Nochmal kurze Hosen - lange Hosen, pseudowissenschaftlich :-) (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo [asc], hallo Forum!
Daß Barfußlaufen auffällig ist, hängt vor allem mit unserem Bildverarbeitungssystem (d.h. unserem Gehirn) zusammen. Unsere Augen können eigentlich nur einen sehr kleinen Punkt scharf abbilden (den, auf den wir gerade schauen), aber wir haben ein relativ großes, sehr unscharfes Gesichtsfeld. Nach rechts, links und unten sind es fast 90°, nach oben etwas weniger. Unser Gehirn registriert in diesem Gesichtsfeld vor allem Bewegungen, weshalb wir den Mercedes, der uns von links die Vorfahrt nimmt, auch registrieren, wenn wir geradeaus schauen. Daher wird das Gesichtsfeld auch beim Sehtest für die Führerscheinprüfung überprüft.
Was das Gehirn ebenfalls meldet (auch im Bereich des Gesichtsfeldes) und damit ins Bewußtsein bringt, sind Abweichungen von abgespeicherten gewohnten Bildern und Mustern. Und da gilt: je größer, desto auffälliger, genau wie bei der Bewegung. Den Mercedes von links nehmen wir schneller und stärker war, als den kleinen Vogel von rechts. Das grelle Gelb eines großen Werbeplakates an dem wir vorbeischlendern, erkennen wir eher als die kleine gelbe Blume am Straßenrand. Das bischen nackte Haut eines Barfüßigen mit langen Hosen fällt nicht so in's Gewicht wie die nackten Beine und Füße des kurzberockten. Und da wir Barfüßer auf der Straße von der "Norm" abweichen, landet der scharfe Blick eben auf den Füßen und bleibt dort mehr oder weniger lang haften. Das gleiche gilt beim (unbewußten) Abscannen einer Person, allerdings hat hier die lange Hose gegenüber der kurzen keinen Vorteil mehr. Am Strand (barfuß = normal), wandert der Blick vielleicht auch nach unten, bleibt aber nicht hängen (von Ausnahmen mal abgesehen).
Ich habe das schon sehr oft beobachtet: Eine Person kommt mir auf der Straße entgegen ("Scansituation"), erkennt mich, mustert mich, schaut mehr oder weniger lang und auffällig auf meine Füße und reagiert amüsiert/irritiert/verwundert etc. (die Bewertung ist eine andere Geschichte). Die Wahrscheinlichkeit für dieses Verhalten zufällig auf der Straße entgegenkommender Passanten ist unabhängig von der Länge der Hose (ich trage allerdings auch keine Schlaghosen, die die Füße fast komplett verdecken) recht hoch.
Daß sich Leute, die mich zunächst nicht direkt anschauen ("Gesichtsfeldsituation", z.B. Nachbarschlange an der Supermarktkasse) plötzlich nach mir umdrehen und auf meine Füße starren, passiert mir hingegen in kurzen Hosen sehr viel öfter, als in langen.
Diese Abweichungen von gewohnten Bildern lenken nicht nur den Blick auf das Ungewohnte, sondern sorgen auch für eine mehr oder weniger lange Abspeicherung im Kurzzeit- (manchmal auch Langzeit-) Gedächtnis. Ich bin mir sicher: Wenn man 100 Leute, die mir auf der Straße begegnen wären, kurz nach der Begegnung nach meiner Barfüßigkeit fragte, würden sich die allermeisten daran erinnern. Nach meiner Haarfarbe gefragt, hätten viele Probleme. Am Strand hingegen wüßten genausoviele nicht mehr, ob ich Badelatschen oder keine anhätte. Ob das Auto, das mir gerade entgegenkam, rot oder grün war, weiß ich Sekunden später nicht mehr, aber an den seltenen Oldtimer erinnere ich mich sogar noch abends.
Wenn die Leute also nackte Füße "anstarren" ist das kein Grund zur Panik, wir sind einfach so programmiert! Und das wird sich auch nicht ändern, solange wir kein Volk von Barfüßern sind.
Serfuß,
Jörg