nicht zuständig... (Hobby? Barfuß! 2)

Jörg (Hanna), Sunday, 21.01.2001, 19:52 (vor 8645 Tagen) @ Bibi

Hallo "Bibi",

vielen Dank für Deinen Beitrag. Es ist mal was anderes, die Meinung direkt von der "anderen Seite" zu hören, als immer nur indirekt. Ich gehe mal davon aus, daß Du die Postings von unten zu diesem Thema bereits kennst und somit weißt, daß Du durchaus Leidensgenossinnen hast.

Als ich Bernd vor 12 Jahren kennenlernte, hatte ich selbst bereits viele Jahre "Barfußerfahrung" Barfuß laufen war für mich ein Ausdruck der Lebensfreude und eines Lebensgefühls.

Schau an, so geht es uns hier auch (heute noch).

Ente fahren und barfuß laufen passte einfach zusammen und war der Ausdruck einer Lebenseinstellung.

Klingt so, als sei das eine vorübergehende Mode gewesen, so wie das Tragen von Turnschuhen in den Achzigern ("Turnschuhgeneration", aus der hier besonders viele Poster stammen!) oder diese furchtbaren Plateauschuhe heutzutage. Und nun bist Du aus diesem Alter heraus und Barfußlaufen ist out im Sinne von nicht mehr zeitgemäß. Genau darum geht es uns hier größtenteils: Barfußlaufen nicht als zeitlich oder altersmäßig begrenzte Modeerscheinung zu sehen, sondern den Spaß am Barfußlaufen als gesellschaftsfähig zu etablieren, unabhängig von Alter und Zeitgeist. Barfußlaufen vermittelt (zumindest uns hier) ein tolles Körpergefühl und das möchten wir nicht unnötig einschränken. Für mich hat Barfußlaufen so wenig mit meiner Lebenseinstellung zu tun, wie das Tragen dicker Winterschuhe bei starken Minustemperaturen. Beides tue ich, um mich wohlzufühlen, nicht, um zu provozieren.

Jedoch habe ich keine Konflikte mit anderen gesucht und selten gesellschaftliche Etiketten verletzt. Also eben kein tagtägliches barfuß laufen, kein überzeugter Barfußläufer wie mein Mann.

Hm, das widerspricht jetzt aber ein bischen Deiner Aussage von eben, oder interpretiere ich da was falsch? Den wenigsten von uns geht es um das bewußte Verletzen gesellschaftlicher Etiketten. Viele Etiketten existieren aber nur in unserer Fantasie. Die Meinungen dazu gehen hier im Forum auch stark auseinander. Dein Mann wird Dir diese Diskussionen bei Bedarf gerne zeigen, vieles befindet sich im Best-Of. Ich bin dabei durchaus der Meinung, daß man es mit dem Barfußlaufen auch übertreiben kann und vor allem auch der Partnerin zuliebe mal Kompromisse eingehen muß. Da hast Du durchaus meine Rückendeckung.

Inzwischen, 12 Jahre später, bin ich knapp davor, barfuß zu hassen! Warum?

Weil ich seit Jahren der einzige Ansprechpartner sämtlicher Nachbarn, Verwandten etc. bin. Als beschuhter Partner werde ich offensichtlich für mehr zurechnungsfähig gehalten und bin somit immer derjenige, an den man sich wendet.

Liebe Bibi, das ist eine äußerst erstaunliche Erfahrung! Zwar kennen wir hier alle mehr oder weniger die von Dir angeprangerte auch von uns als äußerst lästig empfundene Fragerei, allerdings ist meine beschuhte Freundin noch nie auf meine Barfüßigkeit angesprochen worden! Macht Bernd den Eindruck, daß er beißt oder Kinder frißt oder gar unmündig ist? Wir schätzen in hier im Forum außerordentlich, vor allem wegen seiner spannenden Reiseberichte. Sein Seychellen-Posting hat selbst meine Freundin gerne gelesen, obwohl ihr sonst die "Spinner" hier (keine Angst, Freunde, ich zähle auch dazu ;-) am Allerwertesten vorbeigehen.
Ich frage mich eher, ob Eure Bekannten noch ganz zurechnungsfähig sind, wenn Sie sich nicht trauen, Bernd direkt zu fragen! Bei Fragen wie

"Sagen Sie mal, was ich schon lange mal fragen wollte..." "...wie können Sie so was zulassen...?" "...ist es ihnen egal, ob ihr Mann krank wird...?"

würde ich doch mal ganz freundlich antworten, daß Dein Mann alt genug ist, um zu wissen was er tut. Wenn Dir diese Fragerei erkennbar peinlich ist, machst Du Dich erst recht zur Zielscheibe des vermeintlichen Gespötts, wenn Du dagegen selbstbewußt Deinen Mann verteidigst oder Dich selbst zumindest als nicht zuständig für das Thema zu erkennen gibst, vergeht denen schnell die Lust. Dein Mann ist Dir da voraus: Anderer Leute Gedanken und Probleme interessieren ihn nicht, oder wie Lorenz mal so passend formulierte: Ihr seid nicht die Psychiater Eurer Nachbarn etc.

Vor Familienfeiern werde ICH angemacht: "sorge bitte dafür, dass er Schuhe anhat!"

Okay, bei Feiern, bei denen "offizielle" Kleidung erwünscht ist, stelle ich mich auch nicht quer, wie gesagt, ich will ja nicht provozieren. Trotzdem gilt auch hier: Nicht Du, sondern Dein Mann ist zuständig.

Egal wo wir hingehen, was wir machen, immer nur das eine Thema. Besonders, wenn man mich allein "erwischt", geht die Fragerei los. Wenn Bernd dabei ist weniger, es geht erst richtig los, wenn er nicht dabei ist. Ich werde angehalten, die Verantwortung zu tragen, für etwas, was jetzt NICHT mehr MEIN Lebensstil ist.

s.o.

Liebe Bibi, Bernd gehört sicher zu den Hardcorebarfüßern und ich würde mir für Dich etwas mehr Kompromissbereitschaft auch von ihm wünschen. Auf Dauer schadet zu viel Konfliktstoff bzw. ein schwelender ungelöster Konflikt einer Partnerschaft genauso wie zuviel Harmonie (=Gefahr von Langeweile). Aber ich will mich nicht zu sehr in Euere Angelegenheiten einmischen. Nimm Dir ein Beispiel an dem Selbstbewußtsein von Bernd und trete den nervenden Fragestellern einfach als nicht zuständig gegenüber. Wer von Dir als erwachsener Frau verlangt, daß Du für Deinen ebenfalls erwachsenen Mann die Verantwortung für die Fußbekleidung übernimmst, der hat selber nicht alle Tassen im Schrank. Auch das kann man notfalls den Leuten mal in's Gesicht sagen.

Servus, (für Dich mal mit "v" ;-)
Jörg


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