Barfuß! Ein Problem für den Partner/die Partnerin? (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd A @, Saturday, 06.01.2001, 10:46 (vor 8725 Tagen)

Hallo!
Normalerweise hat meine Frau ja nichts dagegen, wenn ich fast überall und zu jeder Jahreszeit barfuß laufe. Doch wenn sich alle Leute umdrehen, dann wird es ihr doch langsam unangenehm.
Ich möchte dazu eine Situation schildern, die bereits einige Jahre zurückliegt.
Es war an einem frostig kalten Wintertag im Februar. Wir haben einen Ausflug in die Stuttgarter Wilhelma gemacht. Zunächst lief ich nur in den Gewächshäusern barfuß, doch bald auch draußen, im Freien. Es war ein bitterkalter Tag und es gab etwas Schnee, allerdings nur auf den Wiesen.
Der Zoo war an diesem Tag gut besucht und fast alle Leute drehten sich natürlich nach mir um. Ein Mann war so abgelenkt, dass er seinen Kinderwagen geradewegs gegen das Gitter eines Tierkäfigs schob.
Eigentlich war ich an diesem Tag die größte Atraktion in diesem weltberühmten Zoo!
Meine Frau trottet mit hochrotem Kopf ein gutes Stück hinter mir her, dass niemand auf die Idee kommen kann, dass sie dazu gehört.
Es war ihr sehr peinlich, sagte sie mir hinterher.
Sie kann auch überhaupt nicht nachempfinden, wenn ich zu Familienfeiern (Geburtstag, Weihnachten, Ostern etc) barfuß in Sandalen gehe und der Familienstreit damit vorprogramiert ist. Ich bin jedoch der Ansicht, dass ich gerade in der Familie so sein darf, wie ich möchte und auf äußerliches Etikette verzichten kann.
Wie ist das bei Euch? Tollerieren euere Partner/innen euere Angewohnheit, meistens barfuß zu laufen. Macht ihr euere Barfußaktivitäten alleine, ohne Partner? Oder macht euer Partner sogar mit und läuft selbst auch barfuß?
Und wie sieht es aus der Sicht der Partner/innen aus? Wie seht ihr die Angewohnheit Eueres Partners?

Gruß, Bernd

Barfuß! Ein Problem für den Partner/die Partnerin?

Jerry, Saturday, 06.01.2001, 14:47 (vor 8725 Tagen) @ Bernd A

Hallo!
Normalerweise hat meine Frau ja nichts dagegen, wenn ich fast überall und zu jeder Jahreszeit barfuß laufe. Doch wenn sich alle Leute umdrehen, dann wird es ihr doch langsam unangenehm.
Ich möchte dazu eine Situation schildern, die bereits einige Jahre zurückliegt.
Es war an einem frostig kalten Wintertag im Februar. Wir haben einen Ausflug in die Stuttgarter Wilhelma gemacht. Zunächst lief ich nur in den Gewächshäusern barfuß, doch bald auch draußen, im Freien. Es war ein bitterkalter Tag und es gab etwas Schnee, allerdings nur auf den Wiesen.
Der Zoo war an diesem Tag gut besucht und fast alle Leute drehten sich natürlich nach mir um. Ein Mann war so abgelenkt, dass er seinen Kinderwagen geradewegs gegen das Gitter eines Tierkäfigs schob.
Eigentlich war ich an diesem Tag die größte Atraktion in diesem weltberühmten Zoo!
Meine Frau trottet mit hochrotem Kopf ein gutes Stück hinter mir her, dass niemand auf die Idee kommen kann, dass sie dazu gehört.
Es war ihr sehr peinlich, sagte sie mir hinterher.
Sie kann auch überhaupt nicht nachempfinden, wenn ich zu Familienfeiern (Geburtstag, Weihnachten, Ostern etc) barfuß in Sandalen gehe und der Familienstreit damit vorprogramiert ist. Ich bin jedoch der Ansicht, dass ich gerade in der Familie so sein darf, wie ich möchte und auf äußerliches Etikette verzichten kann.
Wie ist das bei Euch? Tollerieren euere Partner/innen euere Angewohnheit, meistens barfuß zu laufen. Macht ihr euere Barfußaktivitäten alleine, ohne Partner? Oder macht euer Partner sogar mit und läuft selbst auch barfuß?
Und wie sieht es aus der Sicht der Partner/innen aus? Wie seht ihr die Angewohnheit Eueres Partners?
Gruß, Bernd

Hallo, lieber Bernd!

