Septemberpresse (2) (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Forum,
der "Traffic" hat ja seit der 1. Septemberteillieferung wieder deutlich zugenommen - den zweiten Teil der Septemberpresse gibt es trotzdem:
Barfuß im Krautfass: Ausstellung und Vorführungen zum Jubiläum des Geschichtsvereins
BISCHOFSHEIM [...] drehte sich [...] alles um das ländliche Leben in den 50-er Jahren - der Gründungszeit des Jubiläumsvereins. Da waren Ziegen und Kaninchen zu sehen - früher Lieferanten von Milch und Fleisch für viele Familien, die sich keine Schweine und Kühe leisten konnten. Während vor allem die kleineren Kinder von den Tieren angezogen wurden, übten die alten Traktoren auf die etwas Größeren die stärkste Faszination aus. [...] Den Übergang vom Pferdegespann zum Traktor dokumentiert bis heute der Name eines dieser frühen Traktoren: Das "Dieselross" bezog sich bewussst auf seinen vierbeinigen Vorgänger. [...]
Ganz auf Technik verzichteten die Mitglieder des "Narrenkäfigs": Die Fastnachtsjugend führte vor, wie früher Sauerkraut eingemacht wurde. Sie stampften die kleingeschnittenen Weißkrautköpfe mit bloßen Füßen in einem nach oben enger werdenden Holzfaß fest. Zwischendrin, erläutern Matthias Krewer und Johannes Bersch, wird immer wieder eine Lage Salz, Zucker und Wacholderbeeren zugegeben. Wenn das Fass mit gut einem Zentner Weißkraut gefüllt ist, muss das Krautgemisch mit einem sauberen Holzdeckel abgedeckt werden, der zusätzlich mit einem großen Stein beschwert wird. Nach vier Wochen kann das erste Sauerkraut gegessen werden, der Vorrat hält sich in einem kühlen Keller problemlos bis ins nächste Frühjahr. [...]
[Darmstädter Echo, 12. 09. 2000]
--
So besuchten Kinder vor 50 Jahren die Schule
Viel Obst in den Schultüten - Viele mussten barfuß und zu Fuß von den Bauernhöfen kommen - Kinder heizten selbst im Klassenzimmer
Landau. Ein kurzer Rückblick zeigt im Hinblick auf den gestrigen Schulbeginn, welche Veränderungen im Laufe eines halben Jahrhunderts eingetreten sind. [...]
Für die sechsjährigen Buben und Mädchen beginnt mit dem ersten Schultag ein neuer Lebensabschnitt. So war es früher schon und so ist es auch heute noch. Die Aufregung war bei Eltern und Schulanfängern meistens groß. Zunächst wurde in die Stadt gefahren, um ein neues Gewand zu kaufen. Das Wichtigste aber war die Schultüte. [...] Auch bei der Kleidung wurde gespart. Sobald sie den älteren Geschwistern zu klein war, wurde es an die kleineren weitergegeben. [...]
Bei den Buben gab's auch öfters Raufereien, was zur Folge hatte, dass es meistens zerrissene Hosen gab. Das wiederum hatte zur Folge, dass man zu Hause Watsch'n bekam. [...]
Vor etwa 60 Jahren gingen die Kinder in der Sommerzeit barfuß und in der Winterzeit mit Holzschuhen in die Schule. [...] Früher gab es fast in jedem Dorf eine Volksschule, wobei mehrere Klassen in einem Zimmer unterrichtet wurden. [...] Es gab auch keine Schulbusse, so dass die Kinder teilweise mehrere Kilometer oft unter schwierigsten Witterungsverhältnissen zu Fuß zurücklegen mussten. [...]
[Passauer Neue Presse, 13. 09. 2000]
--
Weddinger Kindermusseum
Barfuß durch den Zauberwald
"Irren ist menschlich" heißt die neue Ausstellung - Alle Sinne werden angesprochen
"Iiiih." Patricia ist mit ihren nackten Füssen auf den feuchtkalten Waldboden getreten. Wer weiß, was da alles für Käfer rumkreuchen. Mit ihrer Freundin Mersija hat sich die Sechsjährige in den Zauberwald geschlichen. Im Laub flüstern die Feen, und es riecht nach Hexenkräutern. Ganz schön gruselig!
