1 Woche barfuss in Mc Pom (D) (Hobby? Barfuß! 2)

Marc (CH) @, Monday, 25.09.2000, 20:43 (vor 8763 Tagen)

Es ergab sich die Möglichkeit vom 9.9. -16.9. noch kurzfristig eine Woche Ferien zu nehmen. Das liess ich mir nicht entgehen und weil ich im Sommer während meiner Freizeit eh nur selten Schuhe trage, beschloss ich diese Ferien einfach mal barfuss zu beginnen und das solange zu bleiben wie’s mir wohl dabei ist. Ich lud also kurzerhand meinen Canadier auf’s Autodach, packte das Nötigste zusammen, auch ein Paar feste Schuhe und ein Paar Birks. Da kam auch schon der erste Patzer. Als ich morgens um 4 Uhr mit dem Gepäck zum Auto runter ging, hatte ich einfach keine Hand mehr frei für die Birks. Nach etwa 30’’ rumstudiern kam mir in den Sinn, dass man diese Dinger ja auch mit den Füssen tragen kann. Gedacht getan...dann kamen sie allerdings unter den Vordersitz wo sie auch bleiben sollten. Also steuerte ich, natürlich barfuss, mein Ziel, die mecklenburgische Seenplatte an. Über die A5, A6, A9, A10 und A24 kam ich nach 2 Tank- und Esstopps, in Mirow, das liegt etwa 100 Km nördlich von Berlin, auch an. Ob beim Tanken oder dem Besuch der Autobahnraststätten, zu meinen baren Füssen nicht ein einziger Kommentar. Mir fielen auch keine besonderen Blicke auf, jedenfalls nicht anders als sonst auch. Da ich nach 12 Std Fahrt und dem Aufbau meines Zeltes keine Lust mehr hatte auch noch die ‚mobile Küche’ in Betrieb zu nehmen, ging ich nach einer wohltuenden Dusche zurück zum Zelt und wollte mich etwas besser anziehen um irgendwo etwas zu essen. Obwohl ich mich abgetrocknet hatte, waren meine Füsse bereits wieder voll Sand. Irgendwie nicht so toll um in eine frische Hose zu schlüpfen. Also funktionierte ich meine faltbare Abwaschschüssel von Ortlieb kurzerhand in ein Fusswaschbecken um. Und fortan schlüpfte ich nur mit frisch gespülten Füssen in meine Ausgangshose oder nachts zurück in den Schlafsack. Da es mittlerweile bereits nach acht Uhr war, bewegte sich die Temperatur so um die 12°C. Dies merkte ich allerdings erst nach dem ich etwa 3 min zu meinem Auto zurückgelaufen war und den Thermometer im Armaturenbrett ablas. Das zu passierende Waldstück und den Sandweg empfand ich auch bei diesen Temperaturen als sehr angenehm. Ein Bisschen Herzklopfen hatte ich ja schon als ich im Wollpulli, langer Jeans und barfuss in die Gaststätte eintrat. Aber das war völlig unnötig. Wie man es erwarten kann, wurde ich sehr höflich von einem Kellner bedient und von meinen nackten Füssen nahm auch keiner der anderen Gäste Notiz. Es ist schon faszinierend wie viel mehr man erlebt wenn die Füsse direkt auf dem Untergrund stehen. Nach dem recht kühlen Prkplatzboden signalisierten sie in der Gaststätte warmen Holzboden und die für’s Auge nicht sichtbaren Tischbeine waren aus kühlem Metall. Der rechte Fuss meldete eine klebrige Stelle der Linke beim berühren der Fussbodenleiste an der Wand, Staub. Für’s Auge machte die Gaststätte allerdings einen sehr sauberen Eindruck....Auf dem Heimweg hielt ich mitten im Ort noch kurz an um am Automaten meine D-Mark Börse wieder etwas zu füllen. Was mich an den Orten in den neuen Bundesländer fasziniert sind die vielen alten Strassen. So auch hier in Mirow. Auf alten Pflastersteinen schlenderte ich zur Bank an der Ecke. Im Automatenraum war dann