Kräftige und trainierte Füße (und Fragen) (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Wednesday, 22.11.2000, 21:09 (vor 8770 Tagen)

Hallo zusammen,
heute bin ich - wie häufiger in den letzten Wochen - wieder barfuß gejoggt (und habe das bei Temperaturen knapp über 10 Grad auch genossen).
Kurz nach dem Start bin ich auf dem Wiesenweg in eine Kuhle getreten und spürte gleich einen stechenden Schmerz im rechten Fußgelenk.
Dieser Schmerz war mir wohl vertraut, ihm folgte früher regelmäßig eine längere Auszeit mit Zurückhumpeln, buntem Gelenk dank Bluterguss, Kühlen, Bewegungseinschränkungen etc.
Da ich letztes Jahr aber schon die Erfahrung gemacht hatte ,dass meine Fußmuskeln dies jetzt erstaunlich problemlos wegstecken, war ich zuversichtlich, bin einige Schritte gegangen - und konnte wiederum schmerzfrei weiterlaufen.
Nun hatte ich anschließend noch eine dreiviertel Stunde Zeit nachzudenken - und freie Füße beflügeln ja bekanntlich das Denken.
Herausgekommen sind einige Klar- - und auch einige Unklarheiten.
Ich fange mit den Klarheiten (zumindest, was ich dafür halte) mal an :

Im Beitrag "Der Fuß, ein Wunderwerk der Natur" im Best of kann man nachlesen :
«Der Fuß ist ein Kunstwerk aus 26 Knochen, 114 Bändern und 20 Muskeln», schwärmte schon der Naturforscher Leonardo da Vinci, der dies wusste, weil er Menschenkörper sezierte.
Anatomisch betrachtet bilden die 26 Knochen die Hauptabteilung des Meisterwerks: sieben Fußwurzelknochen, fünf Mittelfußknochen und 14 Zehenknochen. Sie formen zwei ineinander gefügte Gewölbe - ein Brückengewölbe in der Längsrichtung, ein Quergewölbe im Vorderfuß.
Damit alle Einzelteile zusammenhalten und funktionieren, sind zahlreiche Bänder und Muskelstränge »verbaut«.

Klar ist mir : trainierbar durch regelmäßiges Barfüßern sind Sehnen und Bänder / Muskelstränge. Durch die Beanspruchung, die insbesondere das Barfußgehen auf wechselnden Naturböden mit sich bringt, werden sie von unserem Nervensystem vielseitig stimuliert, dadurch gekräftigt bzw. in ihrem erreichten Trainingszustand erhalten.
So weit, so klar.

Vielleicht kann mir aber von unseren Biologen resp. Medizinern noch jemand erklären, warum auf den beschriebenen Schmerz nichts mehr folgt. Liegt es daran, dass Muskeln aufgrund des Barfußtrainings zwar gedehnt werden (Folge Schmerz), aber kaum mehr überdehnt werden können ?

Und wo wir gerade bei dieser Art Fragen sind :
Ich habe in Erinnerung gelesen zu haben (ich glaube im Pressespiegel), dass die "Schwarte" im Bereich der Fußsohlen mit dem Alter geringer wird und Barfußlaufen deshalb Schmerzen verursachen kann.
Ist das die Folge von mangelndem Training in Schuhen - und lässt die Trainierbarkeit der Muskulatur trotz Barfußgehens nach und setzt eine Art Muskelschwund ein ?
Überhaupt wüsste ich über die biologischen Eigenschaften dieser Schwarte und auch der Fußsohlenhaut gerne etwas mehr ...

Vielleicht kann ja jemand meine Kenntnislücken auffüllen ? Würde mich jedenfalls freuen !
Serfuß
Georg

Schwarte ist Fett

Peter WT, Thursday, 23.11.2000, 18:35 (vor 8769 Tagen) @ Georg

Hallo Georg

Ich habe in Erinnerung gelesen zu haben (ich glaube im Pressespiegel), dass die "Schwarte" im Bereich der Fußsohlen mit dem Alter geringer wird und Barfußlaufen deshalb Schmerzen verursachen kann.

Meines Wissens besteht die Schwarte einfach aus Fett, ist also ein Fettpolster, was den Fuss beim Auftretten abfedert. Im Alter werden diese Fettpolster abgebaut und können so nicht mehr schützen.

Gruß Peter

Bindegewebe!

Lorenz ⌂, Friday, 24.11.2000, 21:18 (vor 8768 Tagen) @ Peter WT

Hallo Peter,

Meines Wissens besteht die Schwarte einfach aus Fett, ist also ein Fettpolster, was den Fuss beim Auftretten abfedert. Im Alter werden diese Fettpolster abgebaut und können so nicht mehr schützen.

