins Umland - ein Erfahrungsbericht [...]
Das Haus sieht zwar nicht aus wie im Trailer der Fernsehlotterie, aber es birgt eine Traumwohnung: Drei Zimmer unterm Dach, Küche und Bad mit Fenster, Kamin, großer Balkon, ein riesiger Speicher auf dem gleichen Geschoss, mehr als 100 Quadratmeter Wohnfläche. Dazu ein Garten, der so groß ist, dass das Mähen vier Stunden dauert. Swimmingpool und Tennisplatz hat der Nachbar schon zur Mitbenutzung angeboten. Und hinter den hohen dreieckigen Scheiben des Wohnzimmerfensters schieben sich Wolken vor den Alpenkamm.
Doch leider steht das Haus nicht in München: Familie Michael ist raus gezogen. Kurz vor der Geburt ihres jetzt acht Monate alten Sohnes Merlin haben Juliane und Oliver ein letztes Mal die Tür ihrer Altbau-Parkett-Wohnung in Haidhausen zugeschlagen, haben die S-Bahnhöfe hinter sich gelassen und ihre Sachen nach Unterzeismering gefahren.
Ihr neues Zuhause liegt zwar zwei Kilometer vom Tutzinger Bahnhof entfernt, ist aber erschwinglich und familiengerecht: 1900 Mark Miete, nur 300 Mark mehr als ihre kleinere Wohnung in Haidhausen. "Wir haben mitangesehen, wie die Kinder der Nachbarn im Treppenhaus ihre kleinen Autos fahren ließen, wie sie in einem Sandkasten spielten, der eher einem Katzenklo ähnelte." Der 33 Jahre alte Kinderarzt schüttelt sich beinahe bei dem Gedanken. "Hier", sagt er, "kann man die Kinder wie Kühe auf die Weide lassen."
Oliver und Juliane möchten, dass ihr Sohn barfuß auf Bäume klettern kann, dass er Schneemänner rollt und sich an Rosen piekst, dass er seine eigenen Erfahrungen macht, sobald er läuft, und nicht immer beaufsichtigt werden muss. [...]
"Unser Theater und unsere Oper, das haben wir jetzt eben hier", sagt Juliane und zeigt hinüber zu den Bergen vorm Fenster. Die Sonnenaufgänge, sagt sie, "die sind richtig kitschig hier." [...] "In München zu wohnen, war eine Phase", sagt Oliver. Ob sie am Ziel ihrer Träume sind? "Wer weiß schon, wie das beruflich weitergeht", sagt er, "vielleicht ziehen wir auch irgendwann wieder in die Stadt."
[Süddeutsche Zeitung, 29. 01. 2001]
Ob Merlin die Chance, barfuß auf Bäume zu klettern, auch nutzen wird ? Vielleicht können wir ihn ja irgendwann nach 2010 im Forum begrüßen ...

Belesene Füße
Georg


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