Oktoberpresse, die zweite (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Friday, 03.11.2000, 21:18 (vor 8724 Tagen)

Hallo Forum,
hier kommt der zweite Oktober - Pressespiegel :

Fest verwurzelt auf der Erde
Anrufung des Herrn bei den «Theaterwelten»: Odissi predigte die Einheit von Leib, Seele und Geist
[...] Wie unterschiedlich Indiens Tanzstile sind, das gehört zu den Phänomenen des Vielvölkerstaats. Sie reichen vom Kathakali, einem aus Indiens Südzipfel stammenden Tanztheater mit voluminösen Prachtroben und starren Schminkmasken, bis zum Odissi, den anmutigen Tempeltänzen des Nordwestens.
Deren wechselvolle Geschichte geht bis in vorchristliche Zeiten zurück. Wurden sie anfänglich nur von Frauen, den Maharis, praktiziert, so waren es ab dem 17. Jahrhundert in Frauenkleidern tanzende Jünglinge, die Gotipuas, die den Odissi-Stil vor dem Vergessen bewahrten.
Erst vor rund fünf Jahrzehnten wurde er wieder entdeckt. Seither wird er im Forschungszentrum gepflegt, so von Guru Kelucharan Mohapatra, der 1992 bereits mit seiner Tanzgruppe in Berlin gastierte. [...]
Mag sich der wenig Kundige hauptsächlich an der überwältigen Ästhetik jener Tänze berauschen, so sind sie doch stets religiösen Ursprungs. Das Repertoire beginnt deshalb mit dem Verstreuen von Blumen aus gefalteten Händen, einem Opfer an Mutter Erde. Schon dieser Einstieg mit seiner Mixtur aus Klang, wie ihn Trommel, Saiten- und Blasinstrument sowie Gesangsstimme erzeugen, mit dem Duft von Räucherstäbchen, den leuchtenden Seidensaris mit ihrer Farbsymbolik und dem Tanz ist von hypnotischer Wirkung.
Während das Ballett nach oben, ins Überirdische strebt, ist der indische Tanz bodenständig, wird barfuß und in der leichten Kniebeuge ausgeführt. Fest verwurzelt steht die Tänzerin auf der Erde, auch wenn sie sich zum göttlichen Lobpreis bewegt oder tanzend von den Göttern erzählt. [...]
Dass der äußere Effekt, die plastische Gliederung von Körpern im Raum etwa, das Spiel mit dem dreiarmigen Schatten oder die Anbetung des Feuers, immer die Einheit von Religion, Philosophie und Lebensalltag, Leib, Seele und Geist als Hintergrund hat, wie er Europa fast gänzlich verloren ging, das macht die Begegnung mit asiatischer Kunst so bereichernd.
[Berliner Morgenpost, 16. 10. 2000]
Barfuß und fest verwurzelt auf der Erde - gefällt uns als Motiv, oder?
Und noch einmal Indien, aber inhaltlich ganz anders :

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Die Sekundenliebe
Amma aus Indien umarmt bis zu 12 000 Menschen pro Tag. Die lassen es gern geschehen, denn für sie ist Amma eine Heilige. Jetzt hat sie auch die Bonner in ihre Arme geschlossen [...]
[...] Der Reis ist gut. Das Essen ist fertig. Shakima, der Bewunderer der heiligen Mutter Amma, winkt ein wenig herrisch seine Küchenhilfen herbei. Shakima steht breitbeinig vor einem der Hinterausgänge der hässlichen, in die Jahre gekommenen Mehrzweckhalle von Meckenheim bei Bonn - ein steinreicher indischer Industrieller, ein Selfmademan in den besten Jahren, über 600 Angestellte. Er dient der Heiligen da drinnen im Saal samt Tausenden Anhängern als Chefkoch, und das auch noch auf eigene Kosten. [...] Seine Spende für Amma, sagt er, für das südindische Fischermädchen, das eigentlich Sudhamani heißt, und als Mata Amritanandamayi, genannt Amma, alle Welt bereist.
