Barfuß um die Welt1 (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo liebe Barfüßler,
nachdem ich dieses Forum am letzten Montag gefunden habe war ich als erfahrener Barfußläufer natürlich ganz begeistert und habe ja auch schon auf ein paar Beiträge (Ganzjahres-Barfüßern) geantwortet.
Nun möchte ich mich aber erst mal allen vorstellen, damit Ihr wisst, wer ich überhaupt bin und was ich so barfußmäßig mache.
Ich bin 39 Jahre alt und mein barfüßiges Hobby mache ich schon seit über 20 Jahren. Natürlich bin ich auch vorher schon barfuß gelaufen, am Strand, im Schwimmbad und als Kind im Sandkasten, so wie halt jeder. Aber irgendwann dachte ich mir, dass es auch ein interessantes Hobby sein könnte, barfuß zu laufen, bei jedem Wetter, auch im Winter und auf jedem Untergrund. Also nicht nur barfuß im Sport, sondern barfuß als Sport. Den entgültigen Ausschlag gab dann ein Erlebnis an einem brütent heißen Sommertag hier in Karlsruhe. Nach der Arbeit wollte ich mir etwas Kühlung verschaffen und bin mit dem Mofa durch den Wald gedüst, was zwar verboten ist, aber... Bekleidet war ich nur mit einer Badehose. Als ich ca 5 km von meiner Wohnung entfernt war, passierte das Malheuer: Langsam, aber unaufhaltsam entwich die Luft aus dem Hinterreifen des Mofas. Da half alles fluchen nichts, schieben hieß die Devise! Also latschte ich barfuß, wie ich ja war und das Mofa schiebend zurück. Gab sicher ein lustiges Fotomotiv ab: Barfüßiger Mann schiebt plattfüßiges Mofa...
Schon nach der halben wegstrecke meldeten sich die ersten Blutblasen an meinen noch untrainierten Fußsohlen. Ich eierte mehr nach Hause, als zu gehen. Das muß sich ändern, dachte ich mir und ich begann mit regelmäßigem barfußjogging. Und schon bald wurde die Hornhaut dicker und die Strecken länger. Nach einiger Zeit gab es keinen Untergrund mehr, der mich abschrecken könnte. Ich laufe so gut wie immer barfuß ob das nun beim Jogging ist, beim Wandern im Schwarzwald oder bei mehrwöchigen Treckingtouren auf Reisen.
Doch das Barfüßern ist nicht mein einziges Hobby ich fotografiere gerne, wandere gerne, liebe alles, was mit der Natur zu tun hat und ich bin ein Globetrotter. Sagen wir besser: " Jahresurlaub-Globi". Denn das Geld für große Reisen bekomme ich nicht vom lieben Onkel Fritz geschenkt, sondern muß es mir, wie fast alle, hart erarbeiten.
Es ist ja auch interessant, wie Leute im Ausland auf das Barfußlaufen reagieren. Die größte Intoleranz habe ich bisher - man höre und staune - in Australien erlebt. Als ich dort barfuß den Ayers Rock bestieg, was für geübte Barfüßer kein Problem ist (Nur die unzähligen auf dem Felsen zerborstenen Colaflaschen können zum Problem werden), haben mich die Mitreisenden nicht nur als etwas "grazy" sondern gleich als richtig "mad" eingestuft. Auf einer Reise in Namibia haben mir die Mitreisenden gar Regressforderungen angedroht, falls ich ihnen mit meiner Barfußlauferei die Urlaubsfreuden vermiese. Sie sahen sich im Geist schon vor dem nächsten Krankenhaus auf ihren durch "bodenlosen Leichtsinn" verunglückten Kameraden warten. Vor Schlangen, Skorpionen und anderem Getier wurde ich gewarnt. Ich fragte sie, warum die Afrikaner wohl so große Probleme mit der Überbevölkerung haben, wo sie doch ihr ganzes Leben barfuß laufen und auf Schritt und Tritt auf irgendwelche Skorpione, Schlangen und Giftspinnen treten...
Überhaupt,AFRIKA, man kann ja fast sagen, der barfüßige Erdteil ! Wer läuft in Afrika nicht barfuß ?
Da saß ich in Zaire an einem Fluß oberhalb eines malerischen Wasserfalls mitten im Urwald. Natürlich war ich barfuß. Vom nahen Dorf kamen einige junge Frauen, mit ihren Gefäßen auf dem Kopf. Graziös bewegten sie sich, ihre kräftigen barfußgewohnten Füße tasteten sich geschmeidig über den durchwurzelten Trampelpfad entlang des Flusses. Sie trugen bunte Wickeltücher. Für sie ist barfußlaufen so normal und natürlich wie essen und trinken, dachte ich mir. Sie können sich nicht vorstellen, dass es in unserer Welt viele Leute gibt, bei denen barfußlaufen verpönt ist. Sie können sich aber auch nicht vorstellen, das man als Hobby barfuß laufen kann oder als Sport. Es ist ihnen völlig fremd, das es Leute gibt, die aus Prinzip barfußlaufen, oder um zu provozieren ja sogar aus erotischen Bewegungsgründen ! Für sie ist barfußlaufen normal, es ist halt so, für was soll man auch Schuhe tragen? Alle laufen barfuß, das ist keine Überlegung wert, warum. Man grübelt ja auch nicht darüber, warum das Wasser nass ist...
Die Frauen stiegen die Uferböschung hinab und tauchten ihre Gefäße ins Wasser. Dann gingen sie wieder zurück, lachend und kichernd.
Wir machten am nächsten Tag eine Wanderung zu den Berggorillas in den Virungavulkanen. Ein mehrstündiger Fußmarsch durch schwühlen Urwald. Aber eine herrliche Erfahrung für meine nackten Füße. Der nasse, warme Urwaldboden, mit unzähligen Zweigen und Wurzeln. Nasse Blätter, Gras, Schlamm, Steine, Wasserläufe. Jeder einzelne Zentimeter wird von den Füßen wahrgenommen und registriert - mit Schuhen würde man nur halb soviel erleben. Nasse Farne streifen über die Fußrücken, warme feuchte Erde umschließt sie an weichen Stellen, in denen man einsinkt. Plötzlich und unvermittelt sind sie da, die Gorillas. Friedliche Tiere, die uns anschauen. Nur wenige Meter enfernt sitzt der alte Silberrücken-Mann, ein 250 kg-Koloss. An seinem dicken Bauch lehnt genüßlich seine Frau und er krault ihr mit einem Finger den Kopf, was für eine friedliche Stimmung. Einige Jungaffen spielten in der Umgebung. Wir Menschen sitzen auf der Erde mitten unter ihnen. Einer der Menschenaffen kommt auf mich zu, streckt seine Hand aus, mit gekrümmtem Zeigefinger. Mit dem Rücken seines Fingers berührt er meine Hand und streichelt sie zärtlich, so als wolle er sagen: "willkommen im Club der Barfüßer!"
Eine weitere Barfußwanderung führte mich in den Regenwald am Vulkan Nyiragonga, garnicht weit von Virunga entfernt . Auch hier gab es Barfußerlebnis pur.
Oder die Viktoriawasserfälle: nur barfuß kann man dieses Naturschauspiel richtig genießen. Man läuft ja ständig durch die Gischtwolken des Wasserfalls, die wie ein Wolkenbruch auf einen herunterprasseln. Ich musste über all diejenigen lachen, die mit aufgeweichte und für den weiteren Gebrauch untauglichen Schuhen herumeierten und gar keine Zeit hatten die Naturschönheit zu genießen. Wohl denen, die wie ich, barfuß gingen.
So viel für heute.