Barfußlaub Raum Südpfalz (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Sunday, 13.08.2000, 21:36 (vor 8805 Tagen)

Hallo Forum,

in der vergangenen Woche habe ich mit meiner Frau noch einige Urlaubstage im Raum Landau / Pfalz verbracht. Da wir ausreichend Platz im Auto hatten, habe ich zwar (man weiß ja nie) verschiedene Paare Schuhe mitgenommen, aber die verbrachten den gesamten Urlaub im Koffer.
Für die erste Nacht hatten wir, um nicht sonntags vor Ort noch suchen zu müssen, im Karlsruher Etap - Hotel eine Übernachtung gebucht. Auf der Fahrt dorthin sind wir durch den Odenwald gefahren und im Fremdenverkehrsort Lindenfels in das Burgfest "geraten". Wegen des Trachtenumzuges musste man außerhalb parken und in den Ort hineinlaufen, vorbei an den schon wartenden Zuschauern. Dass ich barfuß ging, fanden offenbar einige irgendwie bemerkenswert, aber wenn man warten muss, ist ja auch jedwede Abwechslung willkommen ... Im Zug ging (leider) niemand barfuß mit, ebenso wenig später auf der Burg. Dafür hatte allerdings das Mädchen neben uns in der Bank eine hässliche Blase von ihren (wohl selten getragenen) Lackschuhen ...
Im Etap hat sich übrigens wirklich niemand für meine nackten Füße interessiert (das haben einige von Euch aus anderen Häusern der Kette auch schon berichtet), auch nicht bei dem sogenannten Frühstücksbüffet am nächsten Morgen.
Da aber Barfußtoleranz auch nicht das einzige Kriterium ist und uns die Atmosphäre des Etap ansonsten nicht so gefiel, haben wir uns in der Südpfalz eine Privatunterkunft gesucht und auf einem Bauernhof auch gefunden. Da hat es dann drei Tage gedauert, bis die Vermieterin in sehr freundlicher Art sagte, dass ihr auffiele, dass ich immer barfuß wäre ... und sie als Kind immer barfuß gelaufen wäre, es jetzt aber irgendwie nicht mehr könnte (das habe ich in letzter Zeit übrigens mehrfach gehört). Es ergab sich jedenfalls ein kurzes und nettes Gespräch dazu.
Da meine Frau schon länger am Fußgelenk herumlaboriert, war an gemeinsame Wanderungen leider nicht zu denken, und so haben wir mit dem Auto die Umgebung erkundet, waren z. B. auch im Elsass (auf Burg Fleckenstein) und im Nordschwarzwald (in Bad Herrenhalb und Bad Wildbad auf den Urlaubsspuren unserer Eltern) sowie in Baden - Baden. Nirgendwo habe ich irgendwie den Eindruck gehabt, mit meinen bloßen Füßen schlecht anzukommen; ganz im Gegenteil : in Bad Herrenalbs Kurpark ergab sich am Kneippbecken ein nettes Gespräch mit einem etwas älteren Herrn, der vergnügt barfuß über den Rasen lief und am Wassertreten großen Spaß hatte; und an der Burgruine Fleckenstein - wo wir übrigens auch an einer Führung teilgenommen haben - kam uns beim Rückweg mit etwas verbissener Miene eine etwa 16jährige barfuß entgegen, die ihre Birkis in der Hand hielt (ich nehme an, sie hatte sich eine Blase gelaufen) - auf sie habe ich hoffentlich motivierend gewirkt (ein Gespräch ergab sich nicht).
Zweimal habe ich meine Frau überreden können, mich alleine für eine Zeit wandern zu lassen - einmal oberhalb von Wildbad im Schwarzwald und einmal am Johanniskreuz im Pfälzer Wald (bei Kaiserslautern). Letzteres erwies sich unvorhergesehen allerdings als Barfußwanderung für Fortgeschrittene, weil ich mir auf der Rundwanderwegekarte einen Rückweg über einen als Pfad (also gestrichelt) eingetragenen Weg (kein Wanderweg) ausgesucht hatte. Die Pfade sind ja naturbelassen (keine im Zweifelsfall mit Schotter präparierten Strecken); dieser beschrieb recht barfußfreundlich einen stetigen Anstieg an einem Hang, aber etwa auf halber Höhe lagen auf über einen Kilometer Länge die Astreste eines Sturmbruchs oder Kettensägenmassakers darauf, was ein recht anspruchsvolles Durchklettern mit sich brachte.
Schließlich aber ging es überhaupt nicht mehr weiter - da war aber der Forstweg, auf den der Pfad einmünden sollte, nur noch knapp fünf Meter über mir. Über einen recht steil liegenden Holzstamm ohne Rinde und Äste und eine Sandsteinplatte gelang mir barfuß wie ich war der Aufstieg (dass ich mit Schuhen hochkekommen wäre, kann ich mir nicht vorstellen) - allerdings mit schlechtem Gewissen, denn wenn ich da abgerutscht wäre und mich verletzt hätte, hätte mich so bald niemand gefunden (Handy hatte ich natürlich auch nicht mitgenommen ...).
Auf der Heimfahrt habe ich meinen Füßen noch abends die Mainzer Altstadt gezeigt, wo man übrigens an einer Stelle, wo der Straßenbelag erneuert wurde und alles geschottert war, netterweise eine Art Mattenbahn ausgelegt hatte (vermutlich aber eher für Kinderwagen und Fahrräder als für Barfüßer).

Übrigens : weil vor einiger Zeit ja barfußfreundliche Urlaubsregionen gesucht wurden : die Südpfalz gehört dazu - jedenfalls wenn man als "Stand-alone-Lösung" zurecht kommt, denn andere Barfußläufer habe ich - außer einigen Kindern und dem erwähnten älteren Mädchen - nicht gesehen.
Aber die Waldwege waren sehr selten geschottert und die Menschen ohne Vorurteile. Dazu noch ein Beispiel : Bei einem der vielen Kirchweih-/ Weinfeste (Kerwe geheißen) hatten wir Station gemacht und ich mich für einen Flammkuchen an der entsprechenden Ausgabe angestellt. Ein Stück des frischen heißen Fladens kam ins Rutschen und flog direkt vor meine Füße, was die Dame an der Ausgabe zu der freundlichen Frage bewegte : "Was hätten Sie denn gemacht, wenn der auf ihre Barfüße geflogen wäre ?". Meine Antwort : "Ich wäre zur Seite gesprungen" (übrigens leichter gesagt als getan, der Platz war geschottert) stellte sie gleich zufrieden ...

Herzliche Füße an alle Barfüßer(innen)
von Georg


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