schön warmer Kunststeinboden. Ein paar Touristen die ich kreuzte grüssten freundlich und gingen fröhlich ihres Weges. Tags darauf machte ich eine Erkundungstour durch Neubrandenburg. Neben den alten Strässchen gibt es da natürlich auch viele moderne ‚Cityroads’ und Plätze. Allesamt aber sehr barfussgängig. Die Stadtmenschen waren nicht anders wie jene in der Provinz. Selbst die Wachtleute im hypermodernen Einkaufscenter so à la amerikanische Mall, liessen mich überall durch und in Ruhe einen Espresso an der Bar trinken, wo meine mittlerweile etwas dunkel gefärbten Füsschen, quitschfidel zwischen den metallenen Fusstangen der Bar und des Barhockers hin und her turnten. Die nächsten Tage war mehr Hand und Armarbeit gefragt. Die Füsse genossen indes die warmen Sonnenstrahlen während ich von Mirow nach Rheinsberg paddelte. Zur Sicherheit hatte ich auch ein Paar feste Schuhe dabei, aber weder an den Schleusen noch auf den Campingplätzen hab ich sie jemals gebraucht. Mac Pomm und auch Brandenburg sind für Barfüsser richtig paradisisch. Die vielen Wanderwege bspw durch Honi’s ehemaliges Jagdrevier, sind wohl das gehfreundlichste was meine Füsse bisher gespührt haben. Oft sind die Wege aus gefestigtem Sand oder aber Sand mit Moos und Gras bewachsen. Echt tolles feeling und wirklich empfehlenswert. Aber auch die Orte bieten Fussgenuss pur. Abgesehen von den interessanten Strassenbelägen, gibt es auch so gut wie keine Schotterwege. Naturwege sind da oben einfach aus Sand. Mal härter mal wiecher ganz wie’s beliebt. Ich wurde kein einziges mal auf meine baren Füsse angesprochen, geschwiege denn dumm angemacht. Auch dann nicht als ich barfüssig mit hochgekrempelter Outdoorhose und 3-Tage Bart, Schloss Rheinsberg auch von innen besichtigte. Die Aufsichtspersonen grüssten freundlich und lächelten mir zu. Das Schloss ist übrigens ein ganz besonderes Fusserlebnis. Nicht ein einziger Raum der zu besichtigen ist, fühlt sich kalt an. Überall sind Holzböden, Parkett, Riemen etc. verlegt. Die Struktur der alten Riemenböden ist ganz besonders faszinierend und ich realisierte einmal mehr, wie viel einem Beschuhten doch entgeht. Nach einer Woche ging es meinen Füssen einfach prächtig. Nicht eine einzige Schramme oder Blase und die morgendlichen Temperaturen von so 10°C empfanden sie als äusserst angenehm erfrischend. Auch am abendlichen Lagerfeuer war es ihnen Pudelwohl und ich konnte problemlos bis nach Mitternacht mit Paddelkumpels ohne Fussverkleidung palavern. Einige denken jetzt sicher, dass ich einen zünftigen Schnupfen oder zumindest ein Gehüstel aufgelesen hätte. Aber weit gefehlt, meine vom Bürostaub verstopfte Nase, war wieder frei wie nie zuvor. Die letzte Nacht gönnte ich mir in der sehr schön renovierten Jugendherberge von Prebelow. Schuhe kamen schon gar nicht aus dem Auto und waren auch nicht nötig. Die andern Gäste nahmen meist gar keine Notiz von meinen nackten Füssen oder aber sie lächelten mir wie gewohnt freundlich zu. Ich jedenfalls genoss meine Woche barfuss sein, wie ich schon lange keine Ferien mehr genossen habe und ich werde mit Sicherheit wieder in die Nordostdeutschen Lande gehen und barfüssern als wärs die natürlichste Sache der Welt. Ist es ja eigentlich auch, oder?

Fuss zum Gruss
Marc (CH)


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