Ich laufe zwar nur im Sommer unterwegs fast immer barfuss in Sandalen und in der Wohnung generell nur barfuss, deshalb habe ich die von Dir beschriebenen "Probleme" nicht. Ich möchte Dir aber hier etwas ganz anderes sagen: Nicht Dein Barfusslaufen in der Öffentlichkeit oder bei Familientreffen ist das eigentliche Problem, sonders weil Du etwas tust, was die meisten halt nicht machen! Es ist nun mal in unserer heutigen Gesellschaft so: Wenn jemand - egal was immer er auch tut - sich aus der Masse hervorhebt, muss er sich rechtfertigen und sich Sticheleien, die bis zu bösen Beleidigungen reichen, anhören. Was meinst Du, was Menschen in dieser Gesellschaft ertragen und sich anhören müssen, die aus Überzeugung keinen Fernseher besitzen, kein Auto fahren oder keine Marken- Designerklamotten tragen (in spätestens 2 Jahren werden auch diejenigen Menschen in Rechtfertigungszwang geraten, die kein Handy besitzen)? Es ist traurige und bittere Realität: Wer irgendeinen Trend nicht mitmacht, wird von unserer intoleranten Gesellschaft nicht anerkannt. Gleichzeitig möchte ich meinen Respekt Dir gegenüber aussprechen, dass Du Dich offenbar nicht unterkriegen lässt. Laufe weiterhin barfuss, wo es Dir möglich erscheint und kümmere Dich nicht um das Geschwätz oder Blicke anderer Leute. Ich finde es ganz grosse Klasse, dass Du den Mut hast (und das gilt auch für die vielen anderen Teilnehner dieses Forums), Deinen eigenen Lebensstil auszuleben. Mache weiter so! Ich persönlich leide sehr darunter, dass Menschen in unserer Gesellschaft offenbar auszusterben scheinen, die eine eigene Meinung oder einen eigenen Lebensstil vertreten, also Menschen, die nicht blind und kritiklos mit der Herde laufen.
Und wenn wieder mal jemand Dich wegen des Barfusslaufens kritisiert, dann sage zu ihm: "Okay, Dir gefällt mein Barfusslaufen nicht, aber mir gefällt auch vieles an meinen Mitmenschen nicht, aber ich mache diese auch nicht dumm dan, da ich ein intelligenter und toleranter Mensch bin." Und hüte Dich davor, wenn die Kritiken wegen des Barfusslaufens irgendwann immer mehr zunehmen sollten, es aufzugeben. Denn dann hättest D u verloren. Du lebst zwar dann so, wie es andere wollen, dann aber haben d i e gewonnen. Aber wo bleiben Deine Wünsche und Bedürfnisse? Und ausserdem: Andere Menschen ändern sich ja auch nicht, wenn Dir an denen etwas nicht passt, oder? Also, mache Dich nicht zum Hampelmann der Herde, sondern lebe Deinen Lebensstil und Deine innere Überzeugung weiter. Das war es, was ich Dir sagen wollte und hoffe, dass ich ein wenig Deine offenbar beginnenden Selbstzweifel genommen habe.

Mit lieben Grüssen Jerry

Anders sein in der Gesellschaft ein Problem ?

Kai @, Saturday, 06.01.2001, 17:24 (vor 8725 Tagen) @ Jerry

Hallo Jerry,

Es ist nun mal in unserer heutigen Gesellschaft so: Wenn jemand -
egal was immer er auch tut - sich aus der Masse hervorhebt, muss er
sich rechtfertigen und sich Sticheleien, die bis zu bösen
Beleidigungen reichen, anhören. Was meinst Du, was Menschen in
dieser Gesellschaft ertragen und sich anhören müssen, die aus
Überzeugung keinen Fernseher besitzen, kein Auto fahren oder keine
Marken- Designerklamotten tragen (in spätestens 2 Jahren werden
auch diejenigen Menschen in Rechtfertigungszwang geraten, die kein
Handy besitzen)? Es ist traurige und bittere Realität: Wer
irgendeinen Trend nicht mitmacht, wird von unserer intoleranten
Gesellschaft nicht anerkannt.

wann musstest Du Dich denn rechtfertigen, dass Du kein Auto, keinen Fernseher oder kein Handy hast - und vor wem?

Geschichtlich betrachtet gab es vermutlich noch nie eine Gesellschaft auf diesem Planeten, in der der/die Einzelne soviel individuelle Freiheitsrechte bezüglich der persönlichen Lebensgestaltung hatte, wie die unsrige.
Man sollte nicht den Fehler begehen, alles was nicht bedingungslose Zustimmung zum eigenen Lebensstil ist, als Ablehnung oder Ausgrenzung ansehen. Da hatten die andersdenkenden Menschen früher viel mehr Probleme: Folter, Verbrennungen, Verhungern durch Ausschluss aus der Gesellschaft, Kontaktsperren, etc.

Und jetzt sag' mir mal, wo hier bei uns wirklich Probleme bei Deiner persönlichen Entfaltung sind.

Kai

Anders sein in der Gesellschaft ein Problem ?

Marja E., Sunday, 07.01.2001, 14:16 (vor 8724 Tagen) @ Kai

wann musstest Du Dich denn rechtfertigen, dass Du kein Auto, keinen Fernseher oder kein Handy hast - und vor wem?
Geschichtlich betrachtet gab es vermutlich noch nie eine Gesellschaft auf diesem Planeten, in der der/die Einzelne soviel individuelle Freiheitsrechte bezüglich der persönlichen Lebensgestaltung hatte, wie die unsrige.
Man sollte nicht den Fehler begehen, alles was nicht bedingungslose Zustimmung zum eigenen Lebensstil ist, als Ablehnung oder Ausgrenzung ansehen. Da hatten die andersdenkenden Menschen früher viel mehr Probleme: Folter, Verbrennungen, Verhungern durch Ausschluss aus der Gesellschaft, Kontaktsperren, etc.
Und jetzt sag' mir mal, wo hier bei uns wirklich Probleme bei Deiner persönlichen Entfaltung sind.
Kai

