Wieder barfuß auf dem Friedhof (Hobby? Barfuß! 2)

Fridemar, Monday, 29.01.2001, 02:29 (vor 8703 Tagen)

Liebe Barfuß-FreundINNeN,

heute fuhr ich wieder einmal zum Friedhof und machte eine erfreuliche
Entdeckung. Als ich barfuß aus dem Auto stieg, sah ich eine Gruppe in Sonntagstracht gekleideter Leute vor dem Friedhofseingang.

Sollte ich meine (für Notfälle mitgenommenen) Badesandalen anziehen oder nicht. Nein, ich faßte mir ein Herz und ging barfuß an ihnen vorbei und ließ mir nichts anmerken. Grüßen traute ich mich nicht, da ich dachte, sie könnten sich (dadurch noch mehr) provoziert fühlen.

Auf dem Rückweg stand die Gruppe immer noch am selben Fleck.
Diesmal jedoch gab ich mir einen inneren Ruck und sprach sie freundlich an: "Bitte fühlen Sie sich nicht provoziert, ich gehe aus Überzeugung barfuß, auch auf den Friedhof. Ich glaube, dadurch die Ruhestätte der Toten nicht zu entweihen. Schon Moses zog die Schuhe an heiliger Stätte aus. Und dann gab's noch den hlg. Franziskus, der uns sicher auch nicht böse sein würde."

Da merkten die Leute offenbar erst, daß ich barfuß ging und nickten mir freundlich und verständnisvoll zu. Es entwickelte sich ein wohltuendes Gespräch, bei dem nicht nur gesundheitliche sondern auch ethische Dimensionen des Barfußgehens beleuchtet wurden.
(Z.B. Barfuß als Übung der Demut für den freiwilligen Barfußgeher, aber auch Übung in Toleranz für die externen Beobachter solch ungewöhnlichen Verhaltens zur Winterzeit auf dem Friedhof).

Zum Abschluß erzählte mir ein älterer Herr aus der Friedhofsgruppe eine Anekdote vom hlg. König Wenzel, der in seiner Residenz Regensburg stets vom Schloß zum Dom barfuß ging, auch im Winter. Sein Kammerdiener folgte in seinen Schneestapfen und fühlte dabei eine wohlige Wärme, wie er sie sonst nicht kannte.

Die Freude über den wechselseitigen Vorurteilsbau Barfüßer versus Nichtbarfüßer klingt immer noch nach.

Barfuß vor dem Computer grüßt Euch alle

Fridemar


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