Tag und Nacht umarmt diese heilige Mutter zärtlich ihre Mitmenschen, in Indien, in Amerika und nun in Europa - etwa 15 Millionen bislang, und rund 4000 an diesen beiden Tagen unter den braun gestrichenen Lüftungsrohren der kahlen Betonhalle von Meckenheim [...] an wem könnte sich das Göttliche einer Heiligkeit besser ablesen lassen als an ihren Anhängern - wie dem Unternehmer Shakima im Kochzelt und denen, die ihr da in der Halle auf Knien entgegenrutschen, bei dieser Promenade in Zweierreihen, dieser langen, nach Nummern geordneten Prozession: Nach diesem Anblick muss es sich bei der 48-jährigen Fischerstochter mit dreijähriger Grundschulbildung, dieser heiligen Mutter Amma, die kein Wort Englisch, nur Malayalam spricht, um eine ganz ungewöhnliche, merkwürdige Heilige handeln.
Robuste Kerle, sogar John-Travolta-Typen knien vor ihr, gestandene Herren dahinter, konservativ betuchte Familienväter, viele Frauen, Mütter mit ihren Kindern und nur selten jemand, dem gleich eine Schwäche für ausgefallene Esoterik und entrückten Spiritualismus anzumerken ist.
Amma, die indische Heilige, thront nicht, sie sitzt zu ebener Erde [...] Keine Devotionalien, kein sakrales Brimborium, kein Guru-Getue, keine qualmenden Räucherstäbchen - nichts, gar nichts von den Methoden und dem Inventar religiöser Einstimmung. Nur eine mollige, freundliche, völlig ungeschminkte Frau in einem weißen Leinentuch, die beim Lachen ihre leicht vorstehenden auseinander strebenden Schneidezähne zeigt.
Amma ist schmucklos, abgesehen von kleinen Perlen am Ohr und auf der Nase. Sie fasst mit ihren kleinen, weichen Händen nach dem Nächsten in der Reihe, betrachtet ihn einen Augenblick und zieht ihn dann zu sich an ihre Brust. Dort liegt er nun, mit dem Kopf unter ihrer rechten Schulter, und kann mit geschlossenen Augen Ammas großes Herz für ihn schlagen hören. Amma nimmt ihn in die Arme und wiegt ihn ein wenig darin. Sie streicht tröstend über seinen Rücken, sie flüstert ihm ein, zwei indische Worte ins Ohr - und entlässt ihn wieder. [...]
Amma hat keinen persönlichen Besitz, nur eine Zweizimmerunterkunft auf dem Klostergelände daheim im indischen Kerala. Jeder darf zu ihr kommen, es kostet nichts, sie liebt, sie herzt jeden Menschen, alle, ohne zu ermüden, jeden, der zu ihr kommt. [...] Ihre Anhänger finanzieren das technisch bestausgestattete Krankenhaus Indiens - ein 800-Betten-Zuschussbetrieb, weil Behandlungen und Operationen kostenlos sind für Mittellose. Schulen, Waisenhäuser, 10 000 Unterkünfte für Obdachlose, Suppenküchen, ein Sterbehospiz, kostenlos das alles, finanziert von denen, die sie umarmt. [...]
Auch als sie sich nach Stunden unentwegten Umarmens erhebt und barfuß durch eine Menschgasse zum Auto einer Anhängerin läuft, will sich keine Aura von Heiligkeit, Devotion, Ergebung und Anbetung einstellen. Eher Bewunderung, Respekt und auch Ehrerbietung einer kraftvollen, kleinen und ganz uneitlen Frau, die einen ganz außergewöhnlichen, nachgerade unglaublichen Beweis ihrer Nächstenliebe angetreten hat.
[Die Welt, 19. 10. 2000]
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"Die Schulen starren vor Dreck"
Frankfurt. "Frankfurts Schulen starren vor Dreck". Auf diesen Nenner hat gestern Juliane Wittekind, Personalrätin der Henri-Dunant-Schule in Sossenheim, die Reinigungssituation an den Bildungsanstalten bei einer Pressekonferenz im Schulamt gebracht. [...] Und der Basis, Lehrern, Schülern und Eltern stinkt's gewaltig. [...]
In der Erklärung der Lehrer heißt es: "In den letzten Jahren wurden die vorgesehenen Reinigungszeiten für Schulräume in Frankfurt kontinuierlich auf inzwischen weniger als 50 Prozent der ursprünglichen Zeit verkürzt." Das Ergebnis aus Sicht der Lehrer: "Die von den Reinigungskräften zu leistenden Arbeiten können in den vereinbarten Zeiten unmöglich geleistet werden." [...]