Der Zauberwald steht im Obergeschoss des Kindermuseums Labyrinth. Dort gibt es seit gestern eine neue Ausstellung. "Irren ist menschlich" heißt das Motto. Kinder zwischen 4 und 12 Jahren können hier Labyrinthe und Wälder erforschen, knifflige Konzentrationsaufgaben lösen, eine Murmelbahn bauen und vor allem "irre" viel Spaß haben.
Im Weddinger Kindermuseum gibt es keine Vitrinen, an denen man sich die Nase plattdrücken muss. Es plärrt keine Alarmanlage, wenn man sich einmal zu nahe herangetraut hat. Anfassen, riechen, lümmeln - alles ist erlaubt. Den Zauberwald und das Labyrinth haben Studenten der Hochschule der Künste (HdK) konzipiert. [...]
Im Zauberwald soll es eigentlich etwas ruhiger zugehen. Die Kinder verkleiden sich hier als Hexen und Gnome. [...] "Das mit der Ruhe müssen wir noch ein bisschen üben", sagt die Frau mit dem Hexenhut, Betreuerin Susanne Schmidt. Die meisten Kinder seien viel zu aufgeregt, um sich auf die einzelnen Geräusche und Gerüche zu konzentrieren. [...]
Das Kindermuseum Labyrinth gibt es seit drei Jahren. 250.000 Kinder und Erwachsene haben seitdem das Fabrikgebäude besucht. [...]
Labyrinth Kindermuseum, Osloer Straße 12, Berlin
[Tagesspiegel, 13. 09. 2000]
--
Noch ein schönes Beispiel für Integration der Fühlpfadidee in eine Rahmenkonzeption !
Bei den Geistern angekommen
Stella Chiweshes esoterische Reise durch die Brotfabrik
Vor dem Konzert gibt es noch schnell eine Gebrauchsanweisung, denn das Publikum in der Brotfabrik soll ein sinnliches Erlebnis jenseits von Musik- und Zeitbegriffen des westlichen Musikbusiness mit seinen genormten Drei- Minuten- Stücken erwarten: Stella Chiweshes Lieder seien wie eine Reise, von der man nicht weiß, wohin sie führen wird. Wird die Reise gut, kann man sie während der 90 Minuten des Konzerts machen, manchmal müsse man aber zurückgehen und die Reise von neuem beginnen.
Barfuß betritt die herbe, fast androgyn wirkende Frau im weißem Wallegewand die Bühne. Mit Perlenfransen vor den konzentriert geschlossenen Augen gänzlich von ihrer optischen Umgebung abgekapselt, steigert sie sich allmählich in einen kraftvoll stampfenden Tanz, unterstützt von der dröhnenden Trommelbegleitung ihrer drei Musiker. [...] Man spürt schnell, dass ihr Tanz weniger eine ästhetische Funktion innehat, sondern Ausdruck intensiver geistiger Empfindungen ist.
Berühmt ist Stella Chiweshe für das als meditativ und energetisch empfundene Spiel auf dem Fingerklavier Mbira, das sie mit spiritueller Andacht ausführt. [...] Tatsächlich hat Stella Chiweshes Musik ihre Wurzeln in Besessenheitsriten der Shona in Simbabwe, wo auch das von ihr gespielte Instrument noch heute benützt wird, die Geister zu rufen. [...]
[Frankfurter Rundschau, 15. 09. 2000]
--
Strandparadiese für Stadtkinder
Wasser und Sand regen Phantasie an und sind auf Spielplätzen die absoluten Renner
Aschaffenburg. »Jetzt bist du dran mit dem Pumpen!«, ruft der fünfjährige Paul und rennt flink durch die riesige Hügellandschaft zum Schleusentor. Jetzt darf er die Überflutung einleiten.
