Eine Partnerin die die Schnauze voll hat (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Bibi,
ich habe Deinen Beitrag mit Interesse gelesen, habe jedoch inhaltlich einige Probleme damit. Wenn ich Dich richtig verstehe, dann hast Du eigentlich keine Probleme damit, daß Bernd barfuß läuft, sondern Probleme mit den Reaktionen Deiner Mitmenschen auf die fehlenden Schuhe.
Das ist sicher nachvollziehbar. Ich bin nun beinm besten Willen kein derartiger Hardliner wie Dein Ehemann. Ich erkläre barfuß laufen nicht als Religion und habe auch keine Phobie gegen Schuhe. Da ich teilweise selbst keine Lust habe, mich blöden Fragen zu unterwerfen, passe ich mich schon durchaus gesellschaftlichen Konventionen an. Ich käme zum Beispiel kaum auf die Idee zu einer familienfeier oder etwa in ein gehobenes Restaurant etc. barfuß zu gehen. Dennoch frage ich mich, warum wir unser Leben eigentlich an der reaktion der Anderen ausrichten müssen.Viele Menschen fällen Urteile, nur weil irgendjemand etwas Ungewühnliches tut. Meine Mutter macht zum Beispiel immer noch Deinen Ehemann für meine Begeisterung fürs barfuß laufen verantwortlich. Das bekomme ich nicht aus ihr raus!
Obwohl ich mich doch gerade im Arbeitsleben an bestimmte Konventionen halte, bin ich permanent Gesprächsthema, aber nicht etwa, weil ich barfuß arbeiten würde (was überhaupt nicht möglich wäre), sondern weil ich im Oktober noch keine Socken trage. Das wird langsam echt zur nervenden Gescghichte. Warum könne andere Menschen nicht bestimmte Vorlieben akzeptieren? Ich hatte zuletzt ein interessantes Gespräch mit einem anderen "Exoten" meiner Dienststelle. Er hat mit barfuß gar nix am Hut und kommt sogar bei 40 Grad mit Socken, aber er wagt es, unter seiner Winterjacke kurzärmlige Hemden zu tragen. Er sagte, es gehe ihm tierisch auf den Keks, daß er permanent angesprochen wird und im privaten bereich auch ständig seine Frau damit konfrontiert wird. Er fragt sich, warum einem 40-jährigem Familienvater nicht selbst die Entscheidung über seine Hemden überlassen wird. Genau so ist es mit barfuß. Warum ist es für unsere ach so biederen Mitmenschen derart unerträglich, daß jemand aus der Norm ausschert und das Ganze auch nur dokumentiert an mangelndem Schuhwerk?
Ich mache es noch ein wenig grotesker: ich habe Dich zuletzt in Karlsruhe gesehen (weiß nicht mehr genau, wo) und Du hattest knallgrüne Socken an, die mir ziemlich duetlich auch auf größere Entfernung aufgefallen sind. Dir gefallen sie offenbar, ich finde sie ziemlich ätzend, da ich die Farbe nicht mag. So, nun wäre ich aber kaum auf die Idee verfallen, Bernd anzumailen mit dem Hinweis, er solle Dir das Tragen dieser Socken verbieten. Denn wenn sie mir nicht gefallen, habe ich doch das Problem und nicht Du! Nun sind grüne Socken eben nicht derart auffallend wie bare Füße, aber dennoch ist es doch genau das Gleiche: wer gibt einem anderen Menschen das recht, mich für bescheuert zu erklären, weil ich etwas tue, was mir Spaß macht? Wo liegt die Grenze? Welche Konventionen muß ich denn einhalten? Wann ist es so weit, daß ich mein Leben wegwerfe, nur um den Druck der Anderen zu erfüllen? Ein damaliger Nachbar erklärte mir einst, er finde, ich solle mich für die Aufkleber an meiner damaligen Ente schämen. Wo ist genau diese Grenze?
Ich kann mir vorstellen, daß es für Dich und Deine Familie nicht einfach ist, ständig dumm von der Seite angequatscht zu werden, aber ich kann nur an Dich appellieren, Dich von diesem Druck zu befreien. Es kann doch nicht sein, daß gesellschaftliche Konventionen letzlich Eure Beziehung derart stören, daß´Du Dich mittlerweile für Deinen Ehemann schämst!
Warum hast Du Deine Barfuß-Leidenschaft mittlerweile aufgegeben? Warum machst Du nicht mal mit? Ich glaube, dann würden sich viele blöde Fragen von selbst reduzieren!
Bernd (KA)