Hallo Kai und Jerry,
jetzt muß ich mich doch einmal einschalten. Ich vertrete weitgehendst die Auffassung von Kai, daß wir wirklich in einer Gesellschaft leben, die größtmögliche Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Ich bin schon in verschiedene Länder gereist (u.a. war ich auch im Iran und in China), so daß ich mir einbilde, ein Urteil über Freiheiten und Toleranz bilden zu können. Es ist mit Sicherheit nicht so, daß wir grundsätzlich in einer intoleranten Gesellschaft leben. Es ist aber nun einmal so, daß Leuten, die irgendwelchen gesetzten Normen nicht entsprechen, zunächst einmal Verwunderung, Neugier und evtl. auch Sticheleien entgegengebracht werden. Jetzt ist dies aber nicht das Problem der ach so "intolerantenn Gesellschaft", sondern letztlich Dein eigenes, Jerry. Warum meinst Du denn, Dich rechtfertigen zu müssen? Hast Du nicht Selbstbewußtsein genug, anders zu sein? Dies alles spielt sich im eigenen Kopf ab. Ich weiß, daß es oft nicht einfach ist, "außerhalb der Norm" zu stehen. Meine diesbezüglichen Probleme bei der Arbeit hatte ich ja hinlänglich geschildert. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, entweder bin ich stark genug, mich diesen Angriffen zu stellen oder aber ich lasse es. Wenn ich es lasse, was ich auch verstehen kann, dann darf ich aber nicht auf die Gesellschaft insgesamt schimpfen. Gerade im heutigen Europa gibt es so viele Möglichkeiten und auch Toleranz, wie sie es in der Geschichte Europas noch nie gegeben hat. Im übrigen ist jede Gesellschaft auch lernfähig, wie sich an vielen Beispielen gezeigt hat (z.B. Männer mit Ohrringen, freizügige Filme im TV und Kino, nichteheliche Lebensgemeinschaften etc.). Ich las letztlich in einem Bus folgenden Spruch, der mir hier passend erscheint: "Wer immer in die Fußstapfen anderer tritt, hinterläßt keine eigenen Spuren".
Marja

Anders sein in der Gesellschaft ein Problem ?

Jerry, Sunday, 07.01.2001, 15:08 (vor 8724 Tagen) @ Marja E.

wann musstest Du Dich denn rechtfertigen, dass Du kein Auto, keinen Fernseher oder kein Handy hast - und vor wem?
Geschichtlich betrachtet gab es vermutlich noch nie eine Gesellschaft auf diesem Planeten, in der der/die Einzelne soviel individuelle Freiheitsrechte bezüglich der persönlichen Lebensgestaltung hatte, wie die unsrige.
Man sollte nicht den Fehler begehen, alles was nicht bedingungslose Zustimmung zum eigenen Lebensstil ist, als Ablehnung oder Ausgrenzung ansehen. Da hatten die andersdenkenden Menschen früher viel mehr Probleme: Folter, Verbrennungen, Verhungern durch Ausschluss aus der Gesellschaft, Kontaktsperren, etc.
Und jetzt sag' mir mal, wo hier bei uns wirklich Probleme bei Deiner persönlichen Entfaltung sind.
Kai

Hallo Kai und Jerry,
jetzt muß ich mich doch einmal einschalten. Ich vertrete weitgehendst die Auffassung von Kai, daß wir wirklich in einer Gesellschaft leben, die größtmögliche Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Ich bin schon in verschiedene Länder gereist (u.a. war ich auch im Iran und in China), so daß ich mir einbilde, ein Urteil über Freiheiten und Toleranz bilden zu können. Es ist mit Sicherheit nicht so, daß wir grundsätzlich in einer intoleranten Gesellschaft leben. Es ist aber nun einmal so, daß Leuten, die irgendwelchen gesetzten Normen nicht entsprechen, zunächst einmal Verwunderung, Neugier und evtl. auch Sticheleien entgegengebracht werden. Jetzt ist dies aber nicht das Problem der ach so "intolerantenn Gesellschaft", sondern letztlich Dein eigenes, Jerry. Warum meinst Du denn, Dich rechtfertigen zu müssen? Hast Du nicht Selbstbewußtsein genug, anders zu sein? Dies alles spielt sich im eigenen Kopf ab. Ich weiß, daß es oft nicht einfach ist, "außerhalb der Norm" zu stehen. Meine diesbezüglichen Probleme bei der Arbeit hatte ich ja hinlänglich geschildert. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, entweder bin ich stark genug, mich diesen Angriffen zu stellen oder aber ich lasse es. Wenn ich es lasse, was ich auch verstehen kann, dann darf ich aber nicht auf die Gesellschaft insgesamt schimpfen. Gerade im heutigen Europa gibt es so viele Möglichkeiten und auch Toleranz, wie sie es in der Geschichte Europas noch nie gegeben hat. Im übrigen ist jede Gesellschaft auch lernfähig, wie sich an vielen Beispielen gezeigt hat (z.B. Männer mit Ohrringen, freizügige Filme im TV und Kino, nichteheliche Lebensgemeinschaften etc.). Ich las letztlich in einem Bus folgenden Spruch, der mir hier passend erscheint: "Wer immer in die Fußstapfen anderer tritt, hinterläßt keine eigenen Spuren".
Marja

Grüss Dich, liebe Marja!

Also ich glaube, ich bin in diesem Forum irgendwo ein wenig missvertanden worden.

1. War es nicht meine Absicht, in diesem Barfuss-Forum eine Grundsatzdiskussion über Toleranz oder Intoleranz dieser Gesellschaft auszulösen. Ich wollte lediglich Bernd Mut machen, weiterhin in der Öffentlichkeit barfuss zu laufen. Ich habe lediglich seine Bermerkungen, dass "Männer mit Kinderwagen beim Anblick seiner nackten Füsse riesige Augen machten und gegen eine Mauer fuhren, bzw,. seine Frau einige Meter Abstand zu ihm hält, damit die Leute nicht denken, sie gehöre zu ihm, mit typischen intoleranten Aspekten, die ich halt auch täglich - halt auch in anderen Lebensbereichen - beobachte, bestätigt.

2. I c h h a b e Gott sei Dank ein gesundes Selbstbewusstsein. Schliesslich stehe ich zu meinem persönlichen Lebensstil obwohl meine Argumente verpuffen, wie ein Tropfen Wasser auf einen heissen Stein und denke auch nicht daran, diesen zu ändern und damit mich anderen zu unterwerfen. I c h habe kein Problem damit, dass ich kein Auto fahre. Wohl aber die anderen, weil sie mich immer und immer wieder darauf ansprechen und sich darüber lustig machen. Aber auf diejenigen pfeiffe ich auch.

