Abenteuer Barfußtreffen im Schwarzwald! (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd A @, Sunday, 14.01.2001, 15:45 (vor 8652 Tagen)

Gestern war es soweit. Das lange geplante und angekündigte Barfußtreffen im Schnee fand statt. Mein Zug aus Karlsruhe kam sogar 2 Minuten zu früh in Freiburg an, Samstag morgens ist ja nicht viel los in den Bahnhöfen. Als ich ohne Socken aber mit Sandalen hinüber auf den Bahnsteig nach Titisee ging, stand dort zwar schon der Zug abfahrbereit, aber weit und breit kein Mensch ohne Socken! Gut, ein paar Minütchen waren ja noch Zeit, ich schlenderte etwas am Bahnsteig entlang. Da kam mir einer entgegen, barfuß in Sandalen. Es war Don aus Mannheim. Er entschloss sich erst in letzter Minute, zu kommen. Kurze Zeit später kamen drei barfüßige Männer auf uns zu. Sie waren wirklich ganz barfuß. Es waren Markus U und die beiden Schweizer. Die Schweizer begrüßten uns kurz, um uns im gleichen Atemzug zu sagen, dass sie sich entschlossen haben, nicht mit zum Feldberg zu fahren. Dann verschwanden sie sofort wieder. Keiner weiß warum.
Zu dritt fuhren wir dann Richtung Feldberg. Das war auch notwendig, um Schnee zu finden, denn es hatte wirklich nur ganz oben am Feldberg einige wenige Zentimeterchen Schnee. Das Wetter war toll, absolut klar, tolles Alpenpanorama mit einer dicken Nebelbank im Tal davor. Alle Berge der Umgebung des Feldbergs waren schneefrei. Und die Schneedecke hier war nur sehr dünn und ziemlich verharscht. Mehrfach aufgetaut und wieder festgefroren. Eine harte, eisige Sache. Ein sehr unangenehmer eiskalter Wind blies uns um die Ohren. Da im Zug hier hoch die Heitzung ausgefallen war, kamen wir schon einigermaßen "angefroren" hier oben an, und entschlossen uns zunächst mal in der Gaststätte einzukehren und etwas Warmes zu trinken. Don und ich trugen immernoch unsere Sandalen, Markus blieb hart und ging ganz barfuß. In der Gaststätte ist's niemand besonders aufgefallen. Und wir warteten auf die Bedienung und warteten und warteten. No shoes - no service dachten wir schon, da erbarmte sich doch einer der Kellner und kam her. Wir sagtem ihm, was wir wollen. "Zwischen 12 und 14 Uhr nehmen wir keine Bestellungen ohne Speisen an!" antwortete er. Wir wiesen ihn darauf hin, dass wir schon eine ganze Weile warten und es ohnehin erst viertel vor 12 ist. Er wiederholte seinen Spruch, wie von einem Tonband. Dann fertigte er die Dame am Nebentisch ebenso ab. An unserer mangelnden Fußbekleidung kann's also nicht gelegen haben, mehr an der mangelnden Berufsauffassung des Kellners.
Wir gingen also wieder raus, waren auch wieder etwas aufgewärmt und entschlossen uns, nun erst mal zur Tat zu schreiten und am Ende in Titisee nochmal einzukehren.
Gleich hinter dem Einkaufs-und Hotelgebäude ging ein Trampelpfad richtung Wald. Also, Latschen aus und rein in den Schnee (Markus hatte sie ja schon aus). Wir gingen also über die dünne, sehr vereiste Schneedecke hoch zum Wald. Ich ging vorneweg und plötzlich sah ich vor mir eine Fußspur, die sich von den anderen deutlich unterschied. Es war eindeutig der Abdruck eines menschlichen Fußes. Der Abdruck war schon sehr verwischt und vereist, aber vor einigen Tagen ist hier schon mal jemand barfuß gelaufen! Das war ganz deutlich zu erkennen. So ermutigt gingen wir weiter in den Wald hinein. Der Schnee auf dem schmalen Pfad war hier etwas lockerer und man sank darin ein, soweit man in den wenigen Zentimetern einsinken kann. Dennoch war die Oberfläche durch Auftauen und Anfrieren sehr vereist und es war nicht gerade angenehm, hier barfuß zu laufen. Nach etwa 10 Minuten, entschlossen wir uns umzukehren, Don und ich hatten erst mal genug, wir zogen unsere Latschen wieder an, ich sogar Strümpfe dazu. Markus blieb weiterhin hart. Dann gingen wir den gleichen Weg zurück.
Unten am Einkaufszentrum ging noch ein anderer Weg ab, dort wollten wir es nochmals probieren. Auch Don und ich starteten einen neuen Versuch. Doch der Weg endete schon nach wenigen Metern an einigen Häusern. Wir wechselten auf die Skiloipe. Zwischen den beiden Skispuren war der Schnee durch die Schneeraupe gepresst und relativ angenehm zu gehen. Die Skifahrer auf dem gespurten Rundkurs waren doch größtenteils sehr überrascht, drei barfüßige Männer auf ihrer Loipe anzutreffen, ihre Kommentare waren jedoch alle possitiv zu verstehen. Gemeckert hat keiner, weil wir in der Loipe liefen. Wir achteten auch darauf, die Spur nicht zu zertreten. Hier gingen wir dann etwa 45 Minuten. Dann mussten wir uns wieder Richtung Bushaltestelle orientieren, etwa 20 Minuten Fußweg entfernt.