Am Fuß der Kaskade hat Lea schon einen gehörigen Sandberg aufgetürmt. Gleich wird die große Wasserwelle darüber wegfluten! Fachmännisch zieht Paul die Schleuse hoch! Schwapp! Hurra!
So ein Staudamm ist was Tolles. Und aus dem matschigen Sand lassen sich herrliche Phantasiegebilde bauen. Glücksmomente wie am Strand! Der Strand, der Paul und Lea an sonnigen Sommertagen magisch anzieht, liegt in der Karlsbader Straße in Leider, nur wenige Meter vom Mainufer entfernt.
Mit Eimern, Schaufeln und allerlei Plastikwerkzeugen rücken die Kinder am Nachmittag an, ziehen gleich alle überflüssigen Klamotten wie T-Shirts, Hosen und Schuhe aus und setzen die stabile Wasserpumpe im Herzen der Bachlandschaft in Gang. Riesige runde Findlinge aus Naturstein, eine kleine Holzbrücke, ein stabiler Bagger, Schleusen, eine Wasserpumpe und Sand - mehr braucht das Kinderherz nicht zum Glück. [...] Und während sich der bewegungshungrige Nachwuchs barfüßig und in Unterhosen von phantasievollen Wasserspielen nährt, greift Mama in den Picknick-Korb und vertieft sich auf der schattigen Parkbank in den neuesten Mankell. Oder ist es Harry Potter? Na egal, jedenfalls kommt jeder auf seine Kosten. [...]
Kinderleicht ist es keineswegs, den Bedürfnissen von Kindern - heute oft als fernseh- und computergeschädigte Bewegungsmuffel mit Übergewicht verschrieen - gerecht zu werden. Nicht nur weil es einschränkende Kriterien wie Sicherheitsbestimmungen und Budgetgrenzen zu beachten gilt. »Immer wenn Holz direkten Kontakt zum Boden hat, wird es zu teuer« [...] Spielgeräte und Kombinationen haben deshalb heute Stahlfüße, so sind sie haltbarer. Ansonsten dominiert nach wie vor Holz, weil das wärmste Material, und überhaupt gehe man völlig weg von industriell genormten Spielgeräten, im schlimmsten Fall noch aus Metall. Veränderbare Materialien sind heute gefragt: große Findlinge zum Erklettern, Sand zum Buddeln und Graben, robuste Pflanzen wie Weiden, Haselruten oder Hollunder für Stöckchen und Blasrohre, Büsche zum Verstecken. [...]
[Main - Echo, 16. 09. 2000]
Wäre schön, wenn das Aschaffenburger Beispiel Schule machen würde - auch um der Barfußerfahrungen der kinder willen !
--
Rockstar JON BON JOVI hat sich als Erfinder der erfolgreichen "MTV - Unplugged"-Konzerte bezeichnet: Das Vorbild für das preisgekrönte Konzertkonzept, bei dem Stars ihre Songs auf akustischen Instrumenten präsentieren, war sein Auftritt bei den MTV- Music- Video-Awards 1987, wie er selbst erzählt.
Damals habe er große Angst davor gehabt, das mit Stars wie MADONNA, BOB SEGER und DAVID LEE ROTH gespickte Publikum zu enttäuschen. Seine Bandkollegen hätten ihm dann geraten, einfach so zu spielen, wie er die Songs geschrieben habe.
"Also bin ich barfuß mit zwei akustischen Gitarren rausgegangen. Ich dachte, das Ganze sei ein großer Misserfolg gewesen - bis ich anderntags die Zeitungen gelesen habe."
[Bocholter Borkener Volksblatt, 20. 09. 2000]
--
Julia "Butterfly" Hill: Von der Aktivistin zum Medienprofi
Die erfolgreiche Baum-Besetzerin hat ihre Geschichte als Buch veröffentlicht / Barfuß und ungeschminkt zum Interview - Termin
[...] MÜNCHEN. Die Tinte ist aus Soja. Das Papier zu hundert Prozent wiederverwertbar. Anders hätte es Julia Hill nicht gemacht.