Die von den Lehrern in ihrer Erklärung genannte Zeit für die Reinigung eines Klassenzimmers bestreitet [...] Liegenschaftsverwalterin der Schulen [...]: "Es gibt keine Zeitvorgabe [...]" Klasszimmer würden zwei Mal in der Woche feucht gewischt, Toiletten und die Turnhalle täglich. [...]
Auch Silke Haupt (9) von der vierten Klasse der Henri-Dunant-Schule schilderte ihre Erfahrungen: "Bei uns in der Turnhalle, da ist der ganze Boden dreckig. Man kann dort nicht barfuß turnen." Carina Blessing (9) aus der Dritten sagte: "Ich bin in der Theater AG. Da haben wir uns zum Kulissenmalen hingekniet. Danach waren alle an den Knien und Füssen dreckig." [...]
[Frankfurter Neue Presse, 19. 10. 2000]
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Ein Paradies für Füße und Nase
GEROLZHOFEN · Die Klinik am Steigerwald präsentiert sich bald nicht nur im neuen Outfit, sondern bietet jetzt noch mehr für die Sinne [...]
Neben einem neuen Anstrich wird sich nach Abschluss der seit Monaten andauernden Um- und Ausbauarbeiten, die zur Zeit noch andauern, auch das Innere des Zentrums für chinesische Medizin verändert haben. [...] Auf dem Flachdach entsteht ein Speisesaal für Mitarbeiter. Bisher nahmen sie die Mahlzeiten gemeinsam mit den Patienten im Panoramazimmer ein. Genau wie von dort hat man auch vom neuen Esszimmer aus bei schönem Wetter, einen hervorragenden Blick über das ganze Gerolzhöfer Land bis zur Rhön. [...]
Ebenfalls neu entstanden sind in diesem Jahr der Duft- und Tast-Garten und der Barfuß-Weg. "Beide dienen der Sensibilisierung der Sinne" [...]
Eine Oase der Ruhe ist ebenso wie der Garten der Barfuß-Weg, der entlang eines Zierteichs mit Goldfischen und einer Bogenbrücke führt. Die Segmente, aus denen er sich zusammensetzt, bestehen aus unterschiedlichen Materialien, die jederzeit ausgewechselt und neu kombiniert werden können. Derzeit besteht er aus Stroh, Holz, verschiedenen Steinen mit unterschiedlichen Profilen und Größen, Rinde und trittfestem Thymian.
"Der Patient soll das Gefühl entwickeln, dass Füße nicht nur die Person tragen, sondern auch die Verbindung zum Boden herstellen. Ein Barfuß-Weg ist nie fertig", betont Michael Brehm, der für die Organisation der ärztlichen Fortbildung und die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. [...]
"Wir unterscheiden uns von anderen derartigen Einrichtungen dadurch, dass bei uns deutsche und keine chinesischen Mediziner, die kaum unsere Sprache sprechen, behandeln. Außerdem wurde hier die traditionelle chinesische Medizin erweitert und an Menschen aus dem europäischen Kulturkreis angepasst" [...]
[Volksblatt Würzburg, 20. 10. 2000]
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Das Stück "Barfuß, nackt, Herz in der Hand" gehört immer wieder zu den Paperballtreffern. Der folgende Beitrag gibt auch eine Inhaltsangabe :
Im Selbstgespräch das Herz auf der Hand [...]
Der Blick auf Deutschland und Deutsche, ihr Unverständnis gegen Fremde aus der Sicht eines türkischen Straßenkehrers, der seine Familie durch einen Brandanschlag verlor. Fremdheit, religiöse Andersartigkeit, unterschiedliche Auffassungen.
75 Minuten lang weinte, tobte, lachte Lutz Schwarze in seiner Rolle als Ali am Mittwoch im Saal des Stadtjugendhauses. Hier gastierte das freie eisenacher burgtheater vor Mühlhäuser Schülern mit dem Stück "Barfuß, nackt, Herz in der Hand", im Untertitel als "Monolog eines Türken" angekündigt.