Mit einem Fettpolster an der Sohle sind wir alle auf die Welt gekommen, aber mein Gewicht von 90 Kilo würde diese Wabbelmasse nicht tragen. Das Fett an der Sohle veschwindet entweder, oder es wandelt sich in zähes Bindegewebe um. Bei mir fühlt sich die Fußschwarte auf jeden Fall wesentlich stabiler an, als der "Rettungsring" um meine Leibesmitte!

Aufgrund mechanischer Belastung entsteht in der Fußscharte Bindegewebe, das das ursprüngliche Fettgewebe durchwächst. Und je öfter wir uns auf Schotterwegen heiße Sohlen holen, desto dicker und stabiler wird dieses Polster. Ohne die Herausforderung durch Barfußlaufen über Stock und Stein sieht der Körper jedoch nicht ein, warum er sich hier vervollkommnen sollte und baut einfach die Fußschwarte ab -- dann läuft man unbequem auf Haut und Knochen.

Interessanterweise wurde in dem Fußgesundheitsartikel der BUNTEN (den Kai hier dankenswerteweise gepostet hat) eine Methode genannt, mit der das Bindegewebspolster der Fußsohle wiederhergestellt wird. Die Sohle wird durch Vereisen örtlich betäubt, dann werden mit einem Laserstrahl minimale Verletzungen erzeugt, die ein Polster von Narbengewebe entstehen lassen. Und die "fashion victims" können wieder ohne Schmerzen laufen.

Ich erreiche das billiger durch Barfußlaufen auf Schotterwegen :-)
[image]

[image] Gesundes Leben auf freiem Fuß

Bindegewebe!

Peter WT, Sunday, 26.11.2000, 15:42 (vor 8766 Tagen) @ Lorenz

Hallo Lorenz,

in einem Artikel über das Abnehmen, wurde unter Anderem auch vorgeschlagen, hartnäckige Fettpolster durch Medikamente aufzulösen. Der Nachteil dieser Methode sei jedoch, dass dabei auch erwünschte Fettpolster wie in der Fußsohle damit abgebaut würden. Ich weiß nicht mehr, wo dieser Artikel zu finden ist, habe mich dann aber auf die Suche im Internet begeben. Die Resultate habe ich unten aufgeführt.

Ich denke das Fettpolster im Fußballen ist mit dem im "Rettungsring" nicht unbedingt zu vergleichen. Die Fettzellen am Bauch haben in erster Linie die Aufgabe, Energie in Form von Fett zu speichern. Dazu müssen sie in der Lage sein Fett aufzunehemn und abzugeben. Es sind sogenannte aktive Fettzellen. Die Fettzellen in der Fußsohle nehmen weder Fett auf noch geben sie es ab. Sie sind inaktiv. Keiner nimmt schließlich an den Fußsohlen zu, wenn er zu viel ist. Die Aufgabe dieser Fettpolster ist es, den Stoß abzudämpfen.

Sicher entsteht dieses Fettpolster aus dem "Babyspeck" unter den Füßen. Aber ich denke nicht, dass dieser "Babyspeck vollständig abgebaut wird.

Nun zum Internet: Stichwort Fettpolster der Fußsohle

http://www-x.nzz.ch/format/broadcasts/transcripts_180_175.html
....Fett steckt in jedem Menschen. Fuss- und Handballen sind >>Fettpolster....

http://www.netdoktor.de/krankheiten/Fakta/fersensporn.htm
...Jedes Mal wenn Sie einen Schritt machen, tragen Ihre Fersen die >>Belastung des ganzen Körpers. Das Fettkissen unter der Ferse und >>eine große Sehnenplatte unter der Fußsohle dämpfen die Belastung. >>.... Da das stoßdämpfende Fettpolster unter dem Fuß mit den Jahren >>schrumpft, sind besonders Männer und Frauen im mittleren Alter >>gefährdet.

http://mitglied.tripod.de/phimose/ana-testat-4.html
....Unter dem Fettpolster der Fußsohle spannt sich die >>Plantaraponeurose aus.....

Auch zum Stichwort Haut habe ich einiges gefunden:

http://www.medizinfo.com/wundmanagement/haut.htm
...Fettkissen sorgen für gemütliche warme Polster.Die Unterhaut >>besteht aus lockerem Bindegewebe, in das wie kleine Kissen >>Fettpolster eingelagert sind. Durchzogen wird das Bindegeweben von >>Ausläufern der festen Fasern der Lederhaut. Diese Fasern sind fest >>mit der unter der Subcutis liegenden Körperfaszie verbunden. So >>haben sie die Funktion von Haltebändern, die die Haut mit dem >>darunterliegenden Gewebe verbinden. Je nachdem, wie stark diese >>Haltebänder entwickelt sind, läßt sich die Haut auf ihrer >>"Unterlage" verschieben, z. B. auf dem Handrücken, oder nicht, z. B. >>unter der Fußsohle.
Alle Hautschichten werden begrenzt durch eine Faszie. An die >>Hautschichten schließt sich die allgemeine Körperfaszie an. Sie >>besteht aus sehr festen Kollagenfasern. Je nach Körperregion folgt >>dann Muskulatur, Knochen, Knorpel oder Fett.
Die Haut älterer Menschen verändert sich. Mit zunehmendem Alter >>verändert sich der Aufbau der verschiedenen Hautschichten. Sie >>werden beträchtlich dünner. Die Fettschichten nehmen ab, ebenso die >>Kollagenfasern und die elastischen Fasern. Die Anzahl der >>eingelagerten Schweißdrüsen wird geringer. Die Durchblutung, und >>damit die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen, geht zurück.