Nach 738 Tagen ist sie im Dezember vergangenen Jahres von ihrem Baum "Luna" heruntergeklettert und hat ein 250 Seiten dickes Buch geschrieben, das inzwischen auf Englisch, Deutsch und Italienisch erschienen ist.
Ein weltweites Medienecho auf ihre Aktion zum Schutz der Redwood-Kiefern in Kalifornien bestärkte die 26-jährige Tochter eines Wanderpredigers in der Auffassung, dass eine einzelne Person etwas bewegen kann. "Ich bin der lebende Beweis dafür", sagt Julia. Gestern saß sie im Hilton-Hotel in München in einer Suite, um Interviews zu geben. Auch daran hat sie Gefallen gefunden. Ungeschminkt, barfuß, mit grauem Pulli, grauer Hose, in schwarzen langen Haaren, die ihr unter die Schultern reichen. [...]
Die Umweltaktivistin ist sich ihrer Wirkung bewusst. [...]
In ihrem Buch kommen mehrfach Grenzsituationen vor. Als sie im Oktober 1997 mit Kletterseil und Karabinerhaken auf den 65 Meter hohen Baum klettert, ist sie ein unbekanntes Mädchen mit Träumen, die Umwelt zu schützen. Als sie nach gut zwei Jahren von ihrer Plattform wieder heruntersteigt eine weltweit bekannte Umweltschützerin. Jetzt ist sie dabei, ein Medienstar zu werden.
Die Baumbesetzung hat ihr Leben total verändert. "Ich habe gelernt, die kleinen Dinge zu schätzen. Luna hat mich verändert", sagt sie. Welt und Schöpfung hätten dort oben im Gebet zu ihr gesprochen.
Die Menschen sollten lernen, "von den Zinsen der Erde zu leben, statt ihre Substanz anzugreifen", lautet Julias Botschaft. [...]
Julia hat nicht vor, ihren Baum, den sie zärtlich Freundin nennt, wieder zu besteigen. Die Seilvorrichtungen sind weg, "ich freue mich, dass Luna wieder Baum sein kann". [...]
Im ersten Winter fegte der Sturm El Niño durch den Wald. Ihre Plane wurde zerrissen, wie eine Vogelscheuche sei sie schutzlos dem Hagel und der Kälte ausgeliefert gewesen. Ihre Plattform kam ihr wie ein Streichholz vor. "Der Wind lässt die Gedanken verrückt spielen. Sechs Nächte konnte ich nicht schlafen. Ich betete und flehte um mein Leben. Ich klammerte mich an Luna, umarmte den Ast und sagte, ich möchte stark für dich sein, Luna." Danach wollte sie nicht mehr weitermachen.
Als sie den Orkan überstanden hatte, fühlte sie sich wie verwandelt und schöpfte neue Kräfte. Julia zitiert die Lokalpresse: "Ausdauertest mit offenem Ende". Das weckte ihren Widerstandsgeist, so lange oben zu bleiben, bis die Zusage der Holzfirma vorlag, die Rodung einzustellen. [...]
Eine Zeitschrift erkor sie zu einer der am meisten bewunderten Frauen Amerikas. Vorher wurde sie als ausgeflippt, terroristisch und geisteskrank eingestuft. [...]
Die ARD hat sie für Oktober zu "Beckmanns" eingeladen. Die meisten Reaktionen sind inzwischen positiv. "Manche nennen mich sogar eine Heldin", sagt Julia Hill. Anfragen für eine Verfilmung des Stoffs hat sie auch schon.
[Mittelbayerische Zeitung, 20. 09. 2000]
Zu Julia "Butterfly" Hill gibt es bereits
Texte im Best of !