Also, nix für ungut. Jerry

Anders sein in der Gesellschaft, wo ist das Problem?

Jerry, Sunday, 07.01.2001, 14:40 (vor 8724 Tagen) @ Kai

Hallo Jerry,

Es ist nun mal in unserer heutigen Gesellschaft so: Wenn jemand -
egal was immer er auch tut - sich aus der Masse hervorhebt, muss er
sich rechtfertigen und sich Sticheleien, die bis zu bösen
Beleidigungen reichen, anhören. Was meinst Du, was Menschen in
dieser Gesellschaft ertragen und sich anhören müssen, die aus
Überzeugung keinen Fernseher besitzen, kein Auto fahren oder keine
Marken- Designerklamotten tragen (in spätestens 2 Jahren werden
auch diejenigen Menschen in Rechtfertigungszwang geraten, die kein
Handy besitzen)? Es ist traurige und bittere Realität: Wer
irgendeinen Trend nicht mitmacht, wird von unserer intoleranten
Gesellschaft nicht anerkannt.

wann musstest Du Dich denn rechtfertigen, dass Du kein Auto, keinen Fernseher oder kein Handy hast - und vor wem?
Geschichtlich betrachtet gab es vermutlich noch nie eine Gesellschaft auf diesem Planeten, in der der/die Einzelne soviel individuelle Freiheitsrechte bezüglich der persönlichen Lebensgestaltung hatte, wie die unsrige.
Man sollte nicht den Fehler begehen, alles was nicht bedingungslose Zustimmung zum eigenen Lebensstil ist, als Ablehnung oder Ausgrenzung ansehen. Da hatten die andersdenkenden Menschen früher viel mehr Probleme: Folter, Verbrennungen, Verhungern durch Ausschluss aus der Gesellschaft, Kontaktsperren, etc.
Und jetzt sag' mir mal, wo hier bei uns wirklich Probleme bei Deiner persönlichen Entfaltung sind.
Kai

Hallo, lieber Kai!

Erst einmal möche ich Dich beglückwünschen, dass Du Dich offenbar so gut wie nie vor Deinen Mitmenschen rechtfertigen musst, falls Du einen eigenen Lebensstil pflegst(evtl. ja Barfusslaufen in der Öffentlichkeit). Vielleicht lebst Du in einem tolerantern Teil Deutschlands. Ich wohne in Hamburg, dies zu Deiner Info.
Also, um Deine Frage zu beantworten: Ich besitze zwar einen Fernseher und auch ein Handy, jedoch kein Auto- hauptsächlich aus Umweltschutzgründen-. Und was noch "schlimmer" ist: auch keinen Führerschein! Möchte Dir nun aufzählen, welche Erfahrungen ich seit knapp 20 Jahren mit meinen Mitmenschen mache (auf meinen bisherigen Arbeitssellen, im Bekannten- Freundeskreis, ja im gesamten persönlichen Umfeld), wenn diese erfahren, dass ich kein Auto besitze. Bemerkungen, egal wen immer ich auch neu kennenlerne sind z. B: "Waas, Du hast kein Auto? Ja warum denn, in Gottes Namen? Also, ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der kein Auto fährt. Was ist denn los mit Dir? Also, ich weiss ja nicht, ein Mann, der kein Auto fährt, da kann doch etwas mit ihm nicht stimmen! Wie tätigst Du denn eigentlich Deine Einkäufe?" Das sind so die noch harmlosesten Äusserungen, die ich zu hören bekomme. Und, lieber Kai, was glaubst Du, wieviele unzählige Verabredungen mit Mädchen in meiner Jugend geplatzt sind, die mit mir ausgehen wollten und dann erfuhren, dass ich kein Auto habe? Wenn ich ferner in Discos oder bei sonstigen Veranstaltungen Damenbekanntschaften machte, und wir dann in ein anderes Lokal gehen wollten, kam jedesmal folgendes Ritual: Beim Herausgehen die übliche Frage: "Wo stehst Du denn?" Das mit dieser Frage gemeint war, wo ich meinen Wagen geparkt habe, brauche ich ja wohl nicht näher zu erläutern. Und jedesmal die gleiche Reaktion bei den Damen, wenn ich sagte, ich besitze kein Auto. Weit aufgerissene Augen, einen weit aufgesperrten Mund und dann die Frage: "Wie, was, Du hast kein Auto? Ist es in der Werkstatt oder was?" Meine Antwort: "Nein, ich besitze überkaupt keinen Wagen." Darauf (leicht aggressiver Unterton in der Stimme): "Ja, wie um Himmels Willen bist Du denn hierher gekommen?" Meine Antwort:"Es gibt U-Bahnen und Bussse." Reaktion: noch weiter aufgerissene Augen, noch einen weiter aufgesperrten Mund. Und nun, mit noch aggressiverem Unterton die Frage: "Aber einen Führerschein wirst Du doch wenigstens besitzen?!"
Meine Antwort wiederum darauf: "Nein!" Und nun kommt langsam das allseits bekannte Schlussfinale: noch mehr aufgerissene Augen, einen noch viel weiter aufgesperrten Mund und dann, nachdem sie sich von diesem Schock erholt, hat die Frage: "Ja, und wie kommen wir jetzt in die Kneipe XY?" Meine Antwort: Mit der Bahn, die fährt direkt vor das Lokal, ich bezahle Dir auch die Fahrt." Letzte Äüsserung seitens der Damen nun: "Ich glaub`, Du tickst wohl nicht ganz richtig, vergiss es!"
Die gleichen Reaktionen erleben Bekannte von mir, die ebenfalls kein Auto besitzen. Doch die Sache hat ein Happy End: Seit einigen Jahren habe ich eine liebe Partnerin, die ebenfalls mit Autos nichts am Hut hat und mich so akzeptiert, wie ich bin.
Ach ja,noch etwas: ich möchte nicht vergessen zu erwähnen, dass ich so gut wie nirgends eingeladen werde und geschnitten werde, wenn ich auf die Frage, warum ich denn kein Auto fahre, antworte:" weil ich einen Beitrag zum Umweltschutz leisten möchte, weil es mir weh tut, wie immer mehr Wälder und Grünanlagen immer neueren Autobahnen und Umgehungsstrassen weichen müssen und heimische Tiere ihren Lebensraum verlieren." Dass sich Autofahrer mit dieser Bemerkung auf den Schlips getreten fühlen, ist ja wohl klar. Ich habe mir auch daraufhin schon oft anhören müssen, dass man mit so einem "negativ veranlagten und grünen Ökofuzzi" nichts zu tun haben möchte. Zur Info: ich gehöre keiner Partei an und sympathisiere auch mit keiner solchen. Ich mache auch immer wieder die Erfahrung, dass wenn man zugibt, keinen Führerschein zu besitzen, es gleich kommt, als würde man sagen, man kann weder lesen noch schreiben.
Nun habe ich noch zwei Bekannte, die keinen Fernseher besitzen. Auch sie müssen sich immer wieder bei neuen Bekanntschaften rechtfertigen, warum sie keinen Fernseher haben. Und dazu kommt der alljährliche Ärger mit der GEZ in Köln, die nicht glauben will, dass es in der heutigen Zeit Menschen gibt, die nicht in der Freizeit vor der Glotze hocken. Immer wieder schriftliche Anfragen mit Anmeldeformularen, ja sogar gelegentliche Hausdurchsuchungen nach einem evtl. versteckten Apparat müssen meine Bekannten erdulden.

