stadt und provinz (Hobby? Barfuß! 2)

[asc] @, Tuesday, 28.11.2000, 14:37 (vor 8764 Tagen) @ XL

Es scheint wohl tatsächlich so zu sein, daß Barfüßigkeit in größeren Städten weniger üblich ist als in kleineren.

Meine erfahrung ist genau das gegenteil.

Bevor man überlegungen zur häufigkeit anstellt: die zahl der barfüsser ist überall fast gleich null, denn es ist eine extrem kleine minderheit. Selbst wenn man die teilzeit-barfüsser mit einbezieht.

Bonn ist ja bekanntermaßen kleiner und unbeteutender als Berlin, aber auch hier muß ich das oben genannte feststellen: In der Stadt selbst treffe ich recht selten auf Barfüßer, aber je weiter ich aus der Stadt herauskomme, desto mehr treffe ich an; schon 10-15km reichen hier völlig aus.

Ich habe das gefühl, es sei genau anders herum mit den häufigkeiten. Ich stamme aus einer landgemeinde 50km von Bonn entfernt, und wohne seit 1995 in Bonn. In meinem heimatort war die zahl derer, die man nach hier geltender konvention als barfüsser bezeichnen würde, null.
Die leute, die auf ihrem grundstück mal barfuss rumlaufen, zähle ich definitiv nicht dazu. Allenfalls beim stadtbummel im gemeindehauptort/kleinstadt kann man ganz selten mal eine frau sehen, die aus bequemlichkeitsgründen an einem heissen sommertag barfuss geht und ihre schuhe trägt. Barfüssige männer sind dort definitiv keine vorhanden. Meiner meinung nach eine folge des gruppendrucks, den ich auch gespürt habe.

Das erste mal, dass ich männer im sinne dieses forums barfuss gesehen habe, war im sommer 1995, als ich für ein paar monate in Köln wohnte, und in den darauf folgenden jahren in Bonn. Das war für mich auch der moment, an dem ich mir gesagt habe: "Hey, cool! Hier ist das kein problem, was du schon lange gerne mal machen wolltest!" und ich tat es :)

Vielleicht lässt das, was manche an kleinen orten so schätzen, die gute nachbarschaft und das umeinander-kümmern, norm-abweichungen weniger zu als das gegenseitige ignorieren in grösseren städten, wo einem der andere so egal ist, dass man den nie drauf ansprechen würde, warum er das und das so und so macht.

Dabei muss man aber auch noch zwischen "armen" und "reichen" stadtteilen unterscheiden, so ist meine erfahrung. In der "armen" bezirken ist man zwar genau so ignorant, aber es gibt trotzdem einen gruppendruck, nicht arm zu wirken, bzw. sich durch bekleidung einen minimalen status zu sichern. Das steht dem barfuss laufen natürlich klar entgegen.

Dann kommt noch hinzu, dass man denkt: "wenn ich in meiner freizeit barfuss in der fussgängerzone bin, und mein chef kommt mir entgegen .....!" Für mich ganz klar, jemand der darauf keine rücksicht zu nehmen hat (studenten z.b. :) wird viel eher dem barfussgehen zugeneigt sein. Es gibt sicher tolerante chefs, aber die meisten wollen noch nicht mal verstehen, warum man es so macht, und, sie haben den vorteil, das auch nicht verstehen zu müssen, sondern ganz einfach die kündigung schreiben zu können.

Grüsse aus Bonn am Rhein
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