--
Feuervogel oder barfuß im Wald
GRUNDSCHULWOCHE [...] Vier Tage haben sich die Schülerinnen und Schüler der fünf Oer-Erkenschwicker Grundschulen im Rahmen der landesweiten Grundschulwoche mit Projektarbeit beschäftigt. Gestern präsentierten sie ihre Ergebnisse.
Und die spiegelten das breite Spektrum des an den Grundschulen zu vermittelnden Wissens wieder. Es reichte von der akustischen und optischen Umsetzung von Strawinskys "Feuervogel" bis zum barfüßigen Erlebnistrip durch die Haard.
[...] Mit welchem Thema sich die Jungen und Mädchen auch beschäftigten, eines hatten sie gemeinsam. Eine große Begeisterung sowohl unter den Schülern als auch unter den Lehrern stellten alle fünf Rektoren während dieser Woche fest. Und die Welle der Begeisterung schwappte auch bis in die Elternhäuser. [...]
Den Herbst mit allen Sinnen erleben" wollten Kinder der Albert-Schweitzer-Schule. So bauten die Schüler Drachen, beschäftigten sich mit Kartoffeln und mit Herbstgedichten.
Besonders wörtlich nahmen die Kinder der Klasse 1c das Thema. Sie gingen barfuß in die Haard, um den Wald unter den Fußsohlen zu spüren. Anschließend sammelten sie Tannenzapfen, - nadeln, Sand und Erde und bauten damit auf dem Schulhof einen Pfad für die Sinne auf. Dort konnten Besucher den Barfußtrip nachgehen. [...]
[Ruhr Nachrichten, 23. 09. 2000]
--
Und noch ein weiteres Mal eine Variante der Fühlpfadidee :
Pappnasenparty
Piraten machten "Santa Paula" flott
Abenteuerliches Spektakel am Bürgerhaus lockte 2500 Besucher an
[...] Troisdorf - Tiefschwarz auf leuchtend weißem Tuch - der Totenkopf der "Santa Paula" war weithin zu sehen auf dem Wilhelm-Hamacher-Platz. Kapitän Schlitzohr hatte sein Piratenschiff falsch geparkt und war zufällig bei der Pappnasenparty angelandet.
Die 19. Auflage der von den städtischen Kindertageseinrichtungen organisierten Veranstaltung im und ums Bürgerhaus geriet zum abenteuerlichen Spektakel für 2500 Besucher. Nicht gleich jedes Kind ist schon ein Pirat, drum mussten die Anwärter erstmal eine ausgeklügelte Prüfung ablegen, etwa über eine schwankende Schiffsplanke laufen, eine umgedrehte Holzbank war mit Seilen in einen Barren gespannt. Oder sie mussten mit dem Löffel im Mund schwimmende Schätze aus dem Wasser bergen. Übrigens Schätze, die waren in Sandkisten oder alten Truhen versteckt. Drei liefen gar lebendig herum und verteilten bunte Edelsteine an die Prüflinge.
Aber nicht nur die Fähigkeiten, auch das Outfit musste stimmen. In lauschigen Zelten im großen Saal konnten sich die Seeräuber furchterregende Tattoos und Augenklappen malen lassen. Schärpen, Fernrohre und Kopftücher bastelten sie, am Strand draußen feilten Geduldige aus Speckstein Haifischzahn-Amulette.
Die zuständige Fachberaterin der Stadt, Doris Steinen, hatte mit rund 200 Kolleginnen und Kollegen und viel Liebe zum Detail in der Innenstadt eine Abenteuerwelt für alle Sinne entstehen lassen. Mit nackten Füßen ging es über einen kleinen Parcours, über Korken, Sand und Rindenmulch zur Gruselhöhle, in Kästen mussten die Minipiraten Muscheln und Ringe erfühlen, die im Wasser schwammen. [...]
[Kölner Stadt-Anzeiger, 25. 09. 2000]
--
«Schnellster Reider» [...]
In packenden Finalläufen um den «Schnellsten Reider» wurde in sechs Kategorien um Siegerehren gespurtet. [...]