Tatsächlich trug Ali sein Herz auf der Hand. Schüttete seine Gedanken- und Gefühlwelt aus, vulgär direkt bei Liebe und Frauen, zartfühlend bei der Familie, verletzt und verstört bis an den Rand des Wahnsinns getrieben vor Trauer und Schmerz.
Kein Hass gegen die Vampirkinder ohne Haare (Skins), die Sekt (Brandflaschen) in sein Haus warfen. Und Gott ließ es nicht regnen, als sein Haus brannte, wo es doch so oft in Deutschland regnet.
Das Ein-Mann-Stück, im Rahmen der Multikulturellen Woche, hat der iranische Theatermacher Ali Jalaly, er lebt in Köln, unter dem Eindruck des Brandanschlages auf ein von einer türkischen Familie bewohntes Haus 1993 in Solingen geschrieben. Fünf Menschen kamen damals ums Leben.
[Thüringer Allgemeine, 20. 10. 2000]
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Jetzt kommt ein weiteres Beispiel für die Variationsfähigkeit der Fühlpfadidee :
Schulfest / Halloween-Party in der Weststadt
Schauerliche Gestalten treiben sich im Glacis herum
Grad zum Fürchten war's, und Harry Potter hätte wohl seine wahre Freude gehabt: In der Neu - Ulmer Weststadtschule trieben sich am Samstag nur Hexen, Zauberer, Gespenster und andere schauerliche Gestalten herum. Der Grund: Eine Halloween-Party war angesagt. [...]
In den Klassenzimmern gab's Gruselgeschichten, Geisterfrazen-Schminken, oder man konnte barfuß auf einem Gruselpfad laufen. [...]
[Südwest Presse, 23. 10. 2000]
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Die Zigeunerin schwebte übers Parkett
Ruppertshain. Gemächlich kam die Zigeunerin auf die Bühne. Sie trug nur ein leichtes Kleid und einige mattsilbern glänzende Ketten, die ihren Hals und das Fußgelenk zierten, schienen alles zu sein, was sie besitzt.
Dann setzte die Musik ein, und die schwarzhaarige Schönheit begann mit ihrem Tanz. Zuerst drehte sie sich nur langsam um sich selbst, doch rasch steigerte sie sich - immer schneller wurden ihre Bewegungen, graziel bewegte sie ihren schlanken Körper zur immer flotter spielenden Musik. Barfuß schwebte sie über das Parkett, ihre Ketten und Metallbänder rasselten, als sie Pirouette um Pirouette drehte und dann den Applaus der Menge genoss: Alice Arnold-Tischurnowa, die ihre Interpretation des Tanzes der Esmeralda aus dem Musical "Der Glöckner von Notre Dame" vorführte, konnte auf ganzer Linie überzeugen.
Doch das war nur einer der vielen Highlights, die es beim großen Kleinkunstabend im "Al-Terrazzino" in Ruppertshain gab. [...] ging der Abend zu Ende, der vor allem für die Kinder in Peru von Bedeutung war, denn der gesamte Erlös der Veranstaltung wird dem Kinderhilfsprojekt "Herzen für eine neue Welt" zu Gute kommen, das obdachlose Jungen und Mädchen in Peru betreut.
[Frankfurter Neue Presse, 24. 10. 2000]
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Songwriterin Pe Werner mit Band wieder auf Tournee
Große Gefühle auf Achterbahnfahrt
Die 300 Fans im Roxy entflammen erst spät für die poetische "Herzkönigin'' [...]
Pe Werner - nicht jeder kennt sie. Ihr größter Hit aber ist einfach in jedem Ohr: "Dieses Kribbeln im Bauch''. Nach Kleinkunst-Erfolgen meldet sie sich wieder auf Tournee beim großen Publikum zurück. Im Gepäck ihr brandneues Album [...]
Mit Herzklopfen fängt das Konzert an, die Boxen wummern, dann huscht die Rothaarige barfuß in einem Renaissance-Kleid auf die Bühne. Der Jubel nach "Trommler in der Brust'' aber sollte bei den über 300 Fans, von denen viele die Songwriterin mit der poetischen Ader zum dritten Mal im Roxy erleben, bald zu bravem Applaus verkümmern. [...]
