Auf freiem Fuß in der Natur - Für dieses Jahr vorbei? (Hobby? Barfuß! 2)

Barfußmatthias, Wednesday, 08.11.2000, 22:20 (vor 8784 Tagen)

Nach längerer Zeit mal wieder online - da rührt sich ja tatsächlich noch einiges im Barfußforum! Ansporn für mich, auch mal wieder mitzumischen:

Nein, ganz zu Ende ist sie noch nicht, die Barfußsaison 2000. Im ständigen Kampf gegen die Herbst- und Winterdepression sitzen Schuhe und Strümpfe noch ganz locker an meinen Füßen. Außerdem befinden sich meine Fußsohlen nach diesem tollen Barfußsommer noch in Bestform, was die Widerstandsfähigkeit anbelangt.

Während eines 5-tägigen Kurzurlaub auf der für Barfußgeher äußerst angenehmen Stie-Alm (herrlich warme Böden und die tollsten Barfußpfade im Umkreis) auf dem Brauneck bei Bad Tölz brach nach durchaus noch barfuß-wanderbaren Herbsttagen am 31.10. der Winter mit einem Schneesturm herein und ich schloß innerlich mit dem Barfußgehen im Freien ab.

Am 5. November fuhr ich auf der Suche nach Sonne wieder ins Tölzer Land. Inzwischen waren die meisten Gipfel oberhalb 1100 m Höhe verschneit, daher hatte ich von Moon-Boots über Wanderstiefel bis zu meinen Trekking-Sandalen so ziemlich alles dabei. Im Auto fuhr ich natürlich wie immer barfuß - keine Ahnung, wie das im Winter weitergehen wird (statt beim Einsteigen den Schnee von den Stiefeln abzuklopfen, Stiefel und Socken ausziehen? Wohl kaum praktikabel.

Schließlich entschied ich mich für die schneefreie Westseite des oberen Isartales, und zwar für das 1140 m hohe Schwarzköpfel bei Gaißach.

Bei strahlendem Sonnenschein aber sehr kalter Luft wagte ich es, mich nur mit Sandalen unter die zahlreichen Bergstiefel-Wanderer zu begeben. Die Socken verstaute ich gleich im Rucksack.

Als der anfängliche Schotterweg aufhörte, begann ein Wiesenpfad, der größtenteils aus meist schlammiger Erde bestand. Etwa 10 Minuten spurtete ich, die anderen Wanderer überholend, so dahin, dann wollte ich einfach den Weg unter meinen Füßen wirklich spüren! Nach einer Wegbiegung - niemand konnte mich sehen - hing ich die Sandalen verstohlen an den Rucksack. Wohlgemerkt am 5. November, bei ca. 7 Grad Lufttemperatur und die Pfützen im Schatten hatten teilweise noch eine hauchdünne Eisschicht von der Nacht!

Herrlich! Da der Weg auf das Schwarzköpfel größtenteils in der Sonne verläuft, war die trockene Erde angenehm fußwarm der Schlamm kühl, aber nicht unangenehm. Die Wiesen, der Waldboden und das Herbstlaub schmeichelten den Fußsohlen. Jetzt war ich innerlich wirklich auf dem Weg! Mit jedem Schritt wurde das Barfußgehen selbstverständlicher, und die Kommentare der anderen Wanderer, die ich überholte, bestärkten mich eher (z.B. hörte ich ein Kind zu seinem Vater sagen: "Papa, der geht ja barfuß!" - Die Antwort: "Ja, das tut sicher gut".) Nichts von "Spinner" oder "Sonderling"!

Im Schatten war der Boden schon kalt, aber beim flotten Gehen, obenherum mittlerweile ordentlich schwitzend, kein Problem. Dadurch, daß der Boden jetzt so aufgeweicht ist, ist er herrlich weich, eine Wohltat für die Gelenke, das kann man aber nur barfuß richtig spüren und genießen.

Auf dem weitgehend baumfreien Gipfel, der schon von zahlreichen anderen "Sonnenanbetern" belagert war, verbrachte ich von 12 bis 15 Uhr einen sonnigen, ruhigen Lese-Mittag. Das elektronische Thermometer, das ich seit meinen interessanten Bodentemperaturmessungen am Brauneck (hierzu vielleicht später mehr) im Rucksack trage, zeigte 7 Grad Lufttemperatur im Schatten und 16 Grad in der Sonne.

Die Sonne stand schon tief, als ich mich gegen halb vier Uhr auf den Rückweg machte. Der barfüßige Mittag hatte mich so beschwingt, daß ich größtenteils im Dauerlauf bergab trabte - meine Fußsohlen sind mittlerweile so stabil, daß auch manch spitzer Stein ihnen nichts mehr anhaben kann. Allerdings wurde es jetzt so kalt, daß ich erwog, ob ich zuerst meine Hand- oder Fußschuhe anziehen sollte. Das Ende des Wanderpfades und der Beginn des Schotterweges nahm mir die Entscheidung ab. Barfuß mit Mütze und Handschuhen wäre ich wohl doch ein Kuriosum gewesen.

Auf der Heimfahrt und zu Hause das bekannte wohlige Gefühl in den Füßen: warm, trocken, prickelnd.

- Auf dem Weg zum Ganzjahresbarfüßer? Besondere Grüße an Lorenz, was Du mir über die Sherpas gesagt hast, begleitet mich jetzt beim Barfußgehen zwischen 0 und 10 Grad!

Fuß zum Gruß

Barfußmatthias


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