Barfuß auf Reisen - Literaturtip Luisa Francia (für die Literaturecke!) (Hobby? Barfuß! 2)

Harald, Friday, 21.07.2000, 20:59 (vor 8828 Tagen)

Luisa Francia ist laut Spiegel die einzige ernstzunehmende Magierin. Nach dem österreichischen Standard ist sie zudem Schriftstellerin, Dichterin, Mutter, Sängerin, Fotografin und noch anderes mehr. Sie ging nach Afrikam Indien, Nepal und Tibet, um Heilrituale und Schamanismus zu erforschen. Sie reist am liebsten allein und sehr oft barfuß, um letztendlich bei sich selbst anzukommen.
Für mich ist Luisa Francia eine faszinierende Autorin von Büchern, die man natürlich zum Großteil unter Frauenliteratur einordnen kann. Für mich als Mann sind diese Bücher aber auch sehr interessant. Am wenigsten frauenspezifisch ist ihr Buch "Die Magie des Ankommens - ein spirituelles Reisebuch zur Entdeckung starker Orte" (Verlag Nymphenburger, 2000). Wem das Thema Kraftorte zu mystisch und Reisen als Grenzgänge im Inneren und Äußeren zu verschroben erscheinen, der findet in diesem Buch ein paar sehr kluge Vorschläge zum Thema "glücklich reisen".
Darunter fallen auch Tips zum Umgang mit der Fußbekleidung:
"Allein reisen heißt, die vielen Arten des Gehens zu entdecken. Nie wird einem so bewußt, was Gehen bedeutet, wie die Füße mit dem Körper verbunden sind, Impulse durchgeben, die Landschaft, die Orte, die Städte "sehen", wie wenn man allein ein unbekanntes Gebiet erforscht. Allein reisend habe ich angefangen, auf meine Schuhe zu achten, wenn ich weiß, es gibt Städte und Straßen, auf denen ich nicht gern barfuß gehen will. Die Füße jaulen auf, wenn sie merken, der Schuh will hier eigentlich nicht gehen. Sie schwitzen, sie reiben sich an den Druckstellen, versuchen, sich breit zu machen. Im Gespräch, in der Gemeinschaft mit anderen sind die Körperempfindungen an fremden Orten oft periphär, tauchen nur als Störungen am Rand auf, die irgendwann zu einer massiven Belästigung auswachsen und erst dann zum Thema werden.
Irgendwann bin ich dann bei Flipflops, bei Gummisandalen gelandet. Schlappschlappschlapp paßt sich mein Gang dem Gang der Marktfrauen, der Fischer, der Händler an. Schlurfschlurf schieben sich die Füße träge in der Hitze vorwärts. Dann wird die Erde weich. Weg mit den Schuhen. Jetzt tanzen die Fußsohlen auf dem Boden, weichen die Zehen spitzen Steinen aus, drücken sich die Fersen in die Erde. Hier ist es feucht und kühl, ah, hier wächst Gras. Hier sind die Steine von Wind und Wetter glattgeschliffen. Meine Füße fangen an, mit dem Hirn zu kommunizieren. Die Nase schnuppert in den Wind hinein, das Wetter ändert sich, Zeit, eine Unterkunft zu suchen. Die Füße rollen sich ab, die Zehen drücken nach, die Hüftgelenke, fein geschmiert, geben nach, die Wirbelsäule geht geschmeidig mit."


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