Barfuß um die Welt 6, On the "clump" (Hobby? Barfuß! 2)
Erst mal möchte ich allen danken, die meine Reiseberichte lesen und immer sehr possitiv reagieren. Es freut einen doch immer wieder, anhand euere begeisterter Komentare zu sehen, das meine Berichte auch gut ankommen. Da bekommt man richtig Lust, in den Erinnerungen zu kramen und weitere Erlebnisse in das Forum einzubringen.
Heute möchte ich noch genauer auf meine Wandertouren im australischen Outback in der Umgebung vom Ayers Rock und Alice Springs eingehen.
Der Ayers Rock wird von den Ayers Rock oft nur "the clump" genannt, er ragt ja einsam und alleine aus der weiten ebenen Landschaft, wie von einem Riesen abgelegt und vergessen. Ebenso die Olgas, eine Felsformation etwa 30km vom Ayers Rock entfernt. Die Olgas sind etwas mehr verwittert und tiefe Felsschluchten durchziehen sie.
Was meine barfüßige Aktivitäten angeht, war es schon so, dass unser Busfahrer, der auch gleichzeitig als Tourleiter für die Sicherheit der Gruppe verantwortlich war, sehr skeptisch war und oft auch sagte, dass ich ohne Schuhe nicht mitwandern kann. Wie Julia in ihrem Kommentar auf meinen letzten Bericht ja auch schon sagte, wird da eindringlich vor Schlangen, Spinnen, Skorpionen und anderem Getier gewarnt. Deshalb untersagte der Tourleiter mir, bei längeren Wanderungen barfuß zu gehen. So beschränkte ich mich meist auf kürzere Barfußstrecken, z.B. am Ende einer längeren Tour. Die Möglichkeit, eine schriftliche Erklärung abzugeben, dass ich meine Barfußaktivitäten auf eigenes Risiko unternehme, wie bei Julia, bestand nicht.
Den Ayers Rock erklomm ich allerdings komplett barfuß. Es war unsere erste größere Tour und jeder kletterte für sich den Felsen hoch, so dass die große Diskussion erst nach unserer Rückkehr entbrannte.
Nun aber zu den Schönheiten solcher Touren im Outback.
Eine erste kürzere Wandertour, etwa 1 Stunde, also mehr ein Spatziergang, unternahmen wir bei den "Olgas". In der Umgebung gibt es viel stacheliges Gestrüpp und auch die in früheren Berichten schon erwähnten "Morgensterne". So hielt sich das Barfußvergnügen sowieso schon in Grenzen und es kam zu keinen Diskussionen. Wie schon erwähnt, ragen die Olgas als einzelne, von Wind und Regen glattgeschliffene und abgerundete, rotbraune Felsen aus der Landschaft. Wie rotbraune Eier eines Dinosauriers erscheinen sie, wenn man von der Ferne auf sie zufährt. In den Schluchten zwischen den einzelnen Felsen wachsen Eukalyptusbäume, und auch Blumen reizen immer wieder zum Fotografieren. Die hellgrünen Blätter des Eukalyptus geben im gleissenden Sonnenlicht einen interessanten Kontrast zum rotbraunen Hintergrund der Felsen. Die Lichteinfälle in den Schluchten sind je nach Tageszeit fantastisch.
Nach der Kurzbesichtigung der Olgas, ich hätte hier gerne mehr Zeit gehabt, wendeten wir uns der Hauptattraktion des australischen Outbacks zu, dem Ayers Rock. Vor allem am Abend, wenn der berühmte Farbwechsel am Felsen stattfindet, wimmelt es hier von Touristen, man hat alle Mühe, eine geeigneten Platz zum Fotografieren zu finden, weil immer irgend jemand vor der Kamera hockt. Die besten Plätze sind schon Stunden vor Sonnenuntergang besetzt. So richtig intensiv ist das Farbenspiel ohnehin nur, wenn einzelne Wolken das Licht der untergehenden Sonne brechen. Wenn der Himmel, wie zu der Zeit als wir da waren, ganz klar ist, bleibt das Farbenspiel eher blass.
Am frühen Morgen, noch vor Sonnenaufgang, starten wir zum Gipfel. Wie gesagt, kletterte ich von Anfang an barfuß. Der Felsen ist ja nach oben etwas abgerundet, so dass die steilsten Steigungen gleich zu Anfang kommen. Hier gibt es an der markierten Aufstiegsroute eine Kette, an der man sich nach obenziehen kann. Weiter oben wird es dann immer flacher und einfacher zu gehen. Der Felsen aus rotem Sandstein ist von Wind und Wetter glattgeschliffen, einzelne Furchen und "Mini-Täler" durchziehen ihn, sie sind durch abfließendes Regenwasser ausgewaschen. Hier sammeln sich dann auch oft Scherben von zerborstenen Colaflaschen, man muss schon aufpassen, wo man hintritt. Der Felsen selbst gibt für die nackten Füße kaum Probleme auf, keine scharfen Kanten und Spitzen, keine kleine Steinchen und auch kein dorniges Gestrüpp, es wächst garnichts. Der Felsen ist absolut glatt. An steilen Stücken hat man manchmal Probleme, Halt zu finden und nicht abzurutschen, vor allem wenn man schwitzt und die Füße feucht sind. Ein Ausrutscher auf dem Felsen, vor allem im unteren steilesten Teil, würde wahrscheinlich tötlich enden.