Während unsere Schweizer Athleten in Sydney zurzeit äusserst erfolgreich auf Medaillenjagd gehen, taten es ihnen am vergangenen Samstag gegen 250 junge Reiderinnen und Reider gleich. Fiel die bei Jung und Alt beliebte Austragung des «Schnellsten Reiders» im Frühling infolge Kälteeinbruch und Dauerregen buchstäblich ins Wasser, verwöhnten die Wettergötter die Teilnehmer beim zweiten Anlauf mit einem herrlichen Herbsttag. So war denn dem einen oder anderen Sprinter beim frühmorgendlichen Startschuss noch etwas kalt um die Beine. Gegen Mittag jedoch wohnte die Sonne dem gelungenen Anlass gleich selbst bei und liess das Thermometer in angenehme Höhen steigen. Ganz zur Freude des Veranstalters, versteht sich. [...]
Konnte sich bei den Knaben Vorjahressieger Louis Frank - eher unkonventionell barfuss startend - mit einem Vorsprung von über einer Sekunde souverän durchsetzen, kam es bei den Mädchen zu einem spannenden Finish [...]
[Zofinger Tagblatt, 26. 09. 2000]
Ich weiß nicht so recht, wo sich in der Schweiz Reiden befindet - aber wie wir anderen Berichten bereits entnehmen konnten, sind barfußlaufende Mädchen und jungen bei den Wettläufen im St. Gallener Raum doch sehr "konventionell", weil allenthalben üblich ...
--
Solo - Karriere auf der Opernbühne fest im Blick
[...] Yvonne Berg denkt mal wieder ans Koffer packen. Erst wenige Wochen ist es her, dass die 24-jährige Musikstudentin in Kopenhagen auf der Bühne stand, bald zieht es sie nach Paris. In der französischen Hauptstadt will sie sich auf ihr Examen im Zweitfach Französisch vorbereiten und den Bereich Kulturmanagement näher kennen lernen.
Kultur, besonders Klavier spielen und Singen sind für sie ein unverzichtbarer Bestandteil ihres Lebens [...]
"Als Solistin erfolgreich zu sein, wäre schon eine tolle Sache. Doch die Branche ist hart, die Konkurrenz groß", meint Yvonne Berg. [...] Doch neben dem Können ist manchmal auch der Zufall hilfreich: "Zwei Wochen vor der Aufführung wurde ich gefragt, ob die Rolle von Hänsel in der Oper "Hänsel und Gretel" übernehmen wollte." Für Yvonne Berg keine Frage - trotz der kurzen Vorbereitungszeit sagte sie zu. [...] Doch die Arbeit an der dänischen Opern- und Gesangsschule "FOF Rodovre-Kopenhagen" unter der Leitung von Lilian Noval und Gerhard Pohl war "ein tolles Erlebnis": "Ich bin dankbar für diese Chance, in einer Oper mitwirken zu dürfen. So konnte ich nicht nur als Sängerin, sondern auch als Darstellerin neue Erfahrungen sammeln."
Barfuß, in Lederhosen und mit Kurzhaarperücke konnte sich die Mezzosopranistin über den Beifall der Zuschauer freuen: "Das Glücksgefühl nach einem gelungenen Auftritt, der Beifall - das entschädigt für manchen Stress und das tägliche Üben." [...]
[Neuß-Grevenbroicher Zeitung, 27. 09. 2000]
--
Und nun zu Olympia :
--
Kalenderblatt 2000: 10. September Hamburg (dpa) - Das aktuelle Kalenderblatt für den 10. September: HISTORISCHE DATEN
1960 - Barfuß läuft der Äthiopier Abebe Bikila in Rom zum Marathon- Olympiasieg
[Walsroder Zeitung und andere, 11. 09. 2000]
Olympia in Sydney ließ vor Beginn schon mal grüßen. Weitere Barfuß - bei - Olympia - Meldungen waren dann:
Olympiade: Kunterbuntes Spektakel lässt die Kälte vergessen
Es war eine gigantische und farbenfrohe Eröffnungsfeier, an der sich die rund 110 000 Zuschauer sowie die Hauptdarsteller erfreuen konnten. Aber der Auftakt der 27. Olympischen Sommerspiele geriet zu einem Marathon, der vor allem für die Aktiven an einem kühlen Frühlingsabend zum Härtetest wurde. "An der Kleiderordnung durften wir nichts ändern", sagte Wilfried Kindermann. Der leitende Arzt der deutschen Olympia-Mannschaft hatte deshalb zu möglichst viel Unterwäsche geraten, um Erkältungen vorzubeugen. [...]
