Bericht vom Barfußtreffen im Schwarzwald (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U. @, Sunday, 14.01.2001, 20:54 (vor 8717 Tagen)

Nachdem das lange vorher angekündigte Barfußtreffen im Schwarzwald stattgefunden hat, ich nach Hause zurückgekehrt bin, ein Bad genommen habe und nun wieder (barfuß) am heimischen PC sitze, will ich mal davon berichten.
Eigentlich handelt es sich (leider) um zwei kleinere Treffen, und ich bin der einzige, der an beiden teilgenommen hat. Dan aus der Schweiz hatte angekündigt, er werde schon am Freitagabend kommen, und ich überlegte meinerseits, daß sich der Aufwand für mich in Ansehung meines Anreiseweges (ich wohne in der Nähe von Düsseldorf) "lohnen" müsse. Daher machten wir aus, uns am Freitagabend um 20.00 Uhr am Freiburger Hauptbahnhof zu treffen. Dan und Patrik, der ebenfalls aus der Schweiz kam, waren pünktlich zur Stelle. Selbstverständlich waren wir alle drei barfuß. Nach der Begrüßung galt es zuerst, ein Quartier zu besorgen, und nach kurzer Suche fanden wir ein preiswertes Hotel. Der Ehrlichkeit halber muß ich sagen, daß ich es nicht gewagt häte, barfuß nach einem Hotelzimmer zu fragen, aber die beiden Schweizer regelten die Angelegenheit sehr souverän. An der Rezeption wurden wir empfangen wie jeder andere Gast auch, und daß wir mitten im Januar barfuß ankamen, schien niemanden zu verwundern. Ich betone nochmals zur Klarstellung, daß wir nicht im voraus gebucht hatten. Nachdem wir uns angemeldet und die Zimmerschlüssel ausgehändigt bekommen hatten, ging ich wieder zum Bahnhof, um mein Auto mit dem darin befindlichen Gepäck zu holen. Danach gingen wir zusammen in die Stadt. Zuerst gingen wir in ein sehr belebtes amerikanisches Restaurant (weder McDonalds noch Burger King oder Pizza Hut, sondern ein ganz normales, gutes Restaurant), um was zu essen. Die Schweizer freuten sich über die verstohlenen Blicke der anderen Gäste auf unsere nackten Füße. Anschließend gingen wir ins "E- Werk", ein alternatives Kulturcenter. Dort war nichts Besonderes los, und so holten wir uns an der Theke nur ein Bier und setzten uns an einen Tisch. Nach kurzer Zeit kamen drei hübsche junge Mädchen und setzten sich zu uns. Die eine konnte sich wegen unserer nackten Füße gar nicht einkriegen, fand es schier unglaublich, daß wir tatsächlich keine Schuhe dabeihatten und wiederholte immer wieder: "Das finde ich ja voll fertig, daß Ihr im Winter barfuß geht." Sie meinte das durchaus nicht abschätzig, sondern eher mit einer Art ungläubiger Faszination. Auch die beiden anderen waren recht neugierig, und ich gab ihnen bereitwillig Auskunft. Leider ließen sie sich indessen nicht ermutigen, die Schuhe auszuziehen und gleichfalls barfuß zu laufen. Zum Glück war "barfuß" jedoch nicht das einzige Thema, sondern wir redeten auch über andere Dinge. Als wir zum Hotel zurückkehrten, begegnete uns eine Frau, die voller Entsetzen ausrief: "Barfuß bei dieser Kälte! Mich friert schon vom Hinsehn!", und ihren Mantel ganz fest um sich schlang. Am anderen Morgen machten wir uns zum Bahnhof auf. Einige Leute, denen wir begegneten, schauten verwundert, und eine Autofahrerin lachte ob unserer nackten Füße lauthals los. Auf dem Bahnhof tranken wir zuerst in aller Ruhe eine Tasse Kaffee und gingen dann zum Bahnsteig, wo der Zug nach Titisee abfahren sollte. Dort sahen wir Bernd A aus Karlsruhe und Don, einen Deutschamerikaner aus Mannheim. Sie trugen keine Socken, aber Sandalen. Daraufhin sagten die Schweizer ziemlich unvermittelt, daß sie nicht mit zum Feldberg fahren wollten, und verschwanden sofort. Der Grund dafür ist mir nicht genau bekannt; ich vermute aber, daß es daran lag, daß Bernd und Don Sandalen trugen und somit eben nicht wirklich barfuß waren. Ich fand dieses Verhalten der Schweizer bedauerlich und stieg mit Bernd und Don in den Zug. Die Heizung funktionierte nicht und am Bahnhof Bärental blies uns ein sehr scharfer kalter Wind entgegen. Mit dem Bus fuhren wir zum Feldberg. Dort beschlossen wir, uns erstmal mit einer Tasse Kaffee aufzuwärmen. Wir mußten ziemlich lange auf den Kellner warten. Als er endlich erschien, erklärte er lapidar, zwischen 12.00 und 14.00 Uhr würden keine Bestellungen ohne Speisen angenommen. Auch der Hinweis auf unsere Wartezeit und daß es erst viertel vor zwölf sei, fruchtete nichts. Zuerst dachten wir, es könne an unserer Barfüßigkeit liegen (obwohl Bernd und Don Sandalen anhatten), aber als er der Dame am Nebentisch das gleiche sagte, wußten wir, daß er einfach keine Lust hatte.
