Rausgeflogen (Hobby? Barfuß! 2)

k.c., Friday, 08.12.2000, 20:52 (vor 8689 Tagen)

Hallo!

Gestern war es "endlich" soweit. Ich bin das erstemal in Wien aus einer Bar mit den Worten "ohne Schuhe geht´s aber nicht" verabschiedet worden. Ich bin zwar schon mit einem leicht mulmigen Gefühl rein gegangen, weil ich auch sonst nicht wirklich passend gekleidet war (Jeans, mittelklasse T-Shirt, Lederjacke) aber ich schätze ein Anzug hätte da auch nicht mehr geholfen.
Wir waren zuvor auf einem leicht alternativem Clubbing ohne Rauch und Alkohol gewesen, da waren viele barfuß. Danach wollte meine Frau noch einen so richtigen Long-Drink nehmen und hat das 1st Floor im 1. Bezirk vorgeschlagen. Die machen dort aber ein bißchen auf "fein" und da muß man dieses Spiel wohl mitmachen.
Ich habe dort auch nicht lange mit dem Kellner diskutiert. Wahrscheinlich muß man Lokalen wohl das Recht zu gestehen, über die Garderobe Ihrer Gäste entscheiden zu dürfen. Konsequenz: einfach nicht mehr hingehen.

Aber, Frage an die Rechtsanwälte:
Fällt das eigentlich unter irgend eine Gesetzesverletzung? Ist zwar eine Bagatelle aber muß ich mir irgendwann auch die Haare kurz schneiden, weil dem Kellner mein Zopf nicht gefällt?

Ich werde mir jedenfalls von einem Schuhmacher solche Täuschungssandalen ohne Sohle machen lassen. Dann kann doch keiner mehr was sagen, oder?
Oder sind Schuhe als "Ding mit Sohle" deifiniert?

Grüße,

Rausgeflogen

Berni(N) @, Friday, 08.12.2000, 21:49 (vor 8689 Tagen) @ k.c.

Hallo!
Gestern war es "endlich" soweit. Ich bin das erstemal in Wien aus einer Bar mit den Worten "ohne Schuhe geht´s aber nicht" verabschiedet worden. Ich bin zwar schon mit einem leicht mulmigen Gefühl rein gegangen, weil ich auch sonst nicht wirklich passend gekleidet war (Jeans, mittelklasse T-Shirt, Lederjacke) aber ich schätze ein Anzug hätte da auch nicht mehr geholfen.
Wir waren zuvor auf einem leicht alternativem Clubbing ohne Rauch und Alkohol gewesen, da waren viele barfuß. Danach wollte meine Frau noch einen so richtigen Long-Drink nehmen und hat das 1st Floor im 1. Bezirk vorgeschlagen. Die machen dort aber ein bißchen auf "fein" und da muß man dieses Spiel wohl mitmachen.
Ich habe dort auch nicht lange mit dem Kellner diskutiert. Wahrscheinlich muß man Lokalen wohl das Recht zu gestehen, über die Garderobe Ihrer Gäste entscheiden zu dürfen. Konsequenz: einfach nicht mehr hingehen.
Aber, Frage an die Rechtsanwälte:
Fällt das eigentlich unter irgend eine Gesetzesverletzung? Ist zwar eine Bagatelle aber muß ich mir irgendwann auch die Haare kurz schneiden, weil dem Kellner mein Zopf nicht gefällt?
Ich werde mir jedenfalls von einem Schuhmacher solche Täuschungssandalen ohne Sohle machen lassen. Dann kann doch keiner mehr was sagen, oder?
Oder sind Schuhe als "Ding mit Sohle" deifiniert?

Natürlich ist es ein tolles Beispiel von Schwachmatismus (der ist wirklich ungemein verbreitet!) eines Zeitgenossen aber es gilt in dem Fall das Hausrecht. Das bedeutet, der Angestellte kann jeden, dessen Nase ihm nicht gefällt, sofort vor die Tür setzen. Da kann man rechtlich absolut nix machen. Ich bin zwar kein Anwalt, aber das schrieb schon mal einer und ich sehe das genauso. Schließlich kannst du auch jeden aus deiner eigenen Bude entfernen, oder?

Grüße Berni(N)

Rausgeflogen

julia fiona, Friday, 08.12.2000, 23:14 (vor 8689 Tagen) @ k.c.

Hi,
das ist mir noch nie passiert. Aber ich halte mich immer an den Dress code. Ich käme nicht auf die Idee, im lockeren Freizeitlook in eine Lounge oder eine besser Bar zu gehen. Dass ich barfuß bin, hat noch nie gestört. Ich selbst würde es seltsam finden, wenn jemand im falschen Look hereinkäme, Schuhe oder nicht.
Ich fürchte aber auch hier: Ihr Männer habt es schwerer.
Julia

Frauen haben's wirklich leichter

Lotsi, Saturday, 09.12.2000, 00:19 (vor 8689 Tagen) @ k.c.

Hi Ihr!

