Artikel über Füße im Juni - P M - Magazin (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Friday, 09.06.2000, 18:24 (vor 8935 Tagen)

Hallo zusammen,

durch Zufall fiel mir das Juniheft des PM - Magazins in die Hände, und darin fand ich einen recht interessanten Beitrag über die Füße des Menschen, über den ich etwas berichten und aus dem ich zitieren will.

»Der Fuß ist ein Kunstwerk aus 26 Knochen, 114 Bändern und 20 Muskeln«, schwärmte schon der Naturforscher Leonardo da Vinci, der dies wusste, weil er Menschenkörper sezierte. Anatomisch betrachtet bilden die 26 Knochen die Hauptabteilung des Meisterwerks: sieben Fußwurzelknochen, fünf Mittelfußknochen und 14 Zehenknochen. Sie formen zwei ineinander gefügte Gewölbe - ein Brückengewölbe in der Längsrichtung, ein Quergewölbe im Vorderfuß.
Damit alle Einzelteile zusammenhalten und funktionieren, sind zahlreiche Bänder und Muskelstränge »verbaut«. So gelingt es dem Fuß, zwei völlig widersprüchliche Grundforderungen zu erfüllen - er muss beweglich sein und flexibel wie ein Handschuh, zugleich aber fest und stabil. Außerdem muss er uns den Stand auf zwei Beinen ermöglichen, während das Körpergewicht bei den meisten Tieren auf vier Stützen ruht.

Dem Autor des Beitrags geht es nicht um Barfußpropaganda (leider). Andernfalls hätte er schon hier sicher ergänzt : ein solches "Wunderwerk der Natur" ist doch viel zu Schade, um regelmäßig weggesperrt zu werden !

Der Fuß in Bewegung ein faszinierender Vorgang. Er setzt unter dein Druck von manchmal zwei Zentnern Lebendgewicht auf der äußeren Ferse auf, kippt über das untere Sprunggelenk und wirkt dabei wie eine Feder. Die Ferse besteht aus Binde- und Fettgewebe, das in unzählige Kammein eingeteilt wiederum im Unterhautfettgewebe verankert ist. Sie übernimmt den Part des hoch effizienten Stoßdämpfers, der beim Laufen die freigesetzte Bewegungsenergie abbremst. Mediziner sagen voller Hochachtung: Es gibt auf der Weit nichts Besseres kein ABS - System, das so feinfühlig und zuverlässig stoppen kann wie der Fuß.
Beim Gehen hat der Fuß nur das einfache Körpergewicht zu verkraften. Beim Joggen dagegen muss er das Zwei bis Dreifache unseres Gewichts abfedern während eines Marathons 12000 mal pro Fuß.

Und gleich zu Beginn des Beitrags rechnet der Autor vor :

Wenn keiner die Füße lobt : die Statistik tut es. Rund 150 Millionen Schritte machen wir mit unseren Laufwerkzeugen gewissermaßen von der Wiege bis zur Bahre, 100000 Kilometer weit tragen sie uns durchs Leben das wären Zweieinhalbmahl rund um den Globus. Eine imponierende Leistung, die man/frau schon als Durchschnittsmensch schafft, der täglich nur etwa drei Kilometer auf »Schusters Rappen« zurücklegt. Kellner, Briefträger, Wandervögel und Langstreckenläufer kommen leicht auf das Doppelte, Dreifache oder noch mehr.

Nach einigen Ausführungen über unterschiedliche Belastungsformen in den verschiedenen Sportarten wird es noch einmal grundsätzlich :

Aber selbst wenn wir nicht mit ihnen gehen, laufen, springen, tanzen oder joggen, müssen die Stützen des Lebens schwer arbeiten. Auch im Stand bewegen wir uns ja ständig, beugen uns nach vom, nach hinten oder zur Seite und verlagern dabei unseren Körperschwerpunkt. Hinzu kommt, dass wir uns oft auf unebenem Untergrund bewegen oder irgendwelche Hindernisse überwinden müssen. Damit wir in diesem Augenblick nicht auf die Nase fallen, muss der Fuß blitzschnell reagieren und korrigierend eingreifen. Dafür sorgen Aberhunderte von Nervenrezeptoren an den Sohlen. Sie liefern dein Gehirn ständig eine Fülle von Informationen über den Standort der Füße und die Beschaffenheit des Untergrunds. Die Antworten des »Computers im Kopf« sind unbewusste Nervenimpulse, die die Muskeln der Füße und Beine zu schnellen Stellungskorrekturen veranlassen.