Da wir uns aber auch so schon genügend aufgewärmt hatten, beschlossen wir, nun mit unserer Schneewanderung zu beginnen. Jetzt entledigten sich auch Bernd und Don endlich ihrer Sandalen. Die Schneedecke war nicht dick, aber teilweise vereist, und wir mußten achtgeben, um nicht auszurutschen. Wir gingen in den Wald, und Bernd entdeckte den Abdruck eines nackten Fußes, der nicht von uns stammte. Hier war also bereits jemand vor uns barfuß durch den Schnee gegangen! Im Walde war die Schneedecke höher, aber sehr verharscht, weil der Schnee erst angeschmolzen und dann wieder gefroren war, und wir sanken teilweise ein. Da es nicht so angenehm war, hier zu gehen, machten wir kehrt und gelangten über einen anderen Weg zu einer Skiloipe, der wir folgten. Die Skifahrer, die sehr zahlreich hier unterwegs waren, staunten sehr über den Anblick dreier barfüßiger Männer, aber niemand nahm Anstoß oder machte unfreundliche Bemerkungen, zumal wir niemandem im Wege waren und darauf achteten, die Loipe nicht zu zertrampeln. Hier war das Gehen sehr angenehm und nach ungefähr einer Stunde gingen wir wieder in Richtung Bushaltestelle. Als wir zur Straße kamen, zogen Don und Bernd ihre Sandalen wieder an, der letztere sogar Socken. Ich blieb zunächst barfuß, zog aber an der Bushaltestelle nach einigen Minuten ebenfalls Latschen an, weil ich das barfüßige Stehen auf dem eiskalten Asphalt für längere Zeit nicht ertragen konnte. Dann kam endlich der Bus - und fuhr, da er schon vollbesetzt war, einfach vorüber! Enttäuschung machte sich breit, und ich fing an zu frieren. Ein neben mir stehender älterer Herr bemerkte das und gab mir dankenswerterweise einen Becher heißen Tee aus seiner Thermoskanne. Ich war echt dankbar, aber leider hielt die Wirkung nicht lange vor. Dann kam ein leerer Bus, der aber ebenfalls einfach vorüberfuhr, obwohl mindestens 30 Leute an der Haltestelle standen und verzweifelt auf einen Bus warteten! Insgesamt warteten wir fast anderthalb Stunden, und ich habe schrecklich gefroren, zumal ich nur eine recht dünne Lederjacke (die in der Sonne und beim Gehen ihren Zweck vollauf erfüllt hatte) trug, weil barfuß zu Schal und Wintermantel einfach nicht paßt. Am Bahnhof Bärental stärkten wir uns noch mit einem Kaffee, und dann kam auch schon der Zug nach Freiburg.
In Freiburg nahmen Bernd, der die Socken inzwischen wieder ausgezogen hatte, und Don den nächsten Zug nach Karlsruhe bzw. Mannheim, der schon nach wenigen Minuten kam, und ich ging zurück zum Hotel. Dort hatten mir die beiden Schweizer einen Zettel mit der Mitteilung hinterlassen, daß sie abgereist seien.
Ich machte daraufhin noch einen Spaziergang durch die schöne Freiburger Innenstadt und schaute mir auch das Freiburger Münster an. Bei diesem Spaziergang behielt ich meine Latschen an - barfuß bin ich an diesem Tage nicht mehr gegangen. Erst als ich mich heute morgen zur Heimreise in mein Auto setzte, war ich wieder barfuß.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß ich das Treffen und den Ausflug in den Schwarzwald sehr genossen habe. Der Spaziergang durch den Schnee war wirklich großartig! Ich würde so etwas jederzeit wieder unternehmen, wenngleich ich kritisch anmerken muß, daß das Verkehrsunternehmen, das den Busverkehr am Feldberg organisiert, der Situation hätte Rechnung tragen und an jenem Tage Sonderfahten wegen des starken Andranges durchführen müssen. Es wird viel Propaganda für den öffentlichen Nahverkehr betrieben, aber dessen Leistung entspricht nicht immer den berechtigten Erwartungen der Kunden.

Herzliche Barfußgrüße
Markus U.


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