Ich kann mich all dem, was hier zu diesem Thema gesagt wurde nur anschließen.
Der Julia und dem Lorenz ist voll zuzustimmen, wenn sie sagen, dass die "präsente" Kleidung entscheidend ist, nicht die fehlende (Fuß)Bekleidung. Stimmt das Outfit, d.h. ist man "gut" angezogen, dann ist das viel ausschlaggebender als die nackten Füße (die dann originell wirken).
Ich kann mir richtig vorstellen wie Ihr beide, Julia und Lorenz, mit Kleidung, die der gemeine Bürger nicht mit "barfuß" assoziiert, Eurer Umwelt Rätsel aufgebt und z.B. Wirte oder Türsteher einigermaßen irritiert. Hier greifen halt wieder voll die Klischees so nach dem Motto: Barfußläufer seien per se ungepflegt. Wenn plötzlich ein(e) "gepflegte(r)" Barfüßer(in) vor der Tür steht (zumindest dem Äußeren nach, denn gepflegt aussehen und z.B. gepflegt riechen sind verschiedene Sachen...), gerät manches Klischee ins Strudeln.
Natürlich ist Barfußlaufen eine Genusssache, und dazu passt légère Kleidung am besten. Aber wenn man ein bestimmtes Lokal aufsuchen will, wo nun mal gewisse Konventionen einzuhalten sind (eben auch wegen des Hausrechts; gut gesagt! jeder kann in seiner Bude bestimmen, was er will), dann sollte man sich an diesen Konventionen orientieren. Und das Schöne ist, dass Barfußlaufen dann durchaus diesen Regeln gerecht werden kann, wenn der "Rest" "passt".
Allerdings, da muss ich der Julia voll zustimmen, sind Frauen da sehr im Vorteil! Türsteher z.B. sind eben in der Regel männlich und versperren Frauen eher selten den Weg, und noch weniger, wenn diese gut gekleidet sind. Bei Männern ist die Sache meist anders. Das ist erstmal ganz unabhängig von barfuß oder nicht.
Ich will jetzt nicht wieder auf die Outfit-Diskussion anspielen, aber ich sehe sehr sehr selten barfüßige Männer, die ansonsten - blödes Wort - "wie aus dem Ei gepellt" (uuahhh), oder sagen wir "todchic" (totchic?) angezogen sind. Frauen sieht man da eher. Barfuß im Sommerkleid ist präsenter als barfuß in ... naja, Männer in kurzen Hosen sind sowieso ein eigenes Problem ....
Andererseits: Welcher Genussbarfüßer (in entsprechend bequemer Kleidung) will schon in eine Kneipe/Disco mit Türsteher? Das passt einfach nicht. Was tragt denn Ihr Herren, wenn Ihr abends "chic" ausgehen, aber ebenso auf Schuhe verzichten wollt?? (Hoffentlich keine kurze Hose!)
Ich selber gehe sehr oft abends barfuß weg, und wenn etwas "Feineres" ansteht (was eh nicht oft der Fall ist; ich bevorzuge ganz simpel Biergärten), ziehe ich mir gerne etwas "Gutes" an, am liebsten ein langes Kleid (da fallen die Füße sowieso nicht so auf) etc. Probleme hatte ich noch nie.
Es ist wohl schon so, dass grundsätzlich selbst eine barfüßige Frau mehr Chancen hat, in ein Lokal reinzukommen als ein beschuhter Mann. Prinzipiell wenigstens. Das ist vielleicht ungerecht, aber in einigen Teilbereichen unserer Gesellschaft düfen ruhig auch mal die Frauen ein wenig im Vorteil sein!
Liebe Grüße
Lotsi

Rausgeflogen

Hans-Martin, Saturday, 09.12.2000, 15:28 (vor 8688 Tagen) @ k.c.

Aber, Frage an die Rechtsanwälte:
Fällt das eigentlich unter irgend eine Gesetzesverletzung? Ist zwar eine Bagatelle aber muß ich mir irgendwann auch die Haare kurz schneiden, weil dem Kellner mein Zopf nicht gefällt?

Hallo k.c.,

leider ist es so, daß der Inhaber einer privaten Gaststätte, ebenso wie die von ihm eingesetzten Vertreter, das Recht haben zu entscheiden, mit wem Sie Verträge schließen, und wem sie dazu den Aufenthalt in den Räumen gestatten wollen. Eine Rechtspflicht zur Toleranz oder Höflichkeit gibt es leider nicht.

Dabei ist interessant, daß diese sogenannte Abschlußfreiheit aus Art.2 Grundgesetz abgeleitet wird, worin die Freiheitsrechte verfassungsrechtlich geschützt sind. Gerade diese Freiheitsrechte nimmst Du aber in Anspruch, wenn Du anders als andere Menschen gekleidet bist.

Mein Rat: Sollte Dich nicht der Inhaber der Gaststätte vor die Tür gesetzt haben, sondern nur ein Angestellter, dann sprich doch einfach am Telefon mit dem Inhaber über dessen Angestellten.

