Barfuß in Düsseldorf (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Tuesday, 21.11.2000, 02:53 (vor 8771 Tagen)

Am Samstag war ich, was in dieser Form um diese Jahreszeit bisher noch nicht vorgekommen ist, den ganzen Tag barfuß, und zwar nicht bei Nacht oder in freier Natur für einen eine oder zwei Stunden dauernden Spaziergang, sondern eben einen ganzen Tag mitten in der sehr belebten Düsseldorfer Innenstadt. Zugegeben - ich war nicht allein (das hätte ich mich wohl doch nicht getraut), sondern hatte ein Meeting mit einem erfahrenen Dauer- Barfüßer. Die erste Mutprobe hatte ich gleich beim Verlassen des Hauses zu bestehen. Meine Nachbarn wissen zwar inzwischen, daß ich nie Socken trage und im Sommer in der Freizeit meistens barfuß gehe, aber im November haben sie das noch nicht gesehen, da ich mich im Winter bisher nur nachts im Schutze der Dunkelheit barfuß aus dem Hause zu schleichen pflegte. Zum Glück begegenete mir niemand, als ich zum Auto ging. Die Fahrt nach Düsseldorf war nichts Besonderes für mich, da ich des öfteren barfuß Auto fahre (man hat viel mehr Gefühl dabei).
In Düsseldorf angekommen, mußte ich dann alleine etwa 1 km vom Parkplatz zum vereinbarten Treffpunkt am Schloßturm laufen. Dies verlief ohne Zwischenfälle, zumal mir kaum jemand begegnete. Um so mehr genoß ich das gehen auf dem regennassen Boden, wobei ich auch den Pfützen nicht auswich, und nach etwa zehn eher ungemütlichen Minuten breitete sich ein wohlig warmes Gefühl in den Füßen aus.
Am Schloßturm wurde ich schon erwartet, und dann zogen wir gemeinsam durch Düsseldorf: Altstadt, Rheinufer, Landtag, Graf- Adolf- Straße, Kö, Schadowstraße, Hofgarten, Golheimer Park und bei hereinbrechender Dunkelheit am Rheinufer entlang zur Kniebrücke, wo sich die Wege wieder trennten.
Blöde Kommentare gab es keine, lediglich ein paar halblaute Bemerkungen wie "die sind ja barfuß" und "um diese Jahreszeit ohne Schuhe, gibts denn sowas" waren vereinzelt zu hören. Die meisten Menschen schienen unsere nackten Füße in dem dichten Gedränge jedoch nicht zu bemerken oder zeigten jedenfalls keine Reaktion, allerdings fielen mir hin und wieder ungläubig-entsetzte Blicke mancher Passanten, die offenkundig ihren Augen nicht trauten, auf, und sogar die in Düsseldorf leider recht zahlreichen Penner, die übrigens sämtlich solide, wenn auch dreckige Schuhe trugen, rissen zumeist entsetzt die Augen auf, wenn wir barfüßig vorbeigingen (vielleicht dachten letztere womöglich gar, daß sie Halluzinationen hätten). Insgesamt sind wir nur viermal (zweimal von sehr alten und zweimal von jungen Frauen) gefragt worden, ob wir nicht klalt hätten, was wir schlichtweg verneinten, und einmal hatten wir, nachdem wir eine Kirche besichtigt hatten, ein kurzes freundliches Gespräch mit einer netten älteren Dame. Zum Mittagessen gingen wir in ein sehr traditionsreiches Altstadtlokal (Muschelhaus), wo wir freundlich und ohne Probleme bedient wurden, obwohl der Bedienung unsere nackten Füße sicherlich auffielen, da wir die ersten Gäste waren. Auch später, als wir ein hauptsächlich von jungen Leuten frequentiertes und sehr belebtes Bistro besuchten, gab es keinerlei Probleme.
Ich muß freilich erwähnen, daß ich nicht in erster Linie auf die Reaktionen der Leute achtete, da ich mich zumeist mit meinem Begleiter über alle möglichen Themen unterhielt. So verging die Zeit wie im Fluge, und ehe wir uns versahen, begann es dunkel zu werden.
Ach ja, auf dem Rückwege begegneten wir noch einer Familie mit zwei Kindern, welche unsere nackten Füße "voll cool" fanden und offensichtlich begeistert waren- vielleicht probieren sie es ja mal selber aus? Auch ist es immer wieder schön, den Boden zu spüren: Steinplatten, grober oder glatter Asphalt, Kopfsteinpflaster, matschige Wege im Park, nasses Laub und Gras und hin und wieder auch mal eine Pfütze...
Ich wünsche mir, recht bald wieder einen so schönen Tag zu erleben, in Düsseldorf oder einer anderen Stadt.
Herzliche Barfußgrüße an alle, die diesen Bericht lesen!
Markus U.


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