Ich hoffe, lieber Kai, nun ist alles klar und ich habe Dir Deine Frage ausführlich beantwortet. Auch ständige Sticheleien sind eine Art von Ausgrenzung.

Mit lieben Grüssen Jerry

Kann nicht sein

Marco N., Sunday, 07.01.2001, 15:01 (vor 8724 Tagen) @ Jerry

Nun habe ich noch zwei Bekannte, die keinen Fernseher besitzen. Auch sie müssen sich immer wieder bei neuen Bekanntschaften rechtfertigen, warum sie keinen Fernseher haben. Und dazu kommt der alljährliche Ärger mit der GEZ in Köln, die nicht glauben will, dass es in der heutigen Zeit Menschen gibt, die nicht in der Freizeit vor der Glotze hocken. Immer wieder schriftliche Anfragen mit Anmeldeformularen, ja sogar gelegentliche Hausdurchsuchungen nach einem evtl. versteckten Apparat müssen meine Bekannten erdulden.

Das kann schon mal gar nicht sein, da nur die Polizei zu Hausdurchsuchungen befugt ist, und auch nur dann wenn die Beamten einen richterlich ausgestellten Hausdurchsuchungsbefehl vorweisen können.

Kann nicht sein

Jerry, Sunday, 07.01.2001, 15:17 (vor 8724 Tagen) @ Marco N.

Nun habe ich noch zwei Bekannte, die keinen Fernseher besitzen. Auch sie müssen sich immer wieder bei neuen Bekanntschaften rechtfertigen, warum sie keinen Fernseher haben. Und dazu kommt der alljährliche Ärger mit der GEZ in Köln, die nicht glauben will, dass es in der heutigen Zeit Menschen gibt, die nicht in der Freizeit vor der Glotze hocken. Immer wieder schriftliche Anfragen mit Anmeldeformularen, ja sogar gelegentliche Hausdurchsuchungen nach einem evtl. versteckten Apparat müssen meine Bekannten erdulden.

Das kann schon mal gar nicht sein, da nur die Polizei zu Hausdurchsuchungen befugt ist, und auch nur dann wenn die Beamten einen richterlich ausgestellten Hausdurchsuchungsbefehl vorweisen können.

Hallo, Marco!

Lt. Aussagen meiner zwei Bekannten handelte es sich hierbei auch um eine "freiwillige" Hausdurchsuchung. Die Bediensteten der GEZ fragten an der Wohnungsür freundlich an, ob sie sich mal in der Wohnung nach einem evtl. vorhandenen Fernseher umschauen dürften. Meine Bekannten gestatteten dies freiwillig. Ob dieses stimmt, kann ich natürlich jetzt nicht beschwören, schliesslich gebe ich hier nur wieder, was mir die Bekannten erzählt haben. Aber, warum sollten sie lügen? So - und nun hoffe ich, dass Bernd bald seine wohlverdiente Antwort auf seine
Frage "Barfuss in der Öffentlichkeit - für den Partner oder Partnerin ein Problem?" erhält. Denn wir schweifen zunehmend vom eigentlichen Thema ab.

Gruss Jerry

Meine herzlichsten Glückwünsche!

Lorenz ⌂ @, Sunday, 07.01.2001, 16:35 (vor 8724 Tagen) @ Jerry

Hallo Jerry,

....... was glaubst Du, wieviele unzählige Verabredungen mit Mädchen in meiner Jugend geplatzt sind, die mit mir ausgehen wollten und dann erfuhren, dass ich kein Auto habe? .......... Letzte Äusserung seitens der Damen nun: "Ich glaub`, Du tickst wohl nicht ganz richtig, vergiss es!" ...... Doch die Sache hat ein Happy End: Seit einigen Jahren habe ich eine liebe Partnerin, die ebenfalls mit Autos nichts am Hut hat und mich so akzeptiert, wie ich bin.