Gruß

Hans-Martin

Rausgeflogen

Clemens @, Saturday, 09.12.2000, 16:07 (vor 8688 Tagen) @ k.c.

einen so richtigen Long-Drink nehmen und hat das 1st Floor im 1. Bezirk vorgeschlagen. Die machen dort aber ein bißchen auf "fein" und da muß man dieses Spiel wohl mitmachen.

Falls du wissen willst, wo es sonst noch Probleme gibt: "Exzess" und "Roter Engel" (beide nebeneinander im Bermuda-Dreieck), "Schwimmende Pyramide" (nach 2* ohne Probleme, aber da haben sie's vermutlich nicht gesehen), und (enttaeuschenderweise) U4 (allerdings an einem Dienstag, und dort ist ja jeden Tag was anderes - ich bin zwar nicht oft dort, aber an Sonntagen bzw. Freitagen hatte ich bisher keine Probleme, obwohl ich fast jedesmal von "Conny" darauf angesprochen wurde).

PS:
Mit den ersten drei Lokalen habe ich aber insofern keine Probleme, als ich dort einfach nicht mehr hingehe, es gibt genug andere Moeglichkeiten in Wien.

Ciao and bye,
(:Clemens:)

Barfuß-Tips aus Wien

Harald (2), Sunday, 10.12.2000, 00:19 (vor 8688 Tagen) @ Clemens

Hallo Barfuß-Freunde!
Ein paar Barfuß-Tips aus Wien, d.h. Orte, wo ich nicht nur schon öfters ohne Schuhe war, sondern mich dabei auch wohl gefühlt habe
(allerdings: Ich war bisher aber nur im Sommer ganz barfuß unterwegs, und die Barfußtoleranz steigt ja bekanntlich mit der Temperatur)
- Flex: Dort gehe ich eigentlich besonders gerne barfuß hin. Man kann draußen sitzen und plaudern, spürt dabei Rindenkompost unter den Füssen, dann rein in die Halle. Keine Kommentare von Türsteher und Besuchern. Super zum barfuß tanzen, solange es nicht allzu voll ist.
- WUK: Nur nette Blicke auf nackte Füsse, im Cafe wie bei Clubbings.
- Akwamba! - afrikanisches Clubbing in den Sofiensälen: Findet leider nur gelegentlich statt. Dann zieht aber auch der eine oder noch öfter die andere sogar im Winter Schuhe und Socken aus.
- Kaffeehäuser in Wien sind allgemein sehr barfußtolerant, v.a. die mit Kellnern im Smoking und Gästen in Jeans. (Wer Wien kennt, weiß wovon ich rede. Ich liebe diese Lokale! Und die gibt's fast nur hier - auch noch in Budapest und Prag. Diese Kellner behandeln dann alle Kunden mit der gleichen noblen Distanz - die im Anzug genauso wie mich Barfüssigen in abgerissenen Jeans.)
- Openair-Konzerte ganz allgemein, Donauinselfest und Arena im besonderen.
- Barfuß im Kino hatte ich noch nie ein Problem. Dafür schön öfters freundliche Kommentare.
Rausgeflogen wegen barfuß bin ich in Wien noch nirgens. Das liegt aber daran, dass ich dort, wo es "nobel" wird, entweder gar nicht oder eben mit Schuhen hingehe.
(Ein wunder Punkt: Barfuß ins U4 traue ich mich nicht. Conny wirkt so souverän-autoritär. Ein kritischer Blick genügt... Aber drinnen die Schuhe ausziehen ist ja auch noch ein Kompromiß)
Liebe Grüße aus Österreich! (Leider nicht immer ein Land der Toleranz, aber was nackte Füsse angeht, schon eher)
Euer Harald

Rausgeflogen

XL ⌂, Saturday, 09.12.2000, 23:11 (vor 8688 Tagen) @ k.c.

Hi k.c.!

Tja, Deine Erfahrung, irgendwo wegen bloßer Füße nicht reingekommen, oder rausgeflogen zu sein, mußte ich bisher noch nicht teilen.

Grundsätzlich haben Wirte sowie deren Personal Hausrecht und dürfen jedem ohne besonderen Grund, auch wegen seines Outfits den Zutritt verweigern.

Mir ist es schon mehrfach passiert, daß ich in irgendwelche schimmeligen Läden wegen meines Outfits nicht hineingelassen wurde, allerdings war ich da nie barfuß. Nun gut, vielleicht haben mir und meinen Freunden die betreffenden Türsteher auch gleich angesehen, daß wir nicht zu deren normaler Klientel gehörten.

Da ich selbst ab und zu einmal Konzerte und Festivals mitveranstalte und dabei zumeist auch als Türsteher fungiere, würde mich die rechtliche Lage wegen der bloßen Füße doch mal interessieren: handelt ein Veranstalter eventuell nach deutscher Rechtsprechung "grob fahrlässig" wenn er Gäste auf bloßen Sohlen auf eine Veranstaltung lässt, bei der er davon ausgehen muß, daß Scherben auf dem Boden rumliegen? Ich fände dies zwar albern, aber in unserer Rechtsprechung sind ja manche Dinge albern...

In diesem Sinne, Fuß zum Gruß,

XL

[image] Schnaxel-Online

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