http://www.art.abk-stuttgart.de/rottmann/physis_haut.htm
Die Dicke der Haut variiert beim Menschen zwischen einem halben >>Millimeter am Augenlid und vier Millimetern oder mehr an den Händen >>und Fußsohlen. ......Je weiter die älteren Hautzellen von den neu >>gebildeten Zellen nach außen geschoben werden, desto mehr verhornen >>sie, bis sie schließlich an der Hautoberfläche als tote Zellreste >>abschilfern. Die darunterliegende Dermis bildet ein Netzwerk aus >>Bindegewebe, Collagen und elastischen Fasern, in das Schweißdrüsen, >>Nervenenden, Blutgefäße, Fettpolster und Haarfollikel eingebettet >>sind.

Da die Haut/Fußsohle mit dem Alter abnimmt, wird dann auch das Barfußlaufen unangenehmer. Dagegen hilft dann wohl nur andauerndes Training
Gruß
Peter

Kräftige und trainierte Füße (und Fragen)

Haans-Martin, Sunday, 26.11.2000, 15:23 (vor 8766 Tagen) @ Georg

Hallo Georg,

Du stellst da einige interessante Fragen. Zwar bin ich kein Arzt, habe mich aber, teils zwangsläufig aucb als Trainer, mit dem Thema befaßt.

Grundsätzlich kannst Du davon ausgehen, daß etwa ab dem Alter von 30 Jahren die Muskelmasse abgebaut wird. Das ist ein sehr langsamer Vorgang, der sich erst ab etwa 70 Jahren beschleunigt. Durch Training kann man dem entgegenwirken, so daß ein Mann mit 50 Jahren ohne weiteres mehr Muskelmasse haben kann als ein Mann mit 20. Voraussetzung dafür ist regelmäßiges Training. Das gilt auch für die Bein- und Fußmuskeln.

Deine Schilderung von der Kuhle, in die Du getreten bist, läßt mich vermuten, daß Du kurz mit dem Fuß umgeknickt sein dürftest, weil Du von Schmerzen im Gelenk schreibst. Was den Schmerz angeht, wird dieser bekanntlich durch Nerven signalisiert. Wenn ein Nerv kurz eingeklemmt wird, empfindet man Schmerzen, ohne daß dies mit einer bleibenden Verletzung einhergehen muß. In Ju-Jutsu wird dieser Umstand z.B. bei speziellen Nerventechniken ausgenützt. Vermutlich war Dein Fußgelenk kurz strapaziert, aber nach einem Moment alles wieder in der Lage wie zuvor, ohne daß dabei ein Blutgefäß verletzt worden und ein Hämatom entstanden wäre.

Verletzt werden bei einem solchen Vorgang im Regelfall nicht die Muskeln des Unterschenkels (die Fußmuskeln haben mit dem Umknicken nichts zu tun), sondern die Verbindungen zwischen Muskulatur und Fußgelenk, also die Bänder oder Sehnen, die die Muskelkraft auf das Körperglied übertragen bzw. stabilisierend wirken. Ist man öfter umgeknickt, kann dies zu einer Längung und einer Neigung zum Umknicken führen. Ich könnte mir gut vorstellen, daß durch Dein Gehtraining gute Reflexe erworben wurden, die im Fall des Umknickens sofort den Einsatz der entsprechenden Unterschenkelmuskulatur veranlassen mit der Folge, daß dem Umkicken durch Muskelanspannug Einhalt geboten wird.

Zum Thema "Schwarte" hat sich Lorenz bereits geäußert. Wenn wir unseren Körper auch im höheren Alter noch gebrauchen wollen, müssen wir dafür sorgen, daß wir ihn trainieren. Daß dazu die Füße ganz wesentlich gehören, brauche ich Dir, Georg, nicht zu sagen.

Es grüßt barfuß

Hans-Martin

PS: Daß ich immer noch nichts zu meinen gesammelten Erfahrungen aus dem Ju-Jutsu-Training geschrieben habe, bitte ich zu verzeihen. Ich möchte der Sache Struktur geben, weshalb ich nicht wie hier ad hoc ein paar Zeilen zu Bildschirm bringen kann.

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