Dazu meine herzlichsten Glückwünsche! Wieveil Zeit hättest Du als Autobesitzer mit spießigen und intoleranten Zicken vertan -- doch so war es von Anfang an klar, wo die Liebesmüh' ohnehin keinen Sinn hatte. Wärest Du bei einer von denen hängengeblieben, hättest Du Dein Leben lang alle Formen der Konsumidiotie ertragen müssen :-(((

..... ich möchte nicht vergessen zu erwähnen, dass ich so gut wie nirgends eingeladen werde und geschnitten werde, wenn ich auf die Frage, warum ich denn kein Auto fahre, antworte:" weil ich einen Beitrag zum Umweltschutz leisten möchte, weil es mir weh tut, wie immer mehr Wälder und Grünanlagen immer neueren Autobahnen und Umgehungsstrassen weichen müssen und heimische Tiere ihren Lebensraum verlieren." Dass sich Autofahrer mit dieser Bemerkung auf den Schlips getreten fühlen, ist ja wohl klar. Ich habe mir auch daraufhin schon oft anhören müssen, dass man mit so einem "negativ veranlagten und grünen Ökofuzzi" nichts zu tun haben möchte.

Diesen Leuten kannst Du ja dann im besten Einvernehmen aus dem Weg gehen! Kai liegt übrigens als Naturschutz-Enthusiast exakt auf Deiner Wellenlänge, schau mal in seine Homepage!

Herzliche Füße, Lorenz

[image] Natur und Fortschritt

Anders sein in der Gesellschaft, wo ist das Problem?

Chris2, Sunday, 07.01.2001, 19:50 (vor 8724 Tagen) @ Jerry

Hallo Jerry!

Ich finde gut das Du zu Deinem "nichtvorhandenen Auto und Führerschein" stehst!

Ich besitzte auch keinen Führerschein und kein Auto. Bin 27 und habe auch nicht unbedingt vor, irgendwann mal Auto zu fahren. Mit Bus, Bahn oder freundlichen Bekannten kommt man überall hin.

Alles Gute

wüscht Dir der Sinnesgenosse

Chris2

Anders sein in der Gesellschaft, wo ist das Problem?

lothar, Sunday, 07.01.2001, 22:10 (vor 8724 Tagen) @ Chris2

Hallo Jerry!
Ich finde gut das Du zu Deinem "nichtvorhandenen Auto und Führerschein" stehst!
Ich besitzte auch keinen Führerschein und kein Auto. Bin 27 und habe auch nicht unbedingt vor, irgendwann mal Auto zu fahren. Mit Bus, Bahn oder freundlichen Bekannten kommt man überall hin.
Alles Gute
wüscht Dir der Sinnesgenosse
Chris2

Anders sein in der Gesellschaft, wo ist das Problem?

Lothar, Sunday, 07.01.2001, 22:16 (vor 8724 Tagen) @ Chris2

Ich beglückwünsche euch, die Ihr auf Autos und Führerschein verzichtet. Als ich 18 Jahr wollte ich auch nie Führerschein oder Auto. Aber leider haben mich berufliche Turbulenzen schon bald gezwungen Auto zu fahren. In Hamburg oder München oder auch anderen großen Orten mit guter Infrastruktur in Bezug auf öffentliche Verkehrsmittel ist das sicher auch kein Problem.

Wenn man aber mitten in der tiefsten Provinz lebt und ständig feststellen muß, daß es schlicht und einfach nicht möglich ist mit
einem bestimmten öffentlichen Verkehrsmittel zu einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit zu kommen, dann überlegt man es sich zweimal ob man auf ein Auto verzichtet. ich kann wirklich alle nur beglückwünschen, die es können den so ein Vehicel kostet doch immerhin fast 500,00 DM im Monat und das ohne Anschaffungskosten.

Übrigens: Meine Kollegin schafft es auch auf Auto zu verzichten;
aber sie hat Eltern und eine Schwester die über ein Fahrzeug verfügen und somit kann sie im Notfall darauf zurückgreifen. Es geht sie deshalb auch niemand negativ an; ganz im Gegenteil; allerdings besitzt sie einen Führerschein.

Lothar

Anders sein in der Gesellschaft, wo ist das Problem?

Chris2, Sunday, 07.01.2001, 22:20 (vor 8724 Tagen) @ Lothar

Nun, ja ohne das Theam weiter auszudiskutieren:

Du wirkst irgendwie "neidisch".

Ich weiß auch nicht ob mein ganzes Leben ohne Auto ablaufen wird. Bis jetzt ging es so.

Wir sollten uns doch wieder dem Kern zuwenden: per pedes. Und zwar barfuß!

Freundlicher Gruß

von Chris2

Anders sein in der Gesellschaft, wo ist das Problem?

lothar, Monday, 08.01.2001, 19:16 (vor 8723 Tagen) @ Chris2


:
Du wirkst irgendwie "neidisch".

Möglich:
Wollte aber eigentlich nur zum Ausdruck bringen, daß es auch Leute gibt, die ein autofreies Leben gut finden auch wenn sie es nicht selbst praktizieren. Und das gilt denke ich auch für barfuß.

Lothar

Anders sein in der Gesellschaft, wo ist das Problem?

Kai @, Sunday, 07.01.2001, 21:19 (vor 8724 Tagen) @ Jerry

Hi Jerry,

da hab' ich wohl eine kleine off-topic-Diskussion losgetreten - na ja, muss auch mal sein (wenngleich nicht allzu oft).

Erst einmal möche ich Dich beglückwünschen, dass Du Dich offenbar so
gut wie nie vor Deinen Mitmenschen rechtfertigen musst, falls Du
einen eigenen Lebensstil pflegst(evtl. ja Barfusslaufen in der
Öffentlichkeit).

