Der barfüßige Winterausflug, eine einzige Katastrophe (Hobby? Barfuß! 2)

Roland (F2), Monday, 22.01.2001, 10:48 (vor 8709 Tagen)

Hallo,
es gibt Tage, da wäre man besser im Bett geblieben. Neulich, an einem Werktag gegen 10 Uhr, schrillte zu dieser unchristlichen Zeit mein Wecker. Noch schlaftrunken und mit halbgeschlossenen Augen kroch ich aus meinem Bett, um ins Bad zu gehen. Plötzlich gab es einen lauten Knall und ein Schmerz durchzuckte meinen nackten linken Fuß. Bei Lichte betrachtet sah ich dann das Malheur. Die erst am Vorabend aufgestellte Mausefalle hatte keine Maus, sondern meinen linken großen Zeh erwischt. Ich hatte sie aufgestellt, um der Mäuseplage in meinem Naturzimmer (ihr wißt schon!) Herr zu werden. Dies war nötig geworden, weil ich ursprünglich einige Mäuse in meinem Zimmer ausgesetzt hatte, um das "Natur-Feeling" zu erhöhen, hatte aber die starke Population unterschätzt. Von meinem lauten Schrei aufgeschreckt, stürmten dann zu allem Überfluß noch Marja und Willi in mein Zimmer, wobei deren schadenfrohe Blicke angesichts meinens jämmerlichen Zustandes die Sache nur noch verschlimmerte. Zudem mußte ich mir noch die spöttische Bemerkung anhören, daß in der freien Natur das verstärkte Auftreten von Mausefallen doch eher unüblich sei, weshalb das Naturzimmer als barfüßige Alternative wohl an seine "natürlichen" Grenzen gestoßen sei. Ich solle es doch lieber wieder draußen praktizieren. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und faßte mutig den Entschluß, trotz niedriger Temperaturen meine Erledigungen barfuß zu erledigen. Marja, unser Putzteufel, hatte kurz zuvor Wohnung und Treppenhaus naß gewischt, wobei noch nicht alles ganz getrocknet war. Barfüßig, wie ich war, fand ich das zunächst noch recht lustig, denn es hatte sich unter meinen Fußsohlen ein leichter Feuchtigkeitsfilm gebildet. Das beschwingte Gefühl verlor ich jedoch sehr rasch, nachdem ich einige Schritte auf dem gefrorenen Bürgersteig zurückgelegt hatte. Ehe ich mich versah, klebte ich mit meinen feuchten Sohlen am Bürgersteig fest. Meine verzweifelten Hilferufe und das beherzte Eingreifen der Feuerwehr beendeten nach endlosen Minuten mein Martyrium. Ihr glaubt gar nicht, was ich mir von Gaffern und den Einsatzkräften wegen meiner Barfüßigkeit anhören mußte. Zudem wurde mir gesagt, daß man mir für den Einsatz der Feuerwehr noch eine saftige Rechnung schicken wolle. In der Bildzeitung wurde ich dann noch als Depp dargestellt mit der Schlagzeile: "Verrückt, Barfüßiger klebte bei Minus 10 Grad am Bürgersteig fest".
In die Wohnung zurückgekehrt hatte ich nur noch das dringende Bedürfnis, meine halb erstarrten Füße am Kohleofen aufzuheizen. Wegen der Taubheit der Füße bemerkte ich jedoch nicht, wie sich kleine Brandblasen bildeten. Aber der Tag war noch nicht zu Ende und es sollte noch schlimmer kommen.
Nachdem ich meine lädierten Füße leidlich verarztet hatte, wollte ich meinen Mitbewohnern meinen Mut beweisen und nahm einen zweiten barfüßigen Anlauf. Diesmal war ich schlauer und achtete peinlichst darauf, trockene Fußsohlen zu haben. Nach einigen Schritten auf den nun teilweise geräumten Bürgersteigen begannen meine Füße ganz fürchterlich zu brennen. Die Ursache war schnell gefunden, es war das Streusalz, welches sich förmlich in meinen lädierten großen Zeh und die Brandblasen hineingefressen hatte. Um diesen Qualen zu entgehen, versuchte ich deshalb durch einen beherzten Sprung in das an den Bürgersteig angrenzende Gras Kühlung zu finden, weil ich richtiger-
weise davon ausging, daß dort nicht gestreut wird. Doch dort lauerte anderes Unheil in Form eines frisch gesetzten Haufens Hundekot. Diesmal hätte ich mir gewünscht, daß dieser wenigstens gefroren gewesen wäre, doch es blieb ein frommer Wunsch. Voller Ekel, denn ich war treffsicher in der Mitte dieses Haufens gelandet, versuchte ich vergeblich, meine Füße vom Kot zu befreien, was mir aber wegen des fehlenden Wassers zunächst nicht gelang. In meiner Not begab ich mich zu einer nahegelegenen Trinkhalle, wo eine Flasche Mineralwasser mir gute Dienste leisten sollte. Leider übersah ich, daß im Umfeld der Trinkhalle zerbrochene Bierflaschen lagen, deren Splitter vom Schnee bedeckt waren. Da ich noch nicht an einem Motivationskurs teilgenommen hatte (barfuß über Scherben gehen), gab es einige häßliche Schnittwunden. Nachdem ich mit Hilfe des Mineralwassers die Füße grob gereinigt hatte, beschloß ich völlig entnervt, den barfüßigen Ausflug zu beenden und mit dem Bus nach Hause zu fahren. Nur noch am Rande sei hierbei erwähnt, daß in dem völlig überfüllten Bus einige liebe Mitmenschen mit dicken Winterstiefeln auf meine nackten Füße getreten sind, doch was machte das noch aus? Völlig am Ende und mit mehrfach lädierten Füßen erreichte ich schließlich wieder die Wohnung und kam zu der sicherlich nicht sehr fernliegenden Erkenntnis, daß die Stadt im Winter für barfüßige Exkursionen gänzlich ungeeignet ist und ich es bestimmt auch nicht wiederholen werde.
Das werdet Ihr sicherlich verstehen, hofft jedenfalls
Roland


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