Nach allerlei Ausführungen über die Sensibilität der Füße, über Reflexzonenmassage, Feuer- und Scherbenlauf wird der Beitrag wieder grundsätzlich :

Wie auch immer: Ohne Fuß kommt jedenfalls nichts voran, ohne Fuß läuft nichts in unserem Leben.
»Mein Körper muss in Bewegung sein, wenn mein Geist es sein soll«" schrieb schon Jean-Jacques Rousseau, rastloser Philosoph der Aufklärung. Doch wie danken wir es dem Fuß? Indern wir ihn schlecht behandeln, ihn zwei Drittel des Tages in mehr oder weniger passende, dunkle, schlecht belüftete Behälter aus Leder, Leinen oder Kunststoff stecken.

Wie wahr !

Oder ihn in unserem Fitnesswahn dauernd Überstrapazieren, sodass wir wegen verknackster Gelenke, gerissener Kapseln und Bänder, entzündeter Sehnen und Knochen vor Schmerzen schreien. Hier zeigt sich: Unsere eigentlich extrem belastbaren und robusten Gehwerkzeuge können irgendwann nicht mehr. Mediziner melden alarmierende Zahlen: Fast sechs Millionen Deutsche leiden unter »Hallux valgus« dieser Zustand tritt ein, wenn der »große Onkel« drückt, was v« allem Frauen triff~ die ihre Füße in zu spitzes, enges Schuhwerk zwängen. Füße hassen, was Frauen lieben, vor allem die jungen mit ihrer neuen Schuhmode. Gemeint sind die extrem hohen Treter mit Plateausohle, die, wie Ärzte vergeblich warnen, den Fuß ruinieren und Gelenke, Sohlen und Zehen schädigen können. Experten schätzen, dass 80 Prozent der Deutschen Probleme mit ihren Füßen haben. Vergrößerte Zehenballen, Hammerzehen, Hühneraugen, Senk und Spreiz- sowie Plattfüße sind die häufigsten Leiden. Das sei vor allem auf schlechtes Schuhwerk schon von Kindesbeinen an zurückzuführen. In späteren Jahren kommen altersbedingte Deformationen hinzu.

Die Einschränkung schlechtes Schuhwerk wird man auch getrost weglassen dürfen, getreu dem Motto : fast immer ist das gesündeste Schuhwerk gar kein Schuhwerk ! Ergänzt durch Bewegungsmangel und Übergewicht führt dies dann zur zwangsläufigen Konsequenz aus dem verbreiteten Fehlverhalten :
Geht es dem Fuß schlecht, weil er überfordert wird, hat das Folgen für Körper. Das Knie tut weh, die Sehnen entzünden sich, es gibt Probleme mit dem Rücken.

Der Beitrag im PM - Magazin handelt nun zunächst von Fußproblemen im Leistungssport, ehe er feststellt :

Statt sich weiter abzuschinden, sollten wir mehr auf die Gesundheit unserer Füße achten. Denn erst diese machten den Menschen ja zur Krönung der Schöpfung. Fossile Fährten [...] sind [...] Zeugen [...] Vorgangs, bei dem sich unsere vormenschlichen Urahnen [...] aufrichteten, um als Zweibeiner die Welt zu erobern. Das Instrument, das sie dabei einsetzten, war eine Weiterentwicklung der Fischflossen. Diese hatten sich, als vor 400 Millionen Jahren die ersten Lebewesen festes Land betraten, [...] in Laufwerkzeuge verschiedensten Typs verwandelt. Für unsere nächsten Verwandten im Tierreich, die Affen, waren nicht Fuße, sondern kräftige Greifhände [...] das ideale Fortbewegungsmittel in den Baumwipfeln der Urwälder. Der Bodenläufer Mensch wurde später mit einem funktionstüchtigen Stand , Stütz und Lauffuß ausgestattet. Die großen Zehen wurden kleiner, und die Zehen insgesamt rückten näher zusammen. Dadurch verloren die menschlichen Gehwerkzeuge aber die Fähigkeit, die von den Affen noch beherrscht wird: das Greifen.
Menschen, die ihre Hände verloren haben, können sich durch intensives Training zumindest einen Teil davon zurückerobern und dann mit den Füßen essen, malen und schreiben.

Der Artikel wendet sich danach noch dem Thema Fußfetischismus zu (z. B. bei Goethe und im Märchen Aschenputtel - hier bei uns natürlich kein Thema !) und endet mit dem Versuch einer interessanten Parallele zwischen Glauben (. In der Bibel spricht der Herr zu Moses: »Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.« Der Papst ehrt die Gleichheit der Armen vor Gott, indem er ihnen die Füße wäscht), Aberglauben und moderrner Promiverehrung : den Fußspuren der Leinwandhelden auf dem Hollywood Boulevard in Los Angeles nämlich.

Das Juniheft der PM sollte noch eine gute Woche im Zeitschriftenhandel zu erhalten sein.

Serfuß
Georg


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