Na ja, was heißt schon rechtfertigen MÜSSEN. Meine Erfahrung ist, dass man schon recht extrem auftreten und vor allem seine eigenen Meinung zum Dogma für andere machen muss, um in Rechtfertigungsdruck zu geraten. Meistens (nicht immer!) sorgt ein selbstbewußtes Auftreten und vor allem Eintreten für einen eigenen Lebensstil eher für Anerkennung. Aber zugegeben, jedem kann man es nicht recht machen und an einem bestimmten Punkt selektiert sich halt der Freundeskreis etwas in Leute mit denen man kann und die, mit denen man keine gemeinsame Wellenlänge findet.

Vielleicht lebst Du in einem tolerantern Teil
Deutschlands. Ich wohne in Hamburg, dies zu Deiner Info.

Und da dachte ich, in Großstädten lebt es sich in einem toleranteren Umfeld - zumindest mein Eindruck nach 29 Jahren in München.

Also, um Deine Frage zu beantworten: Ich besitze zwar einen
Fernseher und auch ein Handy, jedoch kein Auto- hauptsächlich aus
Umweltschutzgründen-. Und was noch "schlimmer" ist: auch keinen
Führerschein! Möchte Dir nun aufzählen, welche Erfahrungen ich seit
knapp 20 Jahren mit meinen Mitmenschen mache (auf meinen bisherigen
Arbeitssellen, im Bekannten- Freundeskreis, ja im gesamten
persönlichen Umfeld), wenn diese erfahren, dass ich kein Auto
besitze.

Das kann ich, ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Ich selber habe seit 12 Jahren kein Auto mehr aus ökologischer Überzeugung. Klar werde ich häufig gefragt, ob das denn ginge. Meist geraten aber meine Gesprächspartner, ohne dass ich es beabsichtige, in einen Rechtfertigungswortschwall der sich nach Getränkekästen, Kindertransport, Abendtheaterbesuch, etc. anhört.
Ich habe noch nie echte Ablehnung wegen meiner Autolosigkeit gespürt, eher Anerkennung, wenn ich durch mein alltägliches Handeln beweise, dass es auch ohne Blechkiste geht (und ich nicht am sozialen Hungertuch darben muss ...).
Die gleiche Erfahrung habe ich jetzt übrigens auch in einem eher ländlichen Raum gemacht (zumindest für meine Verhältnisse), dem Großraum Stuttgart.
Deine Hamburger Erfahrungen finde ich vor meinen persönlichen Erfahrungen sehr spannend.

Aber egal, Ausgangspunkt meines ersten Postings sollte keine Kritik an Dir sein, sondern lediglich der Versuch, die hin und wieder zweifelnden Blicke unserer Mitmenschen und die seltenen unangenehmen Bemerkungen vor dem Hintergrund unserer tatsächlichen Entfaltungsmöglichkeiten zu relativieren.
Ich selber bin beileibe nicht so dickfellig, dass mir solche Bemerkungen gleichgültig wären. Aber nach einem kurzen Nachdenken kann ich sie dann meist als das einordnen, was sie wohl sind: der Versuch meines Gegenübers, die eigene Unsicherheit mit dem Fremden (dem Barfußläufer, Nicht-Autobesitzer, etc.) durch eine offensive Bemerkung zu übertünchen.

Frohes Barfußlaufen in Hamburg wünscht Dir

Kai

Anders sein in der Gesellschaft, wo ist das Problem?

Jörg (Hanna), Sunday, 07.01.2001, 23:52 (vor 8724 Tagen) @ Kai

Und da dachte ich, in Großstädten lebt es sich in einem toleranteren Umfeld - zumindest mein Eindruck nach 29 Jahren in München.

Wobei man Toleranz nicht mit Gleichgültigkeit verwechseln darf. Vor allem in Großstädten passiert es ja immer wieder, daß Menschen wochenlang in ihren Wohnungen verwesen, weil nicht mal die Nachbarn mitbekommen haben, daß jemand gestorben ist.

Die Frage "Warum läufst Du barfuß?" bzw. der interessierte Blick ist wohl in den meisten Fällen neugieriges Unverständnis, das Nichtbeachten hingegen kann Toleranz aber auch Gleichgültigkeit sein(was mir in diesem Fall zugegebenerweise ganz recht ist.)

Damit sind wir hoffentlich wieder "on topic".

Serfuß,
Jörg

Barfuß! Ein Problem für den Partner/die Partnerin?

Lorenz ⌂ @, Saturday, 06.01.2001, 18:10 (vor 8725 Tagen) @ Bernd A

Hallo Bernd,

Jeder Mensch möchte vor den anderen damit glänzen, daß er mit seinem Partner/in eine gute Wahl getroffen hat. Also wird man gerade von nahestehenden Menschen unter Druck gesetzt, nach der allgemein geltenden Meinung leben zu müssen. Ich bin mit den barfüßigen Freiräumen zufrieden, die mir meine Frau läßt. Sie beruhen zum Teil auch darauf, daß es oftmals recht gut ankommt, wenn ich barfuß gehe. Negative Kommentare oder gar Schwierigkeiten treten eigentlich nie auf, wenn ich mit Familie unterwegs bin. Was ich allerdings noch nicht durchsetzen konnte, sind barfüßige Opern- und Konzertbesuche. Da ist spießiges Ausgeh-Outfit angesagt. Immerhin habe ich es nach anfänglichen Protesten geschafft, daß ich barfuß in die Gaststätte gehen darf -- und in letzter Zeit hat es mir meine Frau sogar einige Male gleichgetan!

