Barfuss in Finnland (Hobby? Barfuß! 2)

Kai @, Friday, 22.09.2000, 21:55 (vor 8765 Tagen)

Hallo Forum,

im August war ich mit meiner Freundin mal drei Wochen per Rad in Finnland unterwegs.
Insgesamt war ich nicht ganz so viel barfuß unterwegs wie ich eigentlich geplant hatte. Ursprünglich wollte ich barfuß radeln, tat dies aber dann doch nur an wenigen Tagen, da bei 5-6 Stunden radfahren die nackten Füße irgendwann vom ständigen punktuellen Druck der Pedale zu schmerzen beginnen. Gerade bei langen Radtouren merke ich dann doch die positiven Seiten von Schuhen mit fester Sohle - in diesem Fall Leder-Trekkingsandalen von Lowa.
Die mehr abseits gelegenen Waldpfade sind barfuß sehr gut zu gehen. Als Barfüßer hat man halt auch oft den Vorteil, dass nasse oder schlammige Abschnitte weniger abschreckend sind als für Turnschuhträger (grins). Gerade in den ausgedehnten Birken-Mischwäldern ist die Bodenoberfläche sehr angenehm und lädt (auch wenn wirs nicht gemacht haben) zu längeren Barfuß-Trekkingtouren ein.
Barfuß in Finnland ist man zwar fast ebenso exotisch wie in Deutschland, allerdings sieht man vereinzelt doch auch andere Barfüßer rumlaufen - jedoch keine Barfüßerinnen. Was mir auffiel, war dass ziemlich viele jüngere Kinder (so unter 10 Jahren) barfuß herumliefen. Es hatte dabei so um die 20 Grad und man konnte gut in T-Shirt und kurzen Hosen rumlaufen.
Besonderes Aufsehen erregt man barfuß nicht, was vielleicht aber auch mit der sehr zurückhaltenden finnischen Art zu tun hat. In den Geschäften, die ich teilweise barfuß betrat, war das überhaupt kein Thema. Allerdings fror ich mir einmal fast die Füße ab, als ich länger vor einem der dort üblichen ellenlangen Milch-Kühlregale stand und die frostigen Luftmassen den Boden auf winterliche Verhältnisse kühlten.
Auffallend war, dass sogar auf den Campingplätzen praktisch niemand barfuß lief, dafür aber halb Finnland (zumindest in Helsinki) barfuß in Sandalen steckte - ohne weiße Tennissocken!
Ein kleines Thema am Rande sind die Mücken. Jene kleinen blutrünstigen Sauger, denen das Blut meiner Freundin nicht schmeckt und dafür bei mir neben der Hauptmahlzeit auch noch Vorspeise und Dessert abzapfen. Irgendwie schienen ihnen die Adern meiner Füße besonders zu gefallen, zumindest sahen diese irgendwann aus wie Streuselkuchen. Ob ich nun dort zuwenig vom Mückenmittel aufgetragen hatte, das Gras alles wegwischte, oder ein mysteriöses Drittes wirksam war - barfuß war ich ein gefundenes Fressen für die Tierchen. Ich bin ja nur froh, dass wir nur im Süden Finnlands waren, wo die Mücken angeblich noch sehr zahm und dünn gesät sind, verglichen mit den Gebieten Nordfinnlands.

Soweit mal kleine Impressionen aus dem Land der Saunen (wo dann aber alle barfuß sind...)

Kai

Barfuss in Finnland

gonzo, Saturday, 23.09.2000, 01:16 (vor 8765 Tagen) @ Kai

Ein kleines Thema am Rande sind die Mücken. Jene kleinen blutrünstigen Sauger, denen das Blut meiner Freundin nicht schmeckt und dafür bei mir neben der Hauptmahlzeit auch noch Vorspeise und Dessert abzapfen. Irgendwie schienen ihnen die Adern meiner Füße besonders zu gefallen, zumindest sahen diese irgendwann aus wie Streuselkuchen. Ob ich nun dort zuwenig vom Mückenmittel aufgetragen hatte, das Gras alles wegwischte, oder ein mysteriöses Drittes wirksam war - barfuß war ich ein gefundenes Fressen für die Tierchen. Ich bin ja nur froh, dass wir nur im Süden Finnlands waren, wo die Mücken angeblich noch sehr zahm und dünn gesät sind, verglichen mit den Gebieten Nordfinnlands.
Soweit mal kleine Impressionen aus dem Land der Saunen (wo dann aber alle barfuß sind...)

Das animiert mich, auch ein Erlebnis aus Finnland zu erzählen. Vor ein paar Jahren war ich (mit Stiefeln) auf einer Trekkingtour im Lemmenjoki Nationalpark (ziemlich im Norden), gottseidank in einem mückenarmen Jahr. Als ich an einem sonnigen Nachmittag zu einer dieser Schutzhütten mitten im Wald kam und dort ganz alleine war, ließ ich Rucksack und Stiefel stehen und ging barfuß spazieren. Es kam natürlich, wie es kommen mußte: Nach einiger Zeit wurde ich übermütig und übersah ein Holzstück, das prompt brach und sich in meine Fußsohle bohrte. War natürlich eine blöde Sache, keine schwere Verletzung zwar, eher eine schramme, aber halt eine ungünstige Stelle, wenn man zig Kilometer am Tag gehen muß. Ich fürchtete vor allem, daß sich die Schramme entzünden würde, deshalb pausierte ich dann zwei Tage, bis das Ding so weit verheilt war, daß ich mich wieder in meine Stiefel reingetraut habe. Naja, zurück bei der Hütte, kamen auch schon zwei Finnen an. [Aha, hier ist das Textfeld aus. Fortsetzung folgt......]

Barfuss in Finnland

gonzo, Saturday, 23.09.2000, 01:26 (vor 8765 Tagen) @ gonzo

Naja, zurück bei der Hütte, kamen auch schon zwei Finnen an.

Der eine ging (für einen Finnen) sehr aus sich heruas, indem er sich als Mediziner outete und mir seine Hilfe anbot. Als ich ihm die Entstehungsgeschichte der Wunde schilderte, sagte er zwar nichts, schaute aber schon kurz so, als ob er es für ein bißchen verrückt hielte, im Wald barfuß herumzulaufen. Am Abend, als wir die Saunahütte in Betrieb nahmen, war es für die beiden aber plötzlich ok, barfuß herumzulaufen ... Der Abend nahm dann übrigens noch eine amüsante Wendung: Nach dem dritten Aufguß spazierten wir nackt und krebsrot auf dem Waldweg auf und ab, es dämmerte schon ziemlich, da kam plötzlich ein Trupp ältlicher deutscher Feministinnen um die Ecke gekeucht ... aber das ist eine andere Geschichte. :-)

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