Das Publikum war generationenübergreifend verschnupft. Wo blieb die Powerstimme von Pe Werner, ihr unverwechselbarer Ton, wo waren ihre sinnlichen Gluckser, wo ihre intelligenten, nachdenklichen Liedtexte? Ganz einfach untergepflügt von dem einfallslos groovenden Einheitsbrei der Band [...]
Dann tauschte die attraktive 40-Jährige ihr Outfit gegen einen roten, hautengen Partyfummel. Vorbei war die Durststrecke, auch die Band steigerte sich [...] Die Dauerbrenner wie "Kribbeln im Bauch'' zündeten [...] Die Stimmung war auf Touren. [...]
[Südwest Presse, 25. 10. 2000]
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Das Programm des Diabetikertages in Weiskirchen
Vorträge [...] Tagungsraum vier 14.30 Uhr: "Barfuß - Ein erlebnis-orientiertes Schulungsprogramm für Fuß-Risiko-Patienten" mit Hasan Alawi aus Saarlouis [...] zehn bis 15 Uhr: "Fuß-Tüv" im Fußmobil mit Josef Wenzel, Oberarzt Innere Medizin an den Hochwald-Kliniken Weiskirchen [...]
[Saarbrücker Zeitung, 27. 10. 2000]
Der Beitrag erinnert daran, dass unsere einschlägige - und wohl etwas optimistische (?) Seite überarbeitet werden müsste !?
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Unnerwäggens düör Riecke
Ein altes Schul- und Kirchpättken blieb erhalten [...]
Außer den Straßen gab es in jedem Dorf auch "Pättkes". Das sind schmale Wege, die durch häufiges Gehen entstanden waren. Der Name "Pättken" kommt von dem Plattdeutschen "Pattke" und bedeutet Fuß. Mit den Pattken pattkete man eben solche Pättkes aus. Wie schön und lautmalerisch das Plattdeutsche klingt!
Die Pättkes sind in der Regel sehr schmal und eignen sich auch gut zum Fahrradfahren. Als Kinder liefen wir auf diesen Pättkes auch gerne barfuß, "pattkebarves". [...]
Wurde im Frühling der Esch gepflügt, bahnten sich die Kinder mit ihren Holzschuhen das alte Pättken neu. Niemand sagte etwas. Es gehörte zum ungeschriebenen Pättkesrecht. [...]
Pättkes sind, so meinte Hein Schlüter aus Hörstel, freundliche Züge im Gesicht der Heimat. [...]
[Ibbenbürener Volkszeitung, 27. 10. 2000]
Auf dem - vielleicht auch etwas matschigen - Naturboden des Pättkens macht(e) "pattkebarves" ja auch richtig Spaß ...
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Frivole Kunst der Königinnen der Nacht
Frivolität, Leichtlebigkeit und Ekstase - ach, all die Tabus der bürgerlichen Moral um 1900 traten die Variete-Tänzerinnen mit "skandalös" nackten Füßen. Dass sie den Weg vom "Sinnenrausch zur Tanzmoderne" ebneten, verschweigen die einschlägigen Lexika.
Das Lasterhaft Lustvolle und die selbstbestimmte Pose der Frauen liegen als Motive nahe. Aus der Vergessenheit holt jetzt das Theatermuseum die einst legendären Berühmtheiten mit den Exotik versprechenden Namen. Ihr Auftritt, La Belle Ote´ro, Cle´o de Me´rode und Saharet!
Als in Düsseldorf 1899 Deutschlands größtes Variete´ Apollo eröffnet wurde, hatte der Hunger nach Amüsement Hochkonjunktur. Allein die Variete´s der Metropolen boten den oszillierenden Musen zwischen Massen- und Hochkultur eine Bühne. Denn die Opernhäuser [...] waren in Attitüden des romantischen Balletts erstarrt.
Mit zartbestrumpften Schenkeln, freiem Bauch oder gar völlig textillos - allein mit einem einzigen Brillanten verziert wie Anita Berber - trotzten die Solistinnen jeder klassischen Tanzlehre. Die Tänzerinnen waren nicht mehr Dienerinnen dramatischer Inhalte, sondern formulierten mit ihrem ganz persönlich geschöpften Stil und dem gesamten Körper innere Bewegtheit. Schrittmacherinnen des Ausdruckstanzes oder Modern Dance, der offiziell erst bei Isadora Duncan beginnt. [...]