Manchen störte die Kälte, andere waren Feuer und Flamme für die Veranstaltung. Mehrere Sportler aus afrikanischen Ländern erschienen barfuß, nur leicht geschürzt und doch gut gelaunt. [...]
[Hannoversche Allgemeine, 16. 09. 2000]
--
Barfuß und ohne Hantel mitten ins Paradies
Für die meisten Athleten sind die Olympischen Spiele der Höhepunkt ihrer Karriere. Für das Athleten-Quartett aus Ost-Timor sind sie noch viel mehr. Der Ausflug in eine Welt, die mit der ihren nicht viel gemeinsam hat. [...]
Rennschuhe sind Luxus. In Ost-Timor sind sie sogar ein Vermögen wert. Aber Aguida Amarel ist nicht reich. Und deshalb hat sich die junge Frau auf die größte Stunde ihres Lebens, auf den olympischen Marathon, in dem sie am Sonntag als außergewöhnlichste Athletin starten wird, einfach barfuß vorbereitet.
Schlecht gepflasterte Straßen hat sie gemieden und ist am liebsten immer am Strand von Dili entlanggelaufen. Tag für Tag. Hunderte von Stunden. "Gestört hat nur'', sagt sie, "dass überall die Patronenhülsen herumlagen.'' Sie musste "höllisch aufpassen'', um sich nicht zu verletzen. Um nicht ihren Traum von Olympia zu gefährden.
Aguida Amarel gehört zu der vierköpfigen Gruppe aus der indonesischen Unruheprovinz, die in Sydney als "Internationale Olympische Athleten'' startet. Es gibt nicht viele Sportler außer diesem stolzen Quartett, die sich mehr freuen, überhaupt am Ende einer gefährlichen und strapaziösen Odyssee in Sydney angekommen zu sein. "Ich habe in der letzten Woche schon oft weinen müssen vor Glück'', sagt Aguida Amarel, "ich wünschte nur, wir könnten demnächst mehr Athleten zu den Spielen schicken.''
Die Geschichte der vier Athleten aus Ost-Timor ist die Geschichte eines Boxers, der ohne Handschuhe trainierte, eines Gewichthebers, der sich selbst provisorische Hanteln zusammenbastelte, und von zwei Marathonläufern, die sich barfuß oder mit Straßenschuhen für die gut 42 Kilometer lange Herausforderung vorbereiteten.
"Das Wichtigste ist, dass wir hier sind, dass wir Ost-Timor vertreten'', sagt Amarels Marathonkollege Calisto de Costa. Nicht nur in den Arenen und Hallen, sondern auch als Sprachrohr gegenüber der Weltpresse, gegenüber einem Heer von 10000 Journalisten aus allen Kontinenten. "Einige Interviews habe ich schon gegeben'', sagt Aguida Amarel, "aber Laufen ist mir lieber.'' [...]
Mit acht Jahren hat de Costa zu laufen begonnen. "Alle sagen, dass ich viel Talent habe'', sagt er, "aber wie kann man es nutzen, wenn man keine Schuhe hat.'' Genau wie Aguida Amarel verdankt er sein erstes Paar dem australischen IOC-Funktionär Kevin Gosper, der bei einem Besuch in Ost-Timor Mitte Juni Fußabdrücke der beiden Sportler auf ein Papier zeichnete und das passende Schuhwerk zuschickte.