Auf der Straße zogen Don und ich die Latschen wieder an. Ich auch wieder die Strümpfe. Ich empfand es schon als sehr kalt, vor allem wegen des unangenehmen scharfen Windes. Markus zeigte weiterhin Durchhaltevermögen.
An der Bushaltestelle standen schon einige Leute, überhaupt war es sehr, sehr voll, klar, der Feldberg ist der einzige Ort weit und breit, wo man halbwegs Skifahren kann. Der (völlig überfüllte) Bus kam mit wenigen Minuten Verspätung, verlangsamte die Fahrt kurz und fuhr ohne anzuhalten an den frierenden Leuten vorbei. Die Hoffnung auf einen Verstärkungsbus, wie auf der Herfahrt erfüllte sich nicht. Der nächste planmäßige Bus würde erst in einer Stunde wieder kommen. So standen etwa 25 fierende, bibbernde, zähneklappernde Menschlein im eiskalten Wind am Straßenrand und warteten. Fragen kamen auf. Was tun, wenn der nächste Bus auch voll ist? Könnte man zum Bahnhof Bärental wandern? "Das sind 10 km, wenn ihr den Weg über den Feldsee nehmt. Das wären zwei Stunden zu laufen! sagte ein älterer Herr. Wir entschlossen uns zu warten. Markus zog nun auch seine Schuhe an. "Ich werde den Eindruck nicht los, dass ihnen sehr kalt ist!" meinte der freundliche ältere Herr zu Markus. Diesen Eindruck hatte ich übrigens auch und Markus konnte es auch nicht verneinen. Der Mann gab ihm einen Schluck heißen Tee aus der Thermoskanne, was Markus auch dankend annahm. Dann kam wieder ein Lienienbus. Er war leer! Hoffnung! Er machte langsam - und fuhr vorbei! Enttäuschung, Entsetzen, einige Jugendliche warfen ihm frustriert Eisbrocken hinterher. Viele versuchten nun per Anhalter nach Bärental zu gelangen, doch niemand hielt an. Dann kam ein Bus aus der Gegenrichtung. 25 Leute strömten hinüber, flehten den Fahrer an, uns mitzunehmen, oder einen Einsatzbus zu bestellen. Er schüttelte den Kopf. Nach langem Bitten nahmen er einen älteren Mann mit seinen Enkelkindern und ihrem Schlitten mit, in der Hoffnung, ein paar Stationen weiter den nächsten Bus in unsere Richtung zu bekommen, wenn er noch nicht überfüllt ist. Ich hatte inzwischen, wie die meisten Leute alle Knöpfe und Reisverschlüsse zu und die Kaputze hochgezogen. Ich sehnte mich nach Handschuhen, hatte aber keine. Es war bitter kalt! Die zunächst noch halbwegs wärmende Sonne war nun hinter den Bäumen verschwunden, nur der eisige Wind pfiff uns um die Ohren. Markus hatte nur eine dünne Jacke. Er muss schrecklich gefroren haben!
Dann kam der nächste Bus, es war der Verstärkungsbus, der uns schon am Morgen hoch brachte. Er war voll! Das sah man schon von weitem. Der Fahrer zögerte, verlangsamte die Fahrt, gab dann aber wieder Gas. Die Leute strömten auf die Straße, zwangen ihn zum Anhalten. Das tat er dann auch. Nun drängten alle in den Bus, es war wie eine Erlösung! In Bärental hatten wir 12 Minuten Zeit, am Bahnhof ein warmes Getränk zu uns zu nehmen. Dann fuhren wir zurück nach Freiburg. Zeit um in Titisee noch einzukehren hatten wir nicht mehr (und auch keine Lust, die Wärme im Zug ließ Müdigkeit aufkommen). Seltsamer weise hat die Rückfahrt vom Feldberg nach Freiburg 18 Mark gekostet, die Hinfahrt jedoch nur 8,50 DM! Ich hatte allerdings keine Lust mehr zum diskutieren. Am Stadtrand von Freiburg gab's dann noch eine Überraschung. Ich schaute aus dem Zugfenster und sah eine junge Frau, die vor ihrem Haus fegte. Sie trug Bermudaschorts und war barfuß!!! Ganz sicher! Ob der Mann, der mit ihr zusammen fegte, auch barfuß war, habe ich nicht sicher gesehen, ich glaube aber ja. Vielleicht lesen die beiden ja diesen Bericht. Wenn ja, könnt ihr Euch ja mal melden. Oder sollte ich doch schon vor Kälte fantasiert haben?
In Freiburg verabschiedeten wir uns dann von Markus. Er wollte den Abend noch mit den Schweizern verbringen. -Hast Du sie noch getroffen, Markus?- Don und ich fuhren zusammen zurück und redeten noch etwas über unsere bisherigen Barfußerlebnisse.
Alles in Allem war es ein sehr schöner Tag, hat sich echt gelohnt. Nur das Servicepersonal (Kellner, Busfahrer) am Feldberg, war dem Menschenansturm nicht gewachsen, was man bei den ungeheueren Menschenmassen, die dort oben unterwegs waren aber entschuldigen kann.
Es gab dem ganzen einen abenteuerlichen Anstrich.

Barfüßige Grüße
Bernd A


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