Den Freibrief für das öffentliche Barfußgehen habe ich mir auch dadurch verdient, daß meine pro-barfuß-Aktivitäten gut ankommen. Der Bürgermeister, der mein Barfußpfadprojekt unterstützt, grüßt meine Frau beim Tennis freudig über alle Plätze weg. Und als ich beim letzten Schulfest einen Barfußparcours mit Fußgymnastik präsentierte, sagte ein Kollege zu meiner Frau: "Ich wußte gar nicht, daß dieser sportliche Typ Dein Mann ist!" T-shirt, Bermudajeans, braungebrannte Füße, ansteckende Begeisterung und viel Power in den Zehen, das kam wohl gut rüber :-)

Ansonsten sehe ich eher zu, daß ich möglichst unauffällig barfuß laufe -- indem ich mich völlig normal bewege und nicht durch eigene Unsicherheit die Aufmerksamkeit auf meine bloßen Füße lenke. Und wenn wirklich jemand etwas sagt, habe ich immer ein paar meiner pro-barfuß-Flyer dabei -- da sind die Leute gleich wieder sprachlos. Und meine Frau ist dann, glaube ich, schon ein wenig stolz auf mich.

Für jeden zu empfehlen:

[image] der Barfuß-Flyer zum Ausdrucken

Barfuß! Ein Problem für den Partner/die Partnerin?

W.G, Sunday, 07.01.2001, 09:03 (vor 8724 Tagen) @ Bernd A

tja, die erfahrung habe ich früher auch machen müssen...die hippie - und 68er-zeiten sind halt nun vorbei und selbst tolerante frauen finden smarte ehemänner in und nicht so eine kopie vom homo erectus...bitter aber wahr...

Barfuß! Ein Problem für den Partner/die Partnerin?

Jörg (Hanna), Sunday, 07.01.2001, 19:48 (vor 8724 Tagen) @ Bernd A

Hallo Bernd,

nachdem hier mal wieder eine schöne Diskussion zu den Themen "Rechtfertigung des Anderssein", "Ökologie" etc. entbrannt ist, an der ich keine Lust haben, versuche ich zur Abwechslung mal auf Deine Fragen zu antworten:

Normalerweise hat meine Frau ja nichts dagegen, wenn ich fast überall und zu jeder Jahreszeit barfuß laufe. Doch wenn sich alle Leute umdrehen, dann wird es ihr doch langsam unangenehm.

Ich möchte dazu eine Situation schildern, die bereits einige Jahre zurückliegt.
Es war an einem frostig kalten Wintertag im Februar. Wir haben einen Ausflug in die Stuttgarter Wilhelma gemacht. Zunächst lief ich nur in den Gewächshäusern barfuß, doch bald auch draußen, im Freien. Es war ein bitterkalter Tag und es gab etwas Schnee, allerdings nur auf den Wiesen.
Der Zoo war an diesem Tag gut besucht und fast alle Leute drehten sich natürlich nach mir um. Ein Mann war so abgelenkt, dass er seinen Kinderwagen geradewegs gegen das Gitter eines Tierkäfigs schob.

Da ich eigentlich nur im Sommer (bzw. bei entsprechenden Temperaturen) draußen barfuß laufe (von der 5 minütigen Schneeerfrischung mal abgesehen), habe ich noch nicht solche heftigen Reaktionen herbeigerufen :-)

Eigentlich war ich an diesem Tag die größte Atraktion in diesem weltberühmten Zoo!

Da fragt sich doch, wer die echten Affen sind: Die vor oder hinter dem Käfig? ;-)
(Um Mißverständnissen vorzubeugen: Damit bist natürlich nicht Du, sondern die anderen Zoobesucher gemeint)

Meine Frau trottet mit hochrotem Kopf ein gutes Stück hinter mir her, dass niemand auf die Idee kommen kann, dass sie dazu gehört.

Es war ihr sehr peinlich, sagte sie mir hinterher.

Nun ja, so ähnlich, wenn auch nicht ganz so heftig, kenne ich die Reaktionen meiner Freundin auch. Aber sie hat sich damit abgefunden, so wie ich mich mit ihren Macken (z.B. ihrem Schuhkaufwahn!!) abgefunden habe.

Sie kann auch überhaupt nicht nachempfinden, wenn ich zu Familienfeiern (Geburtstag, Weihnachten, Ostern etc) barfuß in Sandalen gehe und der Familienstreit damit vorprogramiert ist. Ich bin jedoch der Ansicht, dass ich gerade in der Familie so sein darf, wie ich möchte und auf äußerliches Etikette verzichten kann.

Da bin ich dann durchaus zu Kompromissen fähig. Das Barfußlaufen ist kein Dogma, auch nicht in der Freizeit. Eine gute Partnerschaft funktioniert ohnehin nur mit Kompromissbereitschaft, da schließe ich auch das Barfußlaufen bzw. Schuheanziehen nicht aus. Wenngleich ich manche Kompromisse besser nicht eingegangen wäre, wie im August in Dänemark...

Wie ist das bei Euch? Tollerieren euere Partner/innen euere Angewohnheit, meistens barfuß zu laufen.

Tolerieren ja, begeistern nein.

Macht ihr euere Barfußaktivitäten alleine, ohne Partner?

Ja, bzw. mit beschuhtem Partner

Oder macht euer Partner sogar mit und läuft selbst auch barfuß?

Nie (außer am Strand ;-)

Und wie sieht es aus der Sicht der Partner/innen aus? Wie seht ihr die Angewohnheit Eueres Partners?

Immerhin ist ihr das Thema dann doch so unwichtig, daß sie nicht bereit ist, ein Statement für das Forum abzugeben. So habe ich auch weiterhin mein barfüßige Ruhe. Allerdings klagt sie hin und wieder ihren Freundinnen bzw. unseren Verwandten und Bekannten ihr Leid. Ich glaube, sie könnte sich gut mit Deiner Frau unterhalten. Vielleicht sollten Sie ein eigenes Forum gründen :-p

Viele Grüße an alle "LeidensgenossInnen" und Pärchen auf vier nackten Füßen,

Jörg

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