"Mister Gosper hat sich rührend um uns gekümmert'', sagt de Costa. Seit zwei Wochen ist er nun in Sydney. Aus der Verwüstung, dem Chaos und der Gefahr ist er "in ein Paradies gekommen''.
Was 99 Prozent der Athletenfamilie mit Selbstverständlichkeit erleben, ist für de Costa "eine unglaubliche Erfahrung''. Man sieht es auch an den strahlenden Augen, wenn er von den "großen Autos'', dem "üppigen Essen'', den "riesigen Kaufhäusern'' und den "schön gekleideten Menschen'' spricht [...]
[Stuttgarter Zeitung, 23. 09. 2000]
--
Das Konzept der Frau Lau bringt dem Ruderverband zweimal Gold
Obwohl der Deutsche Ruderverband mit sechs Medaillen so erfolgreich ist wie kein anderer, gibt es Probleme. [...] Sechs Medaillen - zweimal Gold, einmal Silber und dreimal Bronze - gewann der Deutsche Ruderverband bei den Entscheidungen am Wochenende, zwei mehr als 1996 in Atlanta und mehr als jeder andere Ruderverband. Der Sportdirektor Michael Müller jedoch sagte, "ich lasse den Jubel in meiner Bilanz gleich weg, denn es wird ja sowieso immer nur nach unseren Problemen gefragt''. [...] Die Abwesenheit des Achters gab in Sydney nun endlich den Blick frei auf andere, stärkere DRV-Boote. [...] es [waren ...] nun quasi nur die Ruderinnen des DRV, die Leistungen brachten. [...]
Die Triumphfahrt hatte die beiden Ruderinnen in ungewohnt gelöste Laune versetzt. Sie scherzten, sie streckten ihre nackten Füße in die Höhe, und am Ende zeigte Katrin Boron sogar vor, dass sie mehr Farbe hat als viele glauben: nämlich blau lackierte Zehennägel. Da zeigte sogar der deutsche Chef de Mission, der ansonsten wenig Grund zum Lachen hat, ein fröhliches Gesicht.
"Bei diesen Ruderfrauen sieht man, dass sie das Herz an der richtigen Stelle haben. Sie sind begeistert und freuen sich, obwohl sie wissen, dass sie in einer Woche wieder vergessen sind'', sagte Klaus Steinbach. Das mag wohl stimmen, aber den Olympiasieg nimmt ihnen keiner mehr. [...]
[Stuttgarter Zeitung, 25. 09. 2000]
--
LEICHTATHLETIK: 50 Sekunden für die Ewigkeit
Cathy Freemans 400 Meter-Sieg als politisches Symbol
SYDNEY (ku). "In Lane 6 - Cathy Freeman." Das Stadion schien zu bersten, als der Sprecher die Laufansage für die 400 Meter machte. [...]
Dem Schuss folgt ein kollektiver Schrei, der 49,11 Sekunden dauert. Vielleicht 10.000 Zuschauer schießen ihr Foto fürs Familienalbum. Cathy Freeman taucht mit ihrem Kapuzenanzug in die Menge ein und läuft wie um ihr Leben. [...]
Cathy Freeman stürmt als Siegerin ins Ziel. [...] Drei Minuten bleibt Cathy Freeman auf der Bahn sitzen. Die Schuhe ausgezogen. Sie bleiben liegen. Barfüßig geht sie auf die vergleichsweise ruhige Ehrenrunde. Welche Fahne wird sie greifen? Erst die australische, dann die schwarz-rot-gelbe der Ureinwohner des Landes, von denen sie abstammt.
Diese Tatsache hat sie so berühmt gemacht. Die Hoffnung auf eine neue Friedenstifterin zwischen denen, denen das Land gehörte, und denen, die es vereinnahmten. [...]
Es war ein begeisternder Lauf in die Herzen der Australier und vermutlich noch vielen Menschen mehr. [...] Sydney erlebte gestern eine große goldene Stunde.
[Rheinpfalz Online, 26. 09. 2000]
Belesene Füße
Georg