Atmosphärische braunstichige Originalfotografien, sehr schöne Lithografien und ein imposantes Ölgemälde der Legenden umrankten Ruth St. Denis in indisch anmutendem Tanzgewand stimmen den Besucher bis 14. Januar in drei Räumen des ehemaligen Hofgärtnerhauses auf die fleischgewordenen Männerträume ein. [...]
Die Königinnen der Nacht, die auch als spanische Zigeunerin Leidenschaft versprachen, orientalisch in den fernen Osten entführten, webten fleißig selbst am Legendenteppich. Wie Meisterin Mata Hari, die mit 10 Lebensläufen ihr geheimnisvolles Image pflegte.
[Neue Ruhr Zeitung, 27. 10. 2000]
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WAZ-Talk / Harpo: "Ich war einmal fast tot"
Superstar Harpo aus Schweden bei der Oldie-Night im CongressPark, WAZ-Redakteur Bernd W. Rippert sprach ihm direkt nach dem Auftritt.
WAZ: Sie sind wieder barfuß aufgetreten. Sind die Füße nicht durchgefroren?
Harpo: Nein. Vor Tagen trat ich in Nordschweden auf. Da war es richtig kalt.
WAZ: Können Sie nur barfuß singen?
Harpo: Ich bin zuerst ohne Schuhe in der Theaterschule aufgetreten. Da war es ein Gag, doch dann sah ich Sandy Shaw, wie sie barfuß den Grand Prix gewann. [...]
[Wolfsburger Allgemeine, 31. 10. 2000]
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Star-Fotograf Helmut Newton über Gerhard Schröder, Macht und Ohnmacht und den Sexappeal von Autos.
Ein Gespräch mit SPIEGEL ONLINE
SPIEGEL ONLINE: Stimmt es, dass Sie auch Landschaftsbilder machen?
Helmut Newton: Ja, aber die mache ich nur für mich selber, keiner will sie veröffentlichen. Die Leute von den Magazinen sagen immer: Wir wollen deine Bilder zeigen. Und wenn ich dann antworte, dass ich schöne Bilder von Blumen und von Bergen habe, dann sagen sie: "Ach Helmut, das wollen wir nicht, wir wollen lieber nackte Frauen." [...]
SPIEGEL ONLINE: In der Ausstellung in der Berliner Nationalgalerie sind auch Aufnahmen von Autos zu sehen.
Newton: Ich bin ein Autofreak. [...] Ich finde Autos sexy. Ich glaube, das sehen auch viele Männer und viele Frauen so. Es gibt diese berühmte Geschichte von Françoise Sagan: Als sie jung war, fuhr sie ihren Jaguar immer barfuß - um die Macht und das Vibrieren des Motors durch die nackten Füße hindurch besser zu spüren. Danach hat die französische Polizei verboten, dass Leute mit nackten Füßen fahren. [...]
[Spiegel Online, 31. 10. 2000]
Falls das stimmen sollte - was ich eher nicht glaube - sollte unsere Polizei Frau Feldbusch etc. möglichst nicht barfuß im Auto erwischen ...
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Zum Abschluss noch ein Beispiel für ein von der Presse immer wieder bedientes Thema / Klischee : barfuß = arm :
Hilfsgüter für Litauen bestimmt
Kinder, die barfuss auf den Straßen spielen, und Pferdefuhrwerke auf der Autobahn gehören in Jonava zum Alltag. Solche und ähnliche Situationen erlebte Laboes DRK-Vorsitzende Ute Ulrich oft in Litauen. Zusammen mit drei weiteren Mitgliedern des Ortsvereins brach jetzt mit einem vollbeladenen Hilfstransporter nach Jonava auf. Im Gepäck: 4,6 Tonnen gespendete Konserven, Kinderwagen, Kleidung, Fahrräder, Windeln, Seife, Haarshampoos und Cremes. [...] "Die Armut ist dort sehr groß. Die Menschen sind dankbar für jede Hilfe."
[Kieler Nachrichten, 25. 10. 2000]
Belesene Füße
Georg

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