Oben angekommen, hat man einen atemberaubenden Ausblick in alle Richtungen. In der Ferne, aber völlig klar, liegen die Olgas in der Landschaft, sie erscheinen hier irgendwie fremd und nicht hingehörend, weil es sonst, außer dem Ayers Rock selbst, keinerlei Erhebungen in der Umgebung gibt. Über die Entstehung dieser beiden markanten Felsgebilde streiten sich die Wissenschaftler noch.
Ich machte ein Gipfelfoto von mir selbst. Dazu schraubte ich den "Fisheye"-Vorsatz auf mein Kameraobjektiv. So erhielt ich einen Bildwinkel von annähernd 180 Grad und brauchte die Kamera nur schräg vor mich zu halten und bekam einen kreisrunden Bildausschnitt mit leicht nach oben gewölbten Horizont, der mich in voller Größe, einschließlich Füße, sowie den gesammten Felsen auf dem ich stand und winzig klein im Hintergrund die Olgas in der weiten roten Landschaft umfasste. Ein echtes "Top-off-the-world"-Foto!
Der Abstieg war dann doch schwerer, als der Aufstieg. Vor allem musste ich höllisch aufpassen, nicht abzurutschen, zumal die Sonne inzwischen gehörig einheizte und der Schweiß immer schneller ronn. Ich schaffte es aber dann doch ohne größere Probleme und schlitterte dann abends in das nächste "Abenteuer". Das der Diskussion über den Sinn oder Unsinn meiner barfüßigen Aktion.
In Alice Springs gab es dann einen Relaxingtag am Swimmingpool.
Der abendliche Spielbankbesuch machte mich auch nicht reicher, eher ärmer... Also konnte ich mir immernoch keine thongs kaufen und war auch weiterhin fast immer ganz barfuß.
Für die Wanderung im Kings Canyon zog ich dann, auf intensives Drängen des Tourleiters, doch die Stiefel an und lief nur an besonders "geeigneten" Stellen barfuß, wie z.B. Wasserpasagen und ähnliches. Ganz am Ende zog ich dann die Schuhe doch aus und lief barfuß zum Bus zurück. Der Canyon selbst ist fantastisch, für Fotografen gibt es unzählige Motive. Steile Felsen, kleine Flüsse und Teiche, Eukalyptuswälder, bizzare Felsgebilde, fast wie der Grand Canyon im Kleinformat. Die Wanderung durch den Canyon dauerte etwa einen halben Tag.
Der Cathrine-gorge ist ein weiteres Highlight im australischen Norden.
Eine Schlucht die zum größten Teil von einem See ausgefüllt ist,sie wirkt fast wie ein norwegischer Fjord. Nur die Temperaturen von ca 40 Grad wird man in Norwegen nicht antreffen. Dementsprechen besteht die Vegetation auch aus Eukalyptuswäldern und nicht aus Fichten. Die Schlucht ist ein fantastisches Kanurevier, wir waren jedoch mit einem Ausflugsboot mit Platz fur 50 Personen unterwegs. Eine "Wanderung" (ca 2km), die ich mit freundlicher Genehmigung barfuß machte, führte uns zu einem Wasserfall. Herrlich klares kühles Wasser plätscherte da von einem ca 20 Meter hohen Felsen herunter, in freiem Fall. Genau das richtige bei der schwühlen Hitze, dieses Vergnügen ließ sich keiner entgehen. Eine Dusche unter'm Wasserfall, herrlich. Hier waren dann alle barfuß.
Zum Schluss noch eine Frage an Julia: Warst du auch barfuß auf dem Ayers Rock?
Beim Nachdenken über diese Reise fällt mir übrigens noch etwas ein, was gerade am heutigen Tag erwähnenswert ist. Am Anfang der Bustour fragte mich eine mitreisende Deutsche, die schon seit fast einem halben Jahr in Australien war und für die diese Bustour der Abschluss sein sollte, was es den in Europa für Neuigkeiten gibt. Das war im März 1987 und ich erzählte ihr, dass der damals neue sowietische Parteichef Gorbatschov in der damaligen UDSSR Freiheit und Demokratie einführen wolle. Diese Nachricht war damals ganz neu und revolutionär. Die Mitreisende reagierte mit Ungläubigkeit, das erschien zu absurt und nicht ernstzunehmen. Die Folgen dieser damals kaum ernstzunehmenden Nachricht können wir heute zum 10ten Male feiern!
Dies nur so nebenbei, weil es mir gerade einfiel, als ich mir meine Australienreise nochmals vor Augen führte.
So, nun habe ich alles nochmals genau durchgelesen, dass mir nicht wieder solche haarstreubenden Rechtschreibfehler unterlaufen, wie im letzten Beitrag... Falls sich doch welche eingeschlichen haben- naja, Einstein